Ostrowska nostalgia: ilustrowane szkice o dawnym Ostrowie Wielkopolskim
Gespeichert in:
1. Verfasser: | |
---|---|
Format: | Buch |
Sprache: | Polish |
Veröffentlicht: |
Ostrów Wielkopolski
Muzeum Miasta Ostrowa Wielkopolskiego
2011
|
Schlagworte: | |
Online-Zugang: | Inhaltsverzeichnis Abstract |
Beschreibung: | Zsfassung in dt. Sprache u.d.T.: Ostrower Nostalgie |
Beschreibung: | 139, [1] s., [2] k. tabl. złoż. luzem il. kolor. - Ill. 32 cm. |
ISBN: | 9788388480683 |
Internformat
MARC
LEADER | 00000nam a2200000 c 4500 | ||
---|---|---|---|
001 | BV040105770 | ||
003 | DE-604 | ||
005 | 20150529 | ||
007 | t | ||
008 | 120418s2011 a||| |||| 00||| pol d | ||
020 | |a 9788388480683 |9 978-83-88480-68-3 | ||
035 | |a (OCoLC)796205461 | ||
035 | |a (DE-599)BVBBV040105770 | ||
040 | |a DE-604 |b ger |e rakwb | ||
041 | 0 | |a pol | |
049 | |a DE-12 | ||
084 | |a 7,41 |2 ssgn | ||
100 | 1 | |a Banach, Witold |d 1959- |e Verfasser |0 (DE-588)1034406086 |4 aut | |
245 | 1 | 0 | |a Ostrowska nostalgia |b ilustrowane szkice o dawnym Ostrowie Wielkopolskim |c Witold Banach |
264 | 1 | |a Ostrów Wielkopolski |b Muzeum Miasta Ostrowa Wielkopolskiego |c 2011 | |
300 | |a 139, [1] s., [2] k. tabl. złoż. luzem |b il. kolor. - Ill. |c 32 cm. | ||
336 | |b txt |2 rdacontent | ||
337 | |b n |2 rdamedia | ||
338 | |b nc |2 rdacarrier | ||
500 | |a Zsfassung in dt. Sprache u.d.T.: Ostrower Nostalgie | ||
648 | 7 | |a Geschichte |2 gnd |9 rswk-swf | |
651 | 7 | |a Ostrów Wielkopolski |0 (DE-588)4075758-4 |2 gnd |9 rswk-swf | |
655 | 7 | |0 (DE-588)4143413-4 |a Aufsatzsammlung |2 gnd-content | |
689 | 0 | 0 | |a Ostrów Wielkopolski |0 (DE-588)4075758-4 |D g |
689 | 0 | 1 | |a Geschichte |A z |
689 | 0 | |5 DE-604 | |
856 | 4 | 2 | |m SWB Datenaustausch |q application/pdf |u http://bvbr.bib-bvb.de:8991/F?func=service&doc_library=BVB01&local_base=BVB01&doc_number=024962222&sequence=000001&line_number=0001&func_code=DB_RECORDS&service_type=MEDIA |3 Inhaltsverzeichnis |
856 | 4 | 2 | |m Digitalisierung BSB Muenchen 19 - ADAM Catalogue Enrichment |q application/pdf |u http://bvbr.bib-bvb.de:8991/F?func=service&doc_library=BVB01&local_base=BVB01&doc_number=024962222&sequence=000004&line_number=0002&func_code=DB_RECORDS&service_type=MEDIA |3 Abstract |
940 | 1 | |n oe | |
999 | |a oai:aleph.bib-bvb.de:BVB01-024962222 | ||
942 | 1 | 1 | |c 307.09 |e 22/bsb |g 438 |
Datensatz im Suchindex
_version_ | 1804149058182316032 |
---|---|
adam_text | IMAGE 1
NOSTALGIA UTRACONYCH PEJZAZY
SEHNSUCHT NACH DEN VERLORENEN LANDSCHAFTEN
3 2. PRZELOM PODSKARBIEGO § B UEH D D HB
3 PG
.§ BEMUEHUNGEN UND DURCHBRUCH DES KRONSCHATZMEISTERS Z. PIONIER
POZARNICTWA 9
& DIE ANFAENGE EINES BRANDSCHUTZWESENS ~ 3. NAJSTARSZE SWI^TYNIE 13
-X: DIE AELTESTEN TEMPEL 4. OSTROEW NA DAWNYCH MAPACH 21
OSTROEW AUF ALTEN LANDKARTEN J. *NAPOLEORISKA KARCZMA 27
*NAPOLEONISCHER GASTHOF 6. NAJSTARSZE WIDOKI I MIEJSCA, KTOERYCH JUZ NIE
MA 31
AELTESTE ANSICHTEN UND ORTE, DIE ES NICHT MEHR GIBT 7. WSZYSTKO SKUPIALO
SIE WOKOET GARNIZONU 37
ALLES DREHT ES SICH UM DIE GARNISON 8. ZYDOWSKA ATLANTYDA 43
JUEDISCHES ATLANTIS 9. ZAJAZDY, KAWIARNIE, HOTELE 49
GASTHAEUSER, CAFES, HOTELS... 10. OSTROWSKIE ATENY 59
OSTROWER ATHEN 11. KSIOEGAFZE, WYD&WCY, DRUKAMIE 67
BUCHHAENDLER, VERLEGER, DRUCKEREIEN 12. NAJSFYNNIEJSZY WI^ZIEN 75
DER BERUEHMTESTE HAEFTLING 13. OSTROEW NA ZELAZNYM SZLAKU 77
OSTROEW AN DER BAHNSTRECKE 14. OSTROEW MUZYCZNA POTEGA^ 81
OSTROEW - EINE MUSIKALISCHE GROESSE 15. NA SCENIE, CZYLI LUBOWNICY,
AMATORZY, ZAWODOWCY 87
AUF DER BUEHNE: LIEBHABER, LAIEN UND BERUFSKUENSTLER 16. ROZSYPANE PERLY
91
VERSTREUTE PERLEN 17. CYWILIZACYJNY SKOK. W STRONE MONUMENTALNEGO I
NOWOCZESNEGO OSTROWA 97 ZIVILISATIONSSPRUNG. BLICKPUNKTE DES
MONUMENTALEN UND MODERNEN OSTROEW 18. AUTOMOBILOWY OSTROEW 103
OSTROEW DER AUTOMOBILE 19. *WAGON - DUMA MIASTA 107
* WAGON - STOLZ DER STADT 20. WIELKOPOLSKA CZYSTOSC, PARYSKI SZYK 111
GROSSPOLNISCHE SAUBERKEIT, PARISER SCHICK 21. OSTROWIANIE LUBIA^ SIE
ZRZESZAC 115
OSTROWER BUERGER ORGANISIEREN SICH 22. OSTATNIA NIEDZIELA 123
DER LETZTE SONNTAG ZASADY OPISU ILUSTRACJI W ALBUMIE 126
INDEKS WYDAWCOEW POCZTOEWEK, AUTOROEW FOTOGRAFII I ILUSTRACJI
ZAMIESZCZONYCH W ALBUMIE. BESCHREIBUNGSGRUNDSAETZE IM ALBUM VERWENDETEN
ILLUSTRATIONEN VERZEICHNIS VON HERAUSGEBERN DER IM ALBUM AUFGENOMMENEN
POSTKARTEN UND URNEBERN DER LICHTBILDER UND ILLUSTRATIONEN
ZUSAMMENFASSUNG 127
Ostrower Nostalgie
illustrierte Skizzen über die alte
Ostrów Wielkopolski
1. Bemühungen und Durchbruch des Kronschatzmeisters
ЦЈ
Das Album beginnen wir mit der Erinnerung an die Rolle, die Jan
Jerzy
Przebendowski - der Kronschatzmeister
Ψ
-J
am Hof des polnischen Königs August
II.
(des Starken) - in der Geschichte der Stadt gespielt hat.
СЛ
Die erste Gründung der Stadt zu Beginn des
XV.
Jahrhunderts war nicht gelungen, die Stadt entwickelte sich nicht
^2 un(i hat nicht einmal die nächste Umgebung beeinflusst.
Zum Glück war der Eigentümer von
Ostrów
- Jan
Jerzy Przebendowski,
eine der wichtigsten Personen in dem
Staat. Er trat energisch für den Wiederaufbau der Stadt ein. Durch ihn bekam
Ostrów
wieder das Stadtrecht und das
Privileg, vier Jahrmärkte im Jahr zu organisieren und einen Markt in der Woche. Im Dezember der Jahres 1713 kam
er zu seinen Gütern nach Przygodzice , um persönlich den Wiederaufbau der Stadt zu beaufsichtigen. Eine
entsprechende Gründungsurkunde für die Stadt wurde auf dem Schloss zu Przygodzice am 26. Mai 1714 ausgestellt.
Jan
Jerzy
Przebendowski (1639 - 1729) war eine ungewöhnliche, bedeutende Persönlichkeit, der Sohn eines
Landrichters von Lauenburg
Piotr
Przebendowski, des Anführers der Protestanten im Königlichen Preußen.
Przebendowski besuchte das Jesuitenkolleg in
Danzig
und hat zum Katholizismus konvertiert. Er half August den
Starken auf den Thron zu bringen, begrüßte den nach Polen eintretenden Wettiner und wurde zu einem seiner
vertrautesten Anhänger. 1697 wurde er Woiwode von Marienburg und als einziger Pole Mitglied des Geheimen
Kabinetts von August
II.
Die Geschichtsforscher unterstreichen,
dass
Przebendowski sich unter seinen Zeitgenossen durch
Wirtschaftlichkeit, Kenntnis finanzieller Problemen, religiöser Toleranz, Verständnis der Bedürfnisse der Städte und
Notwendigkeit ihrer Entwicklung ausgezeichnet hat. Nach Überzeugung von Prof. Anrzej
Sowa
war er der
hervorstechendste Minister des Königs, denn als einziger Minister hat er versucht, die Elemente der Analyse der
militärischen und wirtschaftlichen Gesichtspunkte, sowie der Elemente der Außenpolitik mit der internen Lage der
einzelnen Länder zu einer logischen Einheit zu verbinden.
Jan
Jerzy
Przebendowski verstarb 1729. Die Frage bleibt ungelöst, ob in Przygodzice oder doch in Warschau,
bestattet ist er in der Reformatenkirche in Warschau, in der sein Grabstein erhalten geblieben ist.
Die Skizze wird mit dem einzigen, erhalten gebliebenen Porträt von Przebendowski illustriert, dessen
Replika
(nach
dem Bild von Adam Manyoki, erhalten im Museum von
Wilanów)
von
Przemysław Rozbicki
gemalt wurde. Hinzu
kommen Urkunden: Gerichtsurkunde eines Prozesses um Hurerei und das Statut der Stadt aus dem Jahre 1717 sowie
eine Medaille, geprägt durch das Museum der Stadt
Ostrów Wielkopolski
anlässlich des 600jährigen Bestehens der
Stadt und 280 Jahre nach der Wiederverleihung der Stadtrechte.
2. Die Anfange eines Brandschutzwesens
Nach dem Tode von Jan
Jerzy
Przebendowski ging
Ostrów
an seine Tochter
Dorota Henryka
und
Franciszek
Bieliński,
damals Woiwode von
Culm
und bald (ab 1732) Hofthronmarschall.
Bieliński
wurde berühmt als ein sehr
leistungsfähiger Verwalter. Er leitete Arbeiten an der Ordnung und zum Ausbau von Warschau, ab 1742 führte er die
Straßenbelagkommission, die innerhalb von zwanzig Jahren mehrere Straßen in Warschau gepflastert hat. Durch
ihn wurde Warschau zu einer modernen Stadt. An die Verdienste von
Bieliński
erinnert der Name einer der
Repräsentaüonsstraßen in Warschau - die
Marszałkowska
Straße.
Marschall
Bieliński
hat der von seinem Schwiegervater übernommenen Stadt die bisherigen Privilegien bestätigt
und am 14. Juli 1730 neue verliehen. Er hat den Bau eines neuen Rathauses mit Kaufmannsbuden samt Warenlagern,
einer Brauerei, Häuser für Ansiedler sowie neuer Straßen veranlasst. Die Konsequenz der Politik von
Bieliński
war
die Ansiedlung von ca. 100 Tuchmacherfamilien aus Schlesien. Die Geschichte weist aus,
dass
die am 5. Februar 1752
in
Otwock
ausgestellte Urkunde als Feuerordnung der Stadt
Ostrów
bekannt wurde und als Gründungs Urkunde der
ersten beruflichen Feuerwehr in Polen angesehen wird.
Die Sorge der einzelnen Eigentümer der Stadt um die Feuersicherheit ist auch in den folgenden Verordnungen
ersichtlich, die die Einwohner von
Ostrów
verpflichten, sich um die Feuerschutzgeräte zu kümmern.
Die Feuerwehr hat in Ostrtnv eine schöne Tradition. Der dynamische Ausbau der Stadt in der 2. Hälfte des 19. Jh. führte
am 14. September 1867 zur Gründung einer freiwilligen Feuerwehr, die damals aus Deutschen, Juden und Polen bestand.
Vor dem zweiten Weltkrieg erhielt die Stadt eine solide Feuerwache mit einem typischen Turm. Im Album
präsentieren wir Lichtbilder der Ostrower Feuerwehrleute, ihr Gerät, Ausgaben aus verschiedenen Anlässen und eine
Extrapostkarte, herausgegeben aus Anlass der Feuerwehrübung am 18. Juni 1905.
3. Die ältesten Tempel
Die erste katholische Kirche wurde 1404 in
Ostrów
gebaut. Die kleine Holzkirche überdauerte bis zum Ende des 18.
Jahrhunderts.
Anfang des 18. Jh. wurde in
Ostrów
die erste Synagoge gebaut, deren Entstehung mit dem Privileg verbunden war,
das am 24. September 1724 durch Przebendowski erteilt wurde . Eine allgemeine Beschreibung und sogar ein Plan
dieser Synagoge befindet sich in der „Geschichte der israelitischen Gemeinde Ostrowo (Hrsg. 1896) von
Aron
Freimann.
Die Ostrower Protestanten erhielten ihre eigene Kirche 1779. Es ist der älteste Bau in der Stadt und der einzige, der
bis heute von drei Ostrower Kirchen, die im 18. Jh. entstanden sind, geblieben ist. Nicht erhalten blieb auch die alte
katholische Kirche aus dem Jahre 1782, ein Holzbau, der nicht viel mehr als hundert Jahre überdauerte. Zum Glück
hat der Priester
Arkadiusz Lisiecki
eine kleine Broschüre mit Lichtbildern von
Antoni
Fiedler (des Vaters des
Reiseschriftstellers
Arkady
Fiedler) herausgegeben, durch die wir sehen können, wie das Hauptschiff, die Seitenaltäre
und die Figuren in der alten Kirche ausgesehen haben.
Ende der 50. Jahre hat sich die jüdische Gemeinde für den Bau einer neuen Synagoge entschieden. Der Grundstein
wurde am 7. April 1857 gelegt, der Bau des Bethauses im mauretanischen Stil 1860 beendet.
127;
Die neue katholische Kirche wurde im neuromanischen Stil (mit sichtbarer rheinischer Provenienz) von
Sylwester
Pajzderski entworfen. Das Projekt wurde geringfügig von Roger
Sławski
modifiziert. 1907 konnte die Kirche geweiht
werden. Das Portal und der Altar wurden vom hervorragenden Künstler aus Großpolen
Władysław Marcinkowski
geschnitzt. Jahrhunderte hat den Ostrower Katholiken eine Kirche ausgereicht, der dynamische Zuwachs an Bevölkerung
in den Zwischenkriegsjahren hat zum Bau der zweiten Kirche geführt. Der Bau der Kirche hat 1938 begonnen.
Das Bauwerk wurde von
Franciszek Morawski
entworfen. Der moderne, modernistische Körper knüpfte an den nicht
zustande gekommenem Architektur-Wettbewerb-Entwurf des Tempels der Göttlichen Vorsehung an. Bis zum Krieg war
die Kirche im Rohzustand fertig. Zum Glück kam es nicht zu dem von den Deutschen befohlenen Abriss der Kirche.
Im Album präsentieren wir das reiche Bildmaterial. Es sind besonders viele Postkarten der alten evangelischen
Kirche und der jetzigen Konkathedrale (das Museum besitzt auch Entwürfe dieser Kirche) sowie der Kirche aus dem
Jahr 1782 vorhanden.
4.
Ostrów
auf alten Landkarten
Die älteste Landkarte mit dem gekennzeichneten Namen
Ostrów
stammt aus Berlin aus dem Jahr 1770, heißt
Supplement
à la
Grande de
la Pologne
und enthält 25 Karten. Auf der Landkarte wurden die Straßen von
Ostrów
eingezeichnet, die vom Markt in Richtung
Krępa
(damals
Kempe
geschrieben) und Breslau ausgehen. Die erste
bekannte Landkarte mit
Ostrów
weist sehr gut auf die Herkunft des Namens unserer Stadt als eines Ortes, der
trockener ist, umgeben von Wasser, Sümpfen und Morast. Von Norden und Westen ist
Ostrów
von einem Fluss
umgeben, im Westen mit einer Gruppe von Teichen durch einen Wasserlauf verbunden, der
Ostrów
von
Krępa
trennt. In der Nähe dieses großen Dorfes - im 19. Jh. wurde es zu einer Vorstadt von
Ostrów
- ist eine sehr
interessante Besonderheit vermerkt - „Swedaschantze - also ein Graben aus den Zeiten des Nordischen Krieges.
Das Ostrower Museum besitzt eine reiche Sammlung von Landkarten aus dem Ende des 18. Jh. und der ersten
Hälfte des 19. Jh., auf denen
Ostrów
gekennzeichnet wurde. Im Album ist
Ostrów
auf Landkarten von: A.
Rizzi-Zannoni, E. J. Reilly, J. W.
Jaeger,
D.
Gilly und D. F. Scotzmann zu sehen.
Ein besonderes Augenmerk ist auf die sich in unseren Sammlungen befindliche Landkarte des Großherzogtum
Posen zu richten, außerordentlich genau hergestellt in der Werkstatt des Posener Litografen Wiktor Kurnatowski, die
in der Folgezeit von den zukünftigen Aufständischen genutzt wurde. Sie zählt zu den belastenden Beweisstücken
während des Verschwörungsprozesses von 1847. Die reichen Details erlauben uns, viele Informationen aus der
Topographie von
Ostrów
und der Umgebung abzulesen in der Wendezeit der 40er Jahre des 19. Jh.
Schließlich können wir auf den nach 1887 herausgegebenen Landkarten schon den Kreis
Ostrów
sehen, wie z.B. im
„Atlas
Ziem Polskich
von
Zygmunt Światopełk Słupski
aus dem Jahre 1911.
5. „Napoleonischer Gasthof
An der Landstraße nach Breslau, an der Straßenmündung von
Ostrów
stand ein Gasthof, den der Volksmund
„Napoleonisch nannte. Es war ein altes Gasthaus, erbaut 1804, das dem Wirt Jan Wolniewicz angehörte. Die Legende
besagt, das in ihm ein Teil des Stabes der Napoleonischen Armee während des Feldzuges nach Moskau zu Gast war.
Der Wirt ließ sich von der Armee anwerben, kam ohne Bein zurück, das er in der Schlacht bei
Smolensk
verloren
hatte. Bis zu^seinem Lebensende blieb er ein fanatischer Anhänger Napoleons und wahrscheinlich stammt daher die
Legende,
dass
er den Kaiser zu Gast hatte. Der Gasthof überdauerte bis in die 70er Jahre des 20. Jh., es blieben Fotos
von dem Gasthof (davon eines vom einheimischen Fotografen - Leon Freyer) und Holzbalken mit eingeschnitztem
Entstehungsdatum des Gebäudes. Den Gasthof haben
Gustaw Bojanowski
und
Jadwiga Żylińska
in ihren literarischen
Werken erwähnt.
Am
Plac Bankowy
(Bankplatz), an dem der Gasthof gelegen ist, befinden sich einige architektonisch interessante
Orte, die deutlich durch die Stadtgeschichte geprägt sind. Auf der gegenüber liegenden Seite ein alter Friedhof mit
einer Urkunde, die bis in das Jahr 1784 reicht. Der Ostrower Friedhof ist somit älter als der
Powązki-
Friedhof (1790)
in Warschau und der Friedhof Rakowicki in Krakau (1803). Er gilt als Begräbnisstätte vieler verdienter Ostrower
Bürger. Daneben steht das im neubarocken Stil 1925 erbaute Gebäude der ehemaligen E.-Estkowski-Grundschule.
Auf der anderen Straßenseite entstand das Gebäude der ehemaligen Bank Polski (1928), erbaut im „Landesstil ,
harmonisch verbunden mit dem modernen Geist des Kubismus. Der Gasthof stand neben der ehemaligen
Mädchenschule, die 1911 erbaut wurde.
6. Älteste Ansichten und Orte, die es nicht mehr gibt
Bis Mitte des 18. Jh. war
Ostrów
ein kleines Städtchen. Sogar zum Ende des Jahrhunderts, als
Ostrów
in die Städte
mit mehr als 2 500 Einwohnern eingestuft wurde - laut genauem Verzeichnis erstellt gleich nach der 2. Teilung -
befanden sich in der Stadt lediglich vier „massive Häuser. Eines von den Häusern, das älteste Wohnhaus in
Ostrów,
überdauerte bis zum heutigen Tag in der
Kaliska
Straße 4. Der Rest waren niedrige Parterrehäuser mit zwei Räumen,
gedeckt mit Schindeln, mit einer Kammer im Hinterhof und Wirtschaftshäusern, gelegen entlang den Straßen;
Raszkowska, Kaliska, Wrocławska, Zdunowska, Kamieniecka, Bednarska
und
Nowoświatowa.
Prächtigere Gebäude
in der Stadt waren: das Rathaus (mit Krämerläden), gebaut 1731 und die Gotteshäuser dreier Konfessionen.
Charakteristische Elemente im Stadtbild des damaligen
Ostrów
waren die Windmühlen, an den Wegen nach Zduny
und Breslau gelegen. Die bescheidene Bebauung der Stadt begünstigte nicht die Aufmerksamkeit der Maler, es
existieren auch wenige Lichtbilder, die noch vor 1897 entstanden sind.
Deswegen sind die ältesten ikonogaraphischen Überlieferungen von
Ostrów
besonders wertvoll.
Fast unbekannt sind zwei Lichtbilder aus dem Jahre 1876 von der Entlassung des Erzbischofs
Mieczysław
Halka-Ledóchowski
aus der zweijährigen Ostrower Haft.
Als Unikat gilt in unseren Sammlungen das Lichtbild von der Fronleichnamprozession aus dem Jahre 1894. Auf
dem ist das Gebäude zu sehen, das früher an dem Ort stand, wo jetzt die Krolowej-Jadwigi-Straße beginnt. Wir
verfügen auch über eine sehr interessante Postkarte, zehn Jahre älter, auf der sich die Fronleichnamprozession von der
Wroctawska-Straße in Richtung Ring begibt.
Viele nicht mehr existierende Gebäude können wir auf lithographischen Postkarten finden: Freilichttheater und
Konzertpavillon am Haus des Schützenvereins, Bierhalle an der Brauerei, Insel „Helgolandke im Sellnow-Park,
Siegessäule, Restaurant Lindenhain und die alte katholische Kirche. Unter den Lichtbildpostkarten zeichnet sich eine
Postkarte mit mehreren Bildern von 1897 aus, u. a. durch das selten dargestellte Stadtpanorama von der Seite von
Wenecja
(sichtbar ist der Turm der evangelischen Kirche, Helme der Synagoge und Gebäude der Brauerei) und den
Bahnhof (vor der Ausbauzeit des Hauptgebäudes) mit dem Lokschuppen.
7. Alles dreht es sich um die Garnison
Es war eine Stadt, wo 16 000 Leute in unbeschreiblicher Langeweile lebten, eine Stadt, deren Leben das Heer und
deutsche Beamten belebt haben. (...) Die Garnison war ein zentraler Punkt, auch das Militärspital und der Magistrat.
Auf diese Weise hat sich Edzard
Schaper
mit Ironie in einem Interview für das Schweizer Radio 1960 an seine
Heimatstadt erinnert. Die Worte
Schapers
bestätigen die Anzahl der Soldaten der Ostrower Garnison, die vor
Kriegsausbruch 1914 die Stärke von 2500 erreicht hatte. In der Stadt war der Stab der 77. Infanterie-Brigade unter
Befehl des Generals Gebhard von Windheim stationiert.
Ostrów
war der Standort des Stabes und der zwei Bataillone
des 155. Preußischen Infanterie-Regiments. Außerdem war hier die 2. Schwadron des 1. Schlesischen
Ulanenregiments „Russischer Zar Alexander
III
stationiert. Es ist nicht verwunderlich,
dass
eine solche Anzahl von
Soldaten das Leben dieser kleinen Stadt geprägt hat. Die Garnison bestimmte das Stadtleben und sicherte vielen
Einwohnern lohnende Einkünfte.
Die ersten in
Ostrów
stationierten Truppen bestanden aus einer Schwadron des 4. Husaren-Regiments des Eugen
von Württemberg, das hier bis zum Sommer 1806 stationiert war. In den Zeiten des Herzogtum Warschau war in
Ostrów
das 7. Infanterie-Regiment untergebracht.
1815 kehrte das preußische Heer nach
Ostrów
zurück, geführt vom Husaren-Major Dolmar. Ab Mitte des 19. Jh.
lag in unserer Stadt die 4. Schwadron des 1. Regiments der Schlesischen Ulanen aus Militsch und die 4. Schwadron
des 1. Ulanen-Regiments der Landwehr in Garnison. Ab 1866 werden sie durch die 4. Schwadron des Kurmärkichen
14. Dragoner-Regiments und das 2. Bataillon des 2. Schlesischen Infanterie-Regiments ersetzt. Später wurde die
Infanterie durch das 155. Preußische Infanterie-Regiment ersetzt und die Dragoner der 1. Schwadron des 1.
Schlesischen Ulanenregiments der „Russischer Zar Alexander
III
ergänzt.
Das Vorspiel zur erneuten Gründung einer polnischer Garnison waren die Geschehnisse vom N ovember 1918. Damals
wurde der Versuch unternommen, das 1. Regiment der polnischen Infanterie zu gründen, das jedoch keine 10 Tage
überdauert hat. Seine Soldaten bildeten dann das sog. Grenz Bataillon, das am 31. Dezember 1918 die Stadt befreit hat.
Nach Kriegsende, im Dezember 1920, wurde die Stadt eine Garnisonstadt des 60. Infanterie-Regiments. Diese
Einheit hat sich ruhmreich im Verteidigungskrieg von 1939 hervorgetan. Sie bestand siegreiche Kämpfe bei
Uniejów
und
Łęczyca,
und hat sich dann durch den Urwald
Puszcza Kampinoska
nach Warschau durchgeschlagen.
Das Museum besitzt eine reiche Sammlung von Postkarten und Lichtbildern, die mit der Ostrower Garnison
verbunden sind. Die preußische Infanterie und Kavallerie ist auf vielen Postkarten präsent. Wir sind auch im Besitz
von zwei
Tableaus
mit Bildern vom Schulabschluss von Infanteriereservisten aus dem Jahr 1906 und von
Kavalleristen aus dem Jahr 1908. Eine echte Rarität in unserer Sammlung ist eine Reservistenpfeife des 155.
Infanterie-Regiments.
Eine Gruppe von Lichtbildern, die im 60. Infanterie-Regiment entstanden sind, gehört zu den zahlreichsten in
unseren Sammlungen, im Album zeigen wir lediglich einen Teil davon - Gruppenbilder von Offizieren und Soldaten,
auch während ihrer sportlichen, musikalischen und theatralischen Aktivitäten.
8. Jüdisches Atlantis
Juden werden in
Ostrów
schon seit 1724 erwähnt, als J. J. Przebendowski ein entsprechendes Privileg ausgestellt hat,
das die Siedlungsbedingungen der Israeliten in unserer Stadt festlegte. In dieser Urkunde hat der Eigentümer von
Ostrów
die Bedingungen für die jüdischen Siedlungen, den Platz für den Bau der Synagoge und die Anlegung des
Friedhofs bestimmt, den Verwalter verpflichtete er zum „Schutz der Juden vor Ungerechtigkeit seitens des Adels, der
Geistlichen und anderer Personen .
Am Ende des 18. Jh. zählte die Gemeinde schon fast 400 Einwohner. Das „goldene Zeitalter der jüdischen
Gerneinschaft fällt in
Ostrów
auf die Jahre 1820-1870. Zu Beginn dieser Periode hat der Prozentsatz der Ostrower
Juden 20 Prozent überschritten, um in den dreißiger und vierziger Jahren sogar 30 Prozent zu erreichen. Kurz vor
dem Völkerfrühling erreichten die Ostrower Juden den Rekordanteil unter der Stadtbevölkerung und machten 1846
mit der Zahl von 1700 Personen 31 Prozent der Stadteinwohner aus. Zwar erreichten in den nächsten Jahren die
Ostrower Juden die Zahl von 2000, aber ihr Anteil ging vehement zurück; vor Ausbruch des 1. Weltkrieges machten
sie nicht einmal 4 Prozent der Ostrower Einwohner aus.
Die jüdische Gemeinschaft von
Ostrów
brachte viele bedeutende Vertreter der Politik, der Wissenschaft und Kultur
hervor. Es ist zu vermerken,
dass
der erste in
Ostrów
geborene Dichter der Jude Jakob Wehlau (1794-1867) war, er
hinterließ in Form von Handschriften ausgezeichnete jüdische Dichtungen. Unabhängig von der genauen
Bestimmung des Geburtsortes von Wehlau waren die ersten bekannten Schriftsteller (beiden Geschlechts), die in
Ostrów
geboren wurden, Vertreter der jüdischen Bevölkerung. Adolf Gertsmann - Dramenvertasser,
Erzählungsautor, Übersetzter, (geb. 1855
Ostrów
- gest. 1921 in Stuttgart) und Hermine Schildberger (geb. 1870)
Dichterin, Publizistin, die unter dem Pseudonym Hermine Fr.
V.
Osscn schrieb. Schon als Einwohnerin von Berlin
wurde sie berühmt durch den Meinungsstreit mit Theodor Fontane, dem führenden deutschen Schriftsteller des 19.
Jh., der in seinem Roman „Stechlin
Ostrów
nachteilig dargestellt hat. In dem vom Museum herausgegebenen Buch
„Po
niemiecku o Ostrowie
(Auf deutsch über
Ostrów)
finden sich u.a. Übersetzungen der Teile „Geschichte der
jüdischen Gemeinde Ostrowo von
Aron
Freimann und
Ostrów
betreffende Teile der „Geschichte der jüdischen
Gemeinden in der Provinz Posen von
Aron
Heppner. Der Text von A. Freimann erschien auch im zweiten Band von
„Studia
Iudaica Ostroviensia .
In diesem Buch ist auch der Bericht von Heinrich Graetz über seinen Aufenthalt in
¡29.
Ostrów
in den Jahren 1841 - 1842 enthalten.
Eine außergewöhnliche Person war der in
Ostrów
geborene Leo Hirsch (1903 - 1943), Schriftsteller, Literatur- und
Filmkritiker, Autor des Romans „Lampion , der teilweise in
Ostrów
handelt.
Die Ostrower Juden waren bekannte Wissenschaftler, Schriftsteller, Ärzte, Kaufleute, Gemeindeverwalter,
Politiker, Theologen. Sie entstammten den örtlichen Familien, deren mehrere Generationen sich unvergesslich in der
Geschichte unserer Stadt eingetragen haben: es waren die Familien Lande, Priebatsch, Hirsch, Kaliski. Ein Teil der
Ostrower Juden machte Karriere in großen deutschen Städten, andere sogar jenseits des Atlantik, in Übersee.
Unser Museum verfügt in seinen Sammlungen u. a. über Bücher jüdischer Schriftsteller aus
Ostrów
(Hirsch,
Gerstmann, Schildberger), Rechnungen jüdischer Firmen, Lichtbilder des Kirkuts und seine Zerstörungen und
unzählige Postkarten jüdischer Herausgeber.
9. Gasthäuser,
Cafés,
Hotels...
Der erste Ostrower Schankwirt wird 1731 erwähnt. Es war ein Deutscher und seine Schänke befand sich im neuen
Rathaus, das ein Jahr zuvor erbaut wurde.
Bis Anfang des 20. Jh. überdauerte ein Gasthaus, das noch an die Zeiten des alten Polen erinnerte. Es war Schauplatz
historischer Ereignisse und auch ein Treffpunkt der Gymnasiasten und Verschwörer. In dem Gasthof, fern vom
wachsamen Auge der preußischen Amtsgewalt, wurde der Fußballklub
„Veneţia ,
der erste in Großpolen, gegründet.
Das Ostrower Gasthaus erwähnte
Zygmunt Krasiński
und
Antoni Szymborski
(Großvater der Nobelpreisträgerin).
Nach Angaben aus dem Jahr 1843 arbeiteten in
Ostrów:
37 Schänken, 6 Restaurants, 7 Gasthöfe und 4 Konditoreien.
Ein unerwarteter Impuls zur Entwicklung der Ostrower
Hôtellerie
und der Gastronomie war die Verhaftung des
Kardinals
Mieczysław Halka Ledóchowski
in der örtlichen Haftanstalt. Aus allen drei Teilen Polens, aber auch aus
weiten Teilen Deutschlands, Österreichs, Belgiens und sogar aus England kamen bekannte Familien und Vertreter
katholischer Vereine, um dem Häftling des eisernen Kanzlers zu huldigen.
Eine stürmische Entwicklung von Hotels, Restaurants, Konditoreien und anderer gastronomischer Einheiten
erlebte die Stadt in den Zwischenkriegsjahren. Im Rekordjahr 1928 arbeiteten in
Ostrów
4 Hotels, 6 Konditoreien
und 37 Restaurants.
Ohne Unterbrechung arbeitet seit ca. 1840 das Hotel
„Polonia
in
Ostrów.
Die Namen haben sich geändert, auch die
Eigentümer. Die heutige Gestalt erhielt das Gebäude 1911. Dank alter Postkarten wissen wir, wie das Hotel vor dem
Ausbau ausgesehen hat und kennen die Schilder der einzelnen Eigentümer: Gottschalts Hotel und Max Kutschker Hotel.
Bis zum 2. Weltkrieg war das „Hotel
Europejski
die komfortabelste Einrichtung, es befand sich an der Ecke der
Straßen
Kolejowa
und
Koszarowa.
In der preußischen Zeit trug es den Namen „Hotel Vier Jahreszeiten . 1920 wurde
es umgebaut und erhielt eine vornehme und bequeme Ausstattung. In unserem Album präsentieren wir Zeugnisse
aus der Glanzzeit dieses Gebäudes: Postkarten, Innenlichtbilder, Personal, Gäste, Preislisten und sogar eine Maschine
für warme Getränke.
Das dritte Hotel der besseren Kategorie war ein Hotel, das in der preußischen Zeit unter dem Schild
„Kornobis
(vom Namen des Halters) bekannt war und nach dem 1. Weltkrieg in „Victoria umbenannt wurde. Es gehörte
zunächst
Antoni
Adamski und dann Jan
Mroziński.
Im Hotel hielten sich die in der Umgebung wohnenden
Landbesitzer auf und im Restaurant weilten die Beamten des benachbarten Gerichts. Den Rang von „Victoria
bestätigt
Jerzy Ofierski
in seinem Roman
„Szuler .
Eine besondere Erwähnung verdienen zwei (von mehreren existierenden) Konditoreien.
Die erste befand sich in einem effektvollen Haus, erbaut nach Vorbildern der Renaissance (eines der
interessantesten Gebäude in
Ostrów)
in der
Wrocławska
Straße und gehörte
Hilary Włodarkiewicz.
1910 wurde
Sylwester
Spychalski der Eigentümer und nannte das Lokal „Grand
Café .
Daher nannte man es im Volksmund das
„Grandka , auch nach dem 2. Weltkrieg, trotz Namensänderung zu „W-Z . Das Lokal hatte sehr gute
Konditoreiprodukte. „Grandka spielte eine Rolle in einer Novelle von
Jadwiga Żylińska
„Was hat der Staatsanwalt
im Grand Cafe gehört?
Genauso architektonisch prunkvoll war die Konditorei
„Café Bellevue ,
im Gebäude neben der schönen Villa von
Kupke.
Das Cafe wurde vor dem 1. Weltkrieg gegründet; zur Sommerzeit hatte es einen Garten im Schatten der Säulen
und nebenan. Das
Café
war oft Motiv auf den Postkarten: das Gebäude, die Innenräume und die Vitrine und der Garten.
10. Ostrower Athen
Das im Jahre 1845 eröffnete Königliche Katholische Gymnasium spielte eine große Rolle in der Geschichte der Stadt.
Das Bestehen der Schule trug zur Entwicklung des örtlichen Drackwesens, der Presse, des Buchhandels bei. Zum ersten
Mal wird in der Geschichte der Stadt eine gebildete Schicht präsent. Die Urheber der Schule (Pfarrer
Kompałła
und der
Gutsbesitzer von
Lewków Lipski)
wählten mit dieser Idee Mitte der 40er Jahre einen viel versprechenden Zeitpunkt, als
die politischen Bedingungen im preußischen Teil Polens noch günstig waren. Das Königliche Katholische Gymnasium
entstand somit in den Jahren, als während der Regierungszeit Friedrich Wilhelm
IV.
eine Lockerung und Milderung der
politisch-repressiven Zustände zu verzeichnen war.
„Pierwsze Sprawozdanie Królewskiego Gimnazyum w Ostrowie od Wielkiej Nocy
1845
do Świętego Michała
1846
(Der erste Bericht des Königlichen Gymnasiums zu Ostrowo vom Karfreitag 1845 bis hl. Michael 1846 ) erschien ein Jahr
nach der Eröffnung der Schule. Die Professoren dieser verdienten Lehreinrichtung waren oft ausgezeichnete
Wissenschaftler, Dichter und Übersetzer. Ihre Werke veröffentlichten sie in Berichten und Gymnasialprogrammen, von
denen wir eine ansehnliche Sammlung in den vergangenen Jahren zusammengestellt haben.
Der erste Direktor, Robert Enger, war Polyglott, Kenner der griechischen Sprache, in den Gymnasialberichten hat er
mehrere Artikel über das griechische und römische Drama veröffentlicht, er schrieb über Aischylos,
Aristophanes,
Plautus.
Antoni
Jerzykowsld (1819-1889), aus Posen kommend, veröffentlichte schon ein Jahr nach der Eröffnung des
Gymnasiums eine „Deutsche Grammatik zum schulischen und privaten Gebrauch der Polen Eine sich besonders
auszeichnende Person war
Antoni
Bronikowski (1817 - 1884), Übersetzer von Piaton, Thukydides, Homer, Xenophon.
Unter den deutschen Professoren war besonders Robert Hassencamp (1848-1902), erfolgreich und berühmt, Spezialist
für die Geschichte Irlands, eine seiner Arbeiten hat er im Gymnasialprogramm herausgegeben. Eine besondere
Anerkennung fand sein Werk „Geschichte Irlands von der Reformation bis zu seiner Union mit England ,
herausgegeben 1886 in Leipzig, zwei Jahre später ist die englische Übersetzung des Werkes in London erschienen. Der
deutsche Historiker Heinrich Brandt veröffentlichte seine Arbeit zur Geschichte von
Ostrów
aus den ersten Jahren der
preußischen Besatzung. Joseph Feldman dagegen veröffentlichte ein philologisches Studium, das
Seneca
gewidmet war.
Auch ein Teil der Professoren der zwanzig Jahre der Zwieschenkriegszeit konnte einen erheblichen Erfolg
verzeichnen, Jan Freidberg hat ein Handbuch der polnischen Geschichte geschrieben, Dr.
Tadeusz Eustachiewicz
arbeitete als Historiker über das Schulwesen in Großpolen, über die Jugendbewegungen und über den Einfluss
Sénecas
auf die polnische Literatur.
Józef Zawierowski
hat sich auf das Werk von Horaz spezialisiert.
Das Knabengymnasium war ein wichtiges kulturelles Zentrum in der Stadt. In der Schule fanden Konzerte,
Theateraufführungen, Vorlesungen statt, ab 1925 wurde das Monatsblatt
„Promień
(Sonnenstrahl) herausgegeben,
es wurden auch Tageblätter veröffentlicht.
Das Museum hat in den letzten Jahren die Mehrheit der im 19. Jh. herausgegebenen Berichte und
Gymnasialprogramme gesammelt. Sie dokumentieren sehr gut nicht nur Arbeitsergebnisse der Professoren, sie sind
auch eine Informationsquelle über wichtige Ereignisse im Schulleben und vieler Merkwürdigkeiten. Wir besitzen eine
ansehnliche Sammlung von Arbeiten Ostrower Professoren und bedeutender Schulabgänger.
11. Buchhändler, Verleger, Druckereien
Die Anfange der Druckereien in
Ostrów
reichen bis 1841 zurück, als Theodor
Hoffmann
in der Stadt die erste
Druckerei und lithographischen Betrieb eröffnete. Vier Jahre später begannen die Verlagsbuchhandlung von J.
I.
Priebatsch und die Buchhandlung von Ehrenfried
Lorentz
mit ihrer Tätigkeit. Die letztere hat ihre verlegerische
Funktion in minimalem Bereich ausgeübt, sie bot Bücher und Musikalien an, in der Verlags- und
Buchhandelsgeschichte hat sie sich nicht eingetragen.
Die Firma von Th. Hoffmann war das am längsten funktionierende Verlagshaus in der Geschichte der Stadt, sie
exisitierte 77 Jahre.
Hoffman
hat von Anfang an alle Berichte und Programme des Königlichen Katholischen
Gymnasiums gedruckt. Die Firma von Hoffmann gab die meisten Drucke der Stadt und des Kreises heraus. Sie war
auch Verleger der ersten Zeitschrift in
Ostrów,
die seit 1852 in der zweisprachigen Version als
„Tygodnik Powiatowy
/ „Kreis Wochen Blatt erschien.
In den Sammlungen des Ostrower Museums sind drei ungewöhnliche Lichtbilder von dieser Wochenschrift
enthalten, sie entstanden frühestens Ende des 19. Jh. Dies beweist schon die Titelseite der Zeitung aus den Zeiten, als
sie nur noch in deutscher Version erschien (obwohl noch polnische Anzeigen gedruckt wurden). Nach der Befreiung
der Stadt von der deutschen Besatzung hat
Józef Dwornik
- ein Mitarbeiter von
Hoffmann
- die Firma übernommen.
Er hat die Druckerei und den Verlag hervorragend entwickelt.
„Tygodnik Powiatowy
änderte den Namen zu
„Orędownik
Ostrowski , die zur populärsten Zeitschrift in der Stadt wurde und erreichte die Auflage von 4000
Exemplaren. Nach dem Tode von Dwornik in 1934 wurde das Unternehmen weiter durch den Schwiegersohn des
Verstorbenen -
Wacław Suszycki
- geleitet. Im Museum sind viele Akzidenzen, Lichtbilder, Kalender, Zeitungen und
Broschüre von
„Orędownik
gesammelt, ein Teil von ihnen ist im Album zu betrachten.
In den Jahren 1845-1895 arbeitete in
Ostrów
eine Firma des jüdischen Buchhändlers J.
I.
Priebatsch, die gerne auch
polnische Bücher druckte, u. a. Werke grechischer Klassiker, durch
Antoni Bronikowski
ins Polnische übersetzt. Bis
1862 hat Priebatsch vierzehn polnische Druckwerke veröffentlicht.
Bis 1896 konnte keine polnische Buchhandlungsfirma länger überdauern (Putiatycki,
Trąmpczyński, Mieczysław
Leitgeber). Erst die Entstehung von
„Gazeta Ostrowska ,
die bald von
Witold
Leitgeber übernommen wurde, hat einen
neues Kapitel in der Geschichte der Ostrower Presse und des Buchhandels eröffnet.
Witold
Leitgeber hat den
buchhändlerischen Beruf in
Ostrów,
Posen, Lemberg, Einsiedeln (in der Buchhandlung der Firma Benzinger &
Co)
und
in Köln gelernt. Außer der Verfassung der Zeitung schrieb und veröffentlichte er patriotische Broschüren, Dramen,
Gedichte. Geplagt durch die preußische Amtsgewalt mit Prozessen wurde er in einem von ihnen zu einem Jahr
Festungshaft wegen der Broschüre über das Museum in Rapperswil verurteilt. Er starb vorschnell im Alter von 33
Jahren. Sein Werk setzte Stefan
Rowiński
fort, der
„Gazeta Ostrowska
zur Blüte gebracht hat. Die Zeitung beeinflusstc
den ganzen südlichen Teil der Provinz Posen, sie hatte seine Ausgaben für
Krotoszyn,
erreichte sogar polnische
Emigrationskreise in Westfalen. Im Album können wir einen Teil der Verlagsergebnisse von Leitgeber und
Rowiński
und das Haus des Verlegers von
„Gazeta Ostrowska
wiederfinden. In dem Haus befand sich die Zeitungsredaktion und
die Druckerei, dort war auch der Sitz der Gesellschaft der Volksbüchereien
(Towarzystwo Czytelni Ludowych
- TCL).
Wir kennen auch die Namen anderer deutscher, jüdischer und polnischer Buchhändler: Jan Ciszewski, Brüder
Theodor und Richard
Cyrus,
Hermann Hayn, Edmund
Mieloszyński, Włodzimierz
und Helena
Niesiołowski,
Georg
Vetter. Ihre verlegerischen Glanzpunkte bildeten Postkarten, die bis heute Objekte der Begierde unseres Museums
und der Sammler sind. Anfangs haben in der Produktion der Ostrower Postkarten lokale Fotoateliers von R. Stange,
Paul Shuppe, Theo Ratzky, Paul Wodak eine wichtige Rolle gespielt. Jede dieser Firmen ist mit Reproduktionen von
Postkarten, Lichtbildern oder mit Firmenaufdrucken auf der Rückseite im Album präsent.
12. Der berühmteste Häftling
Das erste Ereignis, das in entsprechenden Abhandlungen nicht übersehen werden darf und in der Geschichte von
Ostrów
einen gebührenden Platz einnimmt, fallt in die Zeiten des Kulturkampfes. Der erlauchte und
außergewöhnliche Häftling, der F.rzbischof
Halka-Ledóchowski
bewirkte,
dass
der Name
Ostrów
alle polnische
Schichten in den besetzten Gebieten erreichte, so auch katholische Kreise im Westen Europas. Zwei Jahre
(1874-1876) war die Ostrower Haftanstalteines der bekanntesten Sicherheitsverwahrungsorte in Preußen.
Er verstarb am 22. Juli 1902 in Rom. 1927 wurde der Sarg mit dem Leichnam des Erzbischofs feierlich nach Polen
überführt. Bevor die Leiche des Kardinals im Posener Dom bestattet wurde, führte sein Weg durch
Ostrów.
Der Sarg
mit den Gebeinen des Erzbischofs wurde vom Bahnhof in die katholische Kirche gebracht, in der die Einwohner der
Stadt und eingetroffene Gäste noch einmal ihren geistlichen Hirten huldigen konnten.
131
Es sind Lichtbilder von diesen Feierlichkeiten erhalten. Unzählige Stadtbürger füllten die Straßen vom Bahnhof bis
zur Kirche. Vor der Kirche stand schon seit zwei Jahren ein Denkmal des Kardinals, aufgestellt auf dem Sockel, von
dem zur preußischen Zeit der Kaiser Wilhelm
I.
herunterschaute. Wir präsentieren auch Fotos zum Andenken an den
erlauchten Häftling aus der Zelle Nummer 25.
13.
Ostrów
an der Bahnstrecke
Mehr als hundert Jahre war
Ostrów
die Stadt der Eisenbahner. Das Erscheinen unserer Stadt auf der Landkarte der
Bahnstrecken war ein nächster, wichtiger Schritt in ihrer Entwicklungsgeschichte. Zunächst plante man die
Eröffnung der Eisenbahnlinie Posen -
Ostrów
- Kreuzburg für September/Oktober 1875, jedoch konnten nicht alle
Arbeiten termingerecht fertig gestellt werden und so erfolgte in der Konsequenz die feierliche Eröffnung der
Bahnlinie erst am 10. Dezember 1875. Damit begann die Eisenbahngeschichte von
Ostrów.
Die zweite Eisenbahnlinie wurde nach Lissa/Leszno 1888 gebaut, später entstanden noch weitere Verbindungen,
nach Skalmierzyce (1896, verlängert bis
Kalisz
1906), Adelnau (1909) und Großgraben/Grabowno
Wielkie
(1910).
Vor dem Ausbruch des 1. Weltkrieges wird
Ostrów
zur drittgrößten Station bezüglich des Passagieraufkommens in
der ganzen Provinz Posen. Nach Angaben von 1913 hatte Posen 2593 000 Passagiere, Bromberg 992 000 und
Ostrów
449 000. Im Verhältnis zur Einwohnerzahl stand an erster Stelle Grodzisk/Grätz (42,3), an zweiter Stelle
Ostrów
(30,4). Der Koeffizient für die Provinzhauptstadt betrug 16,5.
Die Ostrower Eisenbahner waren jahrzehntelang eine zahlreiche und gut bezahlte Berufsgruppe mit eigenem
Kulturleben, gut organisierter Erholung, Schulwesen sowie gesundheitlicher Versorgung.
Im Album präsentieren wir zahlreiche Lichtbilder des Bahnhofs in verschiedenen Ausbauphasen, Urkunden, die
mit der Geschichte der Ostrower Eisenbahn verbunden sind, alte Fahrpläne, Fahrkarten und Presseberichte über die
Aktivitäten des Eisenbahnmilieus.
14.
Ostrów
- eine musikalische Größe
Die Vertreter der Kultur unterstreichen sehr gern,
dass
Ostrów
eine Stadt von Chören und Festspielen ist, man kann
noch mehr sagen -
Ostrów
ist eine musikalische Größe, die stets neue Kapitel hervorbringt. Der Ostrower Abiturient
Krzysztof Trzciński
begann hier Jazz zu spielen, bekannt als Komeda. Von den einheimischen Jazz Komponisten ist der
in
Ostrów
geborene
Filip
Nowak zu nennen, verewigt in einer Szene des Films „Asche und Diamant und Autor des
Trailers zum Film
„Baza ludzi umarłych .
Ostrower sind Mitglieder der verschiedenartigen und populärsten
polnischen Bands: Stare
Dobre Małżeństwo
(Alte gute Ehe), Big
Cyc, Dżem.
Unsere Stadt hat ebenfalls Preistäger von
Fernsehnnusikwettbewerben hervorgebracht.
Eine Gruppe von Gesangsbegeisterten, gesammelt um
Józef Dwornik,
hat 1888 den Singverein
Towarzystwo
Śpiewackie
gegründet, eine Organisation, die jahrzehntelang im musikalischen Leben der Stadt führend war. Mit den
im Museum enthaltenen Umlaufschreiben des Vereins fängt die Darstellung dieser Skizze an. Schon vier Jahre nach
der Entstehung des Ostrower Singvereins hat dieser seine erste Bewährungsprobe bestanden. Es war die Organisation
der
IV.
Singfestspiele am 25.-27. Juli 1891, an dem 13 Gesangsvereine teilgenommen haben. Die Teilnehmer dieser
Festspiele begaben sich in einem bunten Zug durch die Stadt nach Szczygliczka, um dort zu feiern. Es war ein
großartiges Festival: Man kann mit mindestens 4000 Teilnehmern rechnen, und noch einmal so viel haben außerhalb
des Zauns zugehört - lesen wir im „Tagebuch der Festspiele . 1913 feierte der Singverein sein 25jähriges Jubiläum.
Das Museum ist in Besitz einer Sammlung von Glückwunschtelegrammen, die aus allen Teilen Polens nach
Ostrów
kamen und auch von Vereinen aus Deutschland zugesandt wurden. Einige von ihnen sind im Album zu sehen.
Eine interessante Person des musikalischen
Ostrów
war
Tomasz Bartkiewicz
(1865-1931), Organist, Dirigent,
Komponist. Mit Laienkünstlern hat er u. a. Werke von
Stanisław Moniuszko
und Adam Münchheimer aufgeführt. In
unseren Sammlungen haben wir Briefe der Tochter von Münchheimer, die mit
Moniuszko
zusammen gearbeitet hat,
an Bartkiewicz, einer von ihnen wird reproduziert.
Eine interessante musikalisch-literarische Episode ereignete sich 1920 in
Ostrów.
In der hier stationierten
Militäreinheit befanden sich u.a.
Jarosław
Iwaszkiewicz, Adam
Kuryłło, Józef
Munclingr,
Bronisław
Romaniszyn, die
im hiesigen Theater Konzerte gegeben haben. Später, in den zwanziger Jahren traten berühmte Künstler auf; Die
Sopranistin
Stanisława
Korwin-Szymanowska (Schwester von
Karol Szymanowski),
der Pianist Henryk Sztompka und
die Violinistin Irena Dubiska. Es sind Plakate von diesen Auftritten erhalten, sie werden auch im Album präsentiert.
Nach dem 1. Weltkrieg ragte unter den heimischen Musikern Adam Jüngst hervor, Absolvent des Leipziger
Konservatoriums, ein sehr aktiver Pianist und Komponist. Träger des lokalen Musiklebens war auch
Antoni
Janiszewski, der eine private Schule im
Vorkriegsostrów
führte und ein Protagonist des in der Stadt gepflegten Jazz
war. Im Album werden Andenken an die Tätigkeit von Jüngst und Janiszewski aufbewahrt. Als weitere Ergänzung
zum Bildmaterial sind Fotografien des seit 1923 bestehenden Chors „Echo und anderer Musikbands hinzugefügt.
15. Auf der Bühne: Liebhaber, Laien und Berufskünstler
Die Anfange des Theaters in der Stadt reichen bis in die Mitte des 19. Jh. zurück. In diesen Zeiten waren die
Musikszene und das Theaterleben eng verbunden und ergänzten sich unter einem Dach. Die Aufführungen waren
kombinierte künstlerische Darbietungen. Einakter (meistens drei) wurden durch ein Konzert, Chorgesang, Tänze
und lebende Bilder getrennt. Ein Konzert solcher Art künstlerischer Präsentation gab in
Ostrów
der beste polnische
und vielleicht einer der besten europäischen Violinisten Apolinary
Kątski
(1825-1879), Schüler von N.
Paganini.
Sehr viele Informationen über das Theaterleben in
Ostrów
des 19 Jh. können wir dem ausgezeichneten Werk von
Magdalena Piotrowska
„Lubownicy sceny, czyli polskie teatry amatorskie w Wielkopolsce
(Liebhaber der Bühne oder
polnische Amateurtheater in Großpolen) entnehmen. Die Autorin ermittelte Spielpläne und Schauspielertruppen, die
in unserer Stadt auftraten. Es kam vor,
dass
bis zu 400 Zuschauer solche Laienaufführungen besuchten, so z.B. 1868
während der Aufführung des „Doktors der Medizin von
Józef
Korzeniowski. Die Aufführung wurde vom Verein der
katholischen Zunftgenossen vorbereitet, die 40 Mitglieder zählte. Der Zeitungskorrespondent von
„Dziennik Polski
kommentierte den imposanten Besuch, erwähnte aber auch das Fehlen der in der Umgebung wohnenden Eliten.
Das Theaterleben von
Ostrów
war in vielen Bereichen sichtbar, spielte sich auf mehreren Bühnen ab. Es wurden
Laienstücke, Stücke von Berufskünstlern und Schülern und auch von Angehörigen der örtlichen Militäreinheit
aufgeführt. Dazu wurden verschiedene Lokalitäten ausgewählt: im HofTmannssaal, im Theater am Schützenverein, in
der Stadlhalle (in den 20er u. 30er Jahren Stadttheater), im Katholischen Haus, im Saal am Lindenhain-Restaurant.
Das älteste bekannte Lichtbild von einer Aufführung in
Ostrów
stammt aus einer Inszenierung der
„Safona
anlässlich der Eröffnung des neuen Gebäudes der Höheren Mädchenschule. Wir zeigen eine Postkarte von 1911 von
diesem Ereignis. Wir präsentieren auch Postkarten der Außenansicht und der Innenräume der Stadthalle (auf einigen
Postkarten vor 1918 erscheint auch der Name Stadttheater), nach dem 1. Weltkrieg wurde das Gebäude offiziell
Teatr
Miejski
(Stadttheater) genannt.
Ostrów
hatte seine eigene Lustspieldichterin jüdischer Herkunft. Es war
Milka
Weiss
Koninski, geboren 1858 in
Grodzisk Wielkopolski
(Grätz). In
Ostrów
wohnte sie seit 1883 nach der Heirat mit dem Ostrower Kaufmann
Beno
Weiss.
Sie schrieb Lustspiele, Farcen und andere Bühnenstücke, die mit Erfolg u. a. in Berlin und Stuttgart aufgeführt
wurden. Ihre Komödie „Großes Reinemachen wurde auf der Bühne der Schützenbruderschaft 1899 aufgeführt. Aus
den Plakaten der Jahre 1928 und 1930, die unsere Sammlungen zuletzt bereicherten, geht hervor,
dass
für die
Ostrower Deutschen deren Stücke auch in der Zwischenkriegszeit gezeigt wurden.
Die Entwicklung und das Aufblühen des Theaters hat das Erscheinen der 10. Muse nicht gestört. Das Kino kam
ziemlich früh nach
Ostrów.
In dieser Hinsicht gehörte unsere Stadt zu den ersten in Großpolen. Es sind noch zwei
Einzelexemplare von Postkarten des ersten ständigen Kinos mit Projektionssaal und Eingangshalle vorhanden. Die
Zwischenkriegsjahre bieten ebenso ausreichend Beweise für ein reges Theaterleben. Ab März 1921 ist in der Stadt ein
Zirkel der Bühnenliebhaber tätig, gegründet von Czachorowski, Karakiewicz und
Mieloszyński.
Der Zirkel arbeitete
mehrere Jahre erfolgreich und führte in dieser Zeit 40 Premieren auf. Der Spielplan enthielt sowohl Komödien,
Farcen, als auch dramatische Werke.
1933 erhielt das Ostrower Milieu eine einmalige Chance - die örtlichen Schauspieler wirkten in dem Film „Ich habe
eine Million gewonnen (oder „Skandal in einer kleinen Residenz ) unter Regie von
Bernard Marwiński
mit. In
unseren Sammlungen haben wir
ťotos
der Filmtrappe und Filmplakate von diesem ersten Spielfilm, der in
Ostrów
und
Lewków
gedreht wurde.
Die Ostrower Bürger hatten Gelegenheit die bedeutendesten Vertreter der Berufsbühne zu begegnen,
u. a.
1926
traten in der Stadt die berühmte „Reduta von
Juliusz Osterwa
und im Juni 1936 Stefan Jaracz und
Stanisława
Perzanowska auf der Bühne des Stadttheaters auf. Die Krönung der Ostrower Theaterszene war jedoch die Gründung
des Berufstheaters 1936.
16. Verstreute Perlen
Sie sind heutzutage meistens am Rande der Stadt eingezwängt von Straßen mit besonders regem Verkehr, aber
noch vor 100 Jahren lagen sie an der Stadtgrenze oder gar außerhalb der Stadt. Ein Teil von ihnen wurde
verhältnismäßig nah am Markt gebaut, wobei ihre Eigentümer wohl der festen Überzeugung sein konnten,
dass
im
„ruhigen stillen grauen Städtchen der großstädtische Lärm und Trubel sie nicht bedrohen wird. Das sind die alten
Villen, voll von Schick und Charme. Unser Augenmerk richten wir zunächst auf die 1900 vom Bauherrn Paul
Kupke
gebaute Villa. Diese Villa wurde oft und gern fotografiert, sie befindet sich auf vielen Postkarten, im
allgemeinen mit dem benachbarten Gebäude, in dem sich
„Café Bellevue
befand. Der nächste Eigentümer der Villa
war der deutsche Arzt Dr.
med.
Hugo Krug. Anders als die meisten Ostrower Deutschen wurde er 1918 polnisch
und ist mit seiner Frau Margarete und Tochter Linda in
Ostrów
geblieben. Dr. Krug war ein angesehener Ostrower
Arzt von großer Autorität. Die ärztliche Profession erlaubte ihm, im Unterschied zu deutschen Beamten, Lehrern
und Militärbeamten, seine medizinische Tätigkeit fortzusetzen.
In unserem Album präsentieren wir Postkarten und Lichtbilder der „Villa Krug und besonders reizvolle
Familienfotos. Linda, die Tochter des Arztes, hat einen Polen,
Marceli Świtała
geheiratet. Dieses Ereignis hat
den deutschen Arzt in den Augen der Polen noch glaubwürdiger gemacht. Dr. Krug zeigte einen großen
Edelmut gegenüber Polen während der deutschen Okkupation, hat sie ohne Vorurteile behandelt und
verhinderte in vielen Fällen ihre Deportation zur Zwangsarbeit. Falls nötig, hat er polnische Bürger
unentgeltlich medizinisch versorgt, auch im Hause des Schwiegersohnes versteckt, der dadurch das Schicksal
vieler erschossener polnischer Aufständischer teilen musste.
Nach Beendigung des Krieges drohte dem Doktor die Konfiszierung des Hauses, das die neue Staatsgewalt als
deutsches Gut behandeln wollte. Es begann ein ungewöhnliches Ringen um das Haus des deutschen Arztes
Doktor Krug. Gleich nach dem Alptraum des 2. Weltkrieges haben die Ostrower Bürger beschlossen, ihren
guten Deutschen zu verteidigen. Es kamen viele Briefe, die die Haltung des Doktors während der Okkupation
bestätigten. Sie kamen aus vielen Städten, auch aus Deutschland, geschrieben von Polen, die noch nicht nach
Polen zurückkehren konnten. Der Doktor verstarb zwar im Sommer 1945, aber das Haus für seine Frau und
Tochter wurde verteidigt.
Von der „Villa Schulz auf der Raszkowska Straße 47 haben wir in unserer Sammlung keine Postkarte, aber das
Gebäude mit seinen interessanten Details hat
Marian Grześczyk
gezeichnet. Einige dieser Zeichnungen sind im
Album zu sehen. Der Eigentümer dieser Villa gehörte wahrscheinlich der Freimaurerloge, denn auf der Westseite
des Hauses befinden sich entsprechende, auf die Mitgliedschaft hinweisende Ornamente. Kein Haus in
Ostrów
hat
so viele Skulpturen, am Eingang einen Sphinx mit dem Datum 1905 (Baujahr), steinerne Saurier, die auf den Balkon
aufsteigen, Bergmänner, die als Ständer für die Veranda dienen und vor dem Haus ein freistehendes „Monstrum .
In unserem Album präsentieren wir auch zwei andere Villen mit „Turm : eine gebaut für den Eigentümer der
Fabrik für Landmaschinen Ernst Arnold an der Kaliska-Straße und die „Villa
Kempe
aus dem Jahr 1911, auf der
Wankowicza-Straße. Die größte Ansammlung dieser „Perlen der Architektur befinden sich in der Nähe des Parks
an der Kosciuszki-Straße (zur preußischen Zeit Bismarckstrasse). Man sollte auch ein Augenmerk richten auf die
etwas vergessene Villa auf der Grabowska-Straße 8, die
Krzysztof Cepa
auf einer Zeichnung verewigt hat.
133;
17. Zivilisationssprung. Blickpunkte des monumentalen und modernen
Ostrów
Es scheint,
dass
das moderne
Ostrów
mit der Errichtung des Gaswerkes 1867 begonnen hat. Das Gaswerk in
Ostrów
entstand schon 11 Jahre nach der Errichtung der ersten Gaswerke auf polnischem Gebiet: in Posen, Warschau und
Krakau (alle 1856), Lemberg (1858). Eine der wichtigsten „Fabriken in der Stadt war der 1896 errichtete moderne
Schlachthof. Im ersten Jahr der Inbetriebnahme wurden 8450 Stücke geschlachtet, 1910 kam die Zahl auf 15022.
1903 wurde in der Stadt das Wasserleitungsnetz gebaut, das 1912 18 Kilometer zählte. Das war ziemlich viel, bedenkt
man die relativ kleine Fläche der Stadt
Ostrów.
Eine größere Fläche nahmen damals z.B. Adelnau, Raschkow, Sulmierzyce
ein, obwohl diese Städtchen viel weniger Einwohner hatten. Seit 1910 existierte in
Ostrów
auch ein Kanalisationsnetz,
gleichzeitig wurde eine Pumpstation und eine Kläranlage gebaut. Das Gaswerk ist eines der beliebtesten Motive auf
Ostrower Postkarten. Die Auswahl ergänzen wir mit alten Werbungen für Kochen auf Gas. In den Sammlungen des
Ostrower Museums befinden sich Lichtbilder und Postkarten des Schlachthauses und der Pumpstation. Die Pumpstation
wurde durch den unübertroffenen Illustrator des früheren
Ostrów - Marian Grześczyk
verewigt.
An der Wende des 19. zum 20. Jh. werden alte, zweigeschossige Häuser erhöht, wie das Hotel von Max Kutschker
(z. Z. Hotel
Polonia)
das Haus des Apothekers Mierzejewskt, umgebaut 1909 in ein dreistöckiges Haus mit
Dachgeschoss. Ein Jahr später wurden von Ewald Neumann zwei von drei geplanten Häusern „mit Pfeilern im
Berliner Sezessionsstils entworfen und gebaut. Aus den Museumssammlungen zeigen wir Fotos, Projekte und sogar
ein Aquarell aus dem Katalog des Ostrower Bauherrn Ewald Neumann. Auf dem Einband befindet sich die Zeichnung
der nicht zustande gekommenen Reihe von Häusern „mit Pfeilern . Das sich stetig ändernde, „emporwachsende
Ostrów
sorgte auch für die Anlage von Grünflächen.
1925 wurde in
Ostrów
die Dampfmühle von
Walczak-Rakowicz
gebaut, die zu den größten in Großpolen gehörte.
Einen Teil von zahlreichen Fotos dieser Anlage und des Personals präsentieren wir im Album.
In den Jahren 1925-1926 wurde das Gebäude der Volksschule „Ewaryst Estkowski im Landhausstil gebaut. Erst
zwei Jahre später wurde auf der anderen Straßenseite ein prachtvolles Gebäude der Bank Polski in moderner,
kubistischer Form als Vorankündigung neuer Richtungen in der Architektur gebaut. Ende der 20er Jahre des 20. Jh.
entstehen modernistische Wohnhäuser, leider verstreut, ohne einen geschlossenen Komplex zu bilden. Diese
Architektur fand damals keine genügende Widerspiegelung auf den Postkarten dieser Zeit, einige Häuser sind erst auf
Postkarten aus der deutschen Okkupationszeit zu sehen..
18.
Ostrów
der Automobile
Das Vorkriegspolen war ein zurückgebliebenes Land in Bezug auf die Motorisierung. Kurz von Ausbruch des 2.
Weltkriegs betrug die Zahl von Kraftfahrzeugen 42 000. Daher können wir feststellen, wenn wir auf die Postkarten
und Fotos dieser Zeit schauen,
dass
Autos eher zur Seltenheit gehören. Sie kommen eigentlich lediglich an drei
Punkten vor, die man leicht erraten kann: auf dem Markt vor dem Hotel
„Polonia ,
auf der Kolejowa-Straße in der
Nähe der Post und vor dem Bahnhof. In unsere Sammlungen kam ein Foto mit dem ersten Auto von
Bogusław
Dobrzycki, aufgenommen auf der heutigen Prof.-Kaliny-Straße. Sehr oft stoßen wir auf die Postkarte vom Ostrower
Ring mit der Durchfahrt des Prinzen Joachim von Preußen und des 11. Corps am 9. November 1913. Hinter den
Hauptpersonen sehen wir zwei Cabriolets und zwei Kastenwagen.
Wir besitzen in unseren Sammlungen ein schönes Foto der Firma „Wul-Gum , deren Sitz sich an der
Wrocławska-
Straße 17 befand. Ihr Inhaber, Julian Kwiatkowski, verlagerte in den 30er Jahren die Firma auf die
Kolejowa-Straße 17, einige Jahre später fand sein „Auto-Salon eine neue Anschrift einige Häuser weiter in der
Pitsudskiego-Straße 24 (so wurde die Kolejowa-Straße Ende der 30er Jahre umbenannt). Anzeigen dieses Salons, des
offiziellen Vertreters von Chevrolet, Buick und Opel, zeigen wir im Album. Außerdem sind noch u.a. Ausweise,
Führerscheine und Zulassungsscheine zu sehen und eine besondere Seltenheit: die Kfz-Versicherung des Automobils
von Dr. Krug aus der Zeit vor dem 1.Weltkrieg. Die Reise durch das
Automobil-Ostrów
beenden wir mit einem Bild
des Salons und mit Urkunden der Firma
Włodzimierz Wentzel,
dem wichtigsten Konkurrenten von Kwiatkowski.
19.
„Wagon
- Stolz der Stadt
1920 wurde eine Aktiengesellschaft
„Spółka Akcyjna L. Zieleniewski Kraków
-
Fabryka Wagonów «Wagon» w
Ostrowie
Wlkp. gegründet. Die Grundsteinlegung fand am 3. Juli 1920 statt. Die Arbeiten wurden geleitet von
Generaldirektor
Ing.
Giedaczyński,
vom stellvertretenden Direktor Dobrowolski und vom Leiter des technischen
Büros
Królikowski
. Schon im September 1921 wurde die Montage des ersten Güterwagens abgeschlossen. In den
Zwischenkriegsjahren hat die Fabrik den Namen geändert und ging 1927 in staatliches Eigentum über. Die Zahl der
Beschäftigten stieg von 500 auf 1500.
Dank der Fabrik
„Wagon
stieg
Ostrów,
nach Posen, zum zweiten Zentrum der Metall- und Maschinenindustrie in
Großpolen auf. Seit der Entstehung dieses Betriebs änderte sich nicht nur die Berufsstruktur der Stadteinwohner, so
war die Fabrik über viele Jahrzehnte der Hauptarbeitgeber in der Stadt und der Umgebung. Anfang der siebziger Jahre
stieg die Beschäftigtenzahl von ZNl K (so hieß das Werk damals ) auf fast 8000 Leute. Die Geschichte des Betriebes hat
nach der Wende von 1989 keinen optimistischen Ausgang. Obwohl im Oktober 1999 ZNTK wieder den alten Namen
Fabryka „Wagon
erhielt, führte die kontroverse Privatisierung, die dann einsetzte, und die Geschäftspolitik der neuen
Eigentümer zur Wertherabstufung des Werkes und am Ende zur Konkursankündigung. Den früheren Glanz der
Fabrik
„Wagon
illustrieren wir auf einem Panoramabild aus den 20er Jahren und mit Lichtbildern der einzelnen
Verwaltungen, der Belegschaft und des Fabrikgebäudes.
20. Großpolnische Sauberkeit, Pariser Schick
Als Großpolen 1918 die Unabhängigkeit wiedererlangt hatte, fehlte es an polnischen Lehrern, die konnte das
ehemalige Galizien liefern, wo polnische Universitäten bestanden, als es den polnischen Staat nicht gab. Daher sind in
Ostrów,
sowie in anderen Orten der ehemaligen preußischen Gebiete Bewohner aus Kleinpolen, aus Kongresspolen
und auch aus dem östlichen Grenzland zu finden. Sie fanden entsprechende Tätigkeiten vor allem in den Schulen und
in Ämtern oder dienten in der hiesigen Garnison.
Die „Zugereisten fühlten sich anfangs nicht wohl in der Stadt, bald jedoch haben sie die Werte von
Ostrów
wahrgenommen. Dazu gehörten saubere Straßen, gepflegte Geschäfte und eine allgemeine Sauberkeit. Es gab
Probleme mit den Ankömmlingen durch die örtliche Gemeinschaft, die mentalen Unterschiede bildeten Barrieren. Es
zählt jedoch zu den größten Errungenschaften der Zweiten Republik, neben der Vereinigung des ganzen Landes, das
123 Jahre unter drei verschiedene Staaten geteilt war, die Überwindungen der Unterschiede zu erreichen. Sie hatten
sich in den Jahren fremder Dominanz eingeprägt und damit die Integration erschwert.
Einer der ersten Ankömmlinge war der bedeutende polnische Schriftsteller
Jarosław Iwaszkiewicz,
der sich im
dramatischen Kriegsjahr 1920 mit einer Militäreinheit in
Ostrów
befand. Er hat sich für die Ostrower Kirche
begeistert (mit Recht hat sie ihm an rheinische Kathedralen erinnert), in der Bewunderung an unsere Stadt schrieb er
an seine Mutter: Ich hätte es schrecklich gern,
dass
Mama hier in
Ostrów
wohnen könnte. Es ist ein schrecklich nettes,
sauberes Städtchen (...).
Ähnliche Gefühle hatten nach ihrer Ankunft
Józef Garliński
(er stammte aus Kiew) und
Witold Kochański
(aus
Gorlice/Görlitz in Galizien).
Kochański
hat auf die „Repräsentativität der örtlichen Geschäfte hingewiesen.
Auch aus der Welthauptstadt selbst, aus Paris, hat man sich Vorbilder genommen: Der Dichter
Wojciech Bąk
erinnert
z.B. an ein Hutgeschäft mit der stolzen Aufschrift „Charlotte -
mode parisienne .
Wactaw Orłowski,
Inhaber eines
Lagers mit Seidenstoffen, verkaufte in seiner Firma einen Musterkatalog der neuesten
Mode „Distinction
Journal
Mensuel ,
der auf französisch erschien. In den Sammlungen des Museums haben wir einige Modehefte von
Orłowski,
auch Fotos von den Innenräumen seines Geschäfts. Schöne Schaufenster können wir bei J.
Kober,
T.
Skrzypczyński
und
J.
Kubera
sehen. Und der Friseursalon an der Gymnasialstraße hieß nicht zufällig „Jeanette . Pariser Errungenschaften
nutzte der örtliche Betrieb zur Herstellung von Reinigungsmitteln
„Veritas ,
der für seine Produkte 1928 eine
Goldmedaille in Paris erhielt. Eine Bestätigung dieses Erfolges ist das im Album präsentierte Diplom.
Diese Pariser Sehnsucht wurde durch die schönste Ostrower Konditorei und
Café
ergänzt, gelegen Ecke
Bahnhofstrasse
(Kolejowa)
und Lützowstrasse
(Sienkiewicza),
nicht zufällig von dem Inhaber
„Café
Bellevue
(Café
Schöne Aussicht) genannt. Natürlich gab es damals auch noch eine ländliche Idylle an diesem Ort, die Gäste konnten
ruhig im Cafegarten sitzen. Wie viele romantische Treffen gab es in diesem Garten? Sassen hier vielleicht unsere ersten
Ostrower Schriftstellerinnen,
Milka
Weiss
und Hermine von
Ossen?
Oder kam aus der Nachbarschaft auch Doktor
Krug mit Frau und Tochter hierher?
21. Ostrower Bürger organisieren sich
Der Reichtum an Organisationen - „nichtstaatlich nennt man sie jetzt - ist eine Ostrower Spezialität seit Urzeiten,
sogar in den Zeiten, als das Städtchen noch klein war und Einwohner für einen kleinen Verein reichten.
In der Geschichte der Stadt hatten wir kirchliche Vereine, Innungs- oder wirtschaftliche Organisationen, Bildungsvereine,
kulturelle, sportliche, Selbsthilfe- und Arbeitervereine. Jede nationale Gruppe hatte ihre eigenen Organisationen, es waren
jedoch auch solche, in denen sich Polen, Deutsche und Juden zusammen fanden z.B. die Schützenbruderschaft oder die
Freiwillige Feuerwehr. Die älteste Organisation in
Ostrów
scheint die St-Anna-Bruderschaft zu sein, gegründet am 12.
November 1632, erneuert mit der Schriftstück von
Bieliński
vom 17. Juni 1743.
Ende des 17. Jh. wurde in
Ostrów
die erste Zunft (Stellmacher) gegründet. Wir kennen keine Urkunde, die diese
Tatsache bestätigen könnte, aber auf der in unseren Sammlungen vorhandenen Fahne ist das Jahr 1693 angegeben.
Die Entwicklung der Zünfte erfolgte erst nach der Neugründung von
Ostrów
1714. Beginnend vom Jahr 1716, als die
Schusterzunft entstand, folgten in den nächsten Jahren weitere Zunftorganisationen: 1723 die Fleischerzunft, 1725 die
Schneiderzunft, 1731 die Bäckerzunft, 1736 die Schreinerzunft und 1746 die Schmiedezunft. 1756 entstand in
Ostrów
die Bruderschaft des hl. Johannes
Nepomuk,
dem unsere Stadt sogar sein Denkmal gesetzt hatte. 1939 wurde es zu
Beginn der deutschen Okkupation zerstört. Der heilige Johannes
Nepomuk
schützte die Saat und die Ernte sowohl
vor Dürre als auch vor Hochwasser, was auf den Ostrower Werdern, die von Sümpfen und
Überschwemmungsgebieten umgeben waren, immer nötig war und von ihm erbeten wurde. Im 18. Jh. entstehen in
Ostrów
auch jüdische Organisationen: die erste war der „Verein zur Betreuung von Kranken und Bestattung von
Verstorbenen . In den 20er und 30er Jahren des 19. Jh. sind auch bestehende jüdische Organisationen bekannt, die
Zunftcharakter trugen: Kürschner- und Schneiderzunft, Schulungsvereine der jüdischen Handwerker und
Jugendorganisation. Seit 1840 wirkte in der Stadt ein Israelitischer Frauenverband. Das Leben der Ostrower Juden
hatte starke organisatorische Grundlagen durch die Betreuung der Schwachen durch Berufsorganisationen,
Jugendorganisationen, Frauenorganisationen bis zu Eliteorganisationen, wie die Freimaurerloge, die 1886 auf
Anregung des Berliner Menschenfreundes Siegmund Simmel entstand oder durch die „Jüdische Gesellschaft für
Geschichte und Literatur , die in
Ostrów
seit Anfang des 20. Jh. existiert.
Ab Mitte des 19. Jh. werden neue karitative Organisationen gebildet, die Frauen, Handwerker und Industrielle vereinen.
Die Anfange des Ostrower Fußballsports trugen auch einen patriotischen Charakter. So war es auch mit dem durch
die Gymnasiasten 1908 gegründeten Gymnasialsportklub
„Venetia .
Die Klubmitglieder trafen sich (im nicht mehr
existierenden) Gasthaus von Richard Wiegandt, der die jungen Verschwörer gerne bei sich hatte. Die elitäre
Organisation
„Venetia
hatte bald ihren Konkurrenten. Die Handwerksschüler vereinten sich in der Gesellschaft der
Lenrjungen (später genannt Gesellschaft der katholischen Jugend).
Geleitet vom Geschäftsführer, dem Priester Stanislaw
Grzęda,
wurde am 22. April 1909 der Beschluss über die
Gründung des Klubs gefasst, dessen Name „Ostrovia fünf Wochen später festgelegt wurde. Im folgenden Jahr hatte
sie drei (verlorene) Spiele mit
„Veneţia
und hat zweimal mit der deutschen Mannschaft „Ostrowoer Fussball Club
gewonnen. Die Deutschen hatten außer dem vorgenannten Fußballklub auch einen Verein „Wandervogel , ab 1910
existierte auch ein „Gymnasial - Turn - Verein , in dem Gymnastik betrieben wurde.
Das reiche Sportleben des
Vorkriegsostrów
wurde durch andere sportliche Organisationen bestimmt:
Towarzystwo
Gimnastyczne „Sokół
(Turnverein „Falke ), Ostrowski Klub
Sportowy, Klub Sportowy „Czarni ,
Klub Atletyczny
„Skala , Kegelspielerklub und Gesellschaft der Radfahrer und Motorradfahrer. 1931 hat sich von der Gesellschaft der
Radfahrer die Gesellschaft der Motorradfahrer getrennt. Das bildete den Anfang einer in unserer Stadt heute
135
¡
populären Sportdisziplin, des Speedwayrennens.
Die Ostrower Deutschen und Juden wanderten meistens in die Stadt an der Oder, sogar dermaßen,
dass
sie
Anfang des 20. Jh. in Breslau den „Ostrowoer
I
Iilfsverein gründen konnten, dessen Vorsitzender Leopold
Callomon war. Nach der Wiedererlangung der Unabhängigkeit wanderten die meisten Deutschen und Juden nach
Deutschland aus, vorwiegend nach Berlin und Breslau. Dort haben sie ihren „Verein Heimattreuer Ostrowoer
gegründet, der in den Jahren 1928 - 1939 eine eigene Zeitung herausgegeben hat. Die jüdische Gesellschaft im
Vorkriegsostrów
zählte lediglich 40-60 Personen und hatte keine Organisation, die Gruppe der Deutschen dagegen,
die 200-300 Personen zählte, hatte ihre Organisationen, darunter die Gesellschaft der Wohltätigkeit der deutschen
Frauen, die im Adressbuch von 1927 erscheint.
Im „Adressbuch der Stadt Ostrowo von 1912 (das auch Adelnau, Raszkow und
Nowe
Skalmierzyce erfasst)
wurden getrennt deutsche Vereine ausgewiesen, 50 an der Zahl, und 20 polnische Organisationen. Das sichtbare
Ungleichgewicht kann mehrere Gründe haben: zu den deutschen Organisationen wurden auch jüdische gerechnet
(z.B. Jüdische Gesellschaft für Geschichte und Literatur, Gesellschaft der jungen jüdischen Frauen) oder Vereine
mit nur teilweise deutschem Charakter wie
Bractwo Kurkowe
(Schützengilde) und Veteranen- oder nationalistische
Vereine, in denen Polen nicht gern mitgearbeitet haben.
Die polnischen Adressbücher aus den Vorkriegsjahren beweisen die Entwicklung des Organisationslebens. Im
„Książka Adresowa Miasta Ostrowa
1927-1928 waren unter der Rubrik: Gesellschaften, Berufsorganisationen,
Innungen, Sportklubs und Religionsorganisationen 77 Organisationen verzeichnet. In der Veröffentlichung
„Ostrów Wlkp. Księga Adresowa rok
1938 können wir in einem ähnlichen Verzeichnis bereits das Bestehen von
122 Organisationen feststellen!
Im Album präsentieren wir einen kleinen Teil einer reichen Sammlung an Fotos und Urkunden der Ostrower Zunft-,
Religions-,
Industrie-, Arbeiter-, Wohltätigkeits- und Kulturorganisationen. Über die Vielfalt des Organisationslebens
im alten
Ostrów
wird in einem Extrabuch berichtet, da sie einer breiteren Beschreibung Wert ist.
22. Der letzte Sonntag
Am 14. August 1939 erschien eine freie Beilage zum
„Orędownik
Ostrowski -
„Zarys historyczny miasta Ostrowa
Wlkp. ^Historischer Grundriss der Stadt). Die Zeitungsredakteure ahnten sicher nicht,
dass
bald ein Ende kommt -
von
„Orędownik
Ostrowski , des
Vorkriegsostrów
und das Ende des wiedergeborenen Polens. Die Redakteure der
Beilage waren sich nicht bewusst,
dass
sie in die Hände der Leser eine gewisse Zusammenfassung der
Errungenschaften geben, die
Ostrów
vor dem Kriege erreicht hatte. Dazu wurde noch, außer der kurzen historischen
Beschreibung, eine „Bestandsaufnahme für das Jahr 1939 gemacht.
Ostrów
hatte damals 152 Straßen von 119 km
Länge: 7 km waren gepflastert mit Granitwürfeln, 11 km hatten ein Feldsteinpflaster, 14 km im Chausseesystem.
Zwischen 1. Januar 1938 und 19. Januar 1939 war die Stadt um 921 Einwohner gewachsen.
Polen war Ende der 30er Jahre zwar nicht frei von gesellschaftlichen und politischen Problemen, aber es erholte
sich von der Krise, modernisierte sich und erzielte viele Errungenschaften.
Ostrów Wielkopolski
gehörte mit
Sicherheit zu den helleren, aufblühenden Städten in der 2. Republik. Ähnlich war es in ganz Großpolen, wo der
Grad der gesellschaftlichen Organisiertheit, des Wohlstandes und der wirtschaftlichen Entwicklung viel höher war
als in anderen Teilen.
Unsere Nostalgiereise durch das alte
Ostrów
illustrieren wir mit drei interessanten Fotos, die etwas Unterschiedliches
aussagen. Das erste ist außerordentlich für
Ostrów,
es zeugt davon,
dass
bezüglich der Straßenwerbung noch etwas
nachzuholen ist. Auf dem Foto sind Werbespiele der Schuhcreme „Dobrolin aus den 30er Jahren zu sehen. Und
letztlich: Über den Markt marschieren Elefanten in Gesellschaft vieler lustiger Kinder.
Die zwei anderen Fotos sind genauso lustig und idyllisch. Sie wurden aufgenommen Ende der 30er Jahre des 20. Jh.
durch das Atelier „Ilona , damals das beste Fotoatelier in der Stadt. Es wurde geführt von den beiden Damen des
Hauses
Jadwiga
(Mutter) und
Eugenia
(Tochter)
Furmanek.
Beide hatten ein niveauvolles Kunstverständnis und
machten Bilder mit großem Talent. Schon vor Jahren hat der Fotokünstler
Marian Kostrzewski
auf sie aufmerksam
gemacht. Die Damen
Furmanek
fotografierten
Ostrów,
sowie die benachbarten Dörfer und Städtchen.
Sie machten zwei Fotos von Spaziergängern auf der Pilsudski-Straße (z.Z.
Kolejowa).
So etwa sah der
Sommersonntag aus, so also konnte der letzte Sonntag des Friedens sein.
Wir sehen hier viele Einzelheiten, die als Blickfang dienen könnten. Spazierende Familien, kleine Jungs in
Marine-Uniformen, Ecke (der heutigen) Kolejowa-Straße und 23-Stycznia-Platz am Gebäude, in dem sich die
Staatliche Lotterie und das polnische Reisebüro
„Orbis
befanden und vor dem Laden Ostrower elegante junge Leute,
die sich vielleicht ihre Chancen im Lotto ausrechnen. Auf der anderen Seite zwei Frauen, die mit ihren Töchtern
spazieren gehen, vor den Pfeilern stehen wir Eisverkäufer mit ihren Wagen. Die
Piłsudski-Strafie
ist lebensfroh, die
Bürger zuversichtlich, was die Zukunft bringt, sie promenieren durch das Zentrum ihrer Stadt, nicht ahnend,
dass
diese Welt bald rettungslos verloren geht...
Übersetzung von Jan
A. Piekarz
mit freundlichem Korrekturlesen
von Dr. Lothar Rogowitz
|
any_adam_object | 1 |
author | Banach, Witold 1959- |
author_GND | (DE-588)1034406086 |
author_facet | Banach, Witold 1959- |
author_role | aut |
author_sort | Banach, Witold 1959- |
author_variant | w b wb |
building | Verbundindex |
bvnumber | BV040105770 |
ctrlnum | (OCoLC)796205461 (DE-599)BVBBV040105770 |
era | Geschichte gnd |
era_facet | Geschichte |
format | Book |
fullrecord | <?xml version="1.0" encoding="UTF-8"?><collection xmlns="http://www.loc.gov/MARC21/slim"><record><leader>01809nam a2200397 c 4500</leader><controlfield tag="001">BV040105770</controlfield><controlfield tag="003">DE-604</controlfield><controlfield tag="005">20150529 </controlfield><controlfield tag="007">t</controlfield><controlfield tag="008">120418s2011 a||| |||| 00||| pol d</controlfield><datafield tag="020" ind1=" " ind2=" "><subfield code="a">9788388480683</subfield><subfield code="9">978-83-88480-68-3</subfield></datafield><datafield tag="035" ind1=" " ind2=" "><subfield code="a">(OCoLC)796205461</subfield></datafield><datafield tag="035" ind1=" " ind2=" "><subfield code="a">(DE-599)BVBBV040105770</subfield></datafield><datafield tag="040" ind1=" " ind2=" "><subfield code="a">DE-604</subfield><subfield code="b">ger</subfield><subfield code="e">rakwb</subfield></datafield><datafield tag="041" ind1="0" ind2=" "><subfield code="a">pol</subfield></datafield><datafield tag="049" ind1=" " ind2=" "><subfield code="a">DE-12</subfield></datafield><datafield tag="084" ind1=" " ind2=" "><subfield code="a">7,41</subfield><subfield code="2">ssgn</subfield></datafield><datafield tag="100" ind1="1" ind2=" "><subfield code="a">Banach, Witold</subfield><subfield code="d">1959-</subfield><subfield code="e">Verfasser</subfield><subfield code="0">(DE-588)1034406086</subfield><subfield code="4">aut</subfield></datafield><datafield tag="245" ind1="1" ind2="0"><subfield code="a">Ostrowska nostalgia</subfield><subfield code="b">ilustrowane szkice o dawnym Ostrowie Wielkopolskim</subfield><subfield code="c">Witold Banach</subfield></datafield><datafield tag="264" ind1=" " ind2="1"><subfield code="a">Ostrów Wielkopolski</subfield><subfield code="b">Muzeum Miasta Ostrowa Wielkopolskiego</subfield><subfield code="c">2011</subfield></datafield><datafield tag="300" ind1=" " ind2=" "><subfield code="a">139, [1] s., [2] k. tabl. złoż. luzem</subfield><subfield code="b">il. kolor. - Ill.</subfield><subfield code="c">32 cm.</subfield></datafield><datafield tag="336" ind1=" " ind2=" "><subfield code="b">txt</subfield><subfield code="2">rdacontent</subfield></datafield><datafield tag="337" ind1=" " ind2=" "><subfield code="b">n</subfield><subfield code="2">rdamedia</subfield></datafield><datafield tag="338" ind1=" " ind2=" "><subfield code="b">nc</subfield><subfield code="2">rdacarrier</subfield></datafield><datafield tag="500" ind1=" " ind2=" "><subfield code="a">Zsfassung in dt. Sprache u.d.T.: Ostrower Nostalgie</subfield></datafield><datafield tag="648" ind1=" " ind2="7"><subfield code="a">Geschichte</subfield><subfield code="2">gnd</subfield><subfield code="9">rswk-swf</subfield></datafield><datafield tag="651" ind1=" " ind2="7"><subfield code="a">Ostrów Wielkopolski</subfield><subfield code="0">(DE-588)4075758-4</subfield><subfield code="2">gnd</subfield><subfield code="9">rswk-swf</subfield></datafield><datafield tag="655" ind1=" " ind2="7"><subfield code="0">(DE-588)4143413-4</subfield><subfield code="a">Aufsatzsammlung</subfield><subfield code="2">gnd-content</subfield></datafield><datafield tag="689" ind1="0" ind2="0"><subfield code="a">Ostrów Wielkopolski</subfield><subfield code="0">(DE-588)4075758-4</subfield><subfield code="D">g</subfield></datafield><datafield tag="689" ind1="0" ind2="1"><subfield code="a">Geschichte</subfield><subfield code="A">z</subfield></datafield><datafield tag="689" ind1="0" ind2=" "><subfield code="5">DE-604</subfield></datafield><datafield tag="856" ind1="4" ind2="2"><subfield code="m">SWB Datenaustausch</subfield><subfield code="q">application/pdf</subfield><subfield code="u">http://bvbr.bib-bvb.de:8991/F?func=service&doc_library=BVB01&local_base=BVB01&doc_number=024962222&sequence=000001&line_number=0001&func_code=DB_RECORDS&service_type=MEDIA</subfield><subfield code="3">Inhaltsverzeichnis</subfield></datafield><datafield tag="856" ind1="4" ind2="2"><subfield code="m">Digitalisierung BSB Muenchen 19 - ADAM Catalogue Enrichment</subfield><subfield code="q">application/pdf</subfield><subfield code="u">http://bvbr.bib-bvb.de:8991/F?func=service&doc_library=BVB01&local_base=BVB01&doc_number=024962222&sequence=000004&line_number=0002&func_code=DB_RECORDS&service_type=MEDIA</subfield><subfield code="3">Abstract</subfield></datafield><datafield tag="940" ind1="1" ind2=" "><subfield code="n">oe</subfield></datafield><datafield tag="999" ind1=" " ind2=" "><subfield code="a">oai:aleph.bib-bvb.de:BVB01-024962222</subfield></datafield><datafield tag="942" ind1="1" ind2="1"><subfield code="c">307.09</subfield><subfield code="e">22/bsb</subfield><subfield code="g">438</subfield></datafield></record></collection> |
genre | (DE-588)4143413-4 Aufsatzsammlung gnd-content |
genre_facet | Aufsatzsammlung |
geographic | Ostrów Wielkopolski (DE-588)4075758-4 gnd |
geographic_facet | Ostrów Wielkopolski |
id | DE-604.BV040105770 |
illustrated | Illustrated |
indexdate | 2024-07-10T00:16:59Z |
institution | BVB |
isbn | 9788388480683 |
language | Polish |
oai_aleph_id | oai:aleph.bib-bvb.de:BVB01-024962222 |
oclc_num | 796205461 |
open_access_boolean | |
owner | DE-12 |
owner_facet | DE-12 |
physical | 139, [1] s., [2] k. tabl. złoż. luzem il. kolor. - Ill. 32 cm. |
publishDate | 2011 |
publishDateSearch | 2011 |
publishDateSort | 2011 |
publisher | Muzeum Miasta Ostrowa Wielkopolskiego |
record_format | marc |
spelling | Banach, Witold 1959- Verfasser (DE-588)1034406086 aut Ostrowska nostalgia ilustrowane szkice o dawnym Ostrowie Wielkopolskim Witold Banach Ostrów Wielkopolski Muzeum Miasta Ostrowa Wielkopolskiego 2011 139, [1] s., [2] k. tabl. złoż. luzem il. kolor. - Ill. 32 cm. txt rdacontent n rdamedia nc rdacarrier Zsfassung in dt. Sprache u.d.T.: Ostrower Nostalgie Geschichte gnd rswk-swf Ostrów Wielkopolski (DE-588)4075758-4 gnd rswk-swf (DE-588)4143413-4 Aufsatzsammlung gnd-content Ostrów Wielkopolski (DE-588)4075758-4 g Geschichte z DE-604 SWB Datenaustausch application/pdf http://bvbr.bib-bvb.de:8991/F?func=service&doc_library=BVB01&local_base=BVB01&doc_number=024962222&sequence=000001&line_number=0001&func_code=DB_RECORDS&service_type=MEDIA Inhaltsverzeichnis Digitalisierung BSB Muenchen 19 - ADAM Catalogue Enrichment application/pdf http://bvbr.bib-bvb.de:8991/F?func=service&doc_library=BVB01&local_base=BVB01&doc_number=024962222&sequence=000004&line_number=0002&func_code=DB_RECORDS&service_type=MEDIA Abstract |
spellingShingle | Banach, Witold 1959- Ostrowska nostalgia ilustrowane szkice o dawnym Ostrowie Wielkopolskim |
subject_GND | (DE-588)4075758-4 (DE-588)4143413-4 |
title | Ostrowska nostalgia ilustrowane szkice o dawnym Ostrowie Wielkopolskim |
title_auth | Ostrowska nostalgia ilustrowane szkice o dawnym Ostrowie Wielkopolskim |
title_exact_search | Ostrowska nostalgia ilustrowane szkice o dawnym Ostrowie Wielkopolskim |
title_full | Ostrowska nostalgia ilustrowane szkice o dawnym Ostrowie Wielkopolskim Witold Banach |
title_fullStr | Ostrowska nostalgia ilustrowane szkice o dawnym Ostrowie Wielkopolskim Witold Banach |
title_full_unstemmed | Ostrowska nostalgia ilustrowane szkice o dawnym Ostrowie Wielkopolskim Witold Banach |
title_short | Ostrowska nostalgia |
title_sort | ostrowska nostalgia ilustrowane szkice o dawnym ostrowie wielkopolskim |
title_sub | ilustrowane szkice o dawnym Ostrowie Wielkopolskim |
topic_facet | Ostrów Wielkopolski Aufsatzsammlung |
url | http://bvbr.bib-bvb.de:8991/F?func=service&doc_library=BVB01&local_base=BVB01&doc_number=024962222&sequence=000001&line_number=0001&func_code=DB_RECORDS&service_type=MEDIA http://bvbr.bib-bvb.de:8991/F?func=service&doc_library=BVB01&local_base=BVB01&doc_number=024962222&sequence=000004&line_number=0002&func_code=DB_RECORDS&service_type=MEDIA |
work_keys_str_mv | AT banachwitold ostrowskanostalgiailustrowaneszkiceodawnymostrowiewielkopolskim |