Proces s protektorátní vládou:
Gespeichert in:
1. Verfasser: | |
---|---|
Format: | Buch |
Sprache: | Czech |
Veröffentlicht: |
Praha
Nakl. Libri
2012
|
Ausgabe: | 1. vyd. |
Schriftenreihe: | Otazníky našich dějin
|
Schlagworte: | |
Online-Zugang: | Inhaltsverzeichnis Abstract |
Beschreibung: | Zsfassung in dt. und engl. Sprache |
Beschreibung: | 254 S. |
ISBN: | 9788072775026 |
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adam_text | Obsah
Úvod
..............................................7
1.
kapitola
-
Charakteristika doby
......................14
2.
kapitola
-
Národní soud
............................23
3.
kapitola
-
Právní podklady
..........................34
3.1
Dekrety prezidenta republiky
.......................34
3.2
Zákon na ochranu republiky
.......................41
4.
kapitola
-
Obžalovaní
..............................59
4.1
Jaroslav Krejčí
..................................59
4.2
Josef
Kalŕus
....................................68
4.3
Adolf Hrubý
...................................73
4.4
Jindřich Kamenický
..............................86
4.5
Richard Bienert
.................................91
4.6Vláda
.........................................98
5.
kapitola
-
Obžaloba
..............................107
6.
kapitola
-
Průběh procesu
.........................146
7.
kapitola
-
Rozsudek
..............................166
7.1
Projednávání rozsudku
..........................166
7.2
Obsah rozsudku
...............................170
8.
kapitola
-
Reakce na proces a rozsudek
..............185
8.1
Reakce politických stran
.........................185
8.2
Reakce veřejnosti
...............................191
9.
kapitola
-
Další osudy
.............................194
10.
kapitola
-
Některé poválečné procesy v zahraničí
.....199
Závěr
............................................214
Summary
........................................218
Zusamennfassung
..................................221
Přílohy
...........................................227
Seznam použitých zkratek
...........................250
Seznam použité literatury a pramenů
.................251
Zusammenfassung
Unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg, der in dem siegreichen
Kampf gegen das Nazi-Regime fürchterliche Opfer moralischer und
physischer Art mit sich brachte, begann man mit der Verfolgung und
der Bestrafung für die begangenen Kriegsverbrechen. Der Wunsch,
der Gerechtigkeit Genüge zu tun, veranlasste nicht nur die
ČSR,
son¬
dern alle vom Krieg betroffenen Staaten dazu, sieh mit der Situation
auseinander zu setzen und mit den Übeltätern abzurechnen.
Meine Arbeit beschäftigt sich mit dem Prozess gegen Protektorats¬
regierung in den Jahren 1945-1946. In diesen Jahren waren in der
Tschechoslowakei viele Prozesse gegen Kollaboranten des zuvor be¬
siegten Dritten Reiches und des ihm unterstellten Protektorats Böh¬
men und Mähren geführt. Aber die grösste Aufmerksamkeit zog dabei
der Prozess gegen Minister der ehemaligen Protektoratsregierung.
Zuerst ist es nötig zu erläutern, was das Protektorat war und wel¬
che Position die Mitglieder dieser Regierung hatten. Und somit wird
auch die Frage beantwortet, warum gerade dieser Prozess so
grosse
Aufmerksamkeit weckte.
Das Protektorat Böhmen und Mähren entstand in der Nacht von
dem 15. auf den 16. März 1939, wenn Hitler den Erlass des Führers
über die künftige staatsrechtliche Ordnung des neubesetzten Terri¬
toriums herausgab. Das Protektorat war also durch einen Erlass er¬
richtet, an dessen Erarbeitung die tschechischen Politiker nicht teil¬
genommen haben. Das Protektorat sollte erlassgemäss autonom sein.
An der Spitze der autonomen Verwaltung hat der Staatspräsident ge¬
standen und neben ihn wurde die zentrale Struktur durch die Regie¬
rung gebildet. Die Zahl der Ministerien wurde reduziert. Seit 1942
haben die Minister als einheitliche Regierung nicht zusammengear¬
beitet, weil der Ministerrat abgeschafft wurde. Die Minister haben
darum ihre Ämter selbständig ausgeübt. In den ersten Jahren haben
sie sich bemüht das Protektorat wirklich autonom zu erhalten, aber
immer stärker Druck von dem Reichsprotektor hat zum totalen poli¬
tischen Rücktritt, Loyalität und Aktivismus geführt.
Die Voraussetzung für die Durchführung der Prozesse gegen Mit-
221
glieder
der Protektoratsregierung (und auch für den Prozess gegen
führende Vertreter Nazi-Deutschlands in Böhmen und Mähren und
gegen Kollaboranten) waren die Dekrete. Als Benesch-Dekrete wer¬
den oft Präsidialdekrete bezeichnet, die von der tschechoslowaki¬
schen Exilregierung in London, während und in Folge des Zweiten
Weltkrieges und in der unmittelbaren Nachkriegszeit bis zur Ernen¬
nung der vorläufigen Nationalversammlung erlassen wurden und spä¬
ter nachträglich von der provisorischen tschechoslowakischen Natio¬
nalversammlung im März 1946 gebilligt wurden. Insgesamt handelt
es sich um 143 Dekrete, davon 23, die im Exil in London erlassen
wurden, und der Rest dann in der Heimat in der Tschechoslowakei
nach der Rückkehr der Regierung aus dem Exil. Es ist nötig zu er¬
wähnen,
dass
die oftmals verwendete Bezeichnung dieser Rechtsnor¬
men als „Benesch-Dekrete irreführend ist, weil die Dekrete von der
tschechoslowakischen Exilregierung insgesamt vorbereitet und nicht
von Edvard
Beneš
selbst erlassen wurden.
Die „Dekrete des Präsidenten der Republik (das ist die offizielle
Bezeichnung) wurden in den Jahren 1940-1945 erlassen. Im rechtli¬
chen Sinne entsprechen sie Erlässen, die der Präsident unter Anhö¬
rung des Staatsrates und auf Vorschlag der Exilregierung, gemäß der
Verfassung der Tschechoslowakischen Republik, im Falle eines Ver¬
fassungsnotstandes einsetzen durfte und die später rückwirkend vom
Parlament ratifiziert werden mussten. Im Grunde befassten sich die
Präsidialdekrete mit der Weiterführung der staatlichen Kontinuität
der Tschechoslowakei sowie mit der Regelung des öffentlichen Le¬
bens innerhalb des nach Kriegsende wiederzuerrichtenden tschecho¬
slowakischen Staates.
Für den Prozess gegen die Protektoratsregierung ist es wichtig
das Dekret Nummer 17 zu nennen, das den Nationalen Gerichtshof
gebildet hat. In diesem Dekret war festgelegt, wie das Gerichtsver¬
fahren ablaufen sollte. Der Nationale Gerichtshof hat in den Senate
entschieden. Der Senat hat aus sieben Personen bestanden. Der Vor¬
steher des Nationalen Gerichtshofes, seine zwei Stellvertretern und
der Vorsitzende der Senate mussten die Berufsrichter sein. Sie wur¬
den durch den Präsidenten der Republik auf dem Vorschlag der Re¬
gierung ernennt. Die Beisitzern der Senate wurden durch die Regie¬
rung auf dem Vorschlag des Justizministers ernennt. Sie wurden aus
den Reihen der verfolgten Widerstandskämpfer ausgewählt.
Das Verfahren wurde auf Vorschlag des öffentlichen Anklägers ein-
222
geleitet. Dieser Vorschlag hat die Jurisdiktion der Ausserordentlichen
Volksgerichte und das ordentliche Gericht aufgehebt. Für das Verfah¬
ren hat die Strafprozessordnung die Geltung gehabt. Die Hauptverfah¬
ren konnten auch in Abwesenheit des Angeklagten stattfinden. Es war
öffentlich und mündlich. Der Angeklagte hat das Recht gehabt, selbst
einen Verteidiger auszuwählen, andernfalls wurde ihm ein Pflichtver¬
teidiger zugeteilt. Die Untersuchung hat nicht stattgefunden.
Wie habe ich schon gesagt, wurde das Hauptverfahren auf dem
Vorschlag des Öffentlichen Anklägers eingeleitet. Nach Abschluss
des Verfahrens hat er einen Vorschlag über die Höhe der Strafe ge¬
macht. Danach durften der Angeklagte und sein Verteidiger sich dazu
äussern. Am Ende beschloss das Gericht in einer Sitzung unter Ans-
schluss der Öffentlichkeit die Strafe. Gegen dieses Urteil gab es keine
Berufungsmöglichkeit. Das Gnadengesuch hat keine aufschiebende
Wirkung gehabt.
Wenn die höchste Strafe - das heisst die Todesstrafe - ausgespro¬
chen wurde, sollte sie innerhalb von zwei Stunden nach der Verkün¬
dung des Urteils vollzogen werden. Auf Wunsch des Verurteilten
konnte die Hinrichtung um eine Stunde verschoben werden. Geschah
die Verurteilung in Abwesenheit, sollte die Hinrichtung innerhalb
24 Stunden nach der eventuellen Festnahme des Verurteilten ausge¬
führt werden. Die Hinrichtung konnte öffentlich sein.
Soweit die Angeklagten nicht zum Tode verurteilt wurden, war Frei¬
heitsstrafe ein häufiger Bestandteil der Strafe. Auch das Vermögen des
Verurteilten fiel an den Staat. Ebenso bestand die Möglichkeit, im Falle
eines Schuldspruchs, dem Verurteilten die bürgerlichen Rechte für eine
bestimmte Zeit, oder auch ad
infinitum
zu entziehen. Die Strafe konnte
auch verschärft werden, etwa durch reduzierte Essensrationen.
Es ist noch nötig zu sagen,
dass
am 19. Juni 1945 das Dekret Num¬
mer 16 „über die Bestrafung von NS - Verbrechern, Verrätern sowie
deren Helfer und über die Ausserordentlichen Volksgerichte heraus¬
gegeben wurde. Im Grunde handelt es sich um so etwas wie Stand¬
gerichte, die schnell und streng urteilen sollten. Auf dem Gebiet der
heutigen Tschechischen Republik gab es 24 ausserordentliche Volks¬
gerichte. Als erstes hat das Volksgericht Brunn seine Verhandlung er¬
öffnet, als letztes hat das Volksgericht in
Eger
im Februar 1946 die Tä¬
tigkeit genommen.
Als „Vater des Retributionsgesetzes in der Kriegs- and Nach¬
kriegszeit wurd der Justizminister aus der Tschechoslowakischen Na-
223
tional-Sozialistischen
Partei,
Prokop
Drtina,
bezeichnet. Im Mai 1947
legte er einen Schlussbericht über den Verlauf und die Ergebnisse der
Retribution
dem Parlament vor. Aber seine Angaben weichen in eini¬
ger Hinsicht von der Statistik ab.
Vor dem Nationalen Gerichtshof haben die politischen Spitzen der
autonomen Protektoratsverwaltung gestanden. Bevor der Prozess ge¬
gen die Mitglieder der Protektoratsregierung begonnen hat, hat man
lange darüber diskutiert, wer vor dem Gericht überhaupt gestellt wer¬
den sollte. Die Ansicht der Vertreter der Exilregierung, der im Lande
verbliebenen Politiker und der Kommunisten sind weit auseinander¬
gegangen. Zu dieser Zeit wurden einige Fragen gestellt. Zum Bei¬
spiel handelte es sich um folgende Fragen: Waren all die automatisch
schuldig, die in der Protektoratsregierung gesetzt haben? Waren dann
auch die Minister schuldig, die mit dem antifaschistischen Unter¬
grund und die Exilregierung zusammengearbeitet haben? Wie sollten
dann die Fälle des Protektoratsministerpräsidenten
Alois Eliáš
und
des Protektoratsministers
Karel Ladislav
Feierabend beurteilt wer¬
den?
Eliáš
war wegen seiner Zusammenarbeit mit dem Exil im Jahre
1942 von den Nazis hingerichtet worden. Feierabend ist 1940 recht¬
zeitig nach London geflohen, wo er sich dann an der Arbeit der Exil¬
regierung beteiligt hat. Auch der ehemalige Innenminister und letzte
Vorsitzende der Protektoratsregierung im Jahre 1945, Richard Bie-
nert, hat mit dem Untergrund zusammengearbeitet und hat sich für
politische Verfolgte eingesetzt. Der nächste war der Finanzminister
Josef Kalfus, der mit der Exilregierung im Kontakt war und sie finan¬
ziell unterstützt hat.
Der Nationale Gerichtshof in Prag hat schliesslich das Verfahren
gemäss der Formel zu führen sich entschieden: zum einen sollten all
diejenigen angeklagt werden, die in der Protektoratsregierung gesetzt
haben und nichts gegen die Okkupanten untergenommen haben, zum
anderen auch all die, die sich aktiv an der Okkupation des Landes
1939 beteiligt haben und mit dem neuen Regime zusammengearbei¬
tet haben oder es unterstützt haben.
Im April 1946 hat in Prag der
grosse
Prozess gegen Mitglieder der
Protektoratsregierung vor dem Nationalen Gerichtshof begonnen.
Angeklagt waren der letzte Regierungschef des Protektorats und der
ehemalige Innenminister Richard Bienert, sein Stellvertreter und ehe¬
maliger Justizminister
Jaroslav
Krejčí,
der ehemalige Finanzminister
Josef Kalfus, der ehemalige Landwirtschaftsminister Adolf
Hrubý
und
224
der ehemalige Verkehrsminister
Jindřich Kamenický.
Der Präsident
des Protektorats,
Emil Hácha,
war bereits im Juni 1945 ins Gefängnis
gebracht und ist dort im Alter von 72 Jahren gestorben. Der Inbegriff
den Kollaboranten, der allseits gehasste und gefiirchtete Protektorats¬
minister für Bildung und Volkserziehung,
Emanuel Moravec,
hat am
5. Mai 1945 Selbstmord begangen. Mit seinem Selbstmord hat
Mo¬
ravec
seine sichere Verurteilung zum Tod vorgegriffen.
Bei dem Prozess gegen Vertreter der Protektoratsregierung han¬
delte es sich um den ersten
grossen
politischen Prozess in der Nach¬
kriegstschechoslowakei. Die Tätigkeit des Nationalen Gerichtshofes
wurde nicht nur von den politischen Repräsentanten und der Presse,
sondern auch der breiten Öffentlichkeit verfolgt. Sie wurde zu einem
Mittel des politischen Kampfes.
Die unterschiedlichen Ansichten der Kommunisten und der Ver¬
treter der Exilregierung sind zu Tage gekommen, zu den Versuchen der
Politiker aller Richtungen, den Prozess zu beeinflussen. Die Kommu¬
nisten haben für die Protektoratsvertreter die Todesstrafe gefordert,
die Vertreter anderer Parteien haben sich dagegen für mildere Strafe
ausgesprochen. Direkten Druck auf den Justizminister
Prokop Drti¬
na
aus der nationalen sozialistischen Partei hat sogar der sowjetische
Botschafter in Prag ausgeübt. Er hat das Interesse der Sowjetmacht
an der Verurteilung zu Höchststrafe übermittelt. Auch die tschecho¬
slowakische Regierung hat sich auf ihre Sitzung mit dem Prozess be¬
schäftigt und hat dem Nationalen Gerichtshof schliesslich vorgeschla¬
gen, mindestens zwei Todesurteile zu fallen.
Am 31. Juli 1946, nach einer rund dreimonatlichen Verhandlung,
hat das Gericht, unabhängig von jeglichen Druck, die Urteile verkün¬
det: kein exemplarisches Todesurteil. Alle wurden aus dem Anschlag auf
Republik, der Unterstützung des Nazi - Regime, dem Verrat und der
Verbrechen gegen die Republik beschuldigt. Ausser
Kamenický
wur¬
den sie auch aus dem Verbrechen der total Einsatzung beschuldigt.
Die höchste Strafe - d. h. die lebenslängliche Haftstrafe- hat Adolf
Hrubý,
der Landwirtschafsminister von 1942 bis 1945 erhalten. Im
Jahre 1951 ist Adolf
Hrubý,
im Alter von 58 Jahren, im Gefängnis ge¬
storben.
Zu 25jährigen Haftstrafe wurde
Jaroslav Krejčí
verurteilt. In der
Okkupationszeit war er Justizminister und von 1942 bis Januar 1945
war er auch Vorsitzender der Protektoratsregierung, bis Kriegsende,
dann Vizevorsitzender der Regierung. Zu 5jährigen Haftstrafe wurde
225
Jindřich Kamenický
verurteilt. Er war Verkehrsminister von 1940 bis
Mai 1945. Der letzte Vorsitzende der Protektoratsregierung, Richard
Bienert, wurde zu dreijährigen Haftstrafe verurteilt. Wahrend des Er¬
sten Weltkrieges hat Richard Bienert im tschechischen Untergrund
für die Entstehung eines unabhängigen Staates gekämpft. Von An¬
fang 1942 bis 1945 war er Innenminister und im Januar 1945 wur¬
de er auch zum Vorsitzenden der Regierung. Für Bienert hat seine
Zusammenarbeit mit dem antifaschistischen Untergrund gesprochen
- Bienert selbst war im September 1939 von Gestapo verhaftet und
auf Initiative von Präsident
Hácha
aber wieder freigelassen worden -
dies verpflichtete ihn in den Augen der Okkupanten zu Loyalität. Am
5. Mai 1945 wurde Richard Bienert auf seinem Weg zum Rundfunk
verhaftet, wo er offiziell das Ende des Protektorats verkünden woll¬
te. Während des Prozess vor dem Nationalen Gerichtshof haben sich
Dutzende von Tschechen für ihn eingesetzt und geschildert, wie er ih¬
nen geholfen hat. Richard Bienert ist noch im Gefängnis im Februar
1949 im Alter von 67 Jahren gestorben. Eigen hat das Urteil für den
ehemaligen Finanzminister Josef Kalfus ausgefallen. Er wurde schul¬
dig befunden, jedoch zu keiner Gefängnisstrafe verurteilt, weil das
Gericht ihm seine enge Zusammenarbeit mit dem Untergrund aner¬
kannte. Kalfus, der die gesamten sechs Protektoratsjahre das Finanz¬
resort geleitet hat, hat die Londoner Exilregierung mit wichtigen In¬
formationen und mit Geld versorgt. In seinem Büro haben oftmals
konspirative Sitzungen stattgefunden. Josef Kalfus ist im Jahre 1955
im Alter von 75 Jahren gestorben. Gegen die Urteile des Nationalen
Gerichthofes in Prag hat die Kommunistische Partei protestiert. Sie
hat höhere Strafen für die Vertreter der Protektoratsregierung gefor¬
dert. Das Gericht ist aber unabhängig geblieben und hat die von ihm
verhängten Strafmasse nicht geändert.
Die tschechoslowakischen Normen haben einen stark standrecht¬
lichen Charakter des Nationalen Gerichts festgelegt und haben einen
relativ schmalen Raum für die Untersuchung der Erfüllung des Tat¬
bestandes gelassen. Dies war bedingt auch durch die zum Teil erfolg¬
reichen Versuche, den Prozess für politische Ziele zu instrumentalisie¬
ren. Insbesondere haben die Kommunisten gestrebt, der Prozess in
ein Instrument des Klassenkampfes umzufunktionieren.
226
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