Teatr Narodowy 1949 - 2004: [240 lat Teatru Narodowego]
Gespeichert in:
1. Verfasser: | |
---|---|
Format: | Buch |
Sprache: | Polish |
Veröffentlicht: |
Warszawa
Teatr Narodowy
2005
|
Schlagworte: | |
Online-Zugang: | Inhaltsverzeichnis Abstract |
Beschreibung: | Zsfassung in dt., engl., franz., russ. u. span. Sprache u.d.T.: Eine kurze Geschichte des Nationaltheaters Bibliogr. s. 399-403. Indeksy |
Beschreibung: | 420, [4] s. fot., il., portr. 25 cm |
ISBN: | 8391540456 |
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adam_text | Eine kurze Geschichte des Nationaltheaters
Das polnische Nationaltheater entstand im Zeitalter der Aufklärung. Gegründet
1765 von König
Stanisław
August Poniatowski als ein ständiges und öffentliches Theater
mit Berufsschauspielern, war es Zeuge der turbulenten polnischen Geschichte und in
einzelne historische Ereignisse direkt verwickelt. Bereits das erste Ensemble trug das
Wort „national in seinem Namen: «Aktorowie
Narodowi Jego Królewskiej Mości»
- «Die
Nationalschauspieler Seiner Majestät». Obwohl diese Bezeichnung im Verlauf der Jahre
ihre Bedeutung veränderte, blieb das Adjektiv bis heute Bestandteil des Namens der
wichtigsten polnischen Bühne.
Um die Jahrhundertwende vom 18. zum 19. Jahrhunderts wurde das Nationaltheater
vom Schauspieler, Regisseur, Übersetzer, Pädagogen und Theaterdirektor
Wojciech Bo¬
gusławski
geprägt, der bis heute als der „Vater des polnischen Theaters gilt. Nach seinen
Vorstellungen sollte das Theater der patriotischen, sittlichen und ästhetischen Erziehung
des Publikums dienen. Es handelte sich dabei um das Modell eines politischen Bürgerthe¬
aters, das am gesellschaftlichen Leben teilnahm. Wie jedes Volk, das über viele Jahre hin¬
weg keine eigene Staatlichkeit hatte, so sahen auch die Polen, die der Erhaltung der Spra¬
che und der Sitten besonders große Bedeutung zumaßen, gerade in der Pflege der litera¬
rischen und kulturellen Tradition die Möglichkeit, ihre nationale Identität zu bewahren.
Obwohl das erste Ensemble nicht lange bestand und sein ursprünglicher Name von
der russischen Teilungsmacht geändert wurde, sind wir uns bis heute bewusst,
dass
es
sich bei der im Gebäude am
Plac Teatralny
(Theaterplatz) untergebrachten Bühne um
jenes Theater handelt, das auf Wunsch des Königs seine Arbeit im Opernhaus aufnahm
und dessen Tradition fortsetzt.
1833 stellte Antonio
Corazzi
das neue Theatergebäude fertig. Auf Befehl des Zaren
wurde es
Teatr Wielki
(Das Große Theater) genannt. Das riesige Gebäude beherbergte
zwei Bühnen, Ballsäle und war Spielstätte mehrerer Ensembles. Das dramatische Ensem¬
ble erhielt den Namen
Teatr Rozmaitości
(etwa: Varietätentheater) und wurde im rech¬
ten Flügel untergebracht, wo es sich, nach mehreren Umbauten, bis heute befindet. Die
zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts (bzw. die Zeit bis zum 1. Weltkrieg) war für das War¬
schauer
Teatr Rozmaitości
eine schwierige, aber auch faszinierende Zeit. Die russischen
Direktoren der Warschauer Regierungstheater (Generäle des Zaren!) und die wachsame
Zensur beschränkten das Repertoire auf Boulevardstücke, Farcen und historische Dra¬
men, die sehr schnell aus Paris, Wien oder Berlin nach Warschau geholt wurden,
während dadurch die polnische Klassik und das romantische Drama vom Spielplan aus¬
geschlossen blieb. Die Schauspieler, die immer wieder mit den gleichen Figuren, Situatio¬
nen und Nullachtfünfzehn-Intrigen konfrontiert wurden, brachten ihr Spiel zur Perfek¬
tion. In der Geschichte des Warschauer Theaters wird diese Zeit als das „Zeitalter der
Stars bezeichnet. Damals traten solche Größen wie Helena
Modrzejewska
(später eine
berühmte Schauspielerin in Amerika), Romana
Popielówna, Wiktoryna Bakałowiczowa,
Alojzy Żółkowski, Jan Królikowski
und
Bolesław Leszczyński
auf. Neben der Kirche war
das Theater zu jener Zeit der einzige Ort, an dem öffentlich polnisch gesprochen wurde
- zumal auf Polnisch gespielt werden musste, wollte man sich selbst finanzieren.
Als das Theater 1924 im unabhängigen Polen nach einem Brand wiedereröffnet
wurde, benannte man es auf Initiative von
Juliusz
Osterwa und in Anknüpfung an die
Tradition
Wojciech Bogusławskis
wieder in „Nationaltheater um.
Eine kurze Geschichte des Nationaltheaters
1939, während der Belagerung von Warschau, brannte das Innere des Theaters völ¬
lig aus. Es wurde provisorisch abgesichert, brannte aber wieder 1944, wie die ganze Stadt,
während des Warschauer Aufstands. Von dem prunkvollen Gebäude blieben nur die
Fas-
sade
und Fragmente der Seitenflügel übrig. Die Bühnen, Zuschauerräume, Bibliotheken,
die im 18. Jahrhundert angelegten Archive, die Kostümfundus (darunter auch eine Frack¬
sammlung, die dem Theater vom letzten polnischen König geschenkt wurde) fielen den
Flammen zum Opfer. Das Theater musste wiederaufgebaut werden. Die neue politische
Lage und die veränderten gesellschaftlichen Bedingungen legten aber statt eines Wiede¬
raufbaus einen Umbau nahe. Wie sollte er aussehen?
Während der deutschen Besatzung entwickelte eine Gruppe von hervorragenden
Theaterleuten, die sich zum Geheimen Theaterrat zusammengeschlossen hatten, Zukun¬
ftsentwürfe, wie das Theaterleben im Nachkriegspolen organisiert werden könnte.
Für das Nationaltheater, dem eine besondere Rolle zukommen sollte, wurde ein neuer,
äußerst moderner Sitz geplant. Direktor sollte Leon Schiller werden, der als einer der
größten und originellsten Regisseure galt. Bei
Czesław Miłosz,
dem späteren Literaturno¬
belpreisträger, gab man einen Prolog zur Eröffnung des Theaters in Auftrag. Für das Re¬
pertoire des Nationaltheaters war das Beste der polnischen Dramatik vorgesehen, insbe¬
sondere die Klassiker der Romantik, die als Ausdruck des „Nationalgeists in seiner vol¬
lendetsten Form gelten. Das Theater sollte ein festes Repertoire haben, ein ständiges,
sorgfältig zusammengestelltes Schauspielerensemble, es sollte Normen für die Bühnen¬
sprache erarbeiten und die polnische Sprache pflegen. Keines dieser idealistischen Vor¬
haben konnte in der neuen politischen Ordnung verwirklicht werden.
Das Gebäude des Nationaltheaters wurde der Polnischen Armee überlassen, die
den Wiederaufbau finanzierte und den Architekten
Romuald Gutt
mit dem Entwurf be¬
auftragte. Er rekonstruierte den rechten Flügel und behielt vom alten Theater im Inne¬
ren lediglich die Anordnung der Säle und die bis heute bestehende Marmortreppe zum
Zuschauerraum bei. Das Theater erhielt eine bescheidene, aber elegante Inneneinrich¬
tung und eine für die damalige Zeit moderne Ausstattung. Als der Bau 1949 beendet
wurde, stand jedoch bereits fest,
dass
das Nationaltheater genau hier, an seinem alten
Sitz, wieder untergebracht werden wird.
In der Nachkriegszeit war diese renommierte Bühne jedoch zu keiner Zeit Polens
bestes Theater. Konnte sie auch nicht sein, da sie zu viele repräsentative und „höfische
Funktionen übernehmen musste und ihr zu viele gesellschaftliche, künstlerische und po¬
litische Rollen auferlegt wurden, als
dass
sie ihre traditionelle Rolle hätte ausfüllen kön¬
nen. Das Nationaltheater hatte keine Möglichkeit, sich ein eigenes Programm, einen eige¬
nen Stil oder ein eigenes künstlerisches Profil zu erarbeiten. Es wurde unterschiedlichen
Interessen untergeordnet, die auf Jahre hinaus geplante künstlerische Arbeit wurde aus
politischen Gründen brutal unterbrochen, inkompetente Direktoren wurden von der Par¬
tei nominiert...
1949 wurde das Theater schnell und ohne Konzept ins Leben gerufen und seine Or¬
ganisation wurde Personen anvertraut, die im Theaterleben eine unbedeutende Rolle
spielten. Es entstand im ungünstigsten Moment der Nachkriegsgeschichte: Das Land wur¬
de gerade dem stalinistischen Joch unterworfen und in der Kultur wurde der sozialisti¬
sche Realismus zur einzig gültigen Doktrin erklärt. Erster Direktor wurde W?adys?aw
Krasnowiecki, ein guter Schauspieler und Regisseur, der aber ohne jegliches künstleri¬
sches Programm zu Werke ging. Bezeichnenderweise begann diese für die Polen sym¬
bolträchtige Institution ihren Spielbetrieb mit dem Drama jegor Bulytschow und die an¬
deren von Maxim
Gorki,
dem russischen Schöpfer des Sozrealismus. Der einzige dem
Rang des Theaters angemessene Schritt war die Verpflichtung des großen Leon Schiller,
hiller wiederholte seine frühere Inszenierung von
Krakowiacy i Górale
I
Die Krakau¬
er und die Goralen von
Wojciech Bogusławski,
ein Singspiel, das 1794 im Nationaltheater
Teatr Narodowy
aufgeführt wurde und eine große Rolle für den von
Tadeusz Kościuszko
angeführten Auf¬
stand spielte.
332 Trotzdem gab es in der Nachkriegszeit einige Versuche, dem Theater ein künstleri¬
sches und programmatisches Profil zu geben, das an seine Tradition - in ihrem besten Sin¬
ne - anknüpfte. So brachte der Historiker, Kritiker und Regisseur
Bohdan Korzeniewski
(Di¬
rektor von 1952 bis 1954), der eine der bedeutendsten und anerkanntesten Persönlichke¬
iten des polnischen Nachkriegstheaters war, wieder die klassischen Dramen des polnischen
und europäischen Theaters mit großartigen Aufführungen auf die Bühne, nachdem sie jah¬
relang im Repertoire gefehlt hatten. Er betrachtete es als die Pflicht des Theaters, einen
Dialog mit der Vergangenheit zu führen und die Verbindung mit der europäischen Kultur
zu halten - wie etwa mit der Inszenierung des Revisors von Nikolai Gogol, in der der Schau¬
spieler Jan Kurnakowicz mit seiner Verkörperung der Rolle des Bürgermeisters in die The¬
atergeschichte einging. Korzeniewski träumte von den großen Dramen der Romantik. Da
die Zensur deren Aufführung jedoch nicht zuließ, brachte er die beste polnische Komödie
Zemsta
I Die
Rache von
Aleksander Fredro
auf die Bühne. Er zog eine neue Generation
heran: seine Studenten, talentierte junge Schauspieler und Regisseure. Trotz seiner Erfolge
trat Korzeniewski nach zwei Jahren, angesichts seiner Machtlosigkeit gegenüber dem
allmächtigen Beamtenapparat, als Direktor zurück. Auf diese Weise machte er den Mach-
thabern jedoch bewusst,
dass
das „Problem Nationaltheater weiterhin bestand.
Das Nationaltheater war für die Behörden tatsächlich ein Problem. In Warschau
waren inzwischen bessere Theater entstanden. Im Herbst 1954, vor dem
XX.
Parteitag
der KPdSU, als der
Stalinismus
zu bröckeln begann und der ideologische Druck nachließ,
wurde Erwin
Axer
zum neuen Direktor ernannt. Dadurch wurde das Nationaltheater en¬
ger mit dem gleichfalls von
Axer
geleiteten
Teatr Współczesny
(Zeitgenössisches Theater)
verbunden, einem hervorragenden Theater, in dem gebildete und aufgeschlossene Men¬
schen wirkten, die ihr eigenes ästhetisches Programm und feste Ansichten hatten. Die¬
ses Haus zog nicht nur das Publikum an, sondern auch viele einflussreiche Persönlich¬
keiten des Theaterlebens. Erwin
Axer
und
Jerzy Kreczmar
brachten ausgezeichnete
Schauspieler an das Nationaltheater und nutzten das politische Tauwetter nicht nur, um
ein neues Repertoire zu spielen, sondern auch, um mit dem Realismus als herrschender
Ästhetik zu brechen. In dieser Zeit entstanden vorzügliche, moderne Aufführungen. Von
Brechts „epischen Theater inspiriert, erarbeitete
Axer
die Inszenierung von
Niemcy
I
Die Deutseben von Leon Kruczkowski. 1956 kehrte nach jahrelanger Pause das große ro¬
mantische Drama auf die Bühne zurück:
Kordián
von
Juliusz Słowacki,
eine gemeinsame
Arbeit von
Axer
und
Jerzy
Kreczmar, in der
Tadeusz Łomnicki
und Jan Kurnakowicz bril¬
lierten. Mit dieser Inszenierung war das polnische Theater beim 3. Theater der Nationen
in Paris vertreten.
Axer
inszenierte
Ostry dyżur
I
Notaufnahme von
Jerzy Lutowski,
ein
zeitgenössisches Drama, das zum ersten Mal ungeschminkt Polens neueste Geschichte
zur Sprache brachte. Außerdem ging man mit dem Zeitgeist und führte
Sartres existen-
tialistisches Stück Die Fliegen auf, eine bemerkenswerte Aufführung, vor allem wegen
der beiden interessanten Rollen von
Zofia Mrozowska
und
Tadeusz Łomnicki
sowie des
originellen Bühnenbilds von Jan
Kosiński.
Das Nationaltheater fand in dieser Form viel Anerkennung. Es thematisierte wesen¬
tliche Probleme der polnischen Geschichte, befand sich manchmal sogar selbst im Mit¬
telpunkt von Diskussionen und Veränderungsprozessen und bot originelle Aufführungen
mit beachtenswerten schauspielerischen Leistungen. Nach zwei Jahren trat Erwin
Axer
jedoch als Direktor zurück und schlug als seinen Nachfolger Wilam Horzyca vor.
Wer Wilam Horzyca war wussten 1957 nur noch Wenige. Als einer der Schöpfer des
aus dem Geiste der Romantik und der Moderne entwickelten Konzepts des polnischen
Monumentaltheaters war er vor Jahren sowohl von den Machthabern als auch von einem
ihm nicht wohlgesinnten, jedoch einflussreichen Teil der Theaterwelt auf das Abstellgleis
Eine kurze Geschichte des Nationaltheaters
geschoben worden. Er hatte Zeit gehabt, ein eigenes Konzept für das Nationaltheater zu
entwerfen, an dem er bereits vor dem Krieg gearbeitet hatte. Horzyca hatte im National¬
theater eine Mission zu erfüllen. Er träumte davon, es in eine Art
Comédie-Polonaise
nach dem Vorbild der
Comédie-Française
umzuwandeln: nämlich die Verbindung mit der
polnischen und europäischen Tradition wiederherzustellen sowie deren Garant, Vorbild
und Bezugspunkt zu sein. Indem Horzyca auf die Theaterplakate die Aufschrift: „Besteht
seit dem Jahre 1765 drucken ließ, machte er der Öffentlichkeit wieder bewusst,
dass
das
von ihm geleitete Theater bereits von König Stanislaw August Poniatowski gegründet
worden war. Man setzte große Hoffungen in ihn, ließ ihn aber die meisten seiner Vorha¬
ben (Umstrukturierung des Theaters, neues Repertoire) nicht verwirklichen. Das
große polnische Drama, in dem Horzyca die Quintessenz des „Nationalgeistes sah, wur¬
de einfach nicht verstanden und verfehlte den damaligen Geschmack des Publikums. Das
polnische Theater holte gerade seine Versäumnisse aus der ersten Hälfte der 50er Jahre
nach und begeisterte sich für das absurde Theater, für den Existentialismus sowie für die
französische und amerikanische Avantgarde. Außer einem kleinen Kreis Akademiker in¬
teressierte sich niemand für die Abrechnung mit den polnischen Mythen der Romantik
(Wyzwolenie I
Oie
Befreiung von Stanislaw
Wyspiański)
oder für die Dilemmata eines
preußischen Offiziers (Prinz von Homburg von Heinrich Wilhelm von Kleist). Am me¬
isten Anklang fand das Altbewährte: die klassische Tragödie mit einem Star in der Titel¬
rolle - Irena
Eichlerówna
als
Racines
Phädra zum Beispiel. Die nicht einmal zweijährige
Amtszeit von Horzyca, die mit seinem Tod kurz vor der Premiere des in Warschau unbe¬
kannten romantischen Dramas
Za kulisami
I
Hinter den Kulissen von
Cyprian
Kamil
Norwid
(das in den Ballsälen des Varietätentheaters / Nationaltheaters spielt) endete, gilt
aus heutiger Perspektive, trotz der seinerzeit vorwiegend negativen Beurteilungen, als
eine der wichtigsten und interessantesten Erfahrungen des Nationaltheaters. Unter
günstigeren Umständen hätte es ein wirklich bedeutendes Theater werden können.
Nach dem Tod von Wilam Horzyca setzte sich die Meinung durch,
dass
das Natio¬
naltheater vom Pech verfolgt werde, beziehungsweise seine Geschichte das Ergebnis des
böswilligen Handelns der verantwortlichen Behörden sei. Die Leitung wechselte alle zwei
Jahre, unabhängig von den künstlerischen Leistungen sowie dem Urteil der Kritik und
Theaterwelt. Auch nach Horzyca glaubten die Machthabenden jedoch weiterhin an die
besondere Rolle des Nationaltheaters und seine Bedeutung für die Kultur, wozu sicher¬
lich auch die bevorstehende 200-Jahrfeier des Hauses beitrug. Ende 1961 wurde nach
zweijähriger Amtszeit der bisherige Direktor, der Bühnenbildner
Władysław Daszewski,
entlassen und sein Posten an
Kazimierz Dejmek
übergeben, dessen Arbeit als Regisseur
und Direktor des
Teatr Nowy
(Neues Theater) in
Łódź
ihn seit Jahren für diese Nomi¬
nierung prädestiniert hatte.
Die Direktionszeit von
Kazimierz
Dejmek gehört zu den Mythen der Theaterwelt. Si¬
cherlich auch, weil die Jahre 1962-1968 in der Geschichte des Theaters eine Revolution wa¬
ren. Dejmek hatte bereits zuvor ein theoretisches Konzept für das Nationaltheater entwor¬
fen, das vorsah, die Bühne am Theaterplatz zu einer polnischen Entsprechung des Burg¬
theaters umzugestalten. Dejmek bemühte sich, ein festes Repertoire aus klassischen Texten
der polnischen
(Słowacki, Mickiewicz, Norwid)
und der Weltliteratur (Sophokles,
Molière,
Shakespeare, Tschechow) sowie aus den besten zeitgenössischen Dramen zu erarbeiten.
Außerdem entwickelte er mit Hilfe von Theaterkritikern und
-historikern
ein bis ins Letz¬
te durchdachtes Organisationsmodell für das Theater, einschließlich Regeln für die Kom¬
plettierung des Ensembles, und definierte genau die Aufgaben der Nationalbühne, wie die
Schauspielausbildung, die Entwicklung von bühnensprachlichen Standards, die Einrich¬
tung eines Theaterarchivs, die Verlagstätigkeit, usw. Während seiner fast sechsjährigen
Amtszeit als Direktor brachte Dejmek viele bedeutende Stücke des polnischen Theaters zur
Aufführung:
Kordián
von
Juliusz Słowacki
(zur Zweihundertjahrfeier),
Śluby panieńskie /
Teatr Narodowy
Mädchenschwüre und
Zemsta
von
Aleksander Fredro
oder das älteste polnische Mysterien¬
spiel Historya
o chwalebnym Zmartwychwstaniu Pańskim I
Oie
Geschichte von der gelob-
334
ten
Auferstehung des Herrn von
Mikołaj
aus Wilkowiecko. Als einer der ersten ließ er auch
Stücke von Stanislaw
Ignacy Witkiewicz,
einem Avantgardeautor der 1920er Jahre, insze¬
nieren (unter der Regie von
Wanda Laskowska): Kurka Wodna
I
Das Wasserhuhn und Jan
Maciej Karol Wścieklica.
Die Amtszeit von
Kazimierz Dejmek
endete de facto mit der
Aufführung von
Dziady
I
Die Ahnenfeier von Adam
Mickiewicz,
die den Anlass zu den sog.
„Märzereignissen lieferte, der studentischen und politischen Revolte von 1968.
Die Amtszeit des nächsten Direktors ist die Ära des Schauspielers, Regisseurs und
Gründers des einmaligen
Teatr Telewizji
(Fernsehtheater) Adam Hanuszkiewicz, der das
Haus vierzehn Jahre lang von 1968-1982 leitete. Zu seinen wichtigsten Aufführungen
gehörten die romantischen Dramen
Kordián
und
Baliadyna
von
Juliusz Słowacki, Nie-
-Boska
komedia
I Die
Nicht-Göttliche Komödie von
Zygmunt Krasiński
sowie die Ada¬
ptionen von
Słowackis
Versdichtungen
Norwid
und Beniowski. Von den klassischen The¬
atertexten der Weltliteratur wurden unter anderen Shakespeares Hamlet, Gogols Revisor
oder Tschechows Drei Schwestern inszeniert. Hanuszkiewicz war bemüht, die Aufführun¬
gen vor allem für junge Menschen verständlich zu gestalten. Er adaptierte Texte, sorgte
für Aufsehen erregende Rollenbesetzungen (zum Beispiel wurde Hamlet vom Filmstar
Daniel Olbrychski gespielt) und bereicherte die Aufführungen um modische Requisiten
(so fuhren die romantischen Erscheinungen in
Ballady
na Honda-Motorroller). Er hatte
Erfolg beim Publikum und bei einem großen Teil der Presse, genoss das Vertrauen der
Behörden und rief heftigen Widerspruch bei jenen hervor, die ein anderes Verständnis
von der Rolle des Nationaltheaters hatten. Die Umstände seiner Abberufung sind ähn¬
lich unklar wie die seiner Berufung: Er wurde Ende 1982, ein Jahr nach der Einführung
des Kriegszustands, suspendiert.
Die Leitung des Theaters übernahmen danach
Krystyna Skuszanka
und
Jerzy Kra-
sowski, zwei bedeutende Theaterschaffende aus der Generation von
Kazimierz
Dejmek
und Adam Hanuszkiewicz. Ihr Scheitern war unvermeidlich: Seit dreißig Jahren als The¬
aterdirektoren an verschiedenen Häusern tätig, waren sie dieser Funktion müde und hat¬
ten ihre besten Jahre schon hinter sich. In Warschau waren sie fremd und wurden von
vornherein abgelehnt, weil sie sich für die Zusammenarbeit mit dem Regime entschie¬
den hatten. Auch eine groß angelegte Propagandakampagne konnte ihnen nicht helfen
in einer Zeit, in der der Großteil der Theaterwelt und des Publikums auf der anderen Se¬
ite der Barrikade stand.
Am 9. März 1985 brach im Nationaltheater Feuer aus. Der Bühnenbereich und der
Zuschauerraum brannten ab und die übrigen Räume wurden stark beschädigt - das
Gebäude aber blieb erhalten. Nach anfänglichem Umherziehen von Bühne zu Bühne und
zahlreichen Gastspielauftritten, wurde das Ensemble integriert in ein Theater der
Außenbezirke. In diesem provisorischen Sitz spielte das Theater bis 1990, während es,
trotz der demonstrativen Unterstützung der Behörden, immer mehr in Vergessenheit ge¬
riet. Nach dem politischen Umbruch von 1989 beschloss die Ministerin für Kunst und
Kultur
Izabella
Cywińska
die Auflösung des Ensembles bis zur Wiederherstellung des
Theatergebäudes - 1990 hörte das Nationaltheater auf zu existieren.
Der Wiederaufbau des Theaters wurde sofort nach dem Brand beschlossen, obwohl
sich auch Stimmen zu Wort meldeten, die den Bau eines Nationaltheaters forderten, das
den modernen Anforderungen an ein nationales Theater gerecht würde. Auf der ge¬
genüberliegenden Straßenseite wurde ein Hilfsgebäude errichtet, das mit dem eigentli¬
chen Theater durch einen Tunnel verbunden war, und in dem alle Werkstätten, Ateliers,
Proberäume und auch eine Kammerbühne (Bühne an der Wierzbowa-Straße) unterge¬
bracht wurden. Sowohl aus wirtschaftlichen als auch aus politischen Gründen, dauerten
die Arbeiten bis 1996. Die Fertigstellung des Theaters, seine hervorragende technische
Eine kurze Geschichte des Nationaltheaters
Ausstattung sowie seine neue Organisationsstruktur verdanken wir einer Verkettung po¬
litischer Umstände, die dazu führte,
dass
der ehemalige Direktor des Nationaltheaters,
Kazimierz Dejmek,
in einem für das Nationaltheater entscheidenden Moment das Amt 335
des Kulturministers bekleidete.
Parallel zum Wiederaufbau wurde ein neues organisatorisches Konzept für das Na¬
tionaltheater erarbeitet. Das Institut des Nationaltheaters wurde ins Leben gerufen, das
die Programmarbeiten inspirierte und die Bauarbeiten überwachte. Fünfzehn Jahre lang
wurden unter Theaterschaffenden wie in der Presse verschiedene Konzepte für das Na¬
tionaltheater heftig diskutiert, wobei die meisten jedoch nicht zu verwirklichen waren.
Eine Ausnahme bildete
Kazimierz Dejmeks
für polnische Bedingungen revolutionäre Ent¬
scheidung: Er griff auf die Tradition des 18. und 19. Jahrhunderts zurück und vereinte al¬
le unter dem Dach des
Teatr Wielki
tätigen Theater und Institutionen. Dadurch wurde ein
Nationaltheater mit einer einheitlichen Direktion aber getrennten künstlerischen Leitun¬
gen geschaffen, das aus dem Operntheater, dem Schauspiel, dem Kleinen Theater
(Teatr
Mały)
und dem Theatermuseum bestand. Allerdings erwies sich die Tradition des 20.
Jahrhunderts als stärker, und nach zwei Jahren wurden die Theater wieder getrennt.
Das Nationaltheater wurde am 19. November 1996 zum 200. Jahrestag seiner ersten
Aufführung mit einem symbolträchtigen Gastspiel des
Teatr Stary
(Altes Theater) aus Kra-
kau wiedereröffnet - gespielt wurde
Dziady. Dwanaście improwizacji
I Die
Ahnenfeier.
Zwölf Improvisationen von Adam
Mickiewicz
in einer Inszenierung von
Jerzy
Grzegorzew¬
ski, der zum Direktor des Nationaltheaters ernannt wurde. Die eigentliche Wiedereröffnung
fand ein Jahr später statt - man „gab
Noc listopadowa
I Die
Novembernacht von Stanislaw
Wyspiański.
Diese erste Premiere spiegelt bereits alle Probleme der Amtszeit von Grzego¬
rzewski wider. Zum geistigen Vater des Theaters erkor er, den herausragenden Dramatiker
und Maler des Jungen Polens
Wyspiański,
der für Grzegorzewski - der als Regisseur und
Bühnenbildner eine eigene, originelle Vision vom Theater hatte - am vollendetsten die Tra¬
dition verkörperte und am treffendsten die polnischen Nationalmythen in Szene setzte. Es
stellte sich jedoch heraus,
dass
vom Nationaltheater etwas anderes erwartet wurde. Was,
das weiß niemand so genau. Grzegorzewskis Betrachtungen zum Schicksal des Künstlers
(Halka
Spinoza), zum Verhältnis von Kunst und Leben (Die Nicht-Göttliche Komödie von
Krasiński),
die Visionen vom Ende der Welt
(Ślub
/ Die Trauung und
Operetka
I Die
Ope¬
rette von
Gombrowicz,
Das Wasserhuhn von Witkiewicz), die für ein breiteres Publikum be¬
stimmten Komödien
(Dożywocie
I Die
Lebensrente von
Fredro)
sowie das psychologische
Drama in Starbesetzung (Alte Zeiten von
Pinter)
provozierten sowohl bei der Kritik wie
auch beim Publikum hitzige Diskussionen. Die Kritik akzeptierte nie ganz die Theatervision
von Grzegorzewski als Konzept für ein Nationaltheater (obwohl einzelne Inszenierungen
gelobt wurden), schlug jedoch selbst keine Alternativen vor.
Zwei Direktoren des Nationaltheaters, die ein Programm hatten - Wilam Horzyca
und
Kazimierz
Dejmek - konnten ihre Pläne nicht verwirklichen. Spätere Versuche, ein
Programm für das Theater zu entwerfen, scheiterten. Heute versucht das Theater, in
einer gänzlich veränderten Situation seine künstlerische und gesellschaftliche Rolle neu
zu definieren. Die letzten 15 Jahre ließen in Polen eine ganz andere Welt entstehen. Eine
Welt, die eine neue Gesellschaft hervorbrachte und eine neue kulturelle und soziologi¬
sche Situation schuf. Wir stehen vor einem Phänomen, das von den Kultursoziologen als
„Ende der Gutenberg-Ära bezeichnet wird. Das Verständnis für die humanistische Tra¬
dition, bzw. anders ausgedrückt, das Bewusstsein für die Zugehörigkeit zu einer auf der
Antike aufbauenden europäischen Kulturgemeinschaft, in der manche Dinge selb¬
stverständlich sind, schwindet. Das Nationaltheater unter der Leitung von Jan Englert
(seit 2003) sucht weiterhin seinen Platz.
Übersetzt von Andreas Volk
Spis treści
5
Prolog
8
Pierwsza odbudowa
20
Teatr Polski czy Teatr Narodowy?
28
Pierwsze pięciolecie
49
Bilans pięciolecia
S3
Dwa teatry Erwina
Axera
72
Teatr monumentalny Wilama Horzycy
88
Epizod Władysława Daszewskiego
99
Teatr Narodowy Kazimierza Dejmka
99
Przygotowanie
120
Dwusetlecie Teatru Narodowego i lata następne
W
Wokół Dziadów
45
Ustawy Teatru Narodowego i koniec dyrekcji
150
Bilans po latach
156
Teatr Hanuszkiewicza
202
Bilans pewnej epoki
205
Obywatelski teatr Krasowskich
205
Początek dyrekcji
216
Płonie Teatr Narodowy!
222
Wina i kara
230
Był Teatr na Woli...
235
Narodnaja Wola
243
Druga odbudowa
243
Odbudowa i rozbudowa Teatru
256
Restytucja Teatru Narodowego
279
Dom Wyspiańskiego
З02
Epilog
304
Przypisy
Зід
A Short History of The National Theatre
324
Précis
d histoire du
Teatr Narodowy
330 Eine kurze Geschichte des Nationaltheaters
336
Breve
historia
del Teatro
Nacional
342
Театр Народовы
-
краткая история
350
Po
со
nam Teatr Narodowy...
368
Repertuar Teatru Narodowego
1949-2005
387
Dyrektorzy Teatru Narodowego
388
Aktorzy występujący na scenie Teatru Narodowego
w latach
1949-2005
397
Inne sale teatralne w użytkowaniu Teatru Narodowego
399
Autorzy i źródła ilustracji
404
Indeks nazwisk, tytułów sztuk i tekstów inscenizowanych
|
adam_txt |
Eine kurze Geschichte des Nationaltheaters
Das polnische Nationaltheater entstand im Zeitalter der Aufklärung. Gegründet
1765 von König
Stanisław
August Poniatowski als ein ständiges und öffentliches Theater
mit Berufsschauspielern, war es Zeuge der turbulenten polnischen Geschichte und in
einzelne historische Ereignisse direkt verwickelt. Bereits das erste Ensemble trug das
Wort „national" in seinem Namen: «Aktorowie
Narodowi Jego Królewskiej Mości»
- «Die
Nationalschauspieler Seiner Majestät». Obwohl diese Bezeichnung im Verlauf der Jahre
ihre Bedeutung veränderte, blieb das Adjektiv bis heute Bestandteil des Namens der
wichtigsten polnischen Bühne.
Um die Jahrhundertwende vom 18. zum 19. Jahrhunderts wurde das Nationaltheater
vom Schauspieler, Regisseur, Übersetzer, Pädagogen und Theaterdirektor
Wojciech Bo¬
gusławski
geprägt, der bis heute als der „Vater des polnischen Theaters" gilt. Nach seinen
Vorstellungen sollte das Theater der patriotischen, sittlichen und ästhetischen Erziehung
des Publikums dienen. Es handelte sich dabei um das Modell eines politischen Bürgerthe¬
aters, das am gesellschaftlichen Leben teilnahm. Wie jedes Volk, das über viele Jahre hin¬
weg keine eigene Staatlichkeit hatte, so sahen auch die Polen, die der Erhaltung der Spra¬
che und der Sitten besonders große Bedeutung zumaßen, gerade in der Pflege der litera¬
rischen und kulturellen Tradition die Möglichkeit, ihre nationale Identität zu bewahren.
Obwohl das erste Ensemble nicht lange bestand und sein ursprünglicher Name von
der russischen Teilungsmacht geändert wurde, sind wir uns bis heute bewusst,
dass
es
sich bei der im Gebäude am
Plac Teatralny
(Theaterplatz) untergebrachten Bühne um
jenes Theater handelt, das auf Wunsch des Königs seine Arbeit im Opernhaus aufnahm
und dessen Tradition fortsetzt.
1833 stellte Antonio
Corazzi
das neue Theatergebäude fertig. Auf Befehl des Zaren
wurde es
Teatr Wielki
(Das Große Theater) genannt. Das riesige Gebäude beherbergte
zwei Bühnen, Ballsäle und war Spielstätte mehrerer Ensembles. Das dramatische Ensem¬
ble erhielt den Namen
Teatr Rozmaitości
(etwa: Varietätentheater) und wurde im rech¬
ten Flügel untergebracht, wo es sich, nach mehreren Umbauten, bis heute befindet. Die
zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts (bzw. die Zeit bis zum 1. Weltkrieg) war für das War¬
schauer
Teatr Rozmaitości
eine schwierige, aber auch faszinierende Zeit. Die russischen
Direktoren der Warschauer Regierungstheater (Generäle des Zaren!) und die wachsame
Zensur beschränkten das Repertoire auf Boulevardstücke, Farcen und historische Dra¬
men, die sehr schnell aus Paris, Wien oder Berlin nach Warschau geholt wurden,
während dadurch die polnische Klassik und das romantische Drama vom Spielplan aus¬
geschlossen blieb. Die Schauspieler, die immer wieder mit den gleichen Figuren, Situatio¬
nen und Nullachtfünfzehn-Intrigen konfrontiert wurden, brachten ihr Spiel zur Perfek¬
tion. In der Geschichte des Warschauer Theaters wird diese Zeit als das „Zeitalter der
Stars" bezeichnet. Damals traten solche Größen wie Helena
Modrzejewska
(später eine
berühmte Schauspielerin in Amerika), Romana
Popielówna, Wiktoryna Bakałowiczowa,
Alojzy Żółkowski, Jan Królikowski
und
Bolesław Leszczyński
auf. Neben der Kirche war
das Theater zu jener Zeit der einzige Ort, an dem öffentlich polnisch gesprochen wurde
- zumal auf Polnisch gespielt werden musste, wollte man sich selbst finanzieren.
Als das Theater 1924 im unabhängigen Polen nach einem Brand wiedereröffnet
wurde, benannte man es auf Initiative von
Juliusz
Osterwa und in Anknüpfung an die
Tradition
Wojciech Bogusławskis
wieder in „Nationaltheater" um.
Eine kurze Geschichte des Nationaltheaters
1939, während der Belagerung von Warschau, brannte das Innere des Theaters völ¬
lig aus. Es wurde provisorisch abgesichert, brannte aber wieder 1944, wie die ganze Stadt,
während des Warschauer Aufstands. Von dem prunkvollen Gebäude blieben nur die
Fas-
sade
und Fragmente der Seitenflügel übrig. Die Bühnen, Zuschauerräume, Bibliotheken,
die im 18. Jahrhundert angelegten Archive, die Kostümfundus (darunter auch eine Frack¬
sammlung, die dem Theater vom letzten polnischen König geschenkt wurde) fielen den
Flammen zum Opfer. Das Theater musste wiederaufgebaut werden. Die neue politische
Lage und die veränderten gesellschaftlichen Bedingungen legten aber statt eines Wiede¬
raufbaus einen Umbau nahe. Wie sollte er aussehen?
Während der deutschen Besatzung entwickelte eine Gruppe von hervorragenden
Theaterleuten, die sich zum Geheimen Theaterrat zusammengeschlossen hatten, Zukun¬
ftsentwürfe, wie das Theaterleben im Nachkriegspolen organisiert werden könnte.
Für das Nationaltheater, dem eine besondere Rolle zukommen sollte, wurde ein neuer,
äußerst moderner Sitz geplant. Direktor sollte Leon Schiller werden, der als einer der
größten und originellsten Regisseure galt. Bei
Czesław Miłosz,
dem späteren Literaturno¬
belpreisträger, gab man einen Prolog zur Eröffnung des Theaters in Auftrag. Für das Re¬
pertoire des Nationaltheaters war das Beste der polnischen Dramatik vorgesehen, insbe¬
sondere die Klassiker der Romantik, die als Ausdruck des „Nationalgeists" in seiner vol¬
lendetsten Form gelten. Das Theater sollte ein festes Repertoire haben, ein ständiges,
sorgfältig zusammengestelltes Schauspielerensemble, es sollte Normen für die Bühnen¬
sprache erarbeiten und die polnische Sprache pflegen. Keines dieser idealistischen Vor¬
haben konnte in der neuen politischen Ordnung verwirklicht werden.
Das Gebäude des Nationaltheaters wurde der Polnischen Armee überlassen, die
den Wiederaufbau finanzierte und den Architekten
Romuald Gutt
mit dem Entwurf be¬
auftragte. Er rekonstruierte den rechten Flügel und behielt vom alten Theater im Inne¬
ren lediglich die Anordnung der Säle und die bis heute bestehende Marmortreppe zum
Zuschauerraum bei. Das Theater erhielt eine bescheidene, aber elegante Inneneinrich¬
tung und eine für die damalige Zeit moderne Ausstattung. Als der Bau 1949 beendet
wurde, stand jedoch bereits fest,
dass
das Nationaltheater genau hier, an seinem alten
Sitz, wieder untergebracht werden wird.
In der Nachkriegszeit war diese renommierte Bühne jedoch zu keiner Zeit Polens
bestes Theater. Konnte sie auch nicht sein, da sie zu viele repräsentative und „höfische"
Funktionen übernehmen musste und ihr zu viele gesellschaftliche, künstlerische und po¬
litische Rollen auferlegt wurden, als
dass
sie ihre traditionelle Rolle hätte ausfüllen kön¬
nen. Das Nationaltheater hatte keine Möglichkeit, sich ein eigenes Programm, einen eige¬
nen Stil oder ein eigenes künstlerisches Profil zu erarbeiten. Es wurde unterschiedlichen
Interessen untergeordnet, die auf Jahre hinaus geplante künstlerische Arbeit wurde aus
politischen Gründen brutal unterbrochen, inkompetente Direktoren wurden von der Par¬
tei nominiert.
1949 wurde das Theater schnell und ohne Konzept ins Leben gerufen und seine Or¬
ganisation wurde Personen anvertraut, die im Theaterleben eine unbedeutende Rolle
spielten. Es entstand im ungünstigsten Moment der Nachkriegsgeschichte: Das Land wur¬
de gerade dem stalinistischen Joch unterworfen und in der Kultur wurde der sozialisti¬
sche Realismus zur einzig gültigen Doktrin erklärt. Erster Direktor wurde W?adys?aw
Krasnowiecki, ein guter Schauspieler und Regisseur, der aber ohne jegliches künstleri¬
sches Programm zu Werke ging. Bezeichnenderweise begann diese für die Polen sym¬
bolträchtige Institution ihren Spielbetrieb mit dem Drama jegor Bulytschow und die an¬
deren von Maxim
Gorki,
dem russischen Schöpfer des Sozrealismus. Der einzige dem
Rang des Theaters angemessene Schritt war die Verpflichtung des großen Leon Schiller,
hiller wiederholte seine frühere Inszenierung von
Krakowiacy i Górale
I
Die Krakau¬
er und die Goralen von
Wojciech Bogusławski,
ein Singspiel, das 1794 im Nationaltheater
Teatr Narodowy
aufgeführt wurde und eine große Rolle für den von
Tadeusz Kościuszko
angeführten Auf¬
stand spielte.
332 Trotzdem gab es in der Nachkriegszeit einige Versuche, dem Theater ein künstleri¬
sches und programmatisches Profil zu geben, das an seine Tradition - in ihrem besten Sin¬
ne - anknüpfte. So brachte der Historiker, Kritiker und Regisseur
Bohdan Korzeniewski
(Di¬
rektor von 1952 bis 1954), der eine der bedeutendsten und anerkanntesten Persönlichke¬
iten des polnischen Nachkriegstheaters war, wieder die klassischen Dramen des polnischen
und europäischen Theaters mit großartigen Aufführungen auf die Bühne, nachdem sie jah¬
relang im Repertoire gefehlt hatten. Er betrachtete es als die Pflicht des Theaters, einen
Dialog mit der Vergangenheit zu führen und die Verbindung mit der europäischen Kultur
zu halten - wie etwa mit der Inszenierung des Revisors von Nikolai Gogol, in der der Schau¬
spieler Jan Kurnakowicz mit seiner Verkörperung der Rolle des Bürgermeisters in die The¬
atergeschichte einging. Korzeniewski träumte von den großen Dramen der Romantik. Da
die Zensur deren Aufführung jedoch nicht zuließ, brachte er die beste polnische Komödie
Zemsta
I Die
Rache von
Aleksander Fredro
auf die Bühne. Er zog eine neue Generation
heran: seine Studenten, talentierte junge Schauspieler und Regisseure. Trotz seiner Erfolge
trat Korzeniewski nach zwei Jahren, angesichts seiner Machtlosigkeit gegenüber dem
allmächtigen Beamtenapparat, als Direktor zurück. Auf diese Weise machte er den Mach-
thabern jedoch bewusst,
dass
das „Problem Nationaltheater" weiterhin bestand.
Das Nationaltheater war für die Behörden tatsächlich ein Problem. In Warschau
waren inzwischen bessere Theater entstanden. Im Herbst 1954, vor dem
XX.
Parteitag
der KPdSU, als der
Stalinismus
zu bröckeln begann und der ideologische Druck nachließ,
wurde Erwin
Axer
zum neuen Direktor ernannt. Dadurch wurde das Nationaltheater en¬
ger mit dem gleichfalls von
Axer
geleiteten
Teatr Współczesny
(Zeitgenössisches Theater)
verbunden, einem hervorragenden Theater, in dem gebildete und aufgeschlossene Men¬
schen wirkten, die ihr eigenes ästhetisches Programm und feste Ansichten hatten. Die¬
ses Haus zog nicht nur das Publikum an, sondern auch viele einflussreiche Persönlich¬
keiten des Theaterlebens. Erwin
Axer
und
Jerzy Kreczmar
brachten ausgezeichnete
Schauspieler an das Nationaltheater und nutzten das politische Tauwetter nicht nur, um
ein neues Repertoire zu spielen, sondern auch, um mit dem Realismus als herrschender
Ästhetik zu brechen. In dieser Zeit entstanden vorzügliche, moderne Aufführungen. Von
Brechts „epischen Theater" inspiriert, erarbeitete
Axer
die Inszenierung von
Niemcy
I
Die Deutseben von Leon Kruczkowski. 1956 kehrte nach jahrelanger Pause das große ro¬
mantische Drama auf die Bühne zurück:
Kordián
von
Juliusz Słowacki,
eine gemeinsame
Arbeit von
Axer
und
Jerzy
Kreczmar, in der
Tadeusz Łomnicki
und Jan Kurnakowicz bril¬
lierten. Mit dieser Inszenierung war das polnische Theater beim 3. Theater der Nationen
in Paris vertreten.
Axer
inszenierte
Ostry dyżur
I
Notaufnahme von
Jerzy Lutowski,
ein
zeitgenössisches Drama, das zum ersten Mal ungeschminkt Polens neueste Geschichte
zur Sprache brachte. Außerdem ging man mit dem Zeitgeist und führte
Sartres existen-
tialistisches Stück Die Fliegen auf, eine bemerkenswerte Aufführung, vor allem wegen
der beiden interessanten Rollen von
Zofia Mrozowska
und
Tadeusz Łomnicki
sowie des
originellen Bühnenbilds von Jan
Kosiński.
Das Nationaltheater fand in dieser Form viel Anerkennung. Es thematisierte wesen¬
tliche Probleme der polnischen Geschichte, befand sich manchmal sogar selbst im Mit¬
telpunkt von Diskussionen und Veränderungsprozessen und bot originelle Aufführungen
mit beachtenswerten schauspielerischen Leistungen. Nach zwei Jahren trat Erwin
Axer
jedoch als Direktor zurück und schlug als seinen Nachfolger Wilam Horzyca vor.
Wer Wilam Horzyca war wussten 1957 nur noch Wenige. Als einer der Schöpfer des
aus dem Geiste der Romantik und der Moderne entwickelten Konzepts des polnischen
Monumentaltheaters war er vor Jahren sowohl von den Machthabern als auch von einem
ihm nicht wohlgesinnten, jedoch einflussreichen Teil der Theaterwelt auf das Abstellgleis
Eine kurze Geschichte des Nationaltheaters
geschoben worden. Er hatte Zeit gehabt, ein eigenes Konzept für das Nationaltheater zu
entwerfen, an dem er bereits vor dem Krieg gearbeitet hatte. Horzyca hatte im National¬
theater eine Mission zu erfüllen. Er träumte davon, es in eine Art
Comédie-Polonaise
nach dem Vorbild der
Comédie-Française
umzuwandeln: nämlich die Verbindung mit der
polnischen und europäischen Tradition wiederherzustellen sowie deren Garant, Vorbild
und Bezugspunkt zu sein. Indem Horzyca auf die Theaterplakate die Aufschrift: „Besteht
seit dem Jahre 1765" drucken ließ, machte er der Öffentlichkeit wieder bewusst,
dass
das
von ihm geleitete Theater bereits von König Stanislaw August Poniatowski gegründet
worden war. Man setzte große Hoffungen in ihn, ließ ihn aber die meisten seiner Vorha¬
ben (Umstrukturierung des Theaters, neues Repertoire) nicht verwirklichen. Das
große polnische Drama, in dem Horzyca die Quintessenz des „Nationalgeistes" sah, wur¬
de einfach nicht verstanden und verfehlte den damaligen Geschmack des Publikums. Das
polnische Theater holte gerade seine Versäumnisse aus der ersten Hälfte der 50er Jahre
nach und begeisterte sich für das absurde Theater, für den Existentialismus sowie für die
französische und amerikanische Avantgarde. Außer einem kleinen Kreis Akademiker in¬
teressierte sich niemand für die Abrechnung mit den polnischen Mythen der Romantik
(Wyzwolenie I
Oie
Befreiung von Stanislaw
Wyspiański)
oder für die Dilemmata eines
preußischen Offiziers (Prinz von Homburg von Heinrich Wilhelm von Kleist). Am me¬
isten Anklang fand das Altbewährte: die klassische Tragödie mit einem Star in der Titel¬
rolle - Irena
Eichlerówna
als
Racines
Phädra zum Beispiel. Die nicht einmal zweijährige
Amtszeit von Horzyca, die mit seinem Tod kurz vor der Premiere des in Warschau unbe¬
kannten romantischen Dramas
Za kulisami
I
Hinter den Kulissen von
Cyprian
Kamil
Norwid
(das in den Ballsälen des Varietätentheaters / Nationaltheaters spielt) endete, gilt
aus heutiger Perspektive, trotz der seinerzeit vorwiegend negativen Beurteilungen, als
eine der wichtigsten und interessantesten Erfahrungen des Nationaltheaters. Unter
günstigeren Umständen hätte es ein wirklich bedeutendes Theater werden können.
Nach dem Tod von Wilam Horzyca setzte sich die Meinung durch,
dass
das Natio¬
naltheater vom Pech verfolgt werde, beziehungsweise seine Geschichte das Ergebnis des
böswilligen Handelns der verantwortlichen Behörden sei. Die Leitung wechselte alle zwei
Jahre, unabhängig von den künstlerischen Leistungen sowie dem Urteil der Kritik und
Theaterwelt. Auch nach Horzyca glaubten die Machthabenden jedoch weiterhin an die
besondere Rolle des Nationaltheaters und seine Bedeutung für die Kultur, wozu sicher¬
lich auch die bevorstehende 200-Jahrfeier des Hauses beitrug. Ende 1961 wurde nach
zweijähriger Amtszeit der bisherige Direktor, der Bühnenbildner
Władysław Daszewski,
entlassen und sein Posten an
Kazimierz Dejmek
übergeben, dessen Arbeit als Regisseur
und Direktor des
Teatr Nowy
(Neues Theater) in
Łódź
ihn seit Jahren für diese Nomi¬
nierung prädestiniert hatte.
Die Direktionszeit von
Kazimierz
Dejmek gehört zu den Mythen der Theaterwelt. Si¬
cherlich auch, weil die Jahre 1962-1968 in der Geschichte des Theaters eine Revolution wa¬
ren. Dejmek hatte bereits zuvor ein theoretisches Konzept für das Nationaltheater entwor¬
fen, das vorsah, die Bühne am Theaterplatz zu einer polnischen Entsprechung des Burg¬
theaters umzugestalten. Dejmek bemühte sich, ein festes Repertoire aus klassischen Texten
der polnischen
(Słowacki, Mickiewicz, Norwid)
und der Weltliteratur (Sophokles,
Molière,
Shakespeare, Tschechow) sowie aus den besten zeitgenössischen Dramen zu erarbeiten.
Außerdem entwickelte er mit Hilfe von Theaterkritikern und
-historikern
ein bis ins Letz¬
te durchdachtes Organisationsmodell für das Theater, einschließlich Regeln für die Kom¬
plettierung des Ensembles, und definierte genau die Aufgaben der Nationalbühne, wie die
Schauspielausbildung, die Entwicklung von bühnensprachlichen Standards, die Einrich¬
tung eines Theaterarchivs, die Verlagstätigkeit, usw. Während seiner fast sechsjährigen
Amtszeit als Direktor brachte Dejmek viele bedeutende Stücke des polnischen Theaters zur
Aufführung:
Kordián
von
Juliusz Słowacki
(zur Zweihundertjahrfeier),
Śluby panieńskie /
Teatr Narodowy
Mädchenschwüre und
Zemsta
von
Aleksander Fredro
oder das älteste polnische Mysterien¬
spiel Historya
o chwalebnym Zmartwychwstaniu Pańskim I
Oie
Geschichte von der gelob-
334
ten
Auferstehung des Herrn von
Mikołaj
aus Wilkowiecko. Als einer der ersten ließ er auch
Stücke von Stanislaw
Ignacy Witkiewicz,
einem Avantgardeautor der 1920er Jahre, insze¬
nieren (unter der Regie von
Wanda Laskowska): Kurka Wodna
I
Das Wasserhuhn und Jan
Maciej Karol Wścieklica.
Die Amtszeit von
Kazimierz Dejmek
endete de facto mit der
Aufführung von
Dziady
I
Die Ahnenfeier von Adam
Mickiewicz,
die den Anlass zu den sog.
„Märzereignissen" lieferte, der studentischen und politischen Revolte von 1968.
Die Amtszeit des nächsten Direktors ist die Ära des Schauspielers, Regisseurs und
Gründers des einmaligen
Teatr Telewizji
(Fernsehtheater) Adam Hanuszkiewicz, der das
Haus vierzehn Jahre lang von 1968-1982 leitete. Zu seinen wichtigsten Aufführungen
gehörten die romantischen Dramen
Kordián
und
Baliadyna
von
Juliusz Słowacki, Nie-
-Boska
komedia
I Die
Nicht-Göttliche Komödie von
Zygmunt Krasiński
sowie die Ada¬
ptionen von
Słowackis
Versdichtungen
Norwid
und Beniowski. Von den klassischen The¬
atertexten der Weltliteratur wurden unter anderen Shakespeares Hamlet, Gogols Revisor
oder Tschechows Drei Schwestern inszeniert. Hanuszkiewicz war bemüht, die Aufführun¬
gen vor allem für junge Menschen verständlich zu gestalten. Er adaptierte Texte, sorgte
für Aufsehen erregende Rollenbesetzungen (zum Beispiel wurde Hamlet vom Filmstar
Daniel Olbrychski gespielt) und bereicherte die Aufführungen um modische Requisiten
(so fuhren die romantischen Erscheinungen in
Ballady
na Honda-Motorroller). Er hatte
Erfolg beim Publikum und bei einem großen Teil der Presse, genoss das Vertrauen der
Behörden und rief heftigen Widerspruch bei jenen hervor, die ein anderes Verständnis
von der Rolle des Nationaltheaters hatten. Die Umstände seiner Abberufung sind ähn¬
lich unklar wie die seiner Berufung: Er wurde Ende 1982, ein Jahr nach der Einführung
des Kriegszustands, suspendiert.
Die Leitung des Theaters übernahmen danach
Krystyna Skuszanka
und
Jerzy Kra-
sowski, zwei bedeutende Theaterschaffende aus der Generation von
Kazimierz
Dejmek
und Adam Hanuszkiewicz. Ihr Scheitern war unvermeidlich: Seit dreißig Jahren als The¬
aterdirektoren an verschiedenen Häusern tätig, waren sie dieser Funktion müde und hat¬
ten ihre besten Jahre schon hinter sich. In Warschau waren sie fremd und wurden von
vornherein abgelehnt, weil sie sich für die Zusammenarbeit mit dem Regime entschie¬
den hatten. Auch eine groß angelegte Propagandakampagne konnte ihnen nicht helfen
in einer Zeit, in der der Großteil der Theaterwelt und des Publikums auf der anderen Se¬
ite der Barrikade stand.
Am 9. März 1985 brach im Nationaltheater Feuer aus. Der Bühnenbereich und der
Zuschauerraum brannten ab und die übrigen Räume wurden stark beschädigt - das
Gebäude aber blieb erhalten. Nach anfänglichem Umherziehen von Bühne zu Bühne und
zahlreichen Gastspielauftritten, wurde das Ensemble integriert in ein Theater der
Außenbezirke. In diesem provisorischen Sitz spielte das Theater bis 1990, während es,
trotz der demonstrativen Unterstützung der Behörden, immer mehr in Vergessenheit ge¬
riet. Nach dem politischen Umbruch von 1989 beschloss die Ministerin für Kunst und
Kultur
Izabella
Cywińska
die Auflösung des Ensembles bis zur Wiederherstellung des
Theatergebäudes - 1990 hörte das Nationaltheater auf zu existieren.
Der Wiederaufbau des Theaters wurde sofort nach dem Brand beschlossen, obwohl
sich auch Stimmen zu Wort meldeten, die den Bau eines Nationaltheaters forderten, das
den modernen Anforderungen an ein nationales Theater gerecht würde. Auf der ge¬
genüberliegenden Straßenseite wurde ein Hilfsgebäude errichtet, das mit dem eigentli¬
chen Theater durch einen Tunnel verbunden war, und in dem alle Werkstätten, Ateliers,
Proberäume und auch eine Kammerbühne (Bühne an der Wierzbowa-Straße) unterge¬
bracht wurden. Sowohl aus wirtschaftlichen als auch aus politischen Gründen, dauerten
die Arbeiten bis 1996. Die Fertigstellung des Theaters, seine hervorragende technische
Eine kurze Geschichte des Nationaltheaters
Ausstattung sowie seine neue Organisationsstruktur verdanken wir einer Verkettung po¬
litischer Umstände, die dazu führte,
dass
der ehemalige Direktor des Nationaltheaters,
Kazimierz Dejmek,
in einem für das Nationaltheater entscheidenden Moment das Amt 335
des Kulturministers bekleidete.
Parallel zum Wiederaufbau wurde ein neues organisatorisches Konzept für das Na¬
tionaltheater erarbeitet. Das Institut des Nationaltheaters wurde ins Leben gerufen, das
die Programmarbeiten inspirierte und die Bauarbeiten überwachte. Fünfzehn Jahre lang
wurden unter Theaterschaffenden wie in der Presse verschiedene Konzepte für das Na¬
tionaltheater heftig diskutiert, wobei die meisten jedoch nicht zu verwirklichen waren.
Eine Ausnahme bildete
Kazimierz Dejmeks
für polnische Bedingungen revolutionäre Ent¬
scheidung: Er griff auf die Tradition des 18. und 19. Jahrhunderts zurück und vereinte al¬
le unter dem Dach des
Teatr Wielki
tätigen Theater und Institutionen. Dadurch wurde ein
Nationaltheater mit einer einheitlichen Direktion aber getrennten künstlerischen Leitun¬
gen geschaffen, das aus dem Operntheater, dem Schauspiel, dem Kleinen Theater
(Teatr
Mały)
und dem Theatermuseum bestand. Allerdings erwies sich die Tradition des 20.
Jahrhunderts als stärker, und nach zwei Jahren wurden die Theater wieder getrennt.
Das Nationaltheater wurde am 19. November 1996 zum 200. Jahrestag seiner ersten
Aufführung mit einem symbolträchtigen Gastspiel des
Teatr Stary
(Altes Theater) aus Kra-
kau wiedereröffnet - gespielt wurde
Dziady. Dwanaście improwizacji
I Die
Ahnenfeier.
Zwölf Improvisationen von Adam
Mickiewicz
in einer Inszenierung von
Jerzy
Grzegorzew¬
ski, der zum Direktor des Nationaltheaters ernannt wurde. Die eigentliche Wiedereröffnung
fand ein Jahr später statt - man „gab"
Noc listopadowa
I Die
Novembernacht von Stanislaw
Wyspiański.
Diese erste Premiere spiegelt bereits alle Probleme der Amtszeit von Grzego¬
rzewski wider. Zum geistigen Vater des Theaters erkor er, den herausragenden Dramatiker
und Maler des Jungen Polens
Wyspiański,
der für Grzegorzewski - der als Regisseur und
Bühnenbildner eine eigene, originelle Vision vom Theater hatte - am vollendetsten die Tra¬
dition verkörperte und am treffendsten die polnischen Nationalmythen in Szene setzte. Es
stellte sich jedoch heraus,
dass
vom Nationaltheater etwas anderes erwartet wurde. Was,
das weiß niemand so genau. Grzegorzewskis Betrachtungen zum Schicksal des Künstlers
(Halka
Spinoza), zum Verhältnis von Kunst und Leben (Die Nicht-Göttliche Komödie von
Krasiński),
die Visionen vom Ende der Welt
(Ślub
/ Die Trauung und
Operetka
I Die
Ope¬
rette von
Gombrowicz,
Das Wasserhuhn von Witkiewicz), die für ein breiteres Publikum be¬
stimmten Komödien
(Dożywocie
I Die
Lebensrente von
Fredro)
sowie das psychologische
Drama in Starbesetzung (Alte Zeiten von
Pinter)
provozierten sowohl bei der Kritik wie
auch beim Publikum hitzige Diskussionen. Die Kritik akzeptierte nie ganz die Theatervision
von Grzegorzewski als Konzept für ein Nationaltheater (obwohl einzelne Inszenierungen
gelobt wurden), schlug jedoch selbst keine Alternativen vor.
Zwei Direktoren des Nationaltheaters, die ein Programm hatten - Wilam Horzyca
und
Kazimierz
Dejmek - konnten ihre Pläne nicht verwirklichen. Spätere Versuche, ein
Programm für das Theater zu entwerfen, scheiterten. Heute versucht das Theater, in
einer gänzlich veränderten Situation seine künstlerische und gesellschaftliche Rolle neu
zu definieren. Die letzten 15 Jahre ließen in Polen eine ganz andere Welt entstehen. Eine
Welt, die eine neue Gesellschaft hervorbrachte und eine neue kulturelle und soziologi¬
sche Situation schuf. Wir stehen vor einem Phänomen, das von den Kultursoziologen als
„Ende der Gutenberg-Ära" bezeichnet wird. Das Verständnis für die humanistische Tra¬
dition, bzw. anders ausgedrückt, das Bewusstsein für die Zugehörigkeit zu einer auf der
Antike aufbauenden europäischen Kulturgemeinschaft, in der manche Dinge selb¬
stverständlich sind, schwindet. Das Nationaltheater unter der Leitung von Jan Englert
(seit 2003) sucht weiterhin seinen Platz.
Übersetzt von Andreas Volk
Spis treści
5
Prolog
8
Pierwsza odbudowa
20
Teatr Polski czy Teatr Narodowy?
28
Pierwsze pięciolecie
49
Bilans pięciolecia
S3
Dwa teatry Erwina
Axera
72
Teatr monumentalny Wilama Horzycy
88
Epizod Władysława Daszewskiego
99
Teatr Narodowy Kazimierza Dejmka
99
Przygotowanie
120
Dwusetlecie Teatru Narodowego i lata następne
W
Wokół Dziadów
45
Ustawy Teatru Narodowego i koniec dyrekcji
150
Bilans po latach
156
Teatr Hanuszkiewicza
202
Bilans pewnej epoki
205
Obywatelski teatr Krasowskich
205
Początek dyrekcji
216
Płonie Teatr Narodowy!
222
Wina i kara
230
Był Teatr na Woli.
235
Narodnaja Wola
243
Druga odbudowa
243
Odbudowa i rozbudowa Teatru
256
Restytucja Teatru Narodowego
279
Dom Wyspiańskiego
З02
Epilog
304
Przypisy
Зід
A Short History of The National Theatre
324
Précis
d'histoire du
Teatr Narodowy
330 Eine kurze Geschichte des Nationaltheaters
336
Breve
historia
del Teatro
Nacional
342
Театр Народовы
-
краткая история
350
Po
со
nam Teatr Narodowy.
368
Repertuar Teatru Narodowego
1949-2005
387
Dyrektorzy Teatru Narodowego
388
Aktorzy występujący na scenie Teatru Narodowego
w latach
1949-2005
397
Inne sale teatralne w użytkowaniu Teatru Narodowego
399
Autorzy i źródła ilustracji
404
Indeks nazwisk, tytułów sztuk i tekstów inscenizowanych |
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