Nanna Conti (1881 - 1951): eine Biographie der Reichshebammenführerin

Nanna Conti was born in Uelzen near Hanover in 1881. Her father was the etruscologist Carl Eugen Pauli from Barth. Conti' s childhood and youth were influenced by financial hardship. Her father whom she adored influenced her through his tendency towards esoterism, anti-Semitism and nationalism....

Ausführliche Beschreibung

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Bibliographische Detailangaben
1. Verfasser: Peters, Anja 1973- (VerfasserIn)
Format: Abschlussarbeit Elektronisch E-Book
Sprache:German
Veröffentlicht: 2014
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Zusammenfassung:Nanna Conti was born in Uelzen near Hanover in 1881. Her father was the etruscologist Carl Eugen Pauli from Barth. Conti' s childhood and youth were influenced by financial hardship. Her father whom she adored influenced her through his tendency towards esoterism, anti-Semitism and nationalism. She moved in the circles of the Pan-German League (Alldeutscher Verband) and radicalised politically from 1918. She was joined in this venture by her sons Silvio, district administrator in Prenzlau 1933-1938, and Leonardo, Reich Physician Leader (Reichsärzteführer) and Reich health Leader (Reichsgesundheitsführer) from 1939. Nanna Conti trained as a midwife in Magdeburg before becoming a freelancing midwife in Berlin 1905. She lived there and in Mellensee before fleeing to district Segeberg in 1945. From 1918 she committed herself to midwifery policies. After the NSDAP came to power Nanna Conti was announced Head of the German Midwives Association (Reichsfachschaft Deutscher Hebammen/Reichshebammenschaft). Following her death in 1951 a remarkable glorification of this former national-socialistic functionary started among West-German midwives. In obituaries and later texts her influence was reduced to the biggest political success since the founding of the German midwives organisations in the late 19th century: the passing of the Reich Midwives Law (Reichshebammengesetz) in 1938, which has secured the midwives' monopoly within complication-free deliveries until today. Meanwhile it is ...
Nanna Conti wurde 1881 in Uelzen geboren. Ihr Vater war der Etruskologe Carl Eugen Pauli aus Barth. Contis Kindheit und Jugend war geprägt durch finanzielle Sorgen. Der von ihr verehrte Vater beeinflusste sie durch seine Neigung zu Esoterik, Antisemitismus und Nationalismus. Sie bewegte sich im Umfeld des Alldeutschen Verbands und radikalisierte sich politisch ab 1918 gemeinsam mit ihren Söhnen Silvio, Landrat in Prenzlau 1933-1938, und Leonardo, Reichsärzte- und -gesundheitsführer ab 1939. Nanna Conti absolvierte in Magdeburg einen mehrmonatigen Hebammenkurs und ließ sich 1905 in Berlin nieder. Dort und in Mellensee lebte sie bis zur Flucht in den Kreis Segeberg 1945. Ab 1918 engagierte sie sich hebammenpolitisch. Mit der Regierungsübernahme der NSDAP wurde Nanna Conti zur Leiterin der "Reichsfachschaft Deutscher Hebammen" - später "Reichshebammenschaft" - ernannt. Als sie 1951 starb, setzte innerhalb der westdeutschen Hebammenschaft eine bemerkenswerte Verklärung dieser einstigen nationalsozialistischen Funktionärin ein. In Nachrufen und späteren Texten wurde ihr politisches Tun reduziert auf den größten politischen Erfolg seit Gründung der deutschen Hebammenvereine Ende des 19. Jahrhunderts: Die Verabschiedung des "Reichshebammengesetzes" 1938, das den deutschen und österreichischen Hebammen das Monopol auf die komplikationslose Entbindung bis heute sichert. Dabei wird übersehen, dass die Vorarbeiten für dieses Gesetz bereits 1885 begonnen hatten. Ebenfalls bleibt außen vor, dass mit diesem Gesetz jüdische Hebammen von der Berufsausübung ausgeschlossen wurden und durch die mangelnde institutionelle und finanzielle Absicherung der niedergelassenen Hebammen deren Stellung im Gesundheitswesen so sehr geschwächt wurde, dass der Beruf der Hausgeburtshebamme fast verschwand.
Auch gerieten die Verdrängung oppositioneller Hebammen, die Beteiligung der deutschen und österreichischen Hebammen an der Eroberung Osteuropas, der Shoah, der Ausbeutung von Zwangsarbeiterinnen und der Sterilisation und Ermordung kranker und behinderter Menschen sowie die ideologische Beeinflussung einer ganzen Berufsgruppe durch die Reichshebammenschaft für lange Zeit aus dem Blickfeld. Für all dies trug Nanna Conti als "Reichshebammenführerin" die politische Verantwortung. Sie wurde jedoch nie dafür belangt. Selbst der internationale Hebammenverband ICM, der sich 1949 von den ehemaligen nationalsozialistischen Kolleginnen distanzierte, erinnerte sich bereits in den 1950er Jahren wieder ehrend seiner ersten Präsidentin Nanna Conti. Ihr Name wurde 1963 unkommentiert in ein Glied der Amtskette der ICM-Präsidentin eingraviert. Währenddessen verdrängte der westdeutsche Berufsverband erfolgreich die Erinnerung an das materielle Erbe Nanna Contis und sicherte sich so den Zugriff auf "kontaminiertes" Vermögen, das die Reichshebammenschaft dank der guten Kontakte ihrer Führerin zur NSDAP erworben hatte. Die Herkunft dieses Geldes ist durch den Deutschen Hebammenverband bis heute nicht hinterfragt worden. Was immer Nanna Conti 1933-1945 leistete, stand unter dem Zeichen des Hakenkreuzes. Ihre Biographie kann nur als die einer nationalsozialistischen Funktionärin gelesen werden.
Beschreibung:Hebammenwesen, Hebammenverbände, Conti, Reichshebammenführerin, Hebammenschaft, Hebammengeschichte, midwives, midwife
Beschreibung:III, 404 Seiten

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