Medzinárodné súvislosti slovenskej otázky 1927/1936 - 1940/1944: maďarské dokumenty v porovnaní s dokumentmi v Bonne, Bukurešti, Viedni a Praha
Gespeichert in:
Format: | Buch |
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Sprache: | Slovak |
Veröffentlicht: |
Bratislava
SAP
2008
|
Ausgabe: | 1. vyd. |
Schlagworte: | |
Online-Zugang: | Inhaltsverzeichnis Abstract |
Beschreibung: | Zsfassung in dt. Sprache u.d.T.: Internationale Zusammenhänge der slowakischen Frage 1927 - 1944 |
Beschreibung: | 439 S. Kt. |
ISBN: | 9788080950347 |
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1927/1936 -1940/1944
ι
Obsah
Úvod
........................................................................................................ 5
Zoznam používaných archívov a publikovaných edícií dokumentov
........ 10
Zoznam skratiek
........................................................................................ 12
I. kapitola:Ku genéze témy:
1927-1935 ................................................. 13
1936...................................................................................... 56
II.
kapitola:1937
...................................................................................... 81
Ш.
kapitola:1938
...................................................................................... 113
IV.
kapitola:1939
...................................................................................... 257
V. kapitola:1940
...................................................................................... 373
Dodatky: Následné súvislosti
1941-1943............................. 407
VI.
Medzinárodné súvislosti slovenskej otázky
1927-1944.
Zahraničné dokumenty. Záver
............................................................ 419
VD.
Internationale
Zusamenhänge der Slowakische Frage 1927-1944.
Aussländische
Dokumente.
Zusammenfassung................................ 429
Medzinárodné súvislosti slovenskej otázky
1927/1936 -1940/1944
Internationale Zusamenhänge der
Slowakische Frage 1927-1944. Aussländische
Dokumente.
Zusammenfassung
In ihrer Konzeption ist die vorliegende Arbeit eine kommentierte flächenhafte
Präsentation meiner Erforschung ausländischer Dokumente insbesondere in
Archiven und dann in Editionen, und zwar vor allem ungarischer Dokumente
über Außenpolitik im Vergleich mit anderen ausländischen Quellen (der Teile, die
die slowakische Frage betreffen bzw. in einer zusammenfassenden Verallgemeinerung
und seltener auch in extenso) in der Krisenzeit der Jahre 1927/1936-1940/1943.
Diese Periodisierung im ersten und letzten Kapitel sowie in den Anmerkungen
überschreite ich in dem breiteren Zeitabschnitt auch
funktionell
in dem
Bemühen, die Genese und Kontinuität der Entwicklung der Problematik dar¬
zustellen: 1927-1943, bzw. 1944.
Ich vergleiche die Themen - in Dokumenten aus ungarischen Archiven und
Editionen zur slowakischen Frage auch mit Dokumenten aus meiner Forschung
in den Archiven Bonn, Koblenz, Wien, Bukarest und Prag und verwende auch
die dortigen grundlegenden und neuesten Editionen der Dokumente. Die
Bedeutung der slowakischen Frage, wie es der deutsche Gesandte in Prag in
dem zitierten Dokument formulierte, bestand gegenüber anderen unzufriede¬
nen Nationalitäten darin,
dass
sie ein neuralgischer Punkt der Zwischenkriegs-
ČSR
war und auch die Existenz des Staates selbst betraf. Darin liegt auch die
Bedeutung des Themas dieser Arbeit.
1936
Im ersten Teil des Kapitels
Predchádzajúce súvislosti
[Vorausgehende Zusammen¬
hänge] bringe ich eine Auswahl der interessantesten ausländischen Dokumente
zum Thema aus den Jahren 1927-1935. In der Absicht, die in der Arbeit behandel¬
te slowakische Frage in einen Zusammenhangmit der vorausgehenden und nach-
499
Zusammenfassung -xt-s
Medzinárodné súvislosti slovenskej otázky
1927/1936 -1940/1944
folgenden Entwicklung der internationalen Zusammenhänge zu stellen, führe
ich auch eine Auswahl charakteristischer ausländischer Dokumente aus meiner
Forschung in den zurückliegenden Jahren an. Meilensteine der Aufmerksamkeit
der internationalen Öffentlichkeit für die ungelöste slowakische Frage gibt es
bereits: die Rothermere-Aktion im Jahr 1927 und die nachfolgende antirevisio¬
nistische Bewegung in der
ČSR
besonders in der Slowakei. Danach geht es vor
allem um die Genese der Ereignisse des Hochverratsprozesses gegen
Tuka
1929
mit seiner Vorgeschichte und anschließendem Einfluss.
Die Dokumente bezeugen,
dass
es um einen Meilenstein in der slowakischen
national-emanzipatorischen Entwicklung geht. Es handelte sich dabei nicht
nur um
Tuka
und die Pazifizierung der autonomistischen Opposition und der
Volkspartei allgemein, sondern auch um eine mögliche Wende in der Entwick¬
lung der slowakischen Frage. Die Lethargie in der Emanzipationsbewegung aber
wurde durch die Ereignisse um die Pribina-Feierlichkeiten in
Nitra
1933 fortge¬
spült, die so die Renaissance des Autonomismus in der Entwicklung der slowa¬
kischen Frage nach der Dämpfung infolge des politischen Prozesses gegen
Tuka
bilden. Das wichtigste Dokument dazu ist das 91 Seiten umfassende Elaborat
der österreichischen Diplomatie. Zusammen mit einigen unerwarteten Erfolgen
der internationalen Aktivitäten der politischen separatistischen Emigration und
autonomistischen amerikanischen Slowaken rufen sie die slowakische Frage er¬
neut in das Bewusstsein der Weltöffentlichkeit.
Ein ungarischer Diplomat schrieb damals:
Hlinka
ist der Einzige, der die
Massen zu fanatisieren vermag, wie die Ereignisse in
Nitra
gezeigt haben. Das
höhere Prinzip der Philosophie der Emanzipationsbewegung formulierte
Hlinka
präzis in dem Aufruf an
Orol
vom April 1938: Das Volk ist mehr als der Staat! Es
geht um das Verwachsen der autonomistischen und separatistischen Richtung
in der slowakischen Emanzipationspolitik, die im Laufe der 30er Jahre bis in
die Krisenjahre anstieg, die als systematische Forschung den Hauptgegenstand
meiner Arbeit bilden.
Im Kapitel über internationale Zusammenhänge der slowakischen Frage
in der Entwicklung des Jahres 1936 interessieren auch Themenkreise um die
Bestrebungen, die Persönlichkeit des radikalen
Autonomisten,
des Abgeordneten
K. Sidor
in seiner Orientierung an Polen zu diskreditieren und ebenso die bedeut¬
samen internationalen Aktivitäten der slowakischen politischen Emigration, die
zwar zur unpassenden Zeit und mit unpassenden Verbündeten, aber dennoch die
Kontinuität der internationalen Aktualisierung der slowakischen Frage erreich¬
te. In dieser Hinsicht war der Vortrag von Prof. Dr. J.
Jehlička
an der Universität
in München und sein Anklang ein kulturpolitisches Ereignis. Dokumente be¬
zeugen,
dass
Prag durch diese Internationalisierung der slowakischen Frage
beunruhigt war. Die österreichische Diplomatie in Washington bereitete auch
430
KAPITOLA
7
Medzinárodné súvislosti slovenskej otázky
1927/1936 -1940/1944
ein Material
vor,
dass G.
Košík,
der auch in den Präsidentenwahlen in den USA
aktiv und ein ernsthafter Kandidat für den Posten des Gesandten in Wien war,
sich an die Spitze der slowakischen separatistischen Aktion der Emigration in
Europa stellen soll.
Zahlreiche Materialien erfassen das erstarkende Interesse Polens für die
Entwicklung in der Slowakei und sein Bemühen, zusammen mit Budapest und
den ungarischen Minderheitspolitikern die Volksparteiler von dem Einstieg in
die Regierung abzuhalten. Die rumänische Diplomatie beweist in mehreren tief¬
gehenden Analysen,
dass
die slowakische Frage ein neuralgischer Punkt der
Existenz der
ČSR
ist.
Besuche ungarischer Staatsmänner in Deutschland, Italien und Warschau
bedeuteten auch die Koordinierung der revisionistischen Pläne gegenüber der
CSR und damit auch der Slowakei.
1937
In diesem Kapitel erfahren wir mehr über die Evolution und Erstarkung
der Aktivitäten der proungarischen Emigration und ihrer internationalen
Zusammenhänge mit
Jehlička,
Unger,
Dvorčák
an der Spitze. Auch bei den ame¬
rikanischen Slowaken gewann die proungarische Konzeption nicht nur durch
die Gründung der Wochenzeitung
Samostatnosť
[Selbständigkeit], sondern auch
durch die Korrumpierung des karrieristischen Journalisten
G. Košík,
einer be¬
deutenden jedoch umstrittenen Persönlichkeit, der sich mit seiner aktuellen
Rolle nicht abfinden konnte, nach der Rolle, die er in der tschechoslowakischen
nationalen Befreiungsbewegung im Ersten Weltkrieg gespielt hatte. Dennoch war
die unerwartete ungarnfreundliche Orientierung keine innere Überzeugung bei
ihm, es ging ihm nur ums Geld, letztlich so wie allen Emigranten, sie übertrieben
die Ungarnfreundlichkeit, um möglichst höhere Subventionen für ihre Existenz
zu erhalten.
Košík
vermochte neben
Jehlička
aus Budapest das meiste Geld für
seine politische Tätigkeit wie für sein persönliches Wohl herauszuholen. Es sind
auch internationale Aktivitäten der Vertreter der magyarischen Minderheit zu
verzeichnen, wie die Entsendung G. Szüllös durch Budapest Anfang Januar 1937
nach Rom und in den Vatikan, um „die ungarischen Forderungen zu erklären.
Im Kontext der Aggressionspläne Hitlers intensiviert sich auch die Radi¬
kalisierung der Politik der Sudetendeutschen und als neue historische Erschei¬
nung treten Bemühungen um ihre Zusammenarbeit nicht nur mit den ungari¬
schen Parteien, sondern auch den Anhängern der Politik Hlinkas auf.
Bedeutender wurden auch die von Budapest finanzierten Aktivitäten des
Slowakischen Rates in Genf durch seine Memoranden und Publikationen auch
gegenüber dem Völkerbund. Prag drängte die Regierung der Schweiz zum Verbot
431
Zusammenfassung -xwj.
Medzinárodné súvislosti slovenskej otázky
1927/1936 -1940/1944
seiner Tätigkeit. Zahlreich sind die Materialien über die Reisen
Jehličkas
und
Dvorčáks
zu Verhandlungen im Namen des Slowakischen Rates in Rom, Berlin
und Warschau. Schließlich beunruhigt auch
Jehličkas
Auftreten in London.
Aufmerksamkeit riefen in den Meldungen der Diplomaten auch die Geheim¬
aktivitäten des autonomistisch orientierten Volkswirts Milan
Frič
hervor, der
schon in der vorangegangenen Periode Subventionen aus Budapest, Deutschland
und Polen erhielt und diesmal auch den Versuch der Gründung einer neuen au-
tonomistischen Partei unternahm.
Es wiederholen sich auch Meldungen,
dass
der Abgeordnete J.
Tiso
stark
radikalisiert von den amerikanischen Slowaken zurückgekehrt sei, wohin er
mit einer Delegation des Set. Adalbert-Vereins gereist war. Zudem soll er auch
die Zusage von Subventionen erhalten haben, obwohl man ihn vorher häufiger
als
Benešs
Intimus bezeichnet hatte - im Gegensatz zum radikalen
Sidor.
Ein
Ereignis war die unvollständige Begnadigung Tukas, was die Volksparteiler Prag
näherbrachte, dazu publiziere ich mehrere Dokumente.
Die Krise in
Rázus
Slowakischer Nationalpartei, die unter dem starken auch
Korruptionsdruck
Hodžas
stand, weckt die Aufmerksamkeit sowohl der ungari¬
schen Diplomaten als auch der Polen, die sie ebenfalls subventionierten.
Infolge des wachsenden aggressiven Drucks gegen die
ČSR
tauchen häufiger
Berichte über die Kompromissbereitschaft in der Nationalitätenfrage und auch
für territoriale Zugeständnisse selbst an Ungarn auf.
Der politische Prozess gegen
K. Sidor,
den viele als Analogie des Hochver¬
ratsprozesses gegen
Tuka
ansahen, weckte auch eine beachtliche Aufmerks¬
amkeit der internationalen Diplomatie, wie aus den publizierten Dokumenten
ersichtlich ist. Die Angelegenheit endete aber mit dem Triumph
Sidors
und dem
Anstieg seines politischen Prestiges. In diesem Kontext wird auch die Reise
Hlinkas und
Sidors
nach Polen bewertet. Die Feierlichkeiten zum Jahrestag der
Ereignisse in
Černová
waren auf der aufsteigenden Linie der autonomistischen
Bewegung.
Ein bestimmtes Gewicht hatten für die Internationalisierung der slowakischen
Frage auch die politischen Missionen von
G. Košík
und seine Verhandlungen mit
Politikern in Europas Metropolen, allerdings finanzierte Budapest seine Reisen
und die ungarischen Botschaften organisierten die Empfänge. Budapest investier¬
te in
Košík
auch durch den Kauf einer Druckerei für seine Zeitung.
Die Radikalisierungstendenzen in der autonomistischen Politik spiegelten
sich in den Verhandlungen des Redakteurs (Malers)
Hečko
in Warschau mit pol¬
nischen Funktionären, aber auch mit dem ungarischen Gesandten wider, wo
er eine aktive proungarische Gruppe vertrat, jedoch eine Änderung der Politik
Budapests im Hinblick auf Projekte einer Föderation mit den Slowaken verlan¬
gte. Der höchste Ausdruck der emanzipatorischen autonomistischen Politik
war jedoch die radikale Ansprache des Abgeordneten
Sidor
im Parlament
432
KAPITOLA
7
Medzinárodné súvislosti slovenskej otázky
1927/1936 -1940/1944
Ende Dezember 1937, der in der internationalen Historiographie zitiert ist und
Empörung in Prag auslöste. Aus den durch die deutsche Spionage gewonne¬
nen Materialien wurde jedoch auch bei dieser Gelegenheit bewiesen,
dass Sidor
in Prag einen geheimen Verfügungsfonds besaß, mit dem ihm der Präsident
und seine Umgebung, trotz seines verbalen Radikalismus, Vertrauen bewiesen.
In diesem Zusammenhang kommt mir die Formulierung eines ungarischen
Diplomaten in den Sinn: Scheinradikalismus.
1938
Bei der Verallgemeinerung der neuen Erkenntnisse aus den publizierten Do¬
kumenten von 1938 in der Arbeit kann man zusammenfassen,
dass:
An erster Stelle die Problematik der Lösungsalternativen für die slowakische
Frage während der sich vertiefenden Krise auftaucht. Wenn es in der ersten
Hälfte des Jahres noch um eine anfangs gemäßigtere später radikalere Lösungen
der Autonomie der Slowakei im Rahmen des Staates geht, tauchen in der zwei¬
ten Jahreshälfte im Hinblick auf die Vertiefung der Krise, die Vormünchener Zeit
auch separate Lösungen auf. In diesem Kontext wurde zu einem internationalen
Ereignis die Affäre um die Reise einer Delegation amerikanischer Slowaken in
die Slowakei zum Jahrestag des Pittsburger Vertrags in Polen. Man war bemüht
in Warschau, daraus eine Manifestation für die Idee der selbständigen Slowakei
zu machen. Neue Erkenntnisse bringen auch bislang unbekannte Dokumente
- über das Scheitern einer Geheimmission des Vorsitzenden der Slowakischen
Liga in Amerika,
řfletko,
in Budapest zu Verhandlungen mit Regierungsstellen
über die Autonomie der Slowakei.
Häufiger werden alternative Lösungen für die Geschicke der Slowakei auch
außerhalb des gegebenen Staates aufgetischt und schließlich auch die Frage
der Selbständigkeit, die jedoch vor allem aus den Interessen Deutschlands re¬
sultierte und dann auch in der
Jehlička-Interpretation
als Deckmantel für den
Anschluss
der Slowakei an Ungarn diente. Die polnische Konzeption selbst be¬
züglich der Slowakei mündete mit ihrer Zwiespältigkeit zwischen proungari¬
scher Lösung und Selbständigkeit, schließlich in einer Sackgasse.
Vor allem von polnischer Seite aus wird häufiger auch die Frage der Autonomie
der Slowakei in Ungarn aufgeworfen, wozu Budapest - zögerlich - an Warschau
bestimmte Zusagen sendet, allerdings ohne verbindlichen Standpunkt. Darauf
waren auch die slowakischen
Autonomisten
- zum Äußersten getrieben - bereit
einzugehen, im Falle der aktuellen Drohung der Alternative einer Aufteilung
der Slowakei. In der modernen Fachliteratur ist allerdings die Meinung vorherr¬
schend,
dass
das innenpolitische Milieu in Ungarn auf eine solche Alternative
nicht vorbereitet war. Lediglich, wenn dafür internationale Garantien gegeben
würden, was aber Budapest an Warschau ausdrücklich ablehnte. In diesen
Zusammenfassung
433
Medzinárodné súvislosti slovenskej otázky
1927/1936 -1940/1944
Zusammenhängen ist auch das odiöse Dokument der Führung der Volkspartei
das Protokoll zu sehen (in der ungarischen Literatur als Tiso-Protokoll bezeichnet)
miti
Bedingungen -ßr die Zustimmung zur Autonomie der Slowakei in Ungarn. Das
einseitige Dokument ist in zahlreichen Exemplaren im ungarischen Archiv der
Verhandlungen von
Komárno
erhalten.
Zur Zeit Münchens wird auch die Zusammenarbeit der Henleinisten und
Hlinka-Anhänger häufiger diskutiert. Ich präsentiere hier sogar auch direk¬
te Befehle aus Berlin für radikalere Auftritte der Volkspartei gegenüber Prag.
Damals widersetzte sich
Sidor
aber erstmals den deutschen Befehlen. Und
es ging nur ein gemäßigtes Kommunique auf der Basis der Autonomie in der
Republik daraus hervor.
Nach München gelangt auf die Tagesordnung auch die Realisierung der
Autonomie der Slowakei und der Aufbau der sog. 3. Republik. Neue Doku¬
mente bringen eine Reihe bemerkenswerter Erkenntnisse zu den bewegten
Ereignissen. In Berlin und Warschau hätte man den Übergang von der Autonomie
zur Selbständigkeit gerne gesehen, aber zu Hause erhält er eine deutlichere
Unterstützung vor allem in Jugendkreisen.
In dieser Periode demaskiert sich auch schon das Gesicht der proungarischen
Emigration, die überwiegend nur als Spezialisten der Regierung in Budapest
für die slowakische Frage auftritt und nicht mehr als alternative Richtung slo¬
wakischer Emanzipationspolitik. Für eine günstigere Lösung der slowakischen
Frage spielt sie eine ausgesprochen negative Rolle, besonders
Jehlička
in London.
Von den Resten des slowakischen Patriotismus, der noch in den 20er Jahren sich
hauptsächlich bei
Unger
äußerte, war schon nichts mehr übriggeblieben... In
der Vormünchener Zeit waren besonders die Aktivitäten von
Jehlička
für die
Slowakei sehr gefährlich. Das betrifft z. B. vor allem
Jehličkas
perfide Konzeption
in der Vorbereitung des Wiener Schiedsspruchs, der Slowakei möglichst viele
Städte zu nehmen, weil das slowakische Volk in die Städte strebt.
Die separatistische Emigration orientiert sich schon eindeutig auf den
Anschluss
der Slowakei an Ungarn und bei der Entstehung der selbstän¬
digen Slowakei später verlor sich die Alternative, die unter dem Druck Nazi¬
deutschlands dann in Kroation eintrat, nämlich,
dass
die Emigration die führen¬
den Machtstrukturen in dem neuen National- und Satellitenstaat übernahm.
In den publizierten Dokumenten taucht auch die Frage der ausländi¬
schen Verbindungen der Vertreter der slowakischen Emanzipations- und
Oppositionspolitik:
Tuka,
Sidor,
Fric, Hlinka, Hletko, Košík,
Bazovský u. a.
und
die Annahme geheimer Subventionen nicht nur aus Prag, sondern auch aus
Warschau, Budapest, Berlin, Rom auf. Die Emanzipationspolitik ist aber nicht
machbar ohne Finanzen, und da die Opposition über keine Regierungsfonds ver¬
fügte, war sie gezwungen, sichum Hilfe ans Ausland zu wenden, was sie
я
priori
nicht von der Position der slowakischen nationalen Idee abbringen musste.
434
KAPITOLA
7
Medzinárodné súvislosti slovenskej otázky
1927/1936 -1940/1944
Interessant sind auch neue Auslandsdokumente hinsichtlich der Kalkulatio¬
nen der territorialen Veränderungen vor allem bezüglich der Verhandlungen in
Komárno
und des Wiener Schiedsspruchs.
In diesem Kontext sind bedeutsame Aktivitäten der Vertreter der ungari¬
schen Minderheit im Ausland etwa die Mission von Szüllö im Januar 1937 und
dann am 13.10.1938 der Empfang bei
Ciano
mit Landkarten der territorialen
Forderungen auch an Bratislava,
Košice
und
Užhorod
als strategischen Punkten,
außerdem die Verhandlungen
Eszterházys
kurz vor dem Schiedsgericht in Rom
mit
Ciano
und davor
Eszterházys
Gespräch in Warschau mit Beck u.a. In die¬
sem Prozess spielte
J. Eszterházy
eine wichtige Rolle, ich unterbreite hier viele
seiner Dokumente. In den Gesprächen mit den
Autonomisten,
durch die enge
Beziehung zu
Sidor,
trat er als Freund der Slowaken auf und konnte dann nach
Budapest effektive Suggestionen senden. Seine Meldungen an Budapest ge¬
hören zweifellos zu den hochwertigsten Materialien.
Eszterházys
Erfolg in der
Beeinflussung der Volksparteiler, wie er direkt anführt, war auch die Bildung
einer Einheitsfront der Minderheiten - auch zwecks ihrer Diskreditierung in
Prag, um ihren Einstieg in die Regierung zu verhindern.
Aus der Vorgeschichte - des Schiedsgerichts - der Verhandlungen in
Ko¬
márno
- verweisen ausländische Dokumente auf die naiven Hoffnungen
Bratislavas auch wenn ein anfänglicher Widerstand Deutschlands zu verzeich¬
nen ist, nicht nur bezüglich des Schiedsgerichts, sondern auch der maximalen
territorialen Verluste der Slowakei (als potentielles Einflussgebiet des Reiches), aber
schließlich gab Ribbentrop dem Druck
Ciános
wegen der höheren Interessen
der expansiven Politik Berlins nach.
1939
Die wichtigsten Themenkreise in diesem Kapitel werden zweifellos viele bislang
unveröffentlichte geheime und unbekannte Materialien rumänischer, deutscher,
und ungarischer Provenienz zur Geschichte und unmittelbaren Vorgeschichte
der Entstehung des Slowakischen Staates im März 1939 und über die Tage der
Okkupation Tschechiens sein. Sie liefern künftigen Interpretationsarbeiten der
Historiker ein plastischeres Bild der Ereignisse und auch über Nuancen ermögli¬
chen sie neue Bewertungen. Viele Male wurde schon über diese dramatischen
Tage geschrieben und die jetzt vorgelegten Auslandsdokumente ergänzen aufs
neue diese mosaikartige Geschichte.
Es handelt sich um eine der dramatischsten Perioden unserer Geschichte. Die
Zerschlagung der Tschecho-Slowakei, die Gründung des Slowakischen Staates,
der Einfall Ungarns in der Ostslowakei, bei der Okkupation der Karpatoukraine
und der Einfall in Polen. Die Frühjahrs- und Herbstkrise des Jahres 1939 füllt also
die reiche Berichterstattung der Regierungsarchive in Budapest, Bukarest, Berlin
Zusammenfassung
435
Medzinárodné súvislosti slovenskej otázky
1927/1936 -1940/1944
und Prag auch über die slowakische Frage. In der Politik Deutschlands stellen
die slowakische Frage und das Interesse an der Selbständigkeit der Slowakei
zunächst ein Instrument für die innere Zersetzung und dann die Zerschlagung
der Tschecho-Slowakei und dann auch ihre Teilokkupation sowie als Objekt des
Handels mit dem verstümmelten Territorium der Slowakei dar.
Aufmerksamkeit wecken in den Dokumenten auch die statarialen Verhält¬
nisse der besetzten Südslowakei und die Maßnahmen auf der Basis der Rezi¬
prozität in der Slowakei sowie die zunehmende slowakische revisionistische
Propaganda. Aber der Schlüssel zu den ungarisch-slowakischen Beziehungen
war in Berlin, schrieben die ungarischen Diplomaten und
Eszterházy
in ihren
besten Meldungen.
Nach wie vor sind vier Richtungen für die Lösung der slowakischen Frage im
internationalen Geschehen im Spiel, wie wir sie in einem von Hitler konzipier¬
ten Dokument sehen. Aber auch unter dem Druck Deutschlands und infolge
der sich radikalisierenden Politik der Volkspartei spielt die Zeit nicht zugun¬
sten der protschechischen und propolnischen Konzeption der slowakischen
Autonomie. Obwohl von polnischer Seite noch ein Versuch unternommen wur¬
de, die prodeutsche Orientierung der Slowakei abzuwenden (Unterredungen in
Těšín
und
Ružomberok),
war ein großes Handicap der polnischen Konzeption die
inadäquate territoriale Expansion Polens auf dem Gebiet der Slowakei infolge
Münchens sowie die sich über Polen zusammenziehenden Wolken seitens der
aggressiven Pläne Deutschlands.
Die ungarische Konzeption für die Lösung der slowakischen Frage auch
infolge der aktuellen Großmachtkombinationen der deutschen Politik gerät
schrittweise in den Hintergrund, dennoch hörte Berlin nicht auf mit dem Köder
Slowakei in seiner Politik gegenüber Budapest zu spielen, wie das auch rumä¬
nische Quellen belegen und die polnische Presse öffentlich schrieb.
Die Entwicklung zeigte,
dass
der sog. Schutz Nazideutschlands für die Slo¬
wakei zum einen eine Teilokkupation der Slowakei bedeutete -
Záhorie
und
Kleine Karpaten, obwohl in der internationalen Historiographie bis zum Diktat
von Salzburg noch von einer relativen Selbständigkeit des Staates gesprochen
wird. Auf den Druck aus Berlin hin musste
Sidor
18. 4.1939 als Innenminister
abtreten und es folgte seine Entfernung aus der Innenpolitik als Gesandter für
den Vatikan. Regierungsstellen des Dritten Reiches hielten die Slowakei trotz
der unterzeichneten Verträge für ein handelbares Territorium, wie auch der sog.
Kleine Krieg durch die Aggression Ungarns in der Ostslowakei zeigte, als Berlin
offensichtlich auch seine aus dem Schutzvertrag folgenden Verpflichtungen ver¬
letzte.
Hitler äußerte sich bei dem Empfang
Csákys
am 8. 8.1939 jedoch klar und
deutlich: persönlich sei ihm das Schicksal der Slowakei völlig egal...
436
KAPITOLA
7
Medzinárodné
súvislosti slovenskej otázky
1927/1936 -1940/1944
1940
Die Dominante sind in diesem Kapitel die Ereignisse aus der Vorgeschichte und
den Folgen des sogenannten Diktats Deutschlands über die Slowakei - in den
Verhandlungen in Salzburg am 28. Juli 1940, die eine völlige Unterwerfung des
Staates in der Außenpolitik bedeuteten und durch die Machteinsetzung des
radikalen pronazistischen Tuka-Flügels auch in der Innenpolitik der Slowakei,
und die deutsche Presse schreibt bereits von einem Vasallenstaat.
Auch in der Innenpolitik äußert sich dann die systematische Penetration
Deutschlands. Ausgewählte Dokumente über Audienzen Tukas in Berlin de¬
monstrieren den hohen Grad des Vasallentums, des Servilismus und sogar seine
totalen Lügen über die Stimmungen in der Slowakei gegenüber dem Nazismus
und dem Dritten Reich. Nach Salzburg wurden auch
Ďurčanský
und andere
entfernt, wofür es Dokumente aus ausländischen Archiven gibt. Man
muss
gerechterweise anführen,
dass
Tuka
in den Jahren 1940-1942 dem Drängen
Ribbentrops,
Sidor
aus dem Vatikan abzuberufen und ihn vielleicht auch ein¬
zusperren, nicht nachgab.
Ich glaube,
dass
ich die Zeit der autonomen Slowakei und die ersten Jahre des
slowakischen Staates ohne Schönfärberei, aber auch ohne Anschwärzung dar¬
gestellt habe, einfach so wie mir das die erworbenen ausländischen Dokumente
diktierten. Bei ihrer Einordnung entschied lediglich die Wichtigkeit. Dabei habe
ich auch meine persönliche Erfahrungen eingebracht: Auf wissenschaftlichen
Konferenzen zumeist in Deutschland habe ich nicht selten die Ansicht gehört,
dass
ohne den slowakischen Kriegsstaat es vielleicht auch die jetzige demokra¬
tische selbständige Slowakei nicht gäbe und meinten damit den Untergang oder
die Transformation von Ideen in der geschichtlichen Entwicklung...
Die ungarische Konzeption rückt auch im Schlusskapitel immer mehr in
den Hintergrund, wird aber vom Ausland latent aktualisiert
(Košík
bei den ame¬
rikanischen Slowaken - ßr eine mitteleuropäische Föderation mit einer autonomen
Slowakei), denn Deutschland manövrierte, bis zur Okkupation Ungarns mit dem
Versprechen des Anschlusses der Slowakei. So wie das auch bei einem Besuch
Ribbentrops in Budapest 1942 der Fall war, -
dass
darüber bei der Endordnung
des Neuen Europa - nach Kriegsende - entschieden werde. Aber auch im Laufe
dieses Krisenjahres gab es dafür nicht wenig Indizien. Sogar der slowakische
Gesandte in Berlin verlangte mehrfach ein Dementi Berlins,
dass
die Slowakei
nicht nur Handelsobjekt für Deutschland sei.
Im vorherigen und in diesem Kapitel gehören mit zu den interessantesten die
Dokumente des ungarischen Gesandten
Apor
im Vatikan über die Gespräche
mit
Sidor
und dessen Ansichten. Das wird ein Beitrag für neue Erkenntnisse in
der Historiographie sein.
Es intensiviert sich auch die Aufmerksamkeit für die tschechoslowakische
Aktion im Ausland und ihre Haltungen zur slowakischen Frage auch am
ДЧ7
Zusammenfassung
^Γν- /
Medzinárodné súvislosti slovenskej otázky
1927/1936 -1940/1944
Beispiel der Streitigkeiten
Beneš-Hodža, Osuský.
In der proungarischen Aktion
wird
Košík
zu einer zentralen Figur, der sich hauptsächlich auf die Propaganda
gegen
Beneš
richtet. Hier begegnen wir auch Konstruktionen über geheime
Verbindungen Tisos oder
Ďurčanskýs
zu
Beneš,
und dieses Misstrauen gege¬
nüber der Slowakei in Berlin wurde vor allem durch die ungarische Diplomatie
forciert.
Eszterházys
Aktivitäten in den schriftlichen Meldungen und bei per¬
sönlicher Berichterstattung in Budapest über die Lage in der Slowakei sowie
über Gespräche mit Vertretern in der Slowakei sind qualitativ hochwertigere
Dokumente.
Es steigert sich auch die slowakische revisionistische Aktion in den Hoff¬
nungen der Regierung
Tuka,
dass
die Slowakei eine Korrektur der Grenzen an¬
lässlich des 2. Wiener Schiedsgerichts erwirken kann.
Im letzten Kapitel veröffentliche ich auch eine kurze Auswahl ausländischer
Dokumenten aus meiner Forschung auch in den Jahren 1941-1943 und ein aus
den Jahr 1944.
In den Anhängen des Kapitels bringe ich eine Auswahl einiger anschließender
Zusammenhänge der Problematik der slowakischen Frage. Wichtig sind in extenso
die Übersetzungen einiger deutscher Originaldokumente auch über die inne¬
re Entwicklung der Slowakei, im Zusammenhang mit dem Salzburger Diktat
und seinen Folgen. Bislang unbekannte Einschätzungen der rumänischen
Diplomatie sind ein spezieller Beitrag. Sie liefern ein reales Bild der Situation
einer uninteressierten dritten Seite und besonders wertvoll ist das Dokument
von 1943, das eine konzeptionelle Betrachtung der Aktivitäten der tschecho¬
slowakischen Emigration auch hinsichtlich der slowakischen Frage liefert, vor
allem in der Durchsetzung zweier Konzeptionen: der mitteleuropäischen von
Hodža
und der sog. roten
linie
von
Beneš.
Ich widme mich auch den Annäherungs- und Solidaritätsbestrebungen im
Hinblick auf die Koordinierung der revisionistischen Aktivität Rumäniens, der
Slowakei und Kroatiens gegenüber Ungarn, der sog. Kleinen Entente, für die
Rückgabe der okkupierten Gebiete, die für Beunruhigung in Budapest, Berlin
und Rom sorgten.
438
KAPITOLA
7
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