Glasgemälde: Wappen der Nürnberger Patrizierfamilie Holzschuher:

Das von Rankenwerk eingefasste Wappen der Familie Holzschuher wurde vermutlich bei der Einbettung der Glasgemälde der Bamberger Bibliothek in Kathedralglas 1888 mit historisierender Zielsetzung zur 'Komplettierung' geschaffen, orientiert an der Wappenscheibe der Familie Ammon (Staatsbiblio...

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Format: Dia
Sprache:No linguistic content
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Online-Zugang:Volltext // 2020 digitalisiert von: Staatsbibliothek Bamberg. Exemplar mit der Signatur: Bamberg, Staatsbibliothek -- Glasgem.26
Zusammenfassung:Das von Rankenwerk eingefasste Wappen der Familie Holzschuher wurde vermutlich bei der Einbettung der Glasgemälde der Bamberger Bibliothek in Kathedralglas 1888 mit historisierender Zielsetzung zur 'Komplettierung' geschaffen, orientiert an der Wappenscheibe der Familie Ammon (Staatsbibliothek Bamberg, Glasgem.18). Deren hellgrauer, mit stilisierten Fiederranken gezierter Hintergrund ist hier nachgebildet. Die Form des Wappenschildes und der Kübelhelm, die Schrägstellung des Schildes unter dem halbrechts gewendeten Helm und die Drapierung der Helmdecke, die nach hinten in die Höhe gezogen ist und gerafft Falten wirft, entsprechen Darstellungen der Hochgotik. Hierfür dürfte ein Musterbuch die Anregung geliefert haben. In Betracht käme beispielsweise die Wiedergabe eines Wappens der Nürnberger Familie Haller von Hallerstein von 1376 in einer Publikation von Otto Titan von Hefner aus dem Jahr 1863. Dieses Wappen zeigt als Helmkleinod den Rumpf einer Mohrin, deren roter Mantel gleichfalls nahtlos in die Wappendecke übergeht. Für die Wiedergabe des Wappenbildes und des Mohren könnte eine Publikation von Alfred Grenser aus dem Jahr 1876 Pate gestanden haben. Dort ist das Stammwappen der Holzschuher auf einer Grabplatte von 1499 sowie auf Totenschilden in der Sebalduskirche wiedergegeben. Allerdings erlaubt sich der Glasmaler Eigenmächtigkeiten sowohl beim Wappenbild als auch bei der Helmzier.
Das reguläre Holzschuher-Wappen zeigt in Gold einen schwarzen Holzsohlenschuh; gemeint ist ein "hollänndischer Holtzschuech". Er erscheint regelmäßig als ein Pantoffel mit Schuhboden bzw. Fußbettplatte aus Holz und zwei brettförmigen Stelzen. Das lederne, an der Spitze nach oben gebogene durchgehende Vorderblatt ist am Rist ausgeschnitten. Der Ausschnitt und die Randpartien des Blattes sind mit einem silbernen Saum eingefasst. Das Glasgemälde veredelt diesen Schuh durch Plateausohlen in Form einer Doppelstelze, die nach unten eingezogen sind und in breiten, silbern gesäumten Sohlen enden. An Stelle des Ausschnittes ist das Vorderblatt mit einem aufgesetzten Dekorstück verziert (diese Eigentümlichkeit findet sich bisweilen auch bei den 'regulären' Holzschuher-Wappen). Zum Vollwappen gehört der Helm mit rot-goldenen Decken und als Kleinod ein rot gekleideter Mohrenrumpf mit rotem, golden gestulptem Spitzhut. Auf der Grabplatte von 1499, welche die Helmzier gleichfalls halbrechts wiedergibt, trägt der Mohr zusätzlich eine vom Hals nach hinten herabfallende Gugel, d.h. eine Kapuze mit kragenartigem Schulterstück. Demgegenüber zieht ihm der Glasmaler die Haube bedenkenlos über den Kopf.
Um das nachgeschaffene Glasgemälde den anderen Glasbildern anzugleichen, wurde ihm durch künstlich - und in übertriebener Manier - eingefügte Sprungbleie die Anmutung höheren Alters vermittelt. Die Wahl gerade dieser Ergänzung dürfte dadurch gefördert worden sein, dass es sich um ein redendes Wappen handelt, das obendrein einem der ältesten Patriziergeschlechter der Reichsstadt Nürnberg zugehörte. Wenn die Neuanfertigung tatsächlich 1888 erfolgte, bleibt die Frage, warum Emil Marschalk von Ostheim dem seinerzeit von ihm beauftragten Glasmaler nicht die korrekte Wiedergabe des Wappens auferlegte. Dies mag umso mehr verwundern, als die bibliophilen Interessen des Freiherrn nicht zuletzt der Heraldik galten. Es kommt hinzu, dass im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts die Wappenkunst eine neue Blüte erlebte. Seinerzeit bemühten sich Graphiker darum, ästhetisch ansprechende und sachgerechte Wappenbilder im Rückgriff auf die Heraldik von Gotik oder Renaissance zu gestalten. Von solchen vorbildlichen Wiedergaben ist die bemühte Leistungsprobe des Bamberger Glasmalers weit entfernt. // Autor: Werner Taegert // Datum: 2015
Beschreibung:Technik: Farbloses Glas mit rotem Überfang, rückseitiger Auftrag von Silbergelb, flächendeckendes Schwarzlot, laviert, gekratzt. - Einfassung: Blaues Glas mit Silbergelb und Schwarzlot
Erhaltung: Zahlreiche Sprungbleie
Beschreibung:1 Glasgemälde (Rundscheibe) Ohne / mit Einfassung: 13,5 / 16,5 cm Durchmesser
Format:kostenfrei

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