Kapitula pri Dóme sv. Martina: intelektuálne centrum Bratislavy v 15. storočí
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Sprache: | Slovak |
Veröffentlicht: |
Bratislava
Spoločnosť Pro Historia
2008
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<&■
MIRIMI
HLAVÁČKOVÁ
-φ;
OBSAH
UVOD
7
I. OD
KAPITULSKEJ ŠKOLY K UNIVERZITE: VZDELÁVANIE V STREDOVEKU
11
и.
vra.
communis,
z dejín bratislavskej kapituly
23
III.
MESTSKÁ KAPITULSKÁ ŠKOLA PRI DÓME SV. MARTINA
40
IV.
BRATISLAVSKÁ KAPITULA ZA VLÁDY ŽIGMUNDA LUXEMBURSKÉHO
49
Vplyv pražskej univerzity. Českí duchovní v bratislavskom exile
49
Viedenská univerzita a Bratislavská kapitula v prvej polovici
15.
storočia
63
Členovia kapituly v službách kráľa Žigmunda
74
„Pro salute anìmae meae.
"
K vzťahu kapituly a mesta
82
V. BRATISLAVSKÁ KAPITULA V DRUHEJ POLOVICI
15.
STOROČIA
93
Bratislavská kapitula a Univerzita Istropolitana
105
„Dobrý lekár musí byí aj dobrým astrológom.
"
Fakulty na Univerzite Istropolitane
111
Čo sa naučil študent Ján v Bratislave.
Vzdelanostná úroveň členov kapituly počas existencie Univerzity Istropolitany
126
Keď rinčia zbrane, múzy mlčia. Zánik Univerzity Istropolitany
135
Kapitula
-
„miesto stretnutia cirkvi a sveta."
139
VI.
KNIŽNICA BRATISLAVSKEJ KAPITULY
148
-Φ·
KAPITULA PRI
DÖME
SV. MARTINA
-
INTELEKTUÁLNE CENTRUM BRATISLAVY V
15.
STOROČÍ
<$>
Poznámky k súkromnej zbierke kníh členov kapituly a Univerzity Istropolitany
153
Deootio moderna v zrkadle rukopisov kapitulskej knižnice
163
Humanizmus v prostredí Bratislavskej kapituly
171
ZÁVER
179
RESÜMEE 181
ZOZNAM SKRATIEK
185
ZOZNAM PRAMEŇOV A LITERATÚRY
186
MENNÝ REGISTER
204
<$►
KAPITULA
FRI
DÓME
SV. MARTINA _
INTELEKTUÁLNĚ CENTRUM
BRATISLAVY
V
15.
:
STOROČÍ ^
RESÜMEE
Eine der besten Charakteristiken des mittelalterlichen Kapitels ist die prägnante
Formu¬
lation
von Peter
Moraw
Statt der Begegnung von Kirche und Welt. Seine treffende Äußerung
gilt völlig ebenso für das Pressburger Kapitel.
Das Pressburger Kapitel bei Pressburger
St. Martin's
Dom war ein der wichtigsten Kir¬
chen- und Bildungszentren im mittelalterlichen ungarischen Königreich. Zum Kapitel
gehörte eine dem Kanoniker-Scholastiker unterstehende Schule und eine eigene Bibli¬
othek. Die Mitglieder des Kapitels - Pröbste und Kanoniker, spielten hervorragende Rolle
bei der Verwaltung des Königreichs. Ihre Erfahrungen und Fachkenntnisse erwarben
sie dank ihrer Universitätsbildung und Kanzleipraxis in erzbischöflichen bzw. päpstli¬
chen Diensten. Sie fungierten nicht nur als Vermittlungspersonen bei Eheschließungen
oder Friedensverhandlungen, sondern sich auch als Hofärtzte um die Gesundheit und
Verpflegung des Herrschers kümmerten. Der König belohnte seine gebildeten Diener
oft mit einem Kirchenamt oder Benefizium. Die persönliche Besetzung des Kapitels
sowie auch dessen Prosperität hing hauptsächlich von dem über das Patronatrecht ver¬
fügenden Herrscher ab.
Wenn sich in den Regierungsjahren Sigismunds von Luxemburg im Pressburger Kapitel
eher die für den persönlichen Bedarf beim Herrscher zuständigen Dienstleute (Gehe¬
imkanzler und Diplomat Johann von Aussig an der Elbe, Reichsvizekanzler Johann von
Gran, Schreiber Michael von Mailberg, Ärtzte Siegfrid Degenberg, Johann Halbhauer
von Hammelburg u. a.) konzentrierten, während der Existenz der Universität Istropo-
litana waren es die Absolventen der „höheren" Fakultäten (Theologie und kanonisches
Recht), welche an der Universität Istropolitana ihre Kenntnise in der Praxis anbringen
konnten.
Ein der wichtigen Gründe für die Präsenz der böhmischen Geistlichen im ungarischen
Königreich in der ersten Hälfte des
XV.
Jh. waren die hussitischen Wirren in ihrem Hei¬
matland. In den Diensten von
Sigismund
fanden sie im Pressburger Kapitel ein sicheres
Zufluchtsort. Ihre Wirkung, dank deren im Kapitel neue Einflüße vor allem der devotto
moderna
auftauchten, wird sicher auch in der Zukunft zum Gegenstand weiterer zu der
vorliegenden Arbeit ergänzenden Forschungen.
Anfänglich war das auf dem Pressburger Burghügel residierende Kapitel eine zum litur¬
gischen Dienst und Diözeseverwaltung berufene Priesterversammlung. Als das Kapitel
im XIII. Jh. in die Stadt zum St. Martins Dom umsiedelte, wurde es zum bedeutenden
intellektuellen und kulturellen Zentrum. Selbstverständlich war das Kapitel an der
Entstehung und Wirkung der damals einzigen Universität im ungarischen Königreich
beteiligt. Auch wenn sich die Bezeichnung
Academia
Istropolitana während der Zeit ihres
wahrscheinlichen Bestehens 1465 - 1489 in den zeitgenössischen Quellen nicht findet
(man begegnet dem Namen erst seit den 40-er Jahren des XVI. Jh.), ist die Benennung
Academia
Istropolitana in der Literatur üblich geworden. Zum Unterschied von der Uni¬
versität waren die Akademien des 15. Jh. lockere, eher private Institutionen ohne Uni-
181
-Φ-
MIRIAM
HLAVÁČKOVÁ
versitätsrechte und Privilegien. Aus diesen Gründen bevorzugen wir in der vorliegenden
Arbeit den Begriff Universität Istropolitana.
Mit der Organisierung der Universität wurde außerdem humanistisch orientierten Kan¬
zler, dem Graner Erzbischof Johann
Vitez,
auch der Vizekanzler der Universität und
Probst des Pressburger Kapitels Georg
Peitei
aus Schönberg (f 1486) beauftragt. Die
überlieferten Dokumente bezeugen von seinem aktiven und tatkräftigen Leben: nach
dem Bakkalaureus-Abschluß an der Fakultät der Freien Künste der 'Wiener Universität
war er als Kanzler und Rat am Hof des Königs Ladislaus Posthumus und des Kaisers
Friedrich
III.
tätig. Seit den 70-er Jahren des
XV.
Jh. vertrat er die Interesse des Königs
Matthias Corvinus, er nahm an zahlreichen diplomatischen Missionen teil. Unter ande¬
rem machte er sich um die Versöhnung von König Matthias mit Kaiser Friedrich
III.
ver¬
dient, ebenso beteiligte sich 1463 an der erfolgreichen Rückgabe der Heiligen Stephans¬
krone nach Ungarn. Während seines römischen Aufenthaltes (wo er wahrscheinlich das
kanonische Recht studierte), wurde er zum apostolischen Protonotarius ernannt. Die
Blüte der humanistischen Lehre in der Kurie, seine Erfahrungen auf den Höfen in Wien
und Ofen - alles das hat in Schönberg Spuren hinterlassen und sicher ihn auch bei der
Konstituierung der Universität Istropolitana in Pressburg beeinflußt.
Nach der Meinung der ungarischen Historikerin
A. Ritoók-Szalay
konnte das Plan der
Gründung der Universität bereits beim Treffen von Kardinal Bessarion mit Erzbischof
Johann
Vitez
in Wien 1460 - 1461 erarbeitet werden. Ein der Hauptziele dabei war die
Hoffnung zur baldigen Wiedervereinigung der griechisch-orthodoxen und römisch¬
katholischen Kirche. Trotz diesen großgelegten Pläne war die Realität viel prosaischer
- die Universität Istropolitana gehörte eher zu den regionalen Universitäten.
Sehr wahrscheinlich dienten die in der Kapitelbibliothek erhaltenen Statute der Bologner
Universität aus dem 14. Jh. als Vorlage für die Verfassung der Istropolitana-Statuten,
genauso wie es auch in Prag der Fall war. Aus dem Verglech mit anderen europäischen
Universitäten in der Umgebung sowie auch aus der Analogie bei der Personalbelohnung
mittels Benefizien kommt vor, daß in dem Fall von Pressburger Universität eher als um
das strikte Kopieren des Bologneser Musters mehr um ein gemischtes Verwaltungsmo¬
dell ging.
Die Richtung der Universität wurde vom Anfang an durch ihre humanistisch orientier¬
ten Professoren bestimmt. Mehrere Vortragenden an der Fakultät der Freien Künste -
Martin Bylica aus
Olkusz, Regiomontanus,
Johann Reibel aus Kupferberg und Johann
aus Krakau (warscheinlich Johann Glogowita aus Krakau) trugen dank der Unterstü¬
tzung seitens des Graner Erzbishofs in den ersten fünf Jahren der Existenz der Univer¬
sität wesentlich zur Entwicklung der astronomischen Studien bei.
In den bei der Gelegentheit des 500. Jahresfeiers entstandenen Studien hat man auf einer
Seite die Bedeutung der Juristischen Fakultät überschätzt (u. a. hatte man den Unter¬
richt des kanonischen sowie auch römischen Rechtes vorausgesetzt), auf der anderen
Seite wurde gerade die Existenz dieser Fakultät in Zweifel gesetzt. Die Juristische Fakul¬
tätwar ein legitimes Bestandteil der entstehenden Universität. Auf ihre Existenz deuten
mehrere Hinweise: in der Zeit wurden die Universitäten üblicherweise mit allen 4 Fakul-
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<S» KAPITULA
PRI DÓME
SV. MARTINA -
INTELEKTUÁLNE CENTRUM BRATISLAVY V
15.
STOROČÍ
■&■
täten gegründet; auch die 18 Bänder der juristischen Traktate (d. h. Standardwerke zum
Unterrircht des kanonischen Rechtes) sind zu erwähnen. Diese Werke gehörten zum
Bestand der Bibliothek von Gotsleichnams-Bruderschaft (nach dem aus dem Jahre 1501
erhaltenen Inventar), welche zuvor von der Universität Istropolitana benützt wurde. Es
ist schließlich möglich, daß sich um ursprünglich private Bibliothek des Probst Georg
aus Schönberg handelt. Wir haben ihn nämlich als Besitzer von zwei derzeitig in der
Salzburger Universitätsbibliothek bewahrten Erstdrucken aus der Gotsleichnams-Bru¬
derschaft Bibliothek identifiziert. Als
Professore
der Juristischen Fakultät sind auch
mehrere Rechtsgelehrten - Bakkalaureus des kanonischen Rechtes Andreas aus der
Raaber Diözese, Magister Valentinus aus
Veresmart
in Graner Diözese, Erzdiakon Pau¬
lus aus Wieselburg
(ung. Moson)
und Magister Franz Ethe, Pfarrer aus ungarischem
Kéthely
- der „nunc in
universitate Posoniensis
constitutis" zu bezeichnen. Das Studium
der Jurisprudenz in Pressburg erfolgte warscheinlich, ähnlich wie in Prag, unter der
Aufsicht des Kapitels, der kirchlichen Verwaltung und erzbishöflichen Gerichtswesens.
Diese vielversprechende Entwicklung der Universität wurde aber durch die Politik vere¬
itelt. Nach der Entdeckung der Verschwörung gegen Matthias Corvinus 1471 fiel der
Kanzler
Vitez
in die Ungnade und ein Jahr danach er verstarb. Er war nämlich mit der
auf die Eroberung von Böhmen konzentrierte und die türkische Gefahr venachlässi-
gende Politik des Königs nicht einverstanden. Die Universität wurde in der Folge von
den zu seinem Umkreis gehörenden Professoren (M.
Galeotto,
J.
Gattus, Regiomonta-
nus und M. Bylica) verlassen. Die Universität Istropolitana geriet allmählich unter den
Einfluss der eher trazionalistich als humanistisch orientierten Wiener Universität. Die
Universitätsverwaltung überging nach 1472 an den Vizekanzler Georg aus Schönberg.
Der Vizekanzler versuchte, aus den üblichen 14 kirchlichen
Prebenden
eine bestimmte
Anzahl für die Bezahlung der Professoren zu sichern. Eine Parallele zur Verbindung
des Kapitels mit der Universität, welche direkt die Istropolitana-Gründung beeinflußte,
findet sich am Beispiel der benachbarten Wiener Universität. Das Kapitel wurde zu einer
Universitätsstift, wobei jedoch die Kapitel-Kanonikate nicht komplett für die Univer¬
sitätsprofessoren vorbehalten waren, wie es in Prag oder in Heidelberg der Fall war.
Die Professoren der Universität und zugleich die Kanoniker des Pressburger Kapitels
wurden Landsleute des Vizekanzlers vorwiegend aus Niederösterreich, Absolventen der
Teologischen und Juristischen Fakultät der Wiener Universität. Dabei sind der Lizenziat
der Theologie und großer Kenner der griechischen Sprache Nicolaus Schricker von Hüt¬
tendorf, Lizenziat der Theologie Nicolaus Popp von Hüttendorf, Lizenziat der Theologie
Georg Greiffenstein aus Krems, Bakkalaureus der Theologie
Sigismund Obrecht
aus
dem niederösterreichischen Lengenfeld, Magister Wolfgangus Prechtel aus Hausleiten,
Doktor des kanonischen Rechtes
Erasmus
von Regensburg, Bakkalaureus der Theologie
und des kanonischen Rechtes Johannes Rauch aus der Regensburger Diözese u. a.
Die Beispiele anderer Universitäten belehren, daß die Kirche in der Regel nicht die ein¬
zige bei der Beschaffung von Geldmitteln und Belohnung der Professoren mitbezah¬
lende Institution war. Einen enscheidenden Anteil bei solcher Finanzierung kam der
königlichen Familie zu. Im Falle der Pressburger Universität war dies jedoch nicht der
183
MIRIAM
HLAVÁČKOVÁ
Fall. Trotz der Tatsache, daß sie zur Prestige- und Repräsentativsanstalt des ungarischen
Königreichs gegenüber die Nachbarländern werden sollte, zog der König eher seine
politischen Anliegen der Universität vor und hat die sie finanziell nicht unterstützt. So
können wir uns aufgrund der fragmentarisch erhaltenen Zeugnisse über die Univer¬
sität Istropolitana auch eine legitime Frage stellen: Wurde die Istropolitana nach dem
Abschied der Professoren des
Vitéz-Umkreises
und Übergang unter die Verwaltung von
Georg aus Schönberg nicht eher zu einer „Zweigstelle" der Wiener Universität?
Trotz intensiver Beteiligung der Kapitel-Mitglieder an den pädagogischen Aktivitäten
oder in den königlichen Diensten bestand ihr Hauptbetätigungsfeld in ihren sakralen
Aufgaben: Pastorale Fürsorge, Gottesdienste und Totenmessen, Prozessionen usw.
Einige mit den königlichen Diensten beschäftigten Pröbste und Kanoniker hielten ihre
Residenz außer des Kapitelsitzes, was sie durch die päpstlichen Dispense und Einse¬
tzung der Vertreter (Vikare) wiedergutmachten. Zum Unterschied von ihnen, hielten
sich die als Pfarrer, Dekan, Scholastiker oder Kustos wirkenden Kapitelmitglieder im
Kapitelsitz, sie waren bei den Testamentabfassungen oder als Rechtsexperte in den
städtischen Diensten tätig. Außer ihnen waren im St. Martinsdom zahlreiche Altaristen,
Priester, Sängerchor - alle diese Personen ergänzten die zum Dom gehörende geistliche
Gesellschaft.
Die Bibliothek des Pressburger Kapitels stellt heutzutage den preisvollsten Handschrif¬
tenbestand auf dem Gebiet der Slowakei dar. Um die Rolle des Kapitels und seinen
Beitrag zur Kultur- und Bildungsgeschichte in unserer Region ausgeglichen bewerten
zu können, sind weitere Forschungen notwendig. Von besonderer Bedeutung ist, die
Umstände und Identifizierung der verlorengegangenen Kodexe in den slowakischen
sowie ausländischen Archiven weiter zu erforschen. In diesem Zusammenhang haben
wir festgestellt, daß eine Handschrift aus der Pressburger Kapitelsbibliothek mit kano¬
nisch-rechtlichen Texten aus dem XIV. -
XV.
Jh. sich derzeitig in der Harvard
University
Library (USA) befindet, wo sie aller Wahrscheinlichkeit nach in der Zwischenkriegszeit
geriet.
Bei der Verfolgung der Schicksale der Pressburger Kapitelmitglieder wird uns nicht
überraschen, daß ihr Hauptziel in der ersten Reihe die kirchliche Karriere war - sie
garantierte nämlich sicheren gesellschaftlichen Aufstieg und gleichzeitig auch kano¬
nische und bischöfliche
Prebenden.
Mehrere von ihnen nützten dann ihre internationa¬
len Erfahrungen und Kenntnisse auf dem Gebiet der Slowakei aus.
184 |
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