Pomorze Zachodnie we wczesnym średniowieczu: studia archeologiczne
Gespeichert in:
1. Verfasser: | |
---|---|
Format: | Buch |
Sprache: | Polish |
Veröffentlicht: |
Poznań
Wydawnictwo Instytutu Archeologii i Etnologii PAN
2008
|
Schriftenreihe: | Collectio Archaeologica, Historica et Ethnologica
3 |
Schlagworte: | |
Online-Zugang: | Inhaltsverzeichnis Abstract |
Beschreibung: | Zsfassung in dt. Sprache u.d.T.: Westpommern im Frühmittelalter |
Beschreibung: | 234 s. Kt. 24 cm |
ISBN: | 9788389499455 |
Internformat
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SPIS TREŚCI
Od
Redaktora
. 7
Uwagi wstępne
. 9
I. ARCHEOLOGIA OSTATNIEGO PÓŁWIECZA O WCZESNYM ŚREDNIO¬
WIECZU POMORZA ZACHODNIEGO
1.
Dokonania
-
koncepcje
-
interpretacje
. 13
II.
ZASIEDLENIE W DOBIE PLEMIENNEJ
-
CASUS NADPARSĘCKI
1.
Osadnictwo plemienne w dorzeczu Parsęty we wczesnym
średniowieczu
. 63
2.
O zabudowie niektórych grodów wielecko-zachodniopomorskich
tzw. typu Feldberg/Kędrzyno
. . 81
III. Z DZIEJÓW WCZESNOŚREDNIOWIECZNEGO OŚRODKA MIEJSKIEGO
W SZCZECINIE
1.
Stan badań archeologicznych nad dziejami miasta
. 91
2.
Początki wczesnośredniowiecznego Szczecina
. 101
3.
Topografía
wczesnośredniowiecznego Szczecina w dobie misji
Ottona z Bambergu
. 113
IV.
POMORZE ZACHODNIE A KRAJE STREFY NADBAŁTYCKIEJ
DO POCZĄTKU DRUGIEGO TYSIĄCLECIA N.E.
1.
Pomorze
-
bardziej słowiańskie czy bardziej „bałtyckie"?
. . 125
2.
Rola kontaktów ze Skandynawią w dziejach gospodarczych
Słowian nadbałtyckich
. 143
Bibliografía
. 171
Westpommern im Frühmittelalter. Archäologische Studien. Zusammen- .
fassung. 211
Indeks badaczy z wieków
XIX-XXI. 227
Indeks miejscowości
.'. 232
WESTPOMMERN IM FRÜHMITTELALTER
ARCHÄOLOGISCHE STUDIEN
ZUSAMMENFASSUNG
Die vorliegende Arbeit bildet eine Sammlung der in Jahren 1996-2004 pub¬
lizierten Studien und Abhandlungen, die aber wesentlich ergänzt und umredi¬
giert sowie mit der neueren Fachliteratur bis zum Jahr 2005 bereichert wurden.
Alle Arbeiten beziehen sich auf die grundlegenden Probleme des westpommer-
schen Frühmittelalters, die unter dem Gesichtspunkt der Erkennungsmöglich¬
keiten der Archäologie gesehen werden. Ein der Hauptziele dieser Arbeit ist
die Darstellung der Eigenart der Geschichte Westpommerns, die aus der geo¬
graphischen Lage dieser Landschaft und deren engen Zusammenhängen mit den
Landschaften der baltischen Zone resultiert. Diese Geschichte nahm anderen
Lauf als die der mehr im Inneren des Lands gelegenen Oder- und Weichsel¬
gebiete, darin auch Gebiete, in den im 10. Jahrhundert zur Gestaltung der früh-
piastischen Monarchie gekommen ist. Auch dieses Problem gelang in die
Interessensphäre der vorliegenden Studie.
Sie besteht aus fünf Kapiteln, die insgesamt acht Abschnitte umfassen. Der
erste, umfangreichste Kapitel präsentiert die Errungenschaften der polnischen
Archäologie im Bereich der Untersuchungen über das Frühmittelalter von
Westpommern, seit den ersten Jahren nach der Beendigung des
II.
Weltkriegs
beginnend bis zum ersten Jahrfünft des jetzigen Jahrhunderts. In der Abhand¬
lung wurden also praktisch die Errungenschaften von mehr als 50 Jahren dar¬
gestellt.
Die bedeutenden Errungenschaften haben schon die ersten Jahre nach
der Befreiung gebracht. Im Rahmen der Vorbereitungen zur Tausendjahrfeier
des Polnischen Staates wurden die Ausgrabungen auf die Untersuchungen der
Anfange der westpommerschen Städte konzentriert. Die frühe Entstehungszeit
der Urbanisierungsprozesse an der polnischen Ostseeküste, deren Anfange auf
das 9.-10. Jh. zurückgehen, wurde zweifellos nachgewiesen, ähnlich wie in
den anderen Ostseeländern, deren Bewohner mit Teilnahme der Slawen an der
Gestaltung dieses Phänomens in der Geschichte des europäischen frühen
Mittelalters, das die wirtschaftliche Ostseezone war, teilgenommen haben. Vor¬
läufig wurden die Raumstruktur und Weite von Hafen-Stadtzentren, deren
2J2
ZUSAMMENFASSUNG
Bebauungsart und Schutzbefestigungen und vor allem die sozial-wirtschaftli¬
chen Funktionen untersucht. Richtig wurde auf die bedeutende Rolle des Fern¬
handels, des Handwerksgewerbes und der Fischerei in der Entwicklung der
frühen Städte in Westpommern hingewiesen. Die in diesem Bereich erreichten
Ergebnisse begünstigten die Aufnahme von Studien zur Bildung des speziali¬
sierten Handwerksgewerbes und Gestaltung der Waren-Geldwirtschaft. Ein be¬
sonderes Interesse erweckte das Problem der Kulturkontakte, aber vor allem
der Handelskontakte mit anderen Ländern und Völkern, darin insbesondere mit
dem skandinavischen Kulturkreis. Eine ganze Reihe von in diesen Jahren an¬
gemeldeten Interpretationsvorschlägen bleibt bis heute wichtig und andere von
ihnen - vor allem das Problem der Skala von Zusammenhängen mit Skandina¬
vien - wurden einer weitgehenden Revision unterzogen. Diese Revision erfolgte
mit dem Erhalt neuen Quellenmaterials, im Lichte dessen sich das Problem der
Gestaltung an den slawischen Ostseeküsten der ältesten Handwerks-Handels-
siedlungen, die der Entstehung der frühmittelalterlichen Städte vorangingen,
anders als anfangs gemeint, zeigte.
Bereits an der Wende der fünfziger Jahre des 20. Jh., vor allem aber erst
in den sechziger Jahren wurden die später fortgesetzten Untersuchungen des
Siedlungshinterlands der frühstädtischen Zentren aufgenommen. Diese Unter¬
suchungen haben früh einen Charakter der Siedlungsstudien angenommen, de¬
ren Hauptziel die Untersuchung der Raumstruktur der Besiedlung, anfangs
hauptsächlich in der Stammeszeit war. Es handelte sich um eine Wiederherstel¬
lung der grundsätzlichen Elemente des gesellschaftlich-politischen Systems der
Stammesorganisationen im Rahmen der Erkenntnismöglichkeiten einer Sied¬
lungsanalyse. Diese Untersuchungen waren in mehreren Gebieten der westpom-
merschen Landschaften gemäß Richtlinien der so genannten mikrogeographi¬
schen Methode durchgeführt. Sie waren von einer chronologischen Verifizierung
der Burgwälle, die in einer solchen Skala geführt war, die in Mitteleuropa kei¬
ne Entsprechung hatte, begleitet. Deutlich zeichnete sich insbesondere das Pro¬
blem der Stammesgeographie in Pommern, vor allem das Problem der im Lau¬
fe der Zeit vorkommenden Änderungen in Form der gesellschaftlichen Bande
und in der politischen Machtstruktur der Stammesgemeinschaften, die zur Ent¬
stehung der Hauptdispositionszentren führte. Es wurde festgestellt,
dass
über¬
all ein Model des so genannten kleinen Stammes dominierte. Jedenfalls fehlten
die archäologischen Daten, die die Entwicklung in Pommern eines großen Stam¬
mes, der ein ausgedehntes Gebiet zwischen Niederoder und Niederweichsel
besetzte, bestätigen würden. Viele Fragen aus dem Bereich der Stammespro¬
blematik haben wohl am besten die im Persantegebiet, in der direkten Nähe
von Kolberg und Beigard durchgeführten Untersuchungen beleuchtet.
Die Untersuchungen über die Besiedlung wurden in den späteren Jahren,
in den zwei letzten Dekaden des 20. Jh. fortgesetzt. Diese Untersuchungen
begleitete eine Erweiterung des Arbeitsprogramms. Diesen Arbeiten wurde der
Charakter interdisziplinärer Untersuchungen in einem Ausmaß gegeben, der die
ZUSAMMENFASSUNG 213
in den in den sechziger und siebziger Jahren verwendete Praxis weitgehend
überschritt. Ein gutes Beispiel dafür bilden die Komplexausgrabungen in der
Nähe von
Wrześnica
(Freetz) und Warszkowo (Altwarschow) unweit von
Sławno
(Schlawe).
Ähnlich wie in früheren Jahren war das Problem der Geschichte der früh¬
städtischen Ostseezentren auch in den zwei letzten Dekaden des vergangenen
Jahrhunderts der Gegenstand eines immer sehr großen Interesses. In dieser Zeit
wurde zum ersten Mal das Raumausmaß von Ausgrabungen wesentlich erwei¬
tert, indem die archäologischen Ausgrabungen ganze Quartiere von späteren
Anlegungsstädten umfassten. So war insbesondere in Stettin der Fall. Parallel
wurde große Aufmerksamkeit auf eine chronologische Analyse der Quellen
gerichtet, die in den stratigraphischen Mehrschichtensystemen freigelegt wur¬
den. Auf die Nutzung der Gefaßkeramik bei der Datierung der Kulturschich¬
ten, die besonders bei den Studien über die relative Chronologie nützlich ist,
nicht verzichtend, wurden im Massenausmaß die dendrochronologischen Un¬
tersuchungen aufgenommen, die eine präzise Bestimmung des Alters von Fund¬
komplexen ermöglichen. Alle diese Faktoren begünstigten eine Vertiefung der
Studien über die Urbanisierungsprozesse, die in Westpommern im 9. Jh. be¬
gonnen wurden. Gut illustriert es eine reiche Fachliteratur, die dieser Proble¬
matik gewidmet ist, mit den Berichten über die Ausgrabungen beginnend, durch
die Abhandlungen sowie analytischen Studien und mit den Quellen- und The¬
menmonographien schließend.
Bei den Untersuchungen von solchen Seestädten wie Wollin, Stettin und
Kolberg handelte es sich aber nicht ausschließlich um die Untersuchung der
aufeinanderfolgenden Etappen deren Geschichte, sondern auch um Klärung der
Funktionierungsmechanismen von frühstädtischen Agglomerationen, vor allem
in der ältesten Phase deren Geschichte, in der Zeit einer intensiven Entwick¬
lung des Fernhandels. Im 9.-10. Jh. ermöglichten die Produktionsaktivitäten
der frühen Städte, für die Handwerkserzeugnisse die Güter aus dem territorial
ausgedehnten Siedlungshinterland, insbesondere die Lebensmittel und Forstwirt¬
schaftsprodukte, zu erhalten, die der Gegenstand des Interesses der fremden,
entfernten Märkte waren. In solche Art und Weise ist zur Entstehung der Zu¬
sammenhänge zwischen dem frühstädtischen Wirtschaftssektor und der tradi¬
tionellen Stammeswirtschaft gekommen. Bei den Kontakten der Kaufleute mit
breit verstandenem Hinterland funktionierten wahrscheinlich die Außermarkt-
mechanismen und nicht Relationen, die durch die Tribute, Dienstleistungen
und Fronarbeiten realisiert waren. In einer langen Zeit war es zweifellos ein
Tauschhandel; zur Masseneinfühmng der Geldzahlungsmittel auf den Markt
ist erst im 11.-12. Jh. zusammen mit der Bildung eines lokalen Marktnetzes
als Stellen der Dauerverbindungen der frühen Städte mit dem Dorfmilieu ge¬
kommen.
In der Literatur, insbesondere aus den zwei letzten Dekaden, wurde große
Aufmerksamkeit auf die kulturbildende Rolle frühstädtischer Siedlungen
214 ZUSAMMENFASSUNG
gerichtet. Das waren Stellen, wo es am frühesten zum Durchdringen fremder
Kulturmuster kam, die nicht nur in der Sphäre der Wirtschaftstätigkeit, son¬
dern auch in den Sitten und Verhaltensformen Anerkennung gefunden haben.
Anfangs waren vor allem die Kulturbande mit skandinavischen Ländern eng,
dann die mit westeuropäischem Milieu, was in der Konsequenz zur starken
Setzung der westpommerschen Gebiete im Kreis der
latenen
Zivilisation ge¬
führt hatte. Frühe Verbreitung des Skelettbestattungsritus im Brauchtum der
Ostseeslawen ist ein gutes Beispiel für diese These. In pommerschen Verhält¬
nissen bedeutete aber die Adaptation dieser in ihrem Wesen christlichen Be¬
stattungsform keine Aufnahme des neuen Glaubens und seines Wertsystems.
Bis zum 2. Viertel des 12. Jh. blieb Westpommern dem Heidentum treu, des¬
sen zahlreiche Anzeichen die archäologischen Untersuchungen sowohl ehemals
als auch in den letzten Jahren freigelegt haben.
Einen großen Fortschritt in den Kenntnissen betreffs des westpommerschen
Frühmittelalters haben die bereits in den fünfziger Jahren des vergangenen
Jahrhunderts aufgenommenen Untersuchungen der Gräberfelder gebracht. Die
interessantesten Ergebnisse wurden auf diesen Fundstellen erhalten, auf den
die Ausgrabungen im Rahmen der geschlossenen Siedlungskomplexe geführt
waren. In den meisten Fällen waren es die auf großer Fläche geführten Unter¬
suchungen. Einen solchen Charakter hatten vor allem die Ausgrabungen auf
den Gräberfeldern in
Wolin-Młynówka
(Wollin-Mühlenberg),
Cedynia (Zehdn),
Świelubie
bei Kolberg und in
Dębczyno
(Denzin)
in der Nähe von Beigard.
Das besonders wichtige Fundgut wurde in Objekten freigelegt, die in die älte¬
ren Phasen des Frühmittelalters datiert werden. In
Świelubie
erschien,
dass
es
ein Gräberfeld der skandinavischen Ankömmlinge ist, die sich im 9. Jh. an der
Niederpersante, auf dem Gebiet einer slawischen Territorialgemeinschaft ange¬
siedelt haben. Ähnliche Gräberfelder der fremden Ankömmlinge, die in der
nächsten Nachbarschaft von mehrethnischen Handwerks-Handels-Emporien
gelegen waren, wurden früh auch in Nordpolabien freigelegt. Lange wurde
gemeint,
dass
sie eine Spur der ältesten funeralen Praktiken in Gebieten der
Ostseeslawen waren. Früh erschien es aber,
dass
so alte Entstehungszeit auch
die Gräberfelder mit den Brandgrubengräbern und Schichtengräbern vom so
gen. Typ Alt Käbelich-Neuenkirchen haben, die im Lichte der letzten Untersu¬
chungen als die heimische - slawische Bestattungsform in der Zeit einer Do¬
minierung des Brandbestattungsritus anerkennt werden kann. Es scheint auch,
dass
nach Westpommern und vermutlich auch nach Nordpolabien verhältnis¬
mäßig früh aus dem südlichen Teil der Westslawen die Idee der Hügelgräber
mit den an der Hügelspitze erfolgten Bestattungen und vierseitigen Hügelgru¬
ben gekommen ist. Vielleicht haben also die Ostseeslawen das Erscheinen des
Hügelritus zwei unabhängigen Milieus - den
Skandinaven
und den slawischen
Stämmen aus dem Gebiet des Massenauftretens von Hügelgräberfeldern schon
in den älteren Phasen des Frühmittelalters zu verdanken (sepulkrale Zone
С
nach H. Zoll-Adamikowa).
ZUSAMMENFASSUNG 215
Problem, das immer wieder der Gegenstand von Diskussionen und Kon¬
troversen ist, ist die Datierung des Zeitpunkts, zu dem an der südlichen Ost¬
seeküste die ersten slawischen Siedler erschienen. Trotz der älteren Vorschlä¬
ge, dominiert heute die Meinung über die späte Zeit der Besiedlung von Slawen
in dieser Seelandschaft. Dazu sollte frühestens im 7. Jh. kommen und sogar
eher in der 2. Hälfte dieses Jahrhunderts oder vielleicht erst um das Jahr 700.
Weiterhin ist es aber nur ein von Vorschlägen, ähnlich wie die von S. Brather
in der letzten Dekade des 20. Jh. vorgeschlagene Datierung der Gefäße vom
Typ Feldberg frühestens in die 2. Hälfte des 8. Jh. Es ist zweifelhaft, ob vor
allem diese letzte Ansicht eine Bestätigung bei den weiteren Untersuchungen
findet, weil die dendrochronologischen Daten aus Sukow schon jetzt eine Ver¬
schiebung der Anfänge von Gefäßen dieses Typs mindestens bis zur Wende
des 7. und 8. Jh. zulassen. Auf die Lösung dieses wichtigen Problems
muss
man aber warten.
Bereits am Ende des vergangenen Jahrhunderts, jedoch vor allem in dem
letzten Jahrfünft hat die polnische Archäologie versucht, die Problematik des
frühen Mittelalters neu zu betrachten. Einer Kritik wurden viele ältere Inter¬
pretationsvorschläge betreffs der grundlegenden Probleme dieses Zeitraums in
der Geschichte unseres Landes unterzogen. Von der oben signalisierten Frage
betreffs der vorgeschlagenen Änderungen in der Datierung vor allem der Kom¬
plexe aus den älteren Stufen des Frühmittelalters abgesehen, werden heute unter
anderen solche Themen wie das Problem der Burgbesiedlung, frühe Urbanisie¬
rungsprozesse, Funktion der silbernen Depositen, Bedingungen des Fernaus¬
tausches, Vergeldungsgrad von Lokalmärkten usw. anders betrachtet. Alle die¬
sen Uminterpretationsversuche begleitet eine Überzeugung von der bedeutenden
Rolle der breit verstandenen symbolischen Kultur im Schicksal und Geschichte
der frühmittelalterlichen Bewohner der polnischen Gebiete (Konzeption
homo
symbolicus von P.
Urbańczyk).
Diese neuen Einfälle und Ideen vermindern aber
gar nichts den Ertrag der polnischen Archäologie in der Untersuchung der früh¬
mittelalterlichen Vergangenheit Westpommerns in dem letzten halben Jahr¬
hundert.
Kapitel
II,
in dem zwei Abschnitte
(II.
1 und
II.
2) enthalten sind, ist der
Problematik der Stammesbesiedlung gewidmet, die am Beispiel des Fundguts
aus dem Nieder- und Mittelpersantegebiet besprochen wird. In der allgemein-
pommerschen Skala zählt dieses Gebiet zu den mittels Ausgrabungen ausneh¬
mend gut untersuchten Gebieten. Das dort gefundene Fundgut erlebte bereits
am Anfang der siebziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts eine monogra¬
phische Erarbeitung. Das wichtigste Problem ist heute die Prüfung, in welchem
Grad die damals gestellten Interpretationsvorschläge die Zeitprobe bestanden
haben, desto mehr,
dass
in den letzten fünfzehn Jahren zu einer weitgehenden
Umwertung der Ansichten betreffs der grundlegenden Probleme des westslawi¬
schen und darunter auch des polnischen Frühmittelalters gekommen ist, wor¬
über oben die Rede war.
216 ZUSAMMENFASSUNG
Der Gegenstand einer besonderen Aufmerksamkeit war letztens insbeson¬
dere das Problem der Chronologie von Komplexen aus den älteren Stufen des
Frühmittelalters. Die bis vor kurzem geltenden chronologischen Vorschläge
wurden kritisch beurteilt. Es bezieht sich auch auf die Datierung der meisten
Fundstellen aus dem Persantegebiet. Die Einführung einer ganzen Reihe von
Änderungen in diesem Bereich ist im Lichte der dendrochronologischen Daten
zweifellos begründet. Es bezieht sich vor allem auf die Datierung der ältesten
Siedlungshorizonte der Burgwälle in Kolberg und Beigard. Bei dem ersten
Objekt ist dessen Bauzeit aus der Mitte des 9. Jh. auf das Ende dieses Jahr¬
hunderts und vielleicht erst auf die Anfange des 10. Jh. zu verschieben. Bei
Beigard kann dagegen die Chronologie eines der stratigraphisch ältesten Sied¬
lungshorizonte „verjünget" werden, obwohl nur um einige Jahrzehnte - aus
dem 4. Viertel des 9. Jh. auf die neunziger Jahre dieses Jahrhunderts und An¬
fänge des 10. Jh.
Wir verfügen nicht mehr über so genaue Daten für die übrigen Schutzob¬
jekte, die früher allgemein in das 7.-8. Jh. datiert wurden. Die in der Fachlite¬
ratur gestellten Verschiebungen deren Alters auf frühestens 2. Hälfte des 8. Jh.
und vielleicht erst auf den Anfang des nächsten Jahrhunderts scheinen aber
unbegründet zu sein. Diese Ansicht basiert auf der Überzeugung mancher For¬
scher über die späte Erscheinungszeit der Gefäße vom Typ
Feldberg/Kędrzyno
im Kreis der Ostseeslawen. Trotz der verschiedenen Zweifel betreffs Interpre¬
tation der dendrochronologischen Daten aus Sukow aus Norddeutschland scheint
es,
dass
die Anfange der Gefäße dieses Typs bisher spätestens in die Wende
des 7. zum 8. Jahrhundert datiert werden können. Auch der Versuch einer
wesentlichen Verschiebung, nach oben in der dendrochronologischen Skala, der
mit den Anfängen des Frühmittelalters verbundenen Fundstellen, die sowohl
aus der Umgebung von Beigard als auch von Kolberg bekannt sind, ist zu
weitgehend. Die Berufung in diesem Kontext der Ergebnisse von dendrochro¬
nologischen Untersuchungen aus
Gross
Strömkendorf ist unbegründet und vor
allem in methodischer Hinsicht falsch. Die Gründung dieser Handwerks-Han-
dels-Emporien bestimmt keinesfalls, sogar angenähert, das Erscheinen in Nord-
polabien der ersten slawischen Siedler, obwohl viele deutsche Forscher ande¬
rer Meinung sind. Ähnlich konnte es auch an der
Persante
sein.
Die Besiedlungsgeschichte des Gebiets an der Nieder- und Mittelpersante
in der Stammeszeit kann man jetzt folgendermaßen zusammenfassen: Die er¬
sten, nicht zahlreichen Slawengruppen sind dort höchstwahrscheinlich im 7. Jh.,
vielleicht erst in der Mitte dieses Jahrhunderts, aber vielleicht doch schon um
die Wende des 6. zum 7. Jh. angekommen, wenn man die Information von
Theophylakt Simokattes über die Anwesenheit der Slawen an der Ostsee be¬
reits in den neunziger Jahren des 6. Jh. als glaubwürdig anerkennen kann.
Sie haben vor allem das Gebiet an der Mittelpersante besiedelt, wo rundum
der Burg in Beigard, deren Anfange wohl weiterhin bereits als 7. Jh. zu be¬
stimmen sind, früh eine ausgedehnte Territorialgemeinschaft entstanden ist, die
ZUSAMMENFASSUNG 217
anfangs ein Gebiet von mindestens 30 km2 besetzte. Früh erschienen die Sla¬
wen auch an der Mündung von
Persante,
wo wahrscheinlich bereits im 7. Jh.
mit der Ausnutzung der örtlichen Salzquellen auf Mons
Salis
begonnen wurde.
Im Gebiet der Niederpersante wurde höchstwahrscheinlich am Ende des
7. Jh. oder um die Wende des 7. zum 8. Jh. der Prozess einer Besiedlungssta¬
bilisierung begonnen, deren Ausdruck das Erscheinen auf diesem Gebiet eines
Netzes der ältesten Burgen war, die eine geschlossene Gruppierung auf einem
Gebiet von ca. 600 km2 bildeten. Dort ist zur Konstituierung eines so genann¬
ten kleinen Stammes mit dem Zentralpunkt wahrscheinlich in
Bardy
(Bartin)
gekommen, wovon ein ausgedehnter, zweiteiliger Burgwall mit dichter und
geordneter Bebauung bekannt ist. In den Kulturschichten des Objekts wurde
ein reiches und unterschiedliches Fundinventar gefunden, das nicht nur das
alltägliche Leben und Beschäftigungen gut illustriert, sondern auch Anzeichen
der Bildung von Grundlagen der Elitenkultur ist. In der direkten Burgnähe hat
in den Anfangen des 9. Jh. eine Gruppe von Ankömmlingen aus Skandinavien
einen ausgedehnten Hügelfriedhof gegründet, auf dem die Toten gemäß dem
skandinavischen Bestattungsritus bestattet wurden. Diese ältesten Burgen be¬
gannen, seit der Wende des 8. zum 9. Jh. beginnend, die Funktion der lokalen
Handwerks- und Austauschzentren auszuüben und nahmen an der Wirtschafts¬
geschichte der Ostseezone aktiv teil. Die Rolle eines Vermittlers beim Güter¬
austausch mit West- und Nordeuropa spielten wahrscheinlich die skandinavi¬
schen Ankömmlinge. Von zahlreichen Erzeugnissen mit fremder Herkunft ist
eine Sammlung der arabischen Münzen besonders wertvoll, die die älteste Welle
des orientalischen Silbers, das in vielen Ostseeländern seit der 2. Hälfte des
8. Jh. erscheint, vertreten.
Im 4. Viertel des 9. Jh., höchstwahrscheinlich erst am Ende dieses Jahr¬
hunderts, ist zu wichtigen Änderungen im Besiedlungsbild des Persantegebiets
gekommen. Damals sind aus der Besiedlungskarte große, ältere Burgen ver¬
schwunden, die mit kleineren, stark befestigten Festungen ersetzt wurden. Ein
gutes Beispiel für diesen Typ des Schutzobjekts ist der Burgwall in
Świelubie,
der im Tal von
Persante
am Anfang des 10. Jh., in der direkten Nähe der in
dieser Zeit schon verlassenen Burg in
Bardy
errichtet wurde. Ungefähr in der¬
selben Zeit entstand, in der Nähe der Mündung von
Persante,
die Burg in
Kolberg, die einzige in dieser Zeit ausgedehnte Schutzsiedlung auf dem uns
interessierenden Territorium. Außerordentlich charakteristisch ist die chronolo¬
gische Übereinstimmung des Zeitpunkts, zu dem die Burg in Kolberg gegrün¬
det wurde mit dem Verfall der älteren Festungen. Mit der Entstehung von
Kolberg wurde dort wahrscheinlich aus
Bardy
die „Stirn" des Stammes über¬
tragen, die vermutlich ein Gelände von ca. 1000 km2 besetzte. Sie hat die bis¬
her vielleicht politisch selbständigen Territorialeinheiten einbegriffen, die sich
im Süden in der Nähe von Beigard und im Osten in der Nähe des späteren
Köslins entwickelten. Ein Grundumbau der Burg in Beigard, frühestens am Ende
der neunziger Jahre des 9. Jh. war höchstwahrscheinlich die Initiative eines
218 ZUSAMMENFASSUNG
neuen Zentrums der Stammesherrschaft in Kolberg. In dieser Zeit kam es auch
wahrscheinlich zur politischen Integration der Gebiete an der Nieder- und
Mittelpersante, wofür auch ziemlich gleichmäßige Anordnung eines Netzes von
kleinen Festungen in den Grenzen dieses ausgesehnten Territoriums spricht.
Weiterhin war es aber ein Kleinstammesgebilde, das in dieser Form höchst¬
wahrscheinlich bis zum Einschluss Westpommerns in die Grenzen der früh-
piastischen Monarchie andauerte.
Im 10. Jh. übte aber Kolberg nicht nur die Funktion eines politischen Stam¬
meszentrums aus. Vor allem war das eine Siedlung mit frühstädtischen Merk¬
malen und entwickelter Produktionstätigkeit und ein wichtiges Fernhandelszen¬
trum. Die in der direkten oder weiteren Nähe von Kolberg gegründeten Burgen
hatten einen ganz anderen Charakter. Das waren vor allem die Sitze der dama¬
ligen gesellschaftlichen Elite, was sehr gut das vor allem in
Świelubie
freige¬
legte Fundgut illustriert. Die Bewohner der Schutzobjekte dieses Typs fanden
gewiss den Halt im Hauptdispositionszentrum der Stammesherrschaft. Eben
dieses Zentmm sanktionierte die Herrschaft der Mächtigen in den territorialen
Gemeinschaften; auch durch seine Vermittlung gelungen zu den lokalen gesell¬
schaftlichen Eliten die Luxuswaren mit fremder Herkunft. Es ist also damals
nicht nur zur politischen Integration, sondern auch zur wirtschaftlichen Inte¬
gration der Persante-Landschaft gekommen.
So würde ich auf Basis des archäologischen Fundguts die Geschichte der
Region Kolberg am Ende der Stammeszeit rekonstruieren. Es scheint,
dass
eine
ganze Reihe von alten Interpretationsvorschlägen nicht viel an Aktualität ver¬
loren haben. Die meisten Korrekturen wurden in die Datierung der Fundkom¬
plexe eingeführt, was in der Konsequenz eine Verifizierung der Chronologie
von aufeinanderfolgenden Etappen der Gestaltung und Entwicklung des Sied¬
lungskomplexes an der
Persante
erzwungen hat. Die erstrangige Aufgabe ist
jetzt die
Einfìihrung in
den wissenschaftlichen Umlauf einer Monographie der
bei den Ausgrabungen in der 2. Hälfte des vergangenen Jahrhunderts erhalte¬
nen Quellen.
Im zweiten Teil des Kapitels
II (II.
2) wurde die Raumstruktur der Bebau¬
ung einer ausgedehnten, zweiteiligen Burg in
Bardy
ausführlich besprochen.
Die geordnete und dichte Bebauung war ein Merkmal, das dieses Objekt aus¬
zeichnet. Mit der Hausanzahl überlegte sie deutlich über den übrigen Schutz¬
siedlungen im Gebiet der Niederpersante im 8.-9. Jh. Die Burg in
Bardy mus-
ste also zu den außerordentlich volkreichen Zentren zählen. Diese Bebauungsart,
die in Nordpolabien (Feldberg und Zislow) Analogien hatte, wurde als ein der
wichtigen diagnostischen Merkmale anerkannt, das die Hauptdispositionszen¬
tren der so genannten kleinen Stämme definierte. Das in beiden Burgwallteilen
gefundene reiche Fundinventar steht nicht in Opposition zu den Interpretatio¬
nen dieses Typs. Diese Vermutung verstärkt die Freilegung in der Nachbar¬
schaft eines Gräberfelds der skandinavischen Ankömmlinge, deren Tätigkeit
auf den Handelsaustausch mit dem slawischen Partner gerichtet war.
ZUSAMMENFASSUNG 219
Das nächste Kapitel der Arbeit konzentriert sich auf manchen Aspekten
der Geschichte des frühmittelalterlichen Stettins, der das Beispiel einer völlig
entwickelten, frühmittelalterlichen Stadt an der slawischen Ostseeküste ist. Im
ersten Unterpunkt
(III.
1.) wurde der Stand der archäologischen Untersuchun¬
gen besprochen, die bereits im Jahr 1947 mit den Ausgrabungen auf dem Schlos¬
shügel begonnen wurden. Die Geländeuntersuchungen dauern, mit kürzeren oder
längeren Pausen, schon seit mehr als 50 Jahren. In diese Untersuchungen en¬
gagierten sich zwei Untersuchungsteams, nämlich die Archäologische Abtei¬
lung des Instituts für Geschichte der Materiellen Kultur der Polnischen Akade¬
mie der Wissenschaften (jetzt Institut für Archäologie und Ethnologie der
Polnischen Akademie der Wissenschaften) und die Abteilung für Archäologie
und Denkmalpflege der Werkstätte für Denkmalpflege Abteilung in Stettin, deren
Tätigkeit später, bis zu den letzten Jahren die Archäologische Abteilung des
Schlosses der Pommerschen Fürsten in Stettin fortsetzte. Im Laufe der Zeit
wurden mit den Untersuchungen alle Teile dieser ausgedehnten, mehrteiligen,
frühstädtischen Agglomeration umfasst. Am frühesten wurde das Gebiet des
Schlosshügels untersucht, wo sich das Schutzzentrum der Stadt und zugleich
eine Kultstelle befand. Dadurch wurde dieser Stadtteil Triglavhügel genannt.
Eben dort wurden die Spuren der ältesten Siedlung Stettins gefunden, die höchst¬
wahrscheinlich um Mitte des 8. Jh. gegründet wurde. An Stelle dieser Sied¬
lung entstand in der Mitte des nächsten Jahrhunderts eine geschlossene und
regelmäßige Blockbebauung mit einem Netz von Straßen, die mit Holz bedeckt
waren, welche die Geschichte Stettins als einer frühstädtischen Siedlung be¬
gann. Gleichzeitig wurden die ältesten Schutzbefestigungen gebaut, später viel¬
mals restauriert.
Bereits in den fünfziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts wurden die
Ausgrabungen im Oderbett, auf dem Gebiet des
Podzamcze
aufgenommen, wo
sich die unteren Stadtviertel befanden. Am frühesten wurde das Gebiet unter¬
sucht, das nach der Anlegung ein Gemüsemarkt besetzte. Die Untersuchungen
umfassten 1 Ar Fläche. Es wurde ein reiches System der Siedlungsschichten
mit Holzkonstruktionen freigelegt, unterhalb den das Wrack eines Daubenboots
gefunden wurde, das in diesen Jahren das älteste Beispiel der Schiffbaukunst
an der slawischen Ostseeküste war. Die nächsten Ausgrabungen wurden erst in
der 2. Hälfte der siebziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts im Zusammen¬
hang mit dem Bau eines Brückenübergangs über die Oder durchgeführt. Die
Untersuchungen hatten also einen Rettungscharakter, haben jedoch zur Freile¬
gung einer großen Konstruktionsanlage in Form von Holzkisten, das ehemalige
Oderbett entlang, zugeführt. Das Ende der achtziger Jahre des 20. Jh. initiierte
die nächste Etappe in der archäologischen Untersuchung des Oder-Viertels der
frühmittelalterlichen Stadt. Ähnlich wie ehemals am Schlosshügel, nahm an den
Geländeuntersuchungen, neben der Archäologischen Abteilung des Instituts für
Archäologie und Ethnologie der Polnischen Akademie der Wissenschaf¬
ten auch die Abteilung für Archäologie und Denkmalpflege der Werkstätte für
220 ZUSAMMENFASSUNG
Denkmalpflege teil. Nach der Liquidation dieser letzten hat ihre Pflichten die
Archäologische Abteilung des Schlosses der Pommerschen Fürsten in Stettin
übernommen. Durch die Mühe der beiden Institutionen wurde den Untersu¬
chungen eine Fläche mit bisher nicht zu treffender Größe unterzogen, die auch
heute in der polnischen Archäologie selten vorkommt. Die erste von den ge¬
nannten Abteilungen hat das Gebiet des Quartiers 6 (1987-1997) untersucht,
das sich im örtlichen Uferteil von
Podzamcze
befindet und die zweite nahm
die großen Ausgrabungen im Rahmen des Quartiers 5, entlang die
Panieńska-
straße, die parallel zum Fuß der Schlosshügels verläuft, auf. Die Untersuchun¬
gen im Quaitier 5 wurden noch nicht beendet. Man hat aber schon das ins
Ende des 10. Jahrhunderts datierte Siedlungshorizont erreicht. Parallel hat die¬
se zweite archäologische Abteilung die Ausgrabungen in anderen Gebieten von
Podzamcze,
sowohl im dessen Nordteil, wo sich das früh mit Schutzwellen
umgebene Zentrum des an der Oder gelegenen Stadtvierteils befand, als auch
im südlichen Teil, wo im 12. Jh. die älteste Siedlung der deutschen Siedler
entstehen sollte, geführt. Überall wurden konkrete Überreste der Wohn- und
Wirtschaftsbebauung gefunden; es wurde auch das bisher strittige Problem der
Schutzbefestigungen des Stadtviertels an der Oder geklärt.
Diese riesige Leistung bei der archäologischen Untersuchung des frühmit¬
telalterlichen Stadtraums hat eine reiche Sammlung von Quellen geliefert, die
nicht nur einer archäologischen Analyse unterzogen wurden, sondern seit den
ersten Ausgrabungen auch der Gegenstand des Interesses der Vertreter von vie¬
len wissenschaftlichen Disziplinen sind. Bei Stettin wurde die interdisziplinäre
Zusammenarbeit früh zu einem Standard des Forschungsverfahrens. Am frühe -
sten wurde eine Analyse der Tierknochen, darin auch der Fischüberreste, so¬
wie der botanischen Überreste, die sich in Kulturschichten zahlreich befanden
durchgeführt, wodurch viele wertvolle Informationen über die Struktur des
Pflanzenbaus und der Tierzucht sowie über andere, nicht weniger wichtige
Aspekte der Problematik der Lebensmittelwirtschaft erhalten wurden. Viele
wichtige Daten, insbesondere über die natürliche Umwelt der Stadt, haben die
malakologischen Untersuchungen geliefert. Von Bedeutung waren auch die
Sonderstudien über die ursprüngliche Topographie der Altstadt in Stettin. Gro¬
ße Aufmerksamkeit wurde auch auf die Rohstoffbeurteilung des Fundinventars
gerichtet, indem die Funde aus Holz, Stein, Glas und Eisen analysiert waren.
Die erhaltenen Ergebnisse der Expertisen haben den Stand der Kenntnisse über
die Wirtschaftsaspekte der Geschichte des frühmittelalterlichen Stettins bedeut¬
sam vertieft. In der Interessensphäre befanden sich Probleme, die mit Datierung
der geschlossenen Fundkomplexen auf Grund von unabhängigen natürlichen
Methoden verbundenen sind. Am frühesten bediente man sich der Radiokar¬
bonanalysen und in späteren Jahren wurden, im Massenausmaß, die dendro-
chronologischen Untersuchungen eingesetzt, wodurch die Einführung von Prä¬
zisierungen in die Datierung der Kulturschichten, die sich anfangs ausschließlich
auf die Erkenntnismöglichkeiten der Archäologenwerkstatt stützten, möglich war.
ZUSAMMENFASSUNG 221
Die Ergebnisse der archäologischen Untersuchungen in Stettin erweckten
vom Anfang an ein allgemeines Interesse der wissenschaftlichen Kreise. Das
kam zum Ausdruck in einer reichen Bibliographie der Arbeiten, die der Pro¬
blematik von Stettin gewidmet waren. Laufende Berichte über die Ausgrabun¬
gen informierten den Kreis der Archäologen über die neuesten Freilegungen.
Früh erschienen auch die ersten analytischen Erarbeitungen, die den verschie¬
denen Quellenkategorien gewidmet waren. Diese Studienrichtung wird in der
Praxis bis heute fortgesetzt. Auf das Material aus Stettin wurde gern auch in
zahlreichen Problemmonographien zurückgegriffen, die sich um verschiedene
Geschichtsaspekte der materiellen Kultur im Frühmittelalter konzentrierten,
welche oft in einer breiten und sogar nicht nur mit Pommern verbundenen
Perspektive gesehen waren.
Die Ergebnisse der Quellenanalyse, die auf Voraussetzungen der klassi¬
schen Archäologenwerkstatt basierte und auch die Ergebnisse der oben erwähn¬
ten Sonderuntersuchungen ausnutzte, begünstigten die Aufnahme von vielen
Versuchen einer synthetischen Fassung der Geschichte Stettins im Frühmittel¬
alter. Die Liste von Arbeiten dieses Typs, die sukzessiv mit dem Fortschritt der
Ausgrabungen erschienen, ist lang. Die Studien, zuerst von R. Kiersnowski und
T. Wieczorowski, und aus dem Mediävistenkreis von G.
Labuda,
S.
Zajchow-
ska,
В.
Zientara und
В.
Wachowiak, haben früh die Aufsätze und Abhandlun¬
gen von L. Leciejewicz und W. Filipowiak und in späteren Jahren von E.
Cnot¬
liwy
und
W. Łosiński
bereichert. Große Aufmerksamkeit wurde auf die ge¬
wählten Fragen mit grundlegender Bedeutung in der Problematik von Stettin,
wie das Problem der Stadtbebauung, deren Schutzbefestigungen und Hafenan¬
lagen oder endlich der Rolle Stettins als eines heidnischen Kultzentrums ge¬
richtet. Die Grundlagen der Wirtschaftsentwicklung dieser Stadt waren immer
der Gegenstand des Interesses.
Besonders bemerkenswert im Ertrag des Schrifttums, das der frühen Ent¬
wicklungsstufe des Stadtzentrums in Stettin seit der Anlegung der Stadt auf
dem Magdeburger Recht gewidmet war sind aber die Quellenmonographien,
versehen mit ausgebautem Interpretationskommentar, die in den wissenschaftli¬
chen Umlauf eine vollständige Sammlung der während der Ausgrabungen er¬
haltenen Quellen einführen. In 1983 erschien der erste Band einer Monogra¬
phie dieses Typs u.d.T. Stettin im Frühmittelalter, in dem das Fundgut aus dem
Schlosshügel dargestellt wurde. Diese Monographie hat die Archäologische
Abteilung der Polnischen Akademie der Wissenschaften in Zusammenarbeit mit
Forschern vorbereitet, die mit der damaligen Abteilung für Archäologie und
Denkmalpflege der Werkstätte für Denkmalpflege verbunden waren. Zwanzig
Jahre später, im Jahr 2003 erlebte eine Veröffentlichung der zweite Band, in
dem die Ergebnisse der Untersuchungen besprochen wurden, die in den Jahren
1975-1978 und 1987-1997 im östlichen Teil des Stadtviertels an der Oder die
Archäologische Abteilung der Polnischen Akademie der Wissenschaften durch¬
geführt hatte. In demselben Jahr wurde im Rahmen eines
Grants
von dem
222 ZUSAMMENFASSUNG
Staatskomitee für Wissenschaftliche Forschung eine monographische Erarbei¬
tung des Materials aus den von T. Wieczorowski in den Jahren 1953-1963 auf
dem Gemüsemarkt durchgeführten Untersuchungen beendet.
Diese letzte Arbeit endet einen Zyklus von Monographien des Quellenma¬
terials, das in der zweiten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts bei den Aus¬
grabungen erhalten wurde, die ein Team der mit der Polnischen Akademie der
Wissenschaften verbundenen Archäologen führte. Eine vollständige Erarbeitung
der reichen Quellensammlung aus den Ausgrabungen der zweiten archäologi¬
schen Abteilung, die bei der archäologischen Untersuchung des frühmittelalter¬
lichen Stettins engagiert war, soll man noch abwarten. Desto mehr,
dass
die
durch diese Abteilung geführten Geländeuntersuchungen noch nicht beendet
wurden. Auf die Untersuchung warten immer die ältesten Lagen der Kultur¬
schichten in
Podzamcze
am Fuß des Schlosshügels.
Im nächsten Teil des Kapitels
III (III.
2) wurde das Problem der Anfänge
des Zentrums selbst besprochen. Im Verhältnis zu den älteren, darin auch eige¬
nen Vorschlägen, habe ich Korrekturen in die Datierung der ältesten Kultur¬
schichten eingeführt, die auf dem heutigen Schlosshügel freigelegt wurden, wo
die älteste Siedlung, die die frühmittelalterliche Geschichte Stettins begann,
entstand. Heute bin ich geneigt, das Anlegen der Siedlung in die 2. Hälfte des
8. Jh. und nicht in die 1. Hälfte dieses Jahrhunderts und vielleicht sogar in das
Ende des 7. Jh. zu datieren. Diese Stellungnahme stützt sich auf die Ergebnisse
neuerer Studien über die Chronologie der Keramik aus Westpommern und
Nordpolabien. Ich habe mich also den Vorschlägen mancher Forscher angenä¬
hert, obwohl ich nicht alle Festlegungen dieser Vorschläge akzeptiere, weil ich
die Verschiebung der Siedlungsanfänge auf die Wende des 8. zum 9. Jh. oder
Anfänge des 9. Jh. nach wie vor als wenig wahrscheinlich finde.
Es scheint,
dass
die Siedlung in Stettin vom Anfang ihrer Geschichte an
eine zweiteilige Raumstruktur hatte. Ihr kleinerer Teil, der eine Geländeerhe¬
bung im Rahmen des Hochlands besetzte und ursprünglich mit einem flachen
Graben umgeben war, übte wahrscheinlich die Funktion einer Sakralstelle der
Gemeinschaft aus. Im 12. Jh. befand sich dort wahrscheinlich ein Triglaw-Tem-
pel. Seine Lage im Rahmen des Stadtraums würde also an die alte Tradition
aus der Stammeszeit anknüpfen. Rundum des vermutlichen Sakralkreises er¬
streckte sich der Wohn- und Wirtschaftsteil der Siedlung, dessen Bebauung
anfangs flache Grubenhäuser und später die oberirdischen Häuser in Flecht¬
werkkonstruktion bildeten.
Diese älteste Siedlung war also keine einfache Dorfsiedlung, sondern ein
wichtiges Siedlungszentrum, höchstwahrscheinlich die „Stirn" einer ausgedehn¬
ten Territorialgemeinschaft, die das linke Ufer der Niederoder besetzte. Das in
den Kulturschichten der Siedlung gefundene Fundinventar steht in Opposition
zu den Interpretationen dieses Typs nicht. Neben den mit Alltagsleben der Sied¬
lungsbewohner verbundenen Funden wurde eine ganze Reihe von Gegen¬
ständen fremder Herkunft (Kämme, Glasperlen, Bronzesporn, Wetzstein aus
ZUSAMMENFASSUNG 223
skandinavischem Phyllit usw.) sowie Sammlungen, die auf spezialisierte Pro¬
duktionstätigkeit (viele in technischer Hinsicht ausgezeichnete Tongefäße Typ
Feldberg/Kędrzyno
gefunden, darunter Exemplare, die höchstwahrscheinlich die
Ortvariante von Gefäßen dieses Typs vertreten) hinweisen. Die Siedlung in
Stettin kann also als ein lokales Handwerks- und Handelszentrum anerkannt
werden, das an der Gestaltung der wirtschaftlichen Ostseezone an den slawi¬
schen Küsten teilgenommen hat. Damals entstanden die Voraussetzungen für
die Änderungen, zu den in der 2. Hälfte des 9. Jh. gekommen ist, als an Stelle
der älteren Siedlung ein Schutzzentrum mit geschlossener und regelmäßiger
Blockbebauung entstand, das die Geschichte Stettins als eines Zentrums mit
frühstädtischem Charakter beg'onnen hatte.
Im weiteren Teil des Kapitels
III (III.
3.) wurde das Problem der Topogra¬
phie von Stettin in der 1. Hälfte des 12. Jh., in der Aufschwungszeit der früh¬
mittelalterlichen Stadt besprochen. Es handelt sich hier vor allem um einen
Vergleich der Ergebnisse archäologischer Untersuchungen mit Informationen
aus dem Leben von Otto von Bamberg, die die Angaben betreffs Raumstruktur
und Aussehen der Stadt enthalten. Diese Daten waren seit langem der Gegen¬
stand der immer starken Diskussionen und Streite. Meistens zitierte man die
Information von Ebbo, nach dem Stettin drei Hügel besetzen sollte, „.von denen
der mittlere, höhere Hügel dem
Triglav
gewidmet war". Die Lage dieser „drei
Hügel" auf dem Gelände wurde als eine Frage von Hauptbedeutung anerkannt.
Nicht weniger Kontroversen erweckte die Lokalisierung des „Mons
Triglav".
Allgemein ist die Ansicht,
dass
es der heutige Schlosshügel war, wo sich das
Schutzzentrum von Stettin befand. Die übrigen zwei Hügel waren in verschie¬
denen Regionen des späteren Stadtraums lokalisiert, sowohl im Gebiet dieses
Stadtteils, der das Oderbett besetzte (Gelände des so genannten
Podzamcze),
als auch in den Grenzen des frühstädtischen Komplexes, der sich im Gebieten
der Hochebene erstreckte.
Langjährige Ausgrabungen in Stettin haben viele Informationen über die
Stadtplanung gebracht. In der
I.
Hälfte des 12. Jh. war das ein Zentrum mit
dreiteiliger Raumstruktur. Es besetzte den Schlosshügel am Rand der Hochebe¬
ne und das Gebiet des heutigen
Podzamcze,
wo man mit dem Bestehen von
zwei Stadtvierteln rechnen kann - einem, der mit Schutzwellen mit geschlosse¬
ner Bebauung umgeben war und sich im nördlichen Teil von
Podzamcze
be¬
fand, und dem zweiten, der dessen Südteil besetzte, wo bisher keine Überreste
von Schutzbefestigungen freigelegt wurden. Diese beiden Segmente waren ver¬
mutlich im Frühmittelalter, gesehen vor allem aus der Perspektive des Oder¬
betts, als deutliche Erhöhungen sichtbar. Wir würden also mit drei „Hügeln"
zu tun haben, die in den Grenzen des Stadtraums gelegen waren, so wie es
Ebbo im Leben des Bischofs von Bamberg beschrieben hatte.
Das Kapitel
IV
konzentriert sich auf die Problematik der wirtschaftlichen
und kulturellen Rolle Westpommerns in der Geschichte der Länder aus der
Ostseezone. Es enthält zwei Abhandlungen, von den die erste
(IV.
1) versucht,
224 ZUSAMMENFASSUNG
den Streit zu entscheiden, ob die uns interessierende Landschaft durch die nahen
Verbindungen vor allem mit der skandinavischen Welt ihre Kulturidentität er¬
halten hat oder ob sie dem Kulturmodell mit allgemeinbaltischem Umfang
ähnlich wurde, der für Länder typisch war, die sich an diesem Phänomen des
frühmittelalterlichen Europas, das vor allem im 9.-10. Jh. die Ostseewirtschaft¬
zone war, beteiligten. Der Verfasser stimmt mit der Meinung dieser Forscher
nicht, nach den es damals auf diesem ausgedehnten Gebiet zur Entstehung ei¬
ner vereinheitlichen Ostseekulturzone gekommen ist. Die Wirtschaftskontakte
der Gesamtheit der Völker, die an der Ostseeküste wohnten, waren jedoch so
nah,
dass
es oft zur gegenseitigen Übernahme der Geschicklichkeiten und tech¬
nischen Errungenschaften, die eine Vereinheitlichung von mindestens manchen
Aspekten der materiellen Kultur begünstigten, kam. Auf manchen Gebieten der
Produktionstätigkeit stellt sich dieser Prozess sehr deutlich dar. Die Slawen
haben von den
Skandinaven
im Bereich des Bootbaus und des Schmiedehand¬
werks viel übernommen (die Technik Typ
sandwich)
und die
Skandinaven
ha¬
ben lange die Produkte des slawischen Töpferhandwerks importiert, was end¬
lich zu einer Slawisierung der Werkstatt der in skandinavischen Zentren tätigen
Töpfer geführt hat. Manchmal kam es zur Verbreitung im ethnisch fremden
Milieu der für das Alltagsleben der anderen Seite typischen Gegenstände. So
war der Fall unter anderen mit den skandinavischen Wetzsteinen aus Phyllit
und mit Scheibenspinnwirteln aus Sandstein, die sich im Milieu der Ostseesla¬
wen auf die Dauer eingenistet haben.
Bei den gegenseitigen Kontakten spielten die führende Rolle die multieth¬
nischen Handwerks-Handelssiedlungen und frühstädtischen Zentren, die über
die durch beide Partner bewohnten Küsten ausgebreitet waren. Vor allem dort
kam es zur gegenseitigen Annäherung. Jede Seite hat aber ihre Kulturidentität
erhalten. Es zeigt sich unter anderen im Erhalten der Kleidungsformen und der
damit verbundenen Schmucksachen. Das waren die Bestimmungsmerkmale, die
die ethnische Angehörigkeit identifizierten. Manche Typen von Schmucksachen,
die auf ethnisch fremden Gebieten gefunden werden, werden richtig als Zeug¬
nisse des Aufenthalts der Ankömmlinge aus anderen Ländern und nicht als
Beweis für die Verbreitung dieses Typs von Erzeugnissen infolge von Handels¬
beziehungen oder anderen Formen der Menschenkontakte (Gaben, Kriegsbeute
usw.) anerkannt. Anders konnte es mit den Schmucksachen vom Elitentyp sein.
In diesem Fall war der Erwerb fremder Produkte eine ziemlich allgemeine
Erscheinung; die gegenseitigen Auswirkungen auf den höheren Kulturstufen und
unter den Vertretern der gesellschaftlichen Eliten reichten wahrscheinlich am
tiefsten.
Das Problem der Wirtschaftsbeziehungen zwischen Skandinavien und der
Ostseeslawenwelt wurde in der zweiten Abhandlung des Kapitels
IV
(IV.2) nä¬
her besprochen. Diese bilateralen Beziehungen stammen von Kontakten, die
sich zwischen verschiedenen Ländern und Völkern, die an der Gestaltung der
Ostseewirtschaftszone teilgenommen haben, entwickelten. Sie wurden bereits
ZUSAMMENFASSUNG 225
in der
Vendelzeit,
spätestens in der 1. Hälfe des 8. Jh. angeknüpft. Am Anfang
umfassten sie hauptsächlich Nordpolabien, das sowohl die Abodritenstämme
als auch die Nordwilzen bewohnten. Am Ende des 8. und am Anfang des 9. Jh.
befanden sich in der Zone der sich intensiv entwickelten Kontakte die west-
pommerschen Gebiete. Die Freilegungen in
Świelubie
bei Kolberg sind ein gutes
Beispiel für diese These. Der Kontaktpunkt von besonderer Bedeutung in
Westpommern war in der 2. Hälfte des 9. und in der 1. Hälfte des 10. Jh.
Wollin und in Polabien - Ralswiek auf Rügen. In der 2. Hälfte des 10. und am
Anfang des 11. Jh. war Wollin schon das wichtigste Zentrum und wurde zum
Hauptvermittler zwischen den skandinavischen, vor allem dänischen Zentren
und dem sich gestalteten frühpiastischen Staat.
Vom Anfang an waren die Wirtschaftsbeziehungen auf den Austausch von
Massengütern wie landwirtschaftliche Erzeugnisse und Produkte der Forstwirt¬
schaft, auch Salz, darunter aus der Nähe von Kolberg, und manche Rohstoffe
(Eisen, vor allem mit niedrigem Phosphorgehalt und höherem Nickelgehalt,
Phyllit, Bernstein usw.) und auf die Handwerkserzeugnisse gerichtet. Die Han¬
delskontakte begünstigten die Übernahme mancher Geschicklichkeiten und Er¬
rungenschaften der Partner im Bereich der Produktionstechnik und
-technolo¬
gie.
Die
Skandinaven
haben eine besonders wichtige Rolle als Vermittler bei
der Verlegung der Importe aus sowohl Westen als auch aus weitem Osten, und
vor allem aus dem Kreis der arabischen Zivilisation auf die Gebiete der Ost¬
seeslawen gespielt. Eine Erhöhung der Slawenaktivitäten auf dem östlichen
Abschnitt wurde am Ende des 9. Jh. zusammen mit der Anknüpfung der direk¬
ten Beziehungen mit den nördlichen russischen Zentren begonnen.
Ein wichtiger Austauschgegenstand waren in der Geschichte des Ostsee¬
handels auch die Luxusgegenstände, die ihre Abnehmer vor allem unter den
Vertretern der höheren gesellschaftlichen Schichten fanden. Diese Symbole des
gesellschaftlichen Prestiges gelangen weniger im Erfolg eines klassischen Han¬
delsaustausches, eher mehr auf einem anderen Weg der menschlichen Kontakte
als Gaben, Souvenirs oder schließlich als Kriegsbeute und verschiedenartige
Zahlungen und gegenseitige Verpflichtungen.
Diese außerökonomischen Verlagerungsformen der Importe erzwangen aber
sowohl in Skandinavien als auch an der südlichen Ostseeküste die Entstehung
der Handwerks-Handels-Emporien und etwas später der frühstädtischen Sied¬
lungen, die ein spezifisches Zeichen in der Geschichte von vielen Ländern der
Ostseewirtschaftszone waren, nicht. Die Funktionierung von Kaufmann- und
Handerwerkergruppierungen dieses Typs war aber nur in Bedingungen eines
relativ regelmäßigen Handelsaustausches in Massenskala sinnvoll. Die einzel¬
nen episodischen Kontakte konnten ganz anders, ohne so ausgebaute Hafen-
Messeninfrastruktur erfolgen.
Diese anfangs vielleicht nur Saison- und später stationären Austauschpunkte,
früh mit einem frühstädtischen Charakter, waren die Treff- und Aufenthaltsorte
der Kaufleute und Handwerker, die aus verschiedenen ethnischen Milieus
226 ZUSAMMENFASSUNG
entstammten. Das waren die Siedlungen mit multiethnischem Charakter. Die
These über die Anwesenheit der
Skandinaven
in den Handwerks-Handelszen¬
tren, die an den slawischen Küsten ausgebreitet waren, wurde in der Fachlite¬
ratur bereits seit langem allgemein akzeptiert. Alle diesbezüglichen Zweifel
haben insbesondere die Untersuchungen der mit diesem Typ der Wirtschafts¬
zentren verbundenen Gräberfelder zerstreut. Strittig bleibt nur das Problem der
Beurteilung der Menge fremder Ankömmlinge, die im Milieu der Ostseesla¬
wen tätig waren. Jetzt spricht schon viel für die bedeutsame Beteiligung der
Skandinaven
am Wirtschaftsleben der Seehafenzentren an den slawischen Ost¬
seeküsten. Nicht anders war in Skandinavien, wo die Anwesenheit der Slawen,
bereits in der 2. Hälfte des 8. Jh. und im 9. Jh. im heute verfügbaren Quellen¬
material Bestätigung findet. |
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