In eigener Sache: Eine Kulturgeschichte der Bewerbung
Der moderne Mensch ist Arbeitsuchender. Um sich auf Arbeitsmärkten gegen Konkurrenz durchzusetzen, bedarf es bestimmter Fähigkeiten. So wird die Bewerbung im 19. Jahrhundert zu einer zentralen Kulturtechnik in modernen Arbeitsgesellschaften: Sie entstand aus der älteren Tradition der Bittschriften u...
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Zusammenfassung: | Der moderne Mensch ist Arbeitsuchender. Um sich auf Arbeitsmärkten gegen Konkurrenz durchzusetzen, bedarf es bestimmter Fähigkeiten. So wird die Bewerbung im 19. Jahrhundert zu einer zentralen Kulturtechnik in modernen Arbeitsgesellschaften: Sie entstand aus der älteren Tradition der Bittschriften und wurde im Lauf der Zeit zu einem Werbeprospekt in eigener Sache. Wo Bewerberinnen und Bewerber sich einst veranlasst sahen, Anstellungsgesuche mit ausufernden Erzählungen persönlicher Schicksale zu begründen, da rückten spätere Bewerberinnen und Bewerber ihre Eignungen und Qualifikationen in den Vordergrund, veranschaulicht in ausbildungsbezogenen Lebensläufen. Der Historiker Timo Luks erzählt nun erstmals die Geschichte der Bewerbung vom späten 18. Jahrhundert bis ins frühe 20. Jahrhundert. Eine Geschichte, die auch von den Veränderungen sozialer Beziehungen erzählt. Sein Buch, anschaulich und elegant geschrieben, ist reich an Beispielen und gibt dabei vor allem Aufschluss über die Funktionsweise des Arbeitsmarkts: nicht als abstrakte, makroökonomische Realität, sondern als Bezugspunkt des täglichen Ringens um ein Auskommen |
Beschreibung: | Im 19. Jahrhundert wird die Bewerbung zu einer zentralen Kulturtechnik moderner Arbeitsgesellschaften. Lange bewarb man sich mit ausufernden Erzählungen ebenso selbstverständlich um eine Anstellung wie um die »Hand einer Dame«, um Gunst oder Freundschaft. Die Bewerbung war weniger Werbung in eigener Sache und mehr ein Bitt- und Gnadengesuch. Angesichts der bestehenden Asymmetrien im Auswahlverfahren mag sie sich auch heute noch so anfühlen. Der Unterschied zur früheren Bewerbungskultur besteht darin, dass es uns nicht mehr freisteht, wirtschaftliche Notlagen, familiäre Schicksale oder unermüdliche, aber erfolglose Anstellungsbemühungen auszubreiten und daraus zumindest einen moralischen Anspruch abzuleiten. Stattdessen zerlegen wir uns in Leistungsindikatoren, die wiederum nur den Schluss zulassen dürfen, dass wir immer und überall optimal performen. . - »Nicht alles und haarklein erzählen! Sonst hat man ja, wenn die Bitte zu einer persönlichen Rücksprache eintrifft, überhaupt nichts mehr zu sagen!« Hanns Heinz Hyemborg, Psychologie der Bewerbung, 1927. - Der moderne Mensch ist Arbeitsuchender. Um sich auf Arbeitsmärkten gegen Konkurrenz durchzusetzen, bedarf es bestimmter Fähigkeiten. So wird die Bewerbung im 19. Jahrhundert zu einer zentralen Kulturtechnik in modernen Arbeitsgesellschaften: Sie entstand aus der älteren Tradition der Bittschriften und wurde im Lauf der Zeit zu einem Werbeprospekt in eigener Sache. Wo Bewerberinnen und Bewerber sich einst veranlasst sahen, Anstellungsgesuche mit ausufernden Erzählungen persönlicher Schicksale zu begründen, da rückten spätere Bewerberinnen und Bewerber ihre Eignungen und Qualifikationen in den Vordergrund, veranschaulicht in ausbildungsbezogenen Lebensläufen. Der Historiker Timo Luks erzählt nun erstmals die Geschichte der Bewerbung vom späten 18. . - Jahrhundert bis ins frühe 20. Jahrhundert. Eine Geschichte, die auch von den Veränderungen sozialer Beziehu |
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