Besatzung:

Es stimmt nicht, was rechte Medien in Polen gelegentlich berichten: Dass deutsche Schülerinnen und Schüler nichts über den deutschen Überfall auf Polen lernen, dass sie nichts über die deutschen Verbrechen wissen, insbesondere nichts über die Vernichtung der europäischen Juden. Was aber stimmt: Die...

Ausführliche Beschreibung

Gespeichert in:
Bibliographische Detailangaben
Körperschaft: Zentrum für Historische Forschung Berlin der Polnischen Akademie der Wissenschaft (VerfasserIn)
Format: Elektronisch E-Book
Sprache:German
Veröffentlicht: Leverkusen Budrich UniPress 2014
Ausgabe:1st ed
Schriftenreihe:Jahrbuch des Zentrums für Historische Forschung Berlin der Polnischen Akademie der Wissenschaften
Schlagworte:
Online-Zugang:DE-B1533
DE-1052
DE-860
DE-859
Volltext
Zusammenfassung:Es stimmt nicht, was rechte Medien in Polen gelegentlich berichten: Dass deutsche Schülerinnen und Schüler nichts über den deutschen Überfall auf Polen lernen, dass sie nichts über die deutschen Verbrechen wissen, insbesondere nichts über die Vernichtung der europäischen Juden. Was aber stimmt: Die schulische Wissensvermittlung in Deutschland konzentriert sich trotz der Anwendung moderner Unterrichtsmethoden auf die Aufarbeitung "eigener", nationaler Erfahrungen der Vergangenheit - so wie dies auch in den Schulen aller anderen europäischen Länder getan wird. Für die Erfahrungen "anderer" ist hier kein Platz, selbst wenn es sich um so enge Nachbarn wie Polen handelt. Darum wird die Besatzung in dieser Narration als Verbrechen geschildert, während es (auch aus praktischen Gründen) nicht als wichtig erachtet wird, sich mit den Strategien des biologischen Überlebens der besetzten Nationen zu beschäftigen, die Strategien der Widerstandsbewegungen zu analysieren usw. Es geht mir hier nicht um eine Konkurrenz der Opferzahlen, die zu einer leeren Rhetorik "großer Zahlen" führen kann (nach der Maßgabe "je mehr, desto besser"), sondern darum, zu verdeutlichen, dass die Besatzung Polens viel mehr bedeutet als die biologische Vernichtung und Zerstörung der materiellen Grundlagen der Nationalkultur (aber auch regionaler, lokaler, ethnischer Kulturen usw.): Täglich durchlittene Angst, persönliche Entwürdigung, Demoralisierung, psychische Verrohung, gesellschaftliche Fehlentwicklungen oder auch physische Ausbeutung. Die nachfolgenden Generationen erbten den unaufgearbeiteten Ballast dieser tragischen Erfahrungen. Ohne die Kenntnis und das Verständnis dieser Prozesse kann man kaum Empathie und neue Didaktisierungen des Kriegsgeschehens erwarten. [Robert Traba: Warum Besatzung?]
Beschreibung:1 Online-Ressource (390 Seiten)
ISBN:9783863882150

Es ist kein Print-Exemplar vorhanden.

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