Perikles - Fürst von Tyrus: Tragödie von William Shakespeare
"Perikles - Fürst von Tyrus" ist ein weitgehend unbekanntes Spätwerk von Shakespeare, barock ausufernd und abschweifend wie der hellenistische Roman "Apollonius aus Tyrus", der den Stoff lieferte. Die Lebensgeschichte dieses Perikles hat nichts mit dem Staatsmann Athens zu tun. E...
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Zusammenfassung: | "Perikles - Fürst von Tyrus" ist ein weitgehend unbekanntes Spätwerk von Shakespeare, barock ausufernd und abschweifend wie der hellenistische Roman "Apollonius aus Tyrus", der den Stoff lieferte. Die Lebensgeschichte dieses Perikles hat nichts mit dem Staatsmann Athens zu tun. Eine Geschichte, die sich über sechs Königreiche, über Meere und Kontinente erstreckt, angefüllt mit Verfolgungen und Schiffbrüchigen, Todesfällen und wunderbaren Rettungen, immer neuen Gefahren und ganz zuletzt glücklicher Heimkehr und märchenseligem Frieden. Ein barockes Gleichnis, wie bedroht und ausgeliefert der Mensch ist, auch der hoch geborene, wie jäh es aus sein kann mit Frieden und Sicherheit. Augusto Fernandes macht aus dem Text ein üppig blühendes, sinnliches Theaterfest, ein berauschend naives Schauvergnügen. Dass hier ein szenischer Abenteuerroman vorgeführt wird, ist stets gegenwärtig durch den Erzähler Gower: Altintendant Karl-Heinz Stroux ist ein zerknitterter, mit allen Wassern gewaschener Schelm, der sich mit den Zuschauern über die Figuren mokiert, der Hinweise gibt, die Episode ordnet, schmatzend und grimassierend einen Sinn sucht in diesem grellen Durcheinander. Stroux ist ein mitreißender Entertainer, der zeigt, wie komödiantisch und unmittelbar episches Theater sein kann. Die Einfälle, aus denen Fernandes seine Geschichte bunt und märchenhaft ausbreitet, holt er sich von überall her: Peking-Oper und das Mysterienspiel von Peter Brook, antike Masken und Shakespeare-Bühne, wirbelnde Akrobaten und derbe Jahrmarktsposse. Da fahren plötzlich Köpfe aus dem Boden, züngeln Flammen, spielzeughaft klein wandern Segelschiffe über die Bühne, Aufzüge in prachtvollen Gewändern, Baldachine, Räucherkerzenrituale, eine unablässige Bilderfolge wie aus "Tausendundeiner Nacht". Die verschlingenden Unwetter auf dem Meer - mit einfachsten und doch traumhaft schönen Theatermitteln sind sie eingefangen: Da bauschen sich riesige Segel, schlingern Seile und Gestalten. Überschäumende Feste und unversehens todtraurige Momente, wo einer sich eingesteht, wie erschöpft, verlassen, verzweifelt er ist. Immer sind Musik und Gesang in der Luft, seltsame fernöstliche Instrumente und Klänge fahren oft in die Dialoge. Sie drücken das Unausgesprochene, Unaussprechliche aus, verrätseln die Situationen, sind Ahnungen, Stimmen der Geister und Herzen. Es ist nicht übertrieben, Erich Frieds Übersetzung eine Nachdichtung zu nennen. Sie mischt Reime und Prosa, Episches und Dramatisches, sie bringt barockes Welttheater. [www.theaterkanal.de] |
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