Vincenciova a Jarlochova kronika v kontextu svého vzniku: k dějepisectví přemyslovského období
Gespeichert in:
1. Verfasser: | |
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Format: | Buch |
Sprache: | Czech |
Veröffentlicht: |
Brno
Matice Moravská
2010
|
Ausgabe: | Vyd. 1. |
Schriftenreihe: | Knižnice Matice Moravské
28 |
Schlagworte: | |
Online-Zugang: | Inhaltsverzeichnis Abstract |
Beschreibung: | Zsfassung in dt. Sprache u.d.T.: Die Chroniken von Vinzens und Gerlach in ihrem Entstehungskontext |
Beschreibung: | 267 S. |
ISBN: | 9788086488684 |
Internformat
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Obsah
I. Úvod
...............................................9
I.
Accessus ad
aucłores, nauka o
pramenech a moderní
historiografie
...................................... 11
II.
Text v kontextu svého vzniku
.....................61
ILI.
Rysy středověkého dějepisectví
.....................61
11.
2.
Text v kodikologickém kontextu
.................... 71
11.
3.
Dějepisectví dvanáctého a třináctého století v českých
zemích
.........................................82
III.
Vincenciova kronika v kontextu svého vzniku
.... 94
111.1.
Předehra: rok
1142 ..............................94
111.2. Vladislav
II.
-
rex christianus
...................... 118
11
1.3.
Závěr: autorský záměr
-
dico
ergo opera
mea
regi.......
146
IV. Literární dílna milevského opataJarlocha
........156
IV.l. Jarloch a tzv.
Ansbert ........................... 157
IV.2. „Vita Godescaki
................................ 166
IV.3. Závěr: Literární koncepce Jarlochovy kroniky a jeho
autorský záměr
................................. 195
V. Závěr: Vincenciova aJarlochova kronika
v kontextu svého vzniku
..........................212
VI.
Přílohy
..........................................220
I. Textové shody mezi Vincenciovou kronikou a tzv.
Výpisky pro léta
1154-1158/1159 ....................220
II.
Popis rukopisů
...................................238
III.
Prology pražského kanovníka Vincencia
.............246
IV.
Sancti Anselmi
Admonitio morienti et de peccatis
suis
nimium formidanti
...........................249
Obrazové přílohy
...................................249
Seznam pramenů, literatury a zkratek
...................252
264
Die Chroniken von Vinzens und Gerlach
in ihrem Entstehungskontext
Zur Geschichtsschreibung der
Přemysliden-Periode
Zusammenfassung
Vinzenz war Kanoniker der Prager Kirche, im Jahre 1158 nahm er im Gefolge
des Prager Bischofs Daniel und böhmischen Königs
Vladislav
II.
an der Expedi¬
tion des Kaisers Barbarossa gegen Mailand teil und begleitete seinen Bischof bei
Barbarossas Expedition gegen Rom 1166-1167. Seine Chronik widmete Vinzenz
dem. König
Vladislav
und dessen Frau Judith. Deswegen fing er sie mit dem Jahr
1140 an, als
Vladislav
böhmischer Herzog wurde. Die Chronik endet dann plöt¬
zlich mit dem Jahr 1167. Es ist anzunehmen,
dass
Vinzenz seine Chronik irgen¬
dwann am Anfang 70. Jahre des 12. Jh. verfasste und
dass
er sie wahrscheinlich
wegen der Abdankung von
Vladislav
im Jahre 1172 absichtlich nicht zum Ende
brachte. Im zweitem Jahrzehnt des 13. Jh. wurde die Chronik von Vinzenz dem
Prämonstratenserabt Gerlach zur Verfügung gestellt, der sie sich abschreiben ließ
und mit eigener bis 1198 geführten Fortsetzung an sie anknüpfte. Jahre 1186-1196
sind mit dem Text der
Historia
de expeditione
imperatoru Friderici
(sog. Chronik von
Ansbert) gefüllt. Auch Gerlachs Chronik endet plötzlich auf der letzen Seite der
Handschrift in der Mitte eines Wortes.
Das Thema der vorliegenden Arbeit ist die Frage nach der Funktion beider
Texte in ihrer Entstehungszeit. Diese Forschung ist allerdings nur durch eine Ein¬
setzung beider Texte in den möglichst breiten historischen Kontext realisierbar,
mit dem man nicht nur die Zeit und Umgebung verstehen
muss, in
der die Chro¬
niken entstanden sind, sondern z. B. auch den Zustand der Gattung und ihre Ent¬
wicklung innerhalb der mittelalterlichen Literatur. Zuerst
muss man
sich aber des¬
sen bewusst sein,
dass
mittelalterliche Wahrnehmung der Zeit und der Geschichte
tief durch die Theologie geprägt ist,
dass
Zeit linear von Schöpfung zum Ende der
Welt läuft,
dass
Geschichte immer Heilsgeschichte ist und
dass
Geschichtsschrei¬
bung in Zusammenhang mit der typologischen Denkform ermöglicht, die Wir¬
kung des Heilsplans Gottes in der Geschichte zu interpretieren. Damit bekommt
die Geschichte eine universale Dimension. Diese Voraussetzung kann man dann
mit eigenem Forschungsverfahren verbinden, die in diesem Fall in der Kombina¬
tion der kodikologischen und literarischen Analyse besteht.
Der Kodex, in dem sich beide Texte befinden, entstand in erster Hälfte des
13. Jh. in Mühlhausen und wird seit 1828 in Prämonstratenserstift Strahow auf¬
bewahrt Er beinhaltet die Kirchengeschichte von Beda Venerabilis (Ff. lr-76v),
die Chronik von Vinzenz (Ff. 77v-87v), die Chronik von Gerlach (Ff. 87v-93v,
108v, 11 lr-112v) und die sog. Chronik von Ansbert (Ff. 94r-l lOv). Aus der kodi¬
kologischen Analyse ergibt es sich,
dass
der ganze Kodex (abgesehen von Bedas
Chronik) die literarische Konzeption des Abtes Gerlach spiegelt. Am Anfang von
Gerlachs Arbeit stehen die Abschriften von den Chroniken von Vinzenz und sog.
Ansbert. Beide Texte wurden dann von Gerlach durch eigene Erzählungen ver¬
bunden und fortgesetzt. Kodikologische Analyse gibt allerdings keine Antwort zur
Frage nach der Autorenabsicht, d.h. was für eine Funktion diese Textsammlung
haben sollte. Ähnliche Aussage
muss man
auch im Fall der Vinzenz Chronik
feststellen, denn sie ist nur in der Abschrift erhalten. Das erlaubt nur Beschlüsse
Zusammenfassung 265
über den Zustand der Vorlage für ihre Abschrift in der Strahower Handschrift,
nicht über ihren Zustand in ihrer Entstehungszeit. Unter diesen Umständen kann
darum die literarische Analyse sehr hilfreich sein. Die Analyse der Diskursstra¬
tegie des Autors ermöglicht, den Modellleser beider Texte zu identifizieren. Die
Chronik von Vinzenz ist nur im Kontext der literarischen Strategie von Gerlach
erhalten geblieben, aber auch Gerlach war nicht mehr der Modellleser von Vin¬
zenz. Trotzdem konnte er die Chronik von Vinzenz für seine eigene Konzeption
ausnutzen.
Die Autorenabsicht von Vinzenz war den böhmischen König
Vladislav
wie
einen idealen Herrscher darzustellen. In seiner Geschichte des böhmischen Kö¬
nigs stellte sich Vinzenz dazu zwei Erzählenshöhepunkte, zwischen denen die
Krönung von
Vladislav
zum König 1158 steht. Der Schwerpunkt des ersten Teiles
der Chronik ist das Erzählen über die Rebellion von mährischen Fürsten und
manchen böhmischen Adeligen gegen ihren Herzogen
Vladislav
im Jahre 1142.
Bei dieser Gelegenheit ist
Vladislav
wie ein Herrscher dargestellt, der mit der
von Gott verliehenen Macht begabt ist. Zur Sinngebung jeder Person und Situa¬
tion nutzte Vinzenz die Bibelintertextualität aus. Die Rebellen sind von Anfang
an wie die dem Gott und der Gottesordnung widerstehenden Verbrecher darge¬
stellt,
Vladislav
umgekehrt wie ein gottesfürchtiger Herrscher, dessen Pflicht es
ist, das durch den Aufstand verursachte Chaos wieder in Ordnung zu bringen.
Zu diesem Bild passte Vinzenz alle seine Berichte aus den 40. Jahren an, indem
er manche Ereignisse, über die man in anderen zeitgenösischen Quellen lesen
kann, entweder wegließ oder ihnen einen anderen Sinn gab. In dem zweiten Teil
seiner Chronik ist
Vladislav
nicht mehr durch die Bibelintertextualität, sondern
aufgrund der gewissen paradigmatischen Königstaten dargestellt. Das Paradigma
entspricht dem zeitgenossischen Ideal eines christlichen Herrschers, der in der im
Römischen Reich oder Italien pflegenden Schriftstellung auf die Darstellung von
Friedrich Barbarossa angewandt wurde. Dieses Ideal beinhaltet außer der typi¬
schen Eigenschaften (Frömmigkeit, Gottesfurcht, Milde und Gerechtigkeit) auch
Heldentugenden (Tapferkeit, Unbesiegbarkeit) und eine besondere Sorge für die
Ehre des Reiches
(honor
imperii),
um die sich nicht nur der Kaiser selbst, sondern
auch alle seine Treuen kümmern müssen. Darum wählte Vinzenz zur Auftragung
die Ereignisse, bei denen er den böhmischen König nicht nur wie einen Ideal¬
herrscher, sondern auch wie einen Treuen des Kaisers und des Reiches handeln
lassen kann. Vinzenz Stil wurde deswegen epischer und sein Erzählen episodisch,
er beginnt die direkte Rede einzulegen und statt der Bibelanspielungen Zitate aus
den berühmtsten römischen Dichtern zu benutzen.
Für Vinzenz bedeutet der Kaiser die Universalgröße der christlichen Welt,
die auf dem Gipfel der Gesellschaftspyramide steht. Dieser Modell erinnert an die
Kirche: ein Kopf - Christus und seine Glieder - die Gläubigen, die miteinander
trotz unterschiedlicher und zugleich festgegebener Aufgaben verbunden sind; die
Glieder, die durch ihr festgegebenes Verhalten den Ruhm des Kopfes mitteilen;
die Mühe und Pflicht diejenigen, die ihre Aufgaben verletzen, wieder in die Har¬
monie mit dem Ganzen zu bringen. Alle arbeiten zu Gunsten des Ganzen, damit
dieses seine Stelle in der Heilsökonomie einnehmen kann. Die Königswürde von
Vladislav
wurde im Rahmen dieser Mitteilung als der ausgezeichnete Abglanz
der Kaiserwürde und Ehre des Reiches dargestellt. Sowohl besteht die Kirche als
Ganzes aus den kleineren Komponenten (Ortkirchen, derer Köpfe die Ortbischö-
266
ViNCENciovA aJarlochova
kronika
v kontextu svého vzniku
fe
sind), als auch
Vladislav
ist ein Kopf - er füllt seine Aufgabe des Herrschers
eines Volkes in der Christenfamilie. Deswegen verleiht ihm Vinzenz die gleichen
Idealherrscherzüge wie dem Kaiser, deswegen hat er seine eigene Ehre, die von
denen beleidigt werden kann, die dieser Weltordnung widerstehen (die Rebellen
aus 1142). Seitdem Vinzenz
Vladislav
als einen von den Treuen des Ganzen hatte
handeln lassen, glich Vinzenz seinen Stil der auf dem Kaiserhof populären Litera¬
tur an, die formal an Ritterroman erinnert.
Auf diese Weise las die Chronik von Vinzenz nach ein Paar Jahrzehnten auch
Gerlach nicht mehr, denn die Diskursstrategie von Vinzenz verlor den Sinn, als
Vladislav
willkürlich abgedankt hatte. Die zu konkrete Autorenabsicht von Vin¬
zenz erklärt, warum seine Chronik nur in einer Abschrift erhalten geblieben ist.
Allgemein ist zu sagen,
dass
die bessere Chance zum Überleben Universalchro¬
niken und Chronographien hatten, denn sie waren zu mehreren Funktionen aus¬
nutzbar. Die Chronik von Vinzenz passte zur Absicht des einzigen Autors, der ihr
aber einen neuen Kontext und neuen Modellleser gab. Dazu war die Übernahme
von Vinzenz Werk durch Gerlach nur dank seiner streng chronologischen Rei¬
henfolge der Ereignisse auf dem Hintergrund der typologischen Weltanschauung
im Rahmen der auf dem Bibelmodell begründeten Geschichtsdarstellung mög¬
lich, was dem Werk von Vinzenz die nötige Universaldimension verlieh.
Der Ausgangpunkt zum Forschen der Autorenabsicht von Gerlach bildet ein
Textteil, den er dem Leben und Tod von Selauer Abt Gottschalk widmete und
zu dessen Sterbejahr 1184 in seine Chronik einlegte. Gerlach gliederte in diesen
Textausschnitt auch die kürzen Anfänge der Prämonstratenser in Böhmen ein, die
er aus einer Quelle von Strahower Provenienz übernommen hatte. Nach dieser
Quelle waren die größten Gönner von Prämonstratenser der Olmützer Bischof
Heinrich und der böhmische Herzog
Vladislav
II.
Das Ergebnis der von Gerlach
benutzten Diskursstrategie ist ein asketisch lebender Abt, der die neue Kommu-
nität eines im Gebiet noch nicht etablierten neuen Ordens führt. Er wurde als
ein Heiliger dargestellt, der sein Leben ganz in Gottes Hände einlegte, um seine
vorherbestimmte Aufgabe in der Heilsgeschichte zu erfüllen - die neue Weise des
monastischen Lebens im neuen Land zu konsolidieren. Als der Heilige benimmt
er sich dann paradigmatisch - seine Heiligkeit
muss
nämlich vom Modellleser
erkennbar und bestätigt sein.
Diese bestätigende Funktion bringt auch die Kommunität selbst zum Aus¬
druck, die gerade diese Elemente im Verhalten des Heiligen für paradigmatisch
hält. Gottschalks Leben und Tot beweist die Auserwählung der Kommunität im
Sinne der Bestätigung ihrer Lebensweise und zeigt die Selbstwahmehmung der
Prämonstratenser in der Reformszeit des 12. Jh. und Reformnachwirkungen des
13. Jh. Damals ist nämlich sowohl die Bedeutung der Priesterschaft in Verbindung
mit Predigtamt für die Kirche als Gemeinschaft der Gläubigen, als auch die Ver-
strengerung des monastischen Lebens in der Zisterzienserform neu definiert wor¬
den. Der literarische Gottschalk schwingt also zwischen dem monastischen Leben
(asketische Strenge, Sehnsucht nach Zisterzienserwerden) und dem unverdrosse¬
nen Predigen nach dem Vorbild des hl.
Augustins.
Diese Oszillation spiegelt, wie
sich die zwischen Mönchtum und Priestertum stehenden Prämonstratenserkom-
munitäten mit dem Diskurs des Mönchtumsideals auseinandersetzten. Die damali¬
gen Polemiken oder Apologien der Prämonstratenser oder Augustinerchorherren
gegen die Zisterzienser beweisen,
dass
dieses Ideal die Zisterzienser verkörperlich-
Zusammenfassung 267
ten.
Auch Gerlach ist durch diesen Diskurs geprägt und dementsprechend stellt
er seinen Gottschalk dar, der am Ende seines Lebens in den Zisterzienserorden in
zwei Stufen des Erzählens aufgenommen wurde. Diese Aufnahme wurde sowohl
in der irdischen Kirche (angebliche Aufnahme durch die Kapitel in
Cîteaux
vor
Gottschalks Tod), als auch in der himmlischen (eine vortodliche Vision, wo er
Platz im Kreis der im Himmel bevorzugten Zisterzienser nimmt) durchgeführt
und bestätigt so nicht nur das äußerst heilige Leben des Selauer Abtes, sondern
auch die Lebensform, die sich seine Ordensbrüder wählten.
Durch die
typologische
Darstellung von Gottschalk als Moses öffnet Gerlach
noch eine weitere Ebene seines Erzählens. Sowohl steht Moses am Anfang der
neuen Epochen der Heilsgeschichte (Übergang zwischen dem Alter
ante
Legem
und
post Legeni)
und führt das auserwählte Volk ins Verheißungsland, als auch
Gottschalk steht am Anfang einer neuen Epoche in Böhmen und führt nach dem
Gesetz - der Ordensregel sein Volk - die Brüder ins himmlischen Verheißungs¬
land. Diese neue Epoche kann nicht ohne Einfluss aufs Land verlaufen, das dank
der Aufnahme und Wirkung des neuen Reformordens diese neue Epoche erlebt.
In seiner literarischen Konzeption
muss
Gerlach also die neue Epoche mit dem
Beginn von
Vladislavs
Regierung anfangen, in die die Anfänge der Prämonstra-
tenser in Böhmen seine Strahower Vorlage einlegte. Zu diesem Zweck passt für
die Jahre 1140-1167 die Chronik von Vinzenz äußerst gut, denn aus Gerlachs
Sicht geht es um eine Geschichte des Landes in der Zeit, in der diese neue Epoche
läuft. Auf ähnlicher Weise benutzt dann Gerlach auch die Chronik von sog. Ans¬
bert - als ein chronologisches Gerüst für die Jahre 1187-1196.
Die mittelalterliche Geschichtsschreibung ist nicht von ihrem theologischen
Hintergrund trennbar. Aus dieser Perspektive ist die Geschichte in beliebiger
Form, sei es die Verherrlichung eines Herrschers oder die Geschichte eines Klo¬
sters, immer Heilsgeschichte. Die
typologische
Denkform, das alttestamentliche
Geschichtsmodell und die verschiedenen Weisen der auf der Bibelexegetik be¬
gründeten Auslegung verursachen,
dass
dieser Hintergrund überhaupt nicht be¬
schränkend ist. Umgekehrt. Sowohl eine Klosterkommunität, die durch die an-
agogische Auslegung der Ordensregel und des Amtes des Abtes zur himmlischen
Heimat zustrebt, als auch die Untertanen eines von Gott eingesetzten Herrschers,
dem sie mit dem Gehorsam verpflichtet sind, können zum auserwählten, auf dem
Weg zum Heil sich befindenden Volk in der Epoche in
gratia
werden. Zugleich
sind alle zwischenmenschlichen und institutionellen Beziehungen auf dem Grund
des Kirchenmodells zu verstehen. Die Sinnübertragung im Rahmen dieser Welt¬
anschauung öffnet eine Vielzahl von Möglichkeiten der Lesung der mittelalter¬
lichen Texte und gleichzeitig erklärt sie, warum es mit dem Untergang dieses
Modells in der Aufklärangszeit, bzw. der Ersatzmodelle (Nation, Fortschritt im
positivistischen oder marxistischen Sinn) nicht mehr möglich ist, die Frage nach
dem Sinn der Geschichte zu stellen.
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