Člověk na Moravě v první polovině 20. století: = Der Mensch in Mähren in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts
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Weitere Verfasser: | , , |
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Format: | Buch |
Sprache: | Czech |
Veröffentlicht: |
Brno
Centrum pro studium demokracie a kultury
2006
|
Ausgabe: | 1. vyd. |
Schlagworte: | |
Online-Zugang: | Inhaltsverzeichnis Abstract |
Beschreibung: | 503 Seiten |
ISBN: | 8073251051 |
Internformat
MARC
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650 | 4 | |a Alltag, Brauchtum | |
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651 | 4 | |a Tschechische Republik | |
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OBSAH
Úvodem
I.
Radmila Švaříčková-Slabáková
Šlechtic
Olga Kolibová
Zena na pomezí stavů
Aleš Zářický
Velkopodnikatel
Aleš Vyskočil
Úředník- PříkladPetra Ehrený
Zdeněk Fišer
Učitel
a Jindřicha Spáčila
Pavel Novák
Rolník z Českomoravské vysočiny
a Steinbachû
Michaela Chládková
Dělnice v malé textilní továrně
z továrny bratří Vohryzků
Miroslav Marada
Žid
502 ________________________
II.
Drahomír Jančík
Bankéř a finančník
František
Vysokoškolský učitel a vědec
Jiří Malíř
Advokát-PříkladJUDr.Hynka
Jiří Pernes
Profesor v politice
Jiří Hanuš
Obvodní lékař a regionální politik
Roman Holec
Kúpeľný lekár
Jana Kubíčková
Katolický duchovní
Michaela Škvírová
Učitel -osvětový pracovník
Radek
Knihtiskař- Příklad Františka Obziny
Karel
Hostinský -PříkladJosefa a Ladislava Orátoru
František Hanzlík
Voják- Příklad OskaraPejši
Jaroslava Plosova
Četník
a
Pavel Urbášek
Zločinec
Obsah
Ctibor Nečas
Rom -
Lukáš
Sirotek- Příkladsourozenců Kaldových a chovanců
III.
Monika Pecková
Manažer
Pavel Novák
Zbytkový statkář
Pavel Marek
Kněz-reformista
Miloš Štědroň
Hudební skladatel
Hana Dvořáková
Etnografa
Jiří Pokorný
OdhoxiiL·-Příklad Karly Pfeiferové
Libor Vykoupil
Pravicový
Stanislav Balík
Junák-skaut- Příklad Velena Fanderlika
Martin C. Putna
Katolický intelektuál
Resümee:
Der Mensch im Mähren in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts .... 477
Autoři článků...............................
Resümee: Der Mensch im Mähren in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts 477
RESÜMEE: DER MENSCH IM MÄHREN
IN DER ERSTEN HÄLFTE
DES 20. JAHRHUNDERTS
Ein Adeliger - Großgrundbesitzer -
Radmila Švaříčková-Slabáková
Die neue tschechoslowakische Republik hat sich entschieden, durch ihre legislativen Ma߬
nahmen die Bodenaristokratie zu liquidieren. Zunächst wurde verboten, das Adelsprädikat
und die Titel zu verwenden, es folgten dann die mit der Bodenreform zusammenhängenden
Gesetze. Die Bodenreform wurde als Vergeltung für das gelittene „Unrecht nach der Schlacht
am Weißen Berg verstanden. Der Adel wurde wegen seiner Loyalität gegenüber den Habs-
burgem zur Zeit des Ersten Weltkrieges für einen Verräter der tschechischen Nation gehalten.
Am Beispiel des (ehemaligen) Grafen
für diese Loyalität erklärt, vor allem im Zusammenhang mit der überparteilichen Mittelpartei,
zu der sich Ende des 19. Jahrhunderts die meisten Angehörigen des mährischen Familiena¬
dels meldeten. Aufgrund- der publizierten Werke des Grafen werden seine Anschauungen im
politischen und sozialen Bereich analysiert. Auch in den veränderten Bedingungen der neuen
Republik sieht
die deutsche Sprache vor der tschechischen, der Katholizismus bedeutete ihm die Grundlage
des gesellschaftlichen Lebens. Es wird hier weiter gezeigt, wie sich der Adel in der neuen Re¬
publik an die neuen Maßnahmen anpassen konnte, wie er gegen seine „Liquidierung kämpfte
(die Mitgliedschaft
sitzer, sein Vorsitz im Verband der mährischen Großgrundbesitzer). Danach erfahren wir, wie
es dem Adel gelungen war, einen Teil seines ehemaligen Besitzes zu erhalten, was zur Folge
hatte,
zialen Bereich zeichnete sich der mährische Familienadel durch eine soziale Exklusivität aus
(Kontakte nur mit ebenbürtigen Verwandten und Bekannten), sowie durch soziale Bindungen
zu Menschen, die ihre Grundstücke bewohnten (karitative Tätigkeit, Patenschaft). Auch auf
diesem Gebiet konnte der Adel seine Macht bewahren, vor allem in der Region.
dimír,
Bestandteil der tschechischen Nation hielt und der sich im politischen bereich Ende der 30er
Jahre auf politischem Gebiet aktiv wurde. Obwohl er zur Generation der, jAltösterreicher ge¬
hörte, erwies er seine Loyalität auch gegenüber der neuen demokratischen Republik.
Die Frau zwischen den sozialen Ständen -Josefina Kounicova
Olga Kolibovä
Die Autorin konzentrierte sich in ihrer Arbeit auf die Persönlichkeit von Josefina Kounico¬
va, an deren Beispiel sie zu zeigen versuchte,
irgendeinem bestehenden geschichtlichen
478___________________________________
Kounicová
Kounic, aber die Regimeveränderungen haben sie um den neu erworbenen Reichtum ge¬
bracht. Diese außerordentliche Frau stirbt in einem für die damalige Zeit sehr hohen Alter
in ihrer Prager Wohnung. Die Arbeit versucht, das Thema der Frauenproblematik zu erfas¬
sen, dies allerdings nicht aus der Perspektive der Frauenbewegung, sondern aus dem Blick¬
winkel des Alltagslebens einer Frau. Zunächst wird die Aufmerksamkeit auf die Problematik
der Ständeordnung der Gesellschaft gelenkt, die es auch noch im 19. Jahrhundert gegeben
hat, weiter konzentriert sich die Arbeit vor allem auf den niedrigsten, ländlichen Stand, aus
dem Josefina
des Lebens einer jungen Frau aus dem Lande, ihrer ersten Liebe und ihrer Hochzeit am
Anfang des 20. Jahrhunderts. Der weitere, wohl wichtigste Zeitabschnitt des Lebens einer
Frau, die an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert lebte, war ihre Ehe, die jedoch nur
fünf Jahre dauerte. Danach folgte die Zeit, die Josefina bis zu ihrem Tod als Witwe lebte.
Das Leben einer Frau wurde in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts nicht nur von priva¬
ten Ereignissen beeinflusst, sondern auch von Geschehnissen von großer, weltumfassender
historischer Bedeutung. Zum ersten wichtigen Wendepunkt, der jedoch von den Zeitzeu¬
gen nicht als derart großer Umbruch angesehen wurde, wie es uns heute erscheint, war die
Jahrhundertwende. Viel mehr haben sich die Menschen der damaligen Zeit die Bedeutung
und vor allem die Folgen der zwei Weltkriege vergegenwärtigt, die Zeit und die Folgen der
Weltwirtschaftskrise und im Falle der Tschechoslowakei natürlich auch die Entstehung des
Staates und den kommunistischen Putsch im Jahre 1948. Alle diese Ereignisse trafen auch
Josefina, die sich mit ihnen möglichst mutig auseinandergesetzt hatte. Diese Geschehnis¬
se zogen dauerhafte Folgen nach sich, die in den vierziger Jahren in Form von psychischen
Schwierigkeiten zum Ausdruck kamen. Diese Frau
kriegerischen Auseinandersetzungen als auch des Regimes gezählt werden, das bei uns nach
dem Ende des Zweiten Weltkriegs eingeführt wurde.
Ein Großunternehmer —Johann Larisch-Mönnich und andere
AlešZářický
Die Studie gibt eine kurze Auskunft über die Schicksale, Ansichten und den Lebensstil von
Großunternehmern aus unterschiedlichen gesellschaftlichen Milieus, die sich in der Zwi¬
schenkriegszeit ökonomisch auf dem Gebiet Mährens und des tschechischen Teiles Schlesi¬
ens engagierten. In der ersten Gruppe finden wir Mitglieder des alten Familienadels, die durch
den Grubenbesitzer aus
Unternehmer im Bereich der Montanindustrie Johann
Hüttenmagnaten des Fürsten und Altgrafen Salm-ReifFerscheidt-Krautheim Hugo Nikolaus
aus
ner Großbürgertums gebildet, die durch die jüdischen Großhändler und Bankiers Max und
Wolfgang Gutmann, oder umgekehrt, durch die nationalsozialistisch gesinnten Kaufhaus-In¬
haber und Industriellen Scholler vertreten sind. Neben diesen „Super-Eliten ist die Studie
auch jenen Unternehmern gewidmet, die ihre ökonomischen Aktivitäten von Mähren und
dem tschechischen Teil Schlesiens aus steuerten. Unter den tschechischen Unternehmern,
unter denen die Persönlichkeit
ternehmer aus
Josef
menden Industriellen, der im Bereich der Konfektion tätig war,
Resümee: Der Mensch im Mähren in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts_____________479
sehen und schlesischen deutschen Unternehmern werden die nordmährischen Textil-Unter-
nehmer Hermann und Otto
Franz Klein von Wiesenberg und der Troppauer Industrielle Wolfgang Robert Dorasil, der
im Bereich der Metallindustrie tätig war. Die Studie bietet natürlich kein erschöpfendes Bild
der Untemehmerstrakturen Mährens und des tschechischen Teiles Schlesiens der Zwischen¬
kriegszeit; sie versucht vielmehr die komplizierte Atmosphäre der Zeit zu skizzieren, in der
alte Bindungen allmählich gelöst und neue nur schwierig gefunden wurden.
Ein Beamter -
Aleš Vyskočil
Die Ende Oktober 1918 ausgerufene Tschechoslowakei musste über einen funktionieren¬
den staatlichen Verwaltungsapparat verfügen, wenn sie die Aussicht haben wollte, ein stabi¬
les und dauerhaftes Staatsgebilde bleiben zu können. Dieser Tatsache waren sich deren Väter
bewusst und haben daher die bisherige Organisation der Staatsverwaltung restlos übernom¬
men und die Kontinuität der Landes- und Reichsgesetze verkündet. Die Kontinuität wurde
auch auf das k. und k. Beamtentum übertragen, das auf diese Weise ohne größere personale
Erschütterungen in die tschechoslowakischen Dienste übergegangen ist. Diese Tatsache war
Gegenstand häufiger Kritik, aber der neue Staat brauchte sehr dringend ein qualifiziertes
Beamtentum. Die bisherigen österreichischen Beamten konnte man nicht pauschal erset¬
zen, weil kein Personal vorhanden war. Mit Ausnahme von Spitzenbeamten und ausgeprägt
deutsch-orientierten Beamten begrüßte die Republik auf diese Weise den größten Teil des
bisherigen k. und k. Personals in ihren Diensten. Dies betraf besonders die Ämter der poli¬
tischen Verwaltung. In Mähren sind jedoch innerhalb von drei Jahren die höheren Beamten
deutscher Natioalität vom dienst verschwunden, obwohl sich einige von ihnen der andau¬
ernden Gunst erfreuen konnten (Bach). Die politische Verwaltung hat sich nationalitäten¬
mäßig homogenisiert, auf höhere, entscheidende Posten kamen die Tschechen (Wierer). Die
Verwandlung der Nationalitätenstraktur, die Verschiebung des Verhältnisses zwischen dem
qualifizierten (Konzeptions-) und Hilfspersonal, die eine Niveausenkung des Amtierens be¬
deutete, die geringe Autorität und das mangelnde Selbstbewusstsein der Verwaltungsorgane,
das alles war charakteristisch für die ersten Jahre des Funktionierens des tschechoslowaki¬
schen Systems der politischen Verwaltung (nicht nur) in Mähren. Viele von diesen Spezifika
der Zeit nach dem Umsturz gingen dann später in die Brüche. Die Unterschiede zwischen
dem k. und k. und dem republikanischen Amt und dessen Beamten waren nicht bemerkbar.
Die Grundprinzipien des Dienstverhältnisses sind erhalten geblieben, die späteren Eingriffe
haben keine wesentlicheren Veränderungen gebracht. Das Jahr 1918 bedeutete aus der Sicht
des Beamtentums keine Revolution.
Ein Lehrer - Mitarbeiter des Museums -
Břetislav Rérych
Zdeněk Fišer
Die Geschichte des tschechischen Museumswesens der 2. Hälfte des 19. und 1. Hälfte des
20. Jahrhunderts ist unteilbar mit den Mitgliedern der örtlichen Intelligenz - den Rechtsan¬
wälten, Geistlichen, Ärzten und Lehrern verbunden, die jahrzehntelang gemeinsam mit den
Gewerbetreibenden den Kern ihrer Funtionärgruppe bildeten. Besonders die Lehrer wurden
480 ____________________
zuTrägern der Tendenz zur Erhöhung des kulturellen Niveaus und der Bildung der Bevöl¬
kerung. Durch ihre gesellschaftliche Stellung wurden die Lehrer zur Tätigkeit in Museen¬
vereinen und
mit Gegenständen dar, die das Leben der Vorfahren und die Tätigkeit der Natur dokumen¬
tierten, sondern vor allem Institutionen mit Zielsetzungen im Bereich der Bildung und Kul¬
tur. Die Lehrer waren Begründer, Verwalter und Kustoden besonders in den so genannten
Heimatmuseen auf lokaler- und Bezirksebene. Meistens handelte es sich um Männer, die in
mehreren Bereichen engagiert waren und denen ihre öffentliche Tätigkeit neben dem eige¬
nen Beruf alles bedeutete. Diese Gelehrten diktierten in verschiedenen Fächern, besonders
in der
fa
wirkten:
kovice
Sie alle haben in der Zeit der ersten Republik bedeutend zur Entwicklung der dortigen Mu¬
seen beigetragen, alle publizierten oft und waren sehr engagiert am gesellschaftlichen Ge¬
schehen des Ortes beteiligt. Der Lehrer-Museumsmitarbeiter hat die Menschen durch seine
Tätigkeit zur Vaterlandsliebe, Humanität, zum Schutz und Sammeln von Denkmälern und
zur moralischen Vervollkommnung motiviert. So wurde er zum Beschützer des nationalen
Gedächtnisses und beteiligte sich an der Herausbildung eines traditionellen Bildes über die
nationale Geschichte, oder genauer gesagt daran, diese Geschichte ins allgemeine Bewusst-
sein zu bringen, wobei er die Mittel verwendete, die aus seinem pädagogischen Beruf resul¬
tierten und die an den Materialien appliziert wurden, die in den Museen aufbewahrt wurden.
Es war kein rein wissenschaftliches Bild, es trug zum Entstehen von historischen Stereoty¬
pen und Klischees bei, dennoch war es sehr wichtig, weil es durch die Aufrechterhaltung des
hiesigen und breiteren Genius
Schichten den Mythus einer Nation belebte, die ihre Vergangenheit, Gegenwart und Zu¬
kunft hat. Die Lehrer waren die Mitgestalter der Gedankenwelt der Nation, sowohl in der
Zeit vor dem Ersten Weltkrieg, als die nationale Gemeinschaft bemüht war, ihre kulturelle
und ökonomische Unreife zu überwinden und sich den anderen Nationen anzugleichen, als
auch in der Zwischenkriegszeit, als sie ihre neu erworbene Staatssouveränität und nationale
Unabhängigkeit festigen wollte.
Ein Bauer aus der Böhmisch-Mährischen Anhöhe - Die Geschlechter
und Steinbach, und die Familien aus
PavelNovák
Von den legislativen Maßnahmen der ersten Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts beeinflusste
zumeist die Bodenreform das Leben auf dem Lande, durch die die Anzahl beider extremen
Größengruppen von landwirtschaftlichen Betrieben gesenkt und die Zahl von Bauernbe¬
trieben mittlerer Größe erweitert wurde. Gegen die Voraussetzung ihrer Schöpfer hat sie
die Entvölkerung der ländlichen Gebiete nur verlangsamt, nicht aber gestoppt. Der Umfang
von staadichen Interventionen in die landwirtschafdiche Sphäre fand in keinem Sektor der
nationalen Wirtschaft sein Ebenbild.
Die Prosperität der Landwirtschaft hing vor allem von kooperativen Aktivitäten der Bau¬
ern ab. In der untersuchten Zeit haben sie ein geschlossenes Netz von landwirtschaftlichen
Vereinen aufgebaut, die die Gründung von landwirtschaftlichen Kreditgenossenschaften
(ggf. unter Aufnahme von Krediten), landwirtschafdichen Schulen initiierten und sich dem
Resümee: Der Mensch im Mähren in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts_____________481
landwirtschaftlichen Versuchs- und Beratungswesen widmeten. Die landwirtschaftlichen
Produktionsgenossenschaften ermöglichten den Landwirten einen sehr billigen Kredit zu
gewinnen und dadurch den Einkauf von landwirtschaftlichen Bedarfsartikeln und Verkauf
von landwirtschaftlichen Produkten zu sichern. Das Bildungsniveau auf dem Lande wurde
in Mähren durch ein System von landwirtschaftlichen Schulen beträchtlich erhöht, das in
der Zwischenkriegszeit zu einem vollständigen System aufgebaut wurde. Der Vervollkomm¬
nung der Landwirtschaft verhalfen verschiedene Forschungsinstitutionen, in dem unter¬
suchten Gebiet vor allem die Forschungsinstitute für Kartoffelanbau in
deren Tätigkeit sich die Landwirte als die Saatvermehrer beteiligten. Die Verbreitung des
Fortschritts förderten auch zahlreiche landwirtschaftliche Fachzeitschriften. Einen unmit¬
telbaren Einfluss auf die Prosperität der Landwirtschaft übte die landwirtschaftliche Poli¬
tik aus. Die Bauern in Mähren haben erst im Jahre 1904 ihre
der Zeit kandidierten sie meistens auf der Kandidatenliste der Volkspartei. Bis zum Ersten
Weltkrieg vermochte die mährische
ner modernen offenen Massenpartei zu werden. Diese Entwicklungsrichtung half in der
Agrárpártéi
zusetzen, die von F.
ganisationen verfugten aber auch andere politische Parteien, von denen die Volkspartei eine
ernste Konkurrenz in Mähren darstellte. Die veränderten Lebensbedingungen auf dem Lan¬
de in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts widerspiegelten sich in den veränderten
Untemehmerstrategien der Geschlechter. Am Beispiel der Familie des Großgrundbesitzers
Richly,
und
der Landwirtschaft verbinden wollte, und
Zukunft in einem anderen Beruf oder im Weggang vom Lande sah.
Eine Arbeiterin in einer kleinen
aus der Fabrik der Gebrüder Vohryzek
Michaela
Der erste Teil der Studie ist der Beschreibung von grundlegenden gesellschaftlichen Er¬
scheinungen gewidmet, die die Stellung und Situation einer breiten Arbeiterschicht beein-
flusst haben, wie die gesamte wirtschaftliche Entwicklung mit Berücksichtigung der Texti¬
lindustrie, der Beschäftigungsgrad, eventuell die Arbeitslosigkeit in diesem Industriezweig
und die soziale Situation gemessen am Maßstab des gesamten Staates und des Landes, im
Weiteren werden die Bedingungen in Südwestmähren näher behandelt, im politischen Kreis
Dačice
zum Beispiel Marie nennen können. Marie, genauso wie viele mit ihr ähnliche Arbeiterin¬
nen aus kleinen Fabriken außerhalb von Industriezentren, hat ihr Leben mit der örtlichen
Fabrik der Gebrüder Vohryzek zur Produktion von Strickwaren verbunden. Sie hat sowohl
die Aufschwungs- als auch Verfallszeiten der Fabrik miterlebt, die schnelle Entwicklung
nach ihrer Gründung in der Zeit von 1919 bis 1921, die Krise in den Jahren 1922-1923,
einen weiteren großen Aufschwung in der zweiten Hälfte der 20er Jahre und die folgende
große Wirtschaftskrise. Danach arbeitete sie für die Firma als Hausarbeiterin und Ende der
30er und Anfang der 40er Jahre erlebte sie den allmählichen Untergang dieser Fabrik infol¬
ge der Verfolgung ihrer jüdischen Besitzer. Ganz am Ende wird die
aus dem Jahre 1931 zitiert, deren Herausgeber und ein Kenner von Frauenseelen, der Friseur
482___________________________________
Karel
schrieben hat: „Wenn ich gut geheiratet hätte, reich wäre, Dienstmädchen hätte, Autos und
Pelzmäntel.. .Wenn ich umherschaue, überall ist nur Kälte und Hungersnot. Aber es gibt
auch schöne AugenbEcke im Leben einer Fabrikarbeiterin!
Ein Jude - Max Grünfeld, Ignaz Briess
Miroslav
Seit dem Fall der Ghettomauer 1849 öffnete sich auch für die mährischen Juden der Weg
zu ihrer vollen Eingliederang in die mehrheitliche GeseEschaft, der von bedeutenden de¬
mographischen, sozialen und kultureEen Veränderungen begleitet war, die erst durch die na¬
tionalsozialistische Okkupation mit Gewalt unterbrochen wurden. Als Repräsentanten des
mährischen Judentums wurden drei Persönlichkeiten unterschiedlicher Berufe und Schick¬
sale ausgewählt, die während ihres langen Lebens Zeugen des Emanzipationsprozesses der
jüdischen Minorität waren, an dem sie gleichzeitig teilnahmen. Es handelte sich um den
Unternehmer Ignaz Briess
feld (1856-1933) und den Rabbiner Jakob Rabbinowicz (1863-1947). Ignaz Briess wurde in
der jüdischen Straße in
sche Schule und danach verbrachte er zwei Jahre an der Jeschiwa in
dem Abschluss des Studiums am Gymnasium in
zweijährigen Handelskurs an der Wiener Technischen Hochschule. Den größeren Teil sei¬
nes Lebens verbrachte er in
helm zu den hervorragenden Unternehmern im Bereich des Brauergewerbes gehörte. Er hat
seine Erinnerungen an die in
in denen er eine Reihe von kostbaren Angaben über das Alltagsleben der mährischen Juden
um die Hälfte des 19. Jahrhunderts gebracht hat. Der aus Kromeriz gebürtige Max Grün¬
feld studierte am Gymnasium in
schichts- und Geographiestudium an der philosophischen Fakultät der Wiener Universität.
Nach einer kurzen Wirkung in
bens als Professor im Fach jüdische ReEgion an den Brünner Mittelschulen. Bereits als Stu¬
dent zeigte er ein Eterarisches Talent und schickte seine Beiträge in die Kulturrubriken ver¬
schiedener Zeitungen und Zeitschriften. Sein pubEzistisches Schaffen ist sehr umfangreich.
Er war Autor von Erzählungen und Geschichten aus dem jüdischen Milieu von
die oft von authentischen Personen und Begebenheiten inspiriert wurden.
Ein Bankier und Finanzier—
Drahomír Jančili, Eduard Kubů
Der Beitrag befasst sich mit der Verwandlung des Berufs eines Bankiers im Verlauf des Pro¬
zesses von Konstituierung eines modernen Bankwesens und der nationalen Geldmärkte. Im
Zentrum des Interesses steht das hohe Ansehen dieses Berufs, das noch an der SchweEe der
Neuzeit ostrakisiert wurde. Das tschechische Bankwesen, ähnlich wie die gesamte tsche¬
chische Unternehmertätigkeit, verzeichneten ein sehr dynamisches Wachstum von relativ
kleinen Verhältnissen und knüpfte dadurch einerseits auf die Tradition der Familien- und
Privatbankhäuser, andererseits auf einen riesigen Aufschwung des genossenschaftlichen Fi¬
nanzwesens an, das
Resümee: Der Mensch im Mähren in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts_____________483
Entstehung der Republik den neuen Bedingungen des nationalen Marktes anpassen und ein
Modus Vivendi mit den Interessen der soeben erwachsen gewordenen Nation finden. Nicht
von ungefähr entsprach der Habitus der tschechischen Bankiers in dieser Situation viel mehr
der tschechischen Mittelstandstradition und konnte dem Lebensstil und der Mentalität von
Finanzieren der großen Weltzentren nicht gleichkommen. Die Autoren befassen sich in ih¬
rer Studie mit der Lebensgeschichte von
chen Theoretiker und Pädagogen und nicht zuletzt dem Minister mehrerer Regierungen der
Zwischenkriegsrepublik.
Ein Hochschullehrer und Wissenschaftler—Der „Hüter der Tradition Arne
FrantišekX.
Arne
Essayistik
ragenden Hochschullehrer, der die Form der Brünner Universität zur Zeit der ersten Repu¬
blik beeinflusste.
an der Universität in Prag und in Deutschland wirkte er als Mittelschulprofessor und im Jah¬
re 1910 habilitierte er sich an der Prager Universität für das Fach tschechische Literatur (es
war seine zweite Habilitation, die erste absolvierte er in Germanistik). Im Jahre 1920 wurde
er zum ordentlichen Professor an der Masaryk-Universität in Brunn ernannt, wo er geblie¬
ben ist, die Angebote der Prager Karlsuniversität ablehnend. Im Jahre 1938 wurde er Rektor
der Brünner Universität und in der Zeit des Münchner Abkommens äußerte er durch sein
Auftreten seinen persönlichen Mut, den auch seine zwei Aufrufe zur akademischen Ge¬
meinde belegen.
Mužové a osudy
Nosiči pochodní
Nation),
Kämpfen gegen das Unrecht und
widmete er Jan
den literarischen Essays wird auch die Arbeit
zur Würdigung der barocken Zeit im tschechischen intellektuellen Milieu beigetragen hat.
In seinem Hauptwerk
teratury české)
ze Geschichte der tschechischen Literatur) hat
teratur neu abgegrenzt und vor allem die bis heute in verschiedenen Punkten aktuelle und
brauchbare Deutung der neuen tschechischen Literatur vorgelegt. Der Autor hellt in seiner
Studie vor allem die mit der Entstehung und Existenz der Brünner Universität zusammen¬
hängenden Probleme auf. Mit dieser Universität hat
ein Mährer „durch Wahl ); seine Wirkung und intellektuellen Leistungen werden zutref¬
fend mit dem Termin „Hüter der Tradition charakterisiert.
Ein Rechtsanwalt-JUDr.
JiříMaliř
Die Studie
len, durch die geschichtlichen Erschütterungen der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts her-
484 ________________________
vorgerufenen Veränderungen auf die Position des Rechtsanwaltstandes hatten. Manches von
den Folgen dieser Veränderungen kann man am Lebensschicksal des Rechtsanwalts JUDr.
Hynek
schen öffentlichen Repräsentanten und Politikern und seit 1903 zu bekannten Rechtsanwäl¬
ten gezählt werden kann. Als ein erfolgreicher Brünner Rechtsanwalt, Mitglied und Funk¬
tionär einer Reihe von juristischen Vereinen und Präsident der Mährischen Rechtsanwalts¬
kammer (1931-1937) und Vorsitzender der Mährischen juristischen Einheit (1939-1947)
hat er sich auf eine grundsätzliche Weise an der Entwicklung des Rechtsanwaltsstandes
in Mähren beteiligt. Der Verlauf seiner Karriere verbildlicht den Aufschwung der freien
Rechtsanwaltschaft in der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg und die nationalen Barrieren zwi¬
schen ihren Mitgliedern. Bulins Rolle bei der Entstehung der Tschechoslowakei im Jahre
1918 und sein gesellschaftliches Engagement in der Zwischenkriegszeit ermöglichen es, die
veränderte Rolle der Rechtsanwälte im politischen und öffentlichen Leben in Mähren, die
innere Diferenzierang des Rechtsanwaltsstandes und dessen anwachsende Probleme zu un¬
tersuchen. Der Rechtsanwaltsstand vor und nach der Präsidentschaft Bulins in der Mähri¬
schen Rechtsanwaltskammer musste sich mit den unterschiedlichen rechtlichen Normen,
mit der immer ansteigenden Zahl an Rechtsanwälten, der erhöhten Konkurrenz und anderen
Problemen auseinandersetzen. Es verstärkte sich der Druck auf die Annahme einer neuen
Rechtsanwaltsordnung und auf die Durchsetzung von Schutzmaßnahmen, der in der Zeit
nach dem Münchner Abkommen auf die Arisierung der Rechtsanwaltschaft zulief. Die fol¬
gende Okkupation brachte nicht nur Verfolgungen und den Holocaust von Rechtsanwälten
jüdischer Abstammung, sondern auch Verfolgung, Teilnahme an der Widerstandsbewegung
und Emigration von vielen Rechtsanwälten. Die Rechtsanwaltschaft in Mähren konnte sich
von der Krise nicht einmal nach dem Jahre 1945 erholen, im Gegenteil, das Jahr 1948 und die
folgenden Gesetze bedeuteten das Ende der Rechtsanwaltschart als eines freien Berufs.
Ein Professor in der Politik
JinPernes
Jaroslav Stránský
1893 die Zeitung
in Mähren geworden ist. Sein einziger Sohn
ren. Nach dem Abschluss seines Studiums arbeitete er für die Volkspartei in Mähren und in
der Redaktion der Volkszeitung. Mit seiner Tätigkeit hat er bedeutend zur Entstehung der
Mährischen fortschrittlichen Volkspartei und weiterer politischer Subjekte beigetragen. Er
engagierte sich zum Beispiel in der Nationalen Arbeitspartei, die im Jahre 1925 entstanden
war. Er war jedoch außerordentlich an theoretischen Fragen der Rechtswissenschaft inter¬
essiert, die Journalistik machte ihm Spaß, er war ein sehr guter Kenner von Literatur und
Theater. Im Jahre 1921 hat er sich an der Masaryk-Universität in Brunn im Fachbereich des
Strafrechts habilitiert und im Jahre 1934 ist er außerordentlicher Professor geworden. Es ist
ihm gelungen, die Volkszeitung zu einem umfangreichen Presse- und Verlagsunternehmen
umzugestalten. Er hat die Revue
gegeben wurde. Nachdem die Nationale Arbeitspartei eingegangen ist, trat
der Tschechoslowakischen nationalsozialistischen Partei bei. Ende der 30er Jahre hat er bei
seinem Bemühen um den Schutz der Demokratie seine Zeitung sowie seine politische Stel¬
lung verwendet. Nach der Okkupation der Resttschechoslowakei und der Bildung des Pro¬
tektorats Böhmen und Mähren ging er nach Großbritannien, wo er in Diensten Edvard
Resümee: Der Mensch im Mähren in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts ___________485
Benešs
Frühjahr 1945 als Justizminister zurückgekehrt, vom November 1945 bis Juni 1946 war er
stellvertretender Ministerpräsident und danach war er bis Februar 1948 Minister für Schul¬
wesen. Er gehörte zu jenen zwölf demokratischen Ministem, die im Februar 1948 ihre De¬
mission als Protest gegen das Vorgehen der Kommunistischen Partei in Sicherheitsfragen
eingereicht hatten. Am 16. September 1948 wurde eine Strafanzeige gegen ihn gestellt und
ein Steckbrief gegen ihn erlassen. Eine Zuflucht fanden
lie in London, wo er sich an der Arbeit des tschechoslowakischen demokratischen Exils be¬
teiligte. Den Fall des kommunistischen Regimes hat er nicht erleben können: Er starb fast
neunzig Jahre alt am 13. August 1973 in London.
Ein Arzt und Regionalpolitiker -
JiříHanuš
Das Leben des MUDr.
den, das in Drahanska Bergland zwischen den Städten
Wirkung kann in zwei Bereiche geteilt werden — er war Bezirksarzt und zugleich ein aktiver
Regionalpolitiker, der die Emanzipation der Gemeindeverwaltung vom Einfluss der Kirche
(an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert) und die Belebung der Gemeinde (nach dem
Jahre 1918 hat er sich um die Errichtung der Bürgerschule verdient gemacht) anstrebte. Der
Autor versucht, das Wirken
den Lebensbedingungen der Bezirksärzte, den Streitigkeiten zwischen den „Fortschrittlern
und den „Klerikern und dem Bild des Landarztes in den 20er und 30er Jahren des 20. Jahr¬
hunderts geprägt ist. Die hervorragende fachliche und öffentliche Wirkung F.
Mitte der zwanziger Jahre durch seinen vorzeitigen Tod beendet - er erkrankte an-Tuber-
kulose, einer damals fast unheilbaren Krankheit, denn als Arzt kam er zur Zeit des Ersten
Weltkriegs in Kontakt mit vielen Kranken. Im örtlichen Gedächtnis und in den Arbeiten
von regionalen Geschichtsschreibern, zu denen vor allem
doch als eine aktive, wenn auch einigermaßen kontroverse Persönlichkeit wahrgenommen,
deren Bedeutung außerhalb des regionalen Horizonts liegt.
Ein Arzt, ein Slowake -
Roman
Luhačovice
— dem Badebeamten
Saisonarzt
Gegenseitigkeit vor dem Ersten Weltkrieg. Diese Tatsache ist der geographischen Lage der
Stadt und der mentalen Nähe der Menschen an der tschechisch-slowakischen Grenze zu
verdanken. Eine besonders aktive Rolle spielte dabei
zwölfjährige Saisonwirkung in
nanziellen Lage verstanden hat, sondern auch als eine der vielen Aktivitäten auf dem Ge¬
biet der tschechisch-slowakischen Gegenseitigkeit. Als ein Vertreter der liberalen Bewegung
des „Hlasismus , die die tschechisch-slowakische Zusammenarbeit zum Hauptprinzip ihres
Programms gemacht hatte, blieb er auch nach dem Zerfall der Bewegung einer der Mitar¬
beiter der Tschechoslowakischen Einheit. Seine Aktivitäten konzentrierten sich nicht nur
486____________________________________
auf
Sommerpraxis in
wakischen Klientel besucht und zur Stätte eines regen tschechisch-slowakischen Transfers,
verschiedener Zusammenkünfte und TreiFen. Zum bedeutendsten Beleg der Bedeutung von
Luhačovice
1908 stattfanden. Bei diesen Treffen, hat man alle wesentlichen Fragen der tschechisch-slo¬
wakischen Beziehungen diskutiert, wobei die internen politischen Diskussionen in einem
beträchtlichen Maße als ein Vorzeichen von möglichen staatsrechtlichen Veränderungen
betrachtet werden können.
Badearzt in
des Weltkriegs gewährte die Stadt
zeit verbrachte er aber in einer politischen Passivität und er litt unter verschiedenen Gesund¬
heitsproblemen. Durch die Gründung der
Erfolg gekrönt, aber
Holuby
te tschechisch-slowakische Konflikte als auch Attacken gegen seine Person deprimiert. Von
seinen ehemaligen Verdiensten konnte er nicht leben und
tung aus der Vorkriegszeit nicht mehr zurück gewinnen.
ihm zugefügten Unrechts und geplagt von andauernden finanziellen Problemen.
Ein katholischer Geistlicher - Bauunternehmer -
Jana
Der Beitrag behandelt eine spezifische Gruppe unter den katholischen Geistlichen: die Bau¬
unternehmer. Diese Leute, meistens junge Katecheten, kamen in das Milieu der vorstädti¬
schen Arbeiter, um dort das Missionswerk der neuen Zeit zu verwirklichen - den Bau einer
Kirche und die Gründung einer neuen Pfarrei. Ihre Wirkung war in diesem Milieu außer¬
ordentlich anspruchsvoll und sie mussten über eine genügende Menge an sozialem Fühlen,
an Freundschaftlichkeit und Verständnis, Begeisterung und Mut verfugen, um den Gedan¬
ken des Kirchenbaus durchzusetzen und eine ausreichende Unterstützung dafür zu sichern.
Meistens haben sie mit den örtlichen Bewohnern einen Verein gegründet, dessen Ziel der
Bau der Kirche war, über den sie dann gemeinsam entschieden. Sie mussten die finanzielle
Deckung des Baus und dessen reibungslosen Verlauf sichern und alle unerwarteten Kom¬
plikationen effektiv lösen. Sie mussten auch alle Schulden begleichen, die der Bau einer
Kirche meistens hinterließ. Als ein repräsentatives Beispiel ist die Persönlichkeit
Venhudas skizziert, der in seinen besten Jahren sogar zwei Bauten verwirklicht hat. Den er¬
sten in
auf die Kirche in Husovice und weist daraufhin, was ein Bauunternehmer bewältigen und
lösen musste. Die Aktivitäten von Venhuda konzentrierten sich auf drei Hauptbereiche: das
Gewinnen von Finanzmitteln, die Aufsicht und das Korrigieren der eigentlichen Verwirk¬
lichung des Baus und den geistigen Hintergrund - die Beeinflussung des Patroziniums des
Domes. Ein besonderer Akzent wird auf Venhudas Korrespondenz gelegt, der er sich als
Schriftführer des Vereines emsig gewidmet hat und die über ihn selbst und zugleich über
die mit dem Kirchenbau zusammenhängenden Umstände manches aussagt. Zum Abschluss
werden im Beitrag die idealen Charaktereigenschaften der Geistlichen - Bauunternehmer
zusammengefasst und die Tatsache berücksichtigt, wie die Realität der 20er und 30er Jahre
ihre weitere Wirkung beeinflusst hatte.
Resümee: Der Mensch im Mähren in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts_____________487
Ein Lehrer — Volksaufklärer -
Michaela
Die Tradition des Lehrers als eines Kultur- und Aufklärungsträgers hat sich in den tschechi¬
schen Ländern im 19. Jahrhundert entwickelt. Vor allem auf dem Lande stellten der Lehrer
gemeinsam mit dem Pfarrer die einzigen Gebildeten dar und beide haben sich an der Er¬
hebung des kulturellen Lebens der Gemeinde beteiligt. Die Lehrer waren die Hauptinitia¬
toren des Musiklebens der Gemeinde und seit der Hälfte des 19. Jahrhunderts waren sie im
Bereich des Vereinslebens aktiv tätig. Es waren gerade die Vereine mit volksaufklärerischer
Tendenz, die zu Trägern der Volkserziehung wurden. Der Volksaufklärung begannen sich
auch die Hochschulprofessoren zu widmen, indem sie verschiedene Hochschulextensionen
veranstalteten. Im Gegensatz zu den spontan organisierten Vereinsvolksaufklärang des 19.
Jahrhunderts hat der junge tschechoslowakische Staat die öffentliche Volkserziehung ge¬
setzlich festgelegt. Es handelte sich um das Gesetz, das die Organisation von Volkserzie¬
hungskursen der Bürgerkunde regelte, weiter das Gesetz über die öffentlichen Gemeinde¬
bibliotheken und das Gesetz über die Gemeindegedenkbücher. Im Jahre 1928 arbeiteten
in den vom Staat errichteten Volksaufklärungsinstitutionen an die hunderttausend Ange¬
stellten, ungefähr 80% von ihnen waren Lehrer aller Schultypen. Die obligatorische Zu¬
sammenarbeit der Lehrer bei der Volkserziehung wurde sogar durch ein Gesetz festgelegt.
Als einen konkreten Vertreter der Lehrer-Volksaufklärer hat die Autorin des Artikels
rel Měřínský
Neben seiner Lehrerarbeit engagierte sich
sten Republik wirkte er als stellvertretender Vorsitzender der Kreiszentrale der Volksaufklä¬
rungsvereine in Brunn, als Schriftführer der Kreiszentrale der Aufklärungsvereins in
der Vizevorsitzende des Kreisbibliotheksrates in
tes in
der Bürgermeister des Turnvereins
in
und im Januar 1942 im Konzentrationslager Auschwitz ermordet.
Ein Buchdrucker -
Radek
Im 19. Jahrhundert hat sich infolge der Erfindung von neuen Technologien, die den Satz
und Druck beschleunigten, auch das Buchdrackgewerbe zur Industrie verändert. Die neue
Welle der tschechischen politischen, kulturellen und sozialen Emanzipierung hat der weite¬
ren Entwicklung des Unternehmens im Bereich der Polygraphie im tschechischen Milieu,
einer Reihe von Städten Böhmens und Mährens geholfen. Der Buchdruck war nach der
damaligen österreichischen Legislative ein Konzessionsgewerbe. Der gelernte Buchdrucker
František
wohner im Jahre 1880) verbunden, wo Ende des 19. Jahrhunderts vier Druckereien belegt
sind. Eine von ihnen hat Obzina im Jahre 1903 gekauft. Der damalige Aufschwung der
Buchdruckerei stellte eine willkommene Gelegenhiet
Familien dar, die eine Ausbildungsperspektive in einem Fach versprach, das sich dynamisch
entwickelte. Ein betriebsamer junger Mann konnte später selbstständig werden, meistens
durch den Ankauf eines stagnierenden oder verfallenden Betriebs oder indem er einen sol¬
venten Gesellschafter gefunden hat. Auch Obzina begann mit dem Druck von Merkantili-
488___________________________________
en.
fur
Josef Florian aus
kerei
Neutitschein, A. und
wusstsein der bekannten tschechischen Verleger. Für diese Kunden druckte er die berühm¬
ten Ausgaben von Werken K.
respondenz Obzinas zeugt von freundschaftlichen Beziehungen des Besitzers zu bedeuten¬
den tschechischen Literaten. Im Jahre 1923 entschloss sich Obzina auch zur Verlegertätig¬
keit. Nach seinem Tod im Jahre 1927 hat die Leitung des Betriebs Obzinas Schwiegersohn
Alois Báňá
beendet, während dessen bei den Kämpfen in den Straßen der Stadt das Unternehmen im
April 1945 völlig zerstört wurde.
Ein Gastwirt —Josefund
KarelAltman
Die Studie befasst sich mit einem Beruf, der geradezu als Symbol der Kontinuität vom Neu¬
en und Alten dienen kann. Die Umwandlungen der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhun¬
derts haben den Berufeines Gastwirts und dessen Vertreter im Vergleich zu anderen Beru¬
fen nur verhältnismäßig wenig verändert. Der Betrieb eines Gasthauses bedeutete vielleicht
in jeder Gemeinde einen unmittelbaren Kontakt mit dem dortigen gesellschaftlichen Ver¬
kehr, er erforderte eine allseitige Flexibilität und Orientierung im Geschehen und diesbe¬
züglich kann man nur davon sprechen,
Eigenschaften der Gastwirten einer Prüfung unterworfen hat. Der Autor befasst sich mit
den Fragen des Geschmacks im Gaststättenwesen, der Veränderung der Kulturorientierung
und mit der Strategie, die es den Gastwirten ermöglichte, sich angesichts der wirtschaftli¬
chen und politischen Schwankungen der Zeit zu behaupten. Als ein Modellbeispiel dient
das Schicksal der Familie
Ein Soldat - Oskar
František Hanzlík
Der Beitrag befasst sich mit der Charakteristik des Soldatenberufs in der ersten Hälfte des
20. Jahrhunderts am Beispiel des Lebensschicksals des Obersten des Generalstabs Oskar
Pejša.
heiten des Soldatenberufs an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert beschrieben, ein¬
schließlich ihrer charakteristischen Faktoren. Ihre erste Gruppe bildeten die Ergebnisse von
Entdeckungen auf dem Gebiet der Wissenschaft und Technik, die im militärischen Bereich
benutzt wurden, vor allem durch die Einführung neuer Arten von Waffen und Militärtech¬
nikin den neu entstehenden regelmäßigen Armeen. Weitere Faktoren ergaben sich aus der
Entwicklung sowohl der innenpolitischen als auch der internationalen Lage, die zum Ersten
Weltkrieg und zur Gründung der selbstständigen Tschechoslowakischen Republik führte.
Mit der Entstehung der Republik kommt es zur Konstituierung der Armee, deren Grund¬
lage verschiedene Komponenten bilden, die sich während des Ersten Weltkriegs am natio¬
nalen Befreiungskrieg im Ausland beteiligten. Diese Tatsachen spiegelten sich in den
Resümee: Der Mensch im Mähren in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts 489
änderungen der Charakteristik des Soldatenberufs wider. Der Inhalt des ersten Beitragteiles
dokumentiert die Tatsache,
datenberufs zu analysieren und diese am konkreten Beispiel und am längeren Zeitabschnitt
bei einer Persönlichkeit zu zeigen, die Bindungen zum mährischen Gebiet, eventuell zu den
tschechischen Ländern hat. Zum Hauptgrund wird die Tatsache,
daten mit der innenpolitischen Entwicklung des Staates verbunden waren, der in bestimm¬
ten Zeiträumen eine sehr komplizierte Entwicklung durchgemacht hatte (den Ersten und
Zweiten Weltkrieg). Der Autor hat daher die Persönlichkeit des Obersten des Generalstabs
Oskar
Entwicklung einer Soldatenkarriere in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Zugleich do¬
kumentieren sie,
man bei allen für typisch halten kann (die Zeit der ersten Republik 1918-1938) und dane¬
ben auch Zeiten, in denen ihre Karrieren sehr unterschiedlich verliefen. Es handelte sich um
einen Zeitraum, der den Ersten und Zweiten Weltkrieg und die Zeit danach einschließt.
Ein Gendarm - Franz Ripper,
aus
Jaroslava
Die Tschechoslowakische Republik hat den Gendarmenkorps Österreich-Ungarns auf¬
grund des so genannten Rezeptionsgesetzes übernommen. Von dem ehemaligen österreichi¬
schen Korps konnten jene Gendarmen in Dienst des tschechoslowaksichen Staates treten,
die sich an der Existenz der Tschechoslowakei nicht verschuldeten und die tschechoslowaki¬
sche Staatsbürgerschaft hatten oder sie sich beschafften. Der Gendarmenkorps wurde durch
die Freiwilligen aus den Reihen der Legionäre und anderer Bewerber ergänzt. Die Gendar¬
men waren ein militärisch organisierter Wachkorps und ein Organ der staatlichen politi¬
schen Verwaltung. Seine Aufgabe war die Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung und
Sicherheit nach den gültigen gesetzlichen Vorschriften und Anordnungen der einschlägigen
staatlichen Behörden. Die Form der Gestaltung und Wirkung der Gendarmerie regelte das
Gesetz über die Gendarmerie aus dem 14. April 1920, Nr. 299 Slg. Die Gendarmerie er¬
füllte ihre Aufgaben auf dem Lande, die Staatspolizei in größeren Städten und anderen be¬
deutenden Zentren und die Gemeindepolizei in den Statutarstädten. Die Hauptaufgabe der
Gendarmerie war die Verhinderung einer kriminellen Tätigkeit durch Streifen und persön¬
liche Anwesenheit im Terrain. Von allen öffentlichen Organen kam die Gendarmerie in den
engsten Kontakt mit der Bevölkerung. Ihr Ruf war von Anfang an durch die österreichische
Vergangenheit und die Eingriffe bei den nationalen Auseinandersetzungen und Arbeiterun¬
ruhen geschädigt. Die Gendarmerie genoss jedoch im Allgemeinen Ansehen und Autorität
und die Menschen waren sich der Unentbehrlichkeit und Nützlichkeit dieser auf dem Ge¬
biet der Kriminalistik geschulten Fachleute bewusst. Verschiedene Prinzipien, die mit die¬
sem Beruf verbunden sind, betrafen auch das private- und Familienleben des Gendarmen
(Versetzungen, Trauungsbewilligungen, zeitaufwendiger Dienst u. ä.). Die Gendarmen kri¬
tisierten besonders die materiellen Verhältnisse und Sicherungen. Dennoch handelte es sich
im Falle der Gendarmerie um einen verhältnismäßig stabilen und lukrativen Beruf. Gene¬
rell wurden die Gendarmen zur „besseren Gesellschaft gezählt. Um ihre Unparteilichkeit zu
bewahren, nahmen sie am öffentlichen Leben nicht teil und durften kein gesellschafdiches
Geschehen kommentieren. Obwohl sie aus dem üblichen gesellschaftlichen Leben ausge¬
schieden waren, mussten sie sich an die örtlichen Verhältnisse und Gewohnheiten anpassen,
490 ___________________________
damit sie hier tätig werden können und damit die Bevölkerung mit ihnen zusammenarbei¬
tet. In Mähren gehörten die Mährische Slowakei und die Walachei zu den aus dieser Hin¬
sicht problematischen Gebieten. In der Verhaltensweise einiger dortiger Gendarmen konnte
man Dienstvergehen finden, die die dortige Bevölkerung nicht kritisch beurteilte, die aber
zur Bestrafung durch die Übergeordneten fuhren oder zur Denunzierung der Gendarmen
im Falle eines persönlichen Konflikts missbraucht werden konnten.
Zu den Strafen für diese Vergehen gehörte Versetzung, ein finanzieller Nachteil, in einem
Extremfall die Entlassung. An den vorgestellten Fällen kann man beobachten, wie verschie¬
dene Ereignisse und Beziehungen das Schicksal der Gendarmen beeinflussen konnten und
wie empfindlich die Frage der Stellung der Gendarmen in der Gesellschaft war.
Ein Verbrecher - Martin
Pavel
Die Verbrecherkarriere Martin
schen Verbrechens eine vordere Position ein. In der Zwischenkriegsrepublik war
wiss die damals auffalligste Verbrechergestalt. Martin
Předměstí
boren. Die äußerst trostlosen Familienverhältnisse haben ihn in früher Kindheit auf den Weg
des Verbrechens geführt. Wahrend seiner Verbrecherkarriere ist
dieb mit einer fast unglaublichen Frequenz von Einbruchsrallen, sondern auch als ein rück¬
sichtsloser Verbrecher berühmt geworden, der bei einem Konflikt mit den Sicherheitsorganen
die Schusswaffe verwendet. Anfang September 1927 hat das militärische Divisionsgericht in
Olomouc
der peinlichen Strafe zu lebenslänglichem Zuchthaus empfohlen haben.
doch aus dem stark überwachten Gefängnis in
erschoss er einen Wächter. Die Erörterung des Begnadigungsersuchens wurde durch den Prä¬
sidenten der Republik, T. G.
am 6. Oktober 1927 durch den damaligen Henker Leopold Wohlschläger vollstreckt.
Ein Roma—Die Familie in
QtiborNeîas
Die Studie analysiert die Entwicklung von sozialen Beziehungen in einer in
Ostmähren ansässigen Kommunität der Roma. Untersucht wird die Struktur von Familien¬
beziehungen, die spezifische Rolle der Männer, Frauen und Kinder mit Berücksichtigung der
so genannten famelija, also einer Gemeinschaft, die nicht nur durch die absteigende Linie El¬
tern-Kinder, sondern auch eine horizontale Dimension geprägt ist, d. h. durch die Einbezie¬
hung eines breiteren Verwandtenkreises. Der Blick wird auch auf die Wohnungsverhältnisse
der Roma gelenkt, vor allem bei den vermögenderen Mitgliedern der Familie. Die Roma er¬
nährten sich sowohl durch die Ausübung ihrer traditionellen Berufe wie das Schmiede- und
Eisenhandwerk, manche leisteten auch gelegentliche Taglöhnerarbeit und die Frauen arbei¬
teten bei den Bauern im Ort. Besondere Aufmerksamkeit ist dem Schicksal
gewidmet, dem zweitgeborenen Sohn des Wajdas von
nete sich durch eine erhebliche Annäherung an die Lebensstandards der niedrigeren sozi¬
alen Schichten der Mehrheitsbevölkerung, einschließlich einer ständigen Anstellung, des
Resümee: Der Mensch im Mähren in der ersten Hälfie des 20. Jahrhunderts 491
Baus eines dürtigen Hauses und eines Konkubinat-Zusammenlebens, das erst nachträglich
durch einen Trauschein legalisiert wurde. Der Autor beschreibt am konkreten Schicksal der
Luhačovicer
Schicksals der fast gesamten famelije im Konzentrationslager Auschwitz.
Eine Waise - Die Gebrüder Kaldas und die Zöglinge der Amerikanischen Heimat
Lukáš
Die Studie analysiert den Prozess der fortschreitenden Zentralisierung und Bürokratisierung
der Pflege für die sozial gefährdete Jugend, besonders die mit der Entstehung von Jugend¬
pflegezentralen in Mähren zusammenhängenden Umstände. Ein Mittel zur Erhöhung der
Pflegequalität war die immer stärkere Zentralisierung der Kinderpflege und die zunehmen¬
de staatliche Kontrolle über sie, wobei dieser Sektor immer weniger als eine ausschließlich
private Angelegenheit wahrgenommen und allmählich zu einer öffentlichen Aufgabe wurde.
Die Landes- und Kreiszentralen behielten auch weiterhin ihren Charakter einer Vereinsinsti¬
tution, ihr Übergewicht über den anderen Vereinen und charitativen Institutionen gründete
auf der staatlichen Beauftragung mit der Kontrolle der meisten in das System hinein fließen¬
den Finanzen. Die Realisierung des zentralistischen und etatistischen Planes stieß auf viele
Schwierigkeiten, die die Befürchtungen einiger politischer Kräfte und Institutionen wider¬
spiegelten, die eine Senkung ihres Einflusses im neuen Staat befürchteten, oder die dem Staat
gegenüber feindlich gesinnt waren. Die Landes- und vielleicht noch mehr die Bezirkszentra¬
len der Jugendpflege mussten nach den örtlichen Spezifika auf diese Situation reagieren und
mit den Vertretern der römischkatholischen Kirche, der Agrarkreise und einiger deutscher
demokratischer politischer Kräfte entsprechend zusammenarbeiten. Im Gegensatz dazu
schritt man in der Regel sehr energisch gegen die Radikalen ein und verwendete die Mög¬
lichkeit der Pflegezentralen, den Zufluss von Finanzmitteln in das System zu kontrollieren.
So zeigten sich die Grenzen sehr klar, innerhalb deren sich ein demokratisches Regime auf
diesem Gebiet bewegen wollte und konnte. Im Artikel werden bekannte Informationen über
den Standard und die spezifische Situation des Systems der Jugendpflege in den einzelnen
mährischen Regionen unter Berücksichtigung der nationalen Gliederung des Systems ver¬
glichen. In der Analyse wird der Akzent vor allem auf den Erziehungs- und Bildungsaspekt
der Tätigkeit von Kinderheimen in Bezug auf die staatliche Idee der Tschechoslowakei der
Zwischenkriegszeit gelegt, die besonders im Kontext von politischen Interessen der links ori¬
entierten demokratischen Parteien und des so genannten Burg-Blocks interpretiert wurden.
Der Teil der
schwistern, Waisen aus einem kleinen Dorf in einer der ärmsten Regionen Mährens und ei¬
nem Kinderheim, das von amerikanischen Landsleuten als Ausdruck von Unterstützung der
neuen Republik erbaut wurde. An beiden Beispielen versucht der Autor, auf die Mechanis¬
men der stufenweisen Erhöhung von Effektivität der Pflege in ihrem normalen Verlauf und
die Vision einer hochwertigen Pflege zu zeigen, die in dem Kinderheim realisiert wurde.
Ein Manager-Dominik
Monika
Im Kapitel Manager versucht die Autorin die grundlegenden Veränderungen dieser so-
zioberuflichen Gruppe in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts im Zusammenhang mit
492___________________________________
der Veränderung der Funktion des Unternehmers zu erfassen, ihr gegenseitiges Treffen und
Ringen. Im Zentrum ihrer Aufmerksamkeit befindet sich auch die Veränderung innerhalb
des Managements an sich und die damit verbundene Änderung des Inhalts der Managerrol¬
le. Die einzelnen Erfahrungen werden am konkreten Beispiel von Dominik
Manager in
Ein Restgutsbesitzer - Die Familie Milik
PavelNovăk
Die sozial-ökonomische Kategorie Restgutsbesitzer tauchte in der mährischen Landwirt¬
schaft erst im Zusammenhang mit der Bodenreform auf. Die Restgüter wurden nach dem
Gesetz vom Jahre 1920 gebildet als Musterwirtschaften aus den ehemaligen Bauernhöfen
der Großgründe. Nach der ursprünglichen Absicht des Gesetzgebers sollten sie in erster Li¬
nie zum Bodenausgleich in den Gebieten verwendet werden, in denen es keinen Boden
die kleinen
genannten Beschädigten die Restgüter durch die Bodenreform erhalten, d. h. die bisherigen
Mieter oder Angestellten, meistens aus den Reihen des landwirtschaftlichen Beamtentums,
Interessenten mit landwirtschaftlicher Fachausbildung, Legionäre und Kriegsinvaliden und
auch juristische Personen wie Gemeinden, Kreise, Länder und vor allem Genossenschaf¬
ten. Die einzelnen Kategorien der Restgutsbesitzer verfügten nicht über dieselben Mana-
gerfahigkeiten, was sich im Verlauf des Wirtschaftens erwies. Am besten prosperierten die
ehemaligen Mieter, die es gewohnt waren, auf großen Flächen zu wirtschaften. Schlimmer
waren die Großgrundbeamten daran, die bisher nur für einen Bereich der Wirtschaft ver¬
antwortlich waren. Am schlimmsten wirtschafteten die kleineren Landwirte, Legionäre und
Invaliden, die über keine Manager-Erfahrungen verfügten. Wenn ein Restgutsbesitzer das
Restgut noch zur Konjunkturzeit übernahm, hatte er eine große Chance, die Wirtschafts¬
krise zu überleben. Derjenige aber, der das Restgut Ende der 20er Jahre übernommen hatte,
geriet dann in ernsthafte wirtschaftliche Schwierigkeiten. Im Verlauf der Krise änderte eine
Reihe von Restgütem ihre Besitzer und insgesamt an die 20 Restgüter wurden nachträglich
noch an Ideine
Grenzgebieten wurden die tschechischen Bewerber vor den Deutschen und Polen bevor¬
zugt. Nach dem Münchner Abkommen wurde die Bodenreform in den durch Deutschland
annektierten Gebieten annulliert und der Boden an die ursprünglichen Besitzer zurücker¬
stattet. Die Restgüter wurden im Verlauf der Bodenreformrevision nach dem Zweiten Welt¬
krieg liquidiert und die restlichen mit einer Fläche, die unter SO Hektar lag, sind infolge der
neuen Bodenreform nach Februar 1948 eingegangen.
Ein Priester - Reformist
PavelMarek
Die in der inneren Entwicklung der römischkatholischen Kirche in den tschechischen Län¬
dern an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert sichtbaren Krisenmomente eskalierten
nach der Gründung der Tschechoslowakischen Republik und verursachten dort eine tie¬
fe Erschütterung, die in der Entstehung der nationalen tschechoslowakischen Kirche zum
Ausdruck gebracht wurde. Neben den innenkirchlichen Problemen trugen auch äußere Um¬
stände zur Zuspitzung der Situation bei, als Folge des Verfalls, der durch das Ende des Welt-
Resümee: Der Mensch im Mähren in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts 493
krieges, den Untergang der Habsburgermonarchie und die gesamte Veränderung des poli¬
tischen, sozialen und gesellschaftlichen Klimas verursacht wurde. Dieses sozial-kulturelle
Milieu schuf Voraussetzungen für die Entstehung eines Übergangstyps des Priesters — eines
Reformisten, der auf die Unzufriedenheit mit den Verhältnissen innerhalb der römischka¬
tholischen Kirche mit seiner Eingliederung in die kirchliche Reformbewegung reagierte.
Auf deren Misserfolg reagierte er im Jahre 1920 mit dem Beitritt zur tschechoslowakischen
Kirche, die allerdings erst nach ihrer Entstehung eine dogmatische Orientierung suchte und
daher den Wünschen und Vorstellungen mancher Priester über die Existenz einer zu den
Idealen der ursprünglichen Kirche zurückkehrenden kirchlichen Gemeinschaft nicht ent¬
sprechen konnte. Deshalb wendete er sich im Geiste der Ideen der slawischen Gegenseitig¬
keit und der Lehre von Kyrill und
Ausweg im Beitritt zur orthodoxen Kirche. Dieser Suchprozess spiegelt die Lebensschick¬
sale des mährischen Priesters
er in jeder von ihnen eine unübersehbare positive, seinen Arbeitseifer belegende Spur hin¬
terließ. In der katholischen Kirche zeichnete er sich als Publizist und Organisator aus, in
der tschechoslowakischen Kirche wirkte er als Bischof, der das Prinzip der Apostelnachfol¬
ge und der christlichen Prägung durchsetzen woHte und in der orthodoxen Kirche wurde er
zu einer Gründungs- und Zentralfigur, dem Gestalter der tschechischen Orthodoxie. Sei¬
ne bewegten Lebensschicksale nahmen zur Zeit der Heydrichiade ihr Ende. Die orthodoxe
Kirche hat ihn heilig gesprochen und dadurch seine aufrichtige Bemühung gerühmt, den
wahren Weg zu Gott zu finden.
Ein Komponist-
Miloš Štědroň
Die Studie
den Reformen Josephs
die einzelnen Veränderungen in einer Vernetzung von sozialen Beziehungen beschrieben
und belegt. Zur Zentralgestalt der Erwägungen ist
künstler Mährens in der Zeit von den 70er Jahren des 19. Jahrhunderts bis Ende der 20er
Jahre des 20. Jahrhunderts geworden. Zunächst wird die Frage nach der Möglichkeit einer
selbstständigen Existenz in der Position des Tonsetzers — eines Künstlers gelöst, der sich
durch sein eigenes Schaffen ernährt. Im österreichischen Raum ist eine solche prosperieren-
de Existenz durchaus rar (Schubert, Beethoven). Um das Jahr 1800 taucht immer öfter ent¬
weder ein Musikunternehmer auf, der auch komponiert (Anton Diabelli) oder ein Tonsetzer
und Interpret, der es versucht, sein Schaffen mit der Verlegertätigkeit, die er selbst leitet, zu
verbinden. Gewöhnlich sind die Ergebnisse problematisch
Zeit nach den Reformen Josephs
Dominium
die über die Geschichte des Schlosses von
des 18. Jahrhunderts bis in die 70er Jahre des 19. Jahrhunderts stützt sich auf eine Reihe von
Quellenbelegen, die J.
verfolgt die Studie verschiedene Aktivitäten von Tonsetzern und Interpreten bereits außer¬
halb der Hof- oder Schlosskapellen, die längst eingegangen sind. Nach dem Oktoberdiplom
geht stufenweise auch das lange Jahrhunderte bestehende Gebilde der Hofkapelle ein, die
Komponisten konzentrieren sich hauptsächlich auf das Wirken in den Theatern, Orchestern,
Schulen oder eigenen Instituten
494 _____________________________
ersetzt das ehemalige Mäzenatentum des Adels, der seine ökonomische Sicherheit verlo¬
ren hat und bereits in der josephinischen Zeit nicht imstande war, die ehemaligen Aktivitä¬
ten fortzusetzen. Die Studie belegt eine Reihe von Veränderungen gerade am Beispiel von
Janáček.
rer Musikkörper und -aktivitäten führten und dank der nonartifiziellen Musik entstand so¬
gar eine professionelle Schutzorganisation der Urheberrechte der Musikwerke
Ende der Studie werden die Veränderungen in der Zeit des Anfangs der sozialistischen Ära
Ende der 40er Jahre des 20. Jahrhunderts skizziert.
Ein Ethnograf und Filmmann -
Hana Dvořáková
Der Name des Kurators und Leiters der ethnografischen Abteilung des Mährischen Lan¬
desmuseums in Brno
nern des Volkstanzes bekannt. Nur dunkel erinnern sich ein paar Fachleute an ihn, die sich
für den ethnografischen Film interessieren. Die Thematik des Schwertertanzes und des Fil¬
mes bedingen sich gegenseitig. Im Jahre 1911 hat F.
diesem Thema herausgegeben, in der er die gegebene Erscheinung nur im Rahmen des euro¬
päischen Raumes verglichen hatte. In den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts wechselte er von
der fotografischen Dokumentation zum Filmdokument. Sein grundlegender Beitrag beruht
in der Tatsache,
senen Zeit (ca. 1921 - 1928) und auf der gesamten Fläche seines Vorkommens (Böhmen,
Mähren, die Slowakei, Polen, die Ukraine, Kaukasus, England, Schottland, Deutschland,
Baskenland, die Inseln
hungszeit kann man diese Aufnahmen unter die Grundlagen des Filmdokuments einreihen.
Nachdem alle europäischen Materialien erschöpft worden waren, widmete er sich dem Stu¬
dium von Kampftänzen der nordamerikanischen Indianer (das Filmmaterial ist nicht er¬
halten geblieben). In Anbetracht der kontroversen Persönlichkeit des Schöpfers war dieses
Werk bis vor kurzem völlig unbekannt.
Eine Gewerkschafterin—
JinPokorný
Der Autor schildert das Lebensschicksal der Textilarbeiterin und Gewerkschaftsfunktionä-
rin
Weltkriegs aktiviert, zu dessen Ende sie sich in den Gewerkschaften zu engagieren begann.
Ihre radikale Gesinnung führte sie in die Reihen der Kommunistischen Partei der Tsche¬
choslowakei und in die roten kommunistischen Gewerkschaften, wo sie sogar Vorsitzende
des Verbandes der Textilarbeiterschaft wurde. Den Zweiten Weltkrieg hat sie im Londo¬
ner Exil verbracht und nach dem Ende des Krieges war sie erneut an der Spitze des Ge¬
werkschaftsverbandes der Textilarbeiterschaft tätig. Abschließend denkt der Autor über ihre
Ideenwelt nach und befasst sich hauptsächlich mit ihrer Beziehung zur Kommunistischen
Partei.
Resümee: Der Mensch im Mähren in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts 495
Ein rechtsorientierter Putschist -
Libor Vykoupil
Ladislav
der hohe Ambitionen hatte, aber seine Fähigkeit, diese zu erfüllen, war gering. Er wollte
Karriere machen, aber in seinem Rang eines bei dem 43. Infanterieregiment in Brunn die¬
nenden Leutnants hatte er keine guten Karriere-Aussichten. Deshalb hat er sich für die Po¬
litik entschieden und seit der zweiten Hälfte der 20er Jahre schloss er sich der faschistischen
Bewegung an, die in Mähren eine Tradition seit 1922 hatte. Er wurde Mitglied der Nationa¬
len faschistischen Gemeinde (NOF) und ihr aktiver Funktionär. Dank seinen unverhohlen
geäußerten faschistischen Ansichten, die er auch in der Uniform verkündete und dabei den
Offizierskorps schmähte, wurde er aus der Armee ausgeschlossen. Eine Zeit verbrachte er in
einer psychiatrischen Anstalt. Die markanteste mit seinem Namen verbundene Tat ist der
Überfall der Kaserne in Zidenice in der Nacht vom 21. auf den 22. Januar 1933. Kobsinek
engagierte einige Dutzend Männer, die allesamt durch die faschistische Ideologie verwirrt
waren und über den wahren Zweck der Aktion erst im letzten Moment informiert wurden.
Selbst der Putschist Kobsinek ist noch davor über die Grenze geflohen, als es sich zeigte,
dass
wurde er zu zwölf Jahren Gefängnis verurteilt und im Jahre 1939 freigelassen. In der Zeit des
Protektorats war er wieder an der Seite der nationalsozialistischen Okkupanten aktiv tätig.
Ein Pfadfinder -
Stanislav Balík
Die Pfadfinderbewegung ist ein weltweites Phänomen, das das Leben von sowohl jungen
als auch erwachsenen Menschen seit Anfang des 20. Jahrhunderts beeinflusst. Die tsche¬
chischen Länder gehörten zahlenmäßig zu den stärksten Plattformen der Pfadfinderbewe¬
gung in Europa. Das Schicksal der tschechischen Version der Pfadfinderbewegung spiegelt
wahrheitsgetreu die bewegte Geschichte des ganzen Landes wider. Die Pfadfinderorganisa¬
tion wurde von den undemokratischen Regimes dreimal verboten (1940-1945,1950-1968,
1968-1989), aber sie war dreimal imstande, ihre Tätigkeit wieder aufzunehmen. Die viel¬
leicht bedeutendste Persönlichkeit der Pfadfinderbewegung der ersten Hälfte des 20. Jahr¬
hunderts, die mit Mähren verbunden war, war
hat alle Erziehungsstufen der Bewegung durchgemacht - vom Neuling über den Ratgeber
der Gruppe, Leiter der Abteilung bis zum
in den Waldschulen, einer Art von Pfadfinder-Universitäten, hinterließ er die bedeutendste
Spur. Der Stil und Inhalt, den er diesen Schulen zusammen mit seinen Mitarbeitern ein¬
geprägt hat, überlebte alle erzwungenen Pausen in der Pfadfinder-Tätigkeit. Seine eigene
Tätigkeit in der Pfadfinderbewegung verstand er nicht eng als ein Kampieren oder „bloß
eine Jugenderziehung, sondern als einen breit aufgefassten Dienst
der Zeit seiner ersten Emigration (1939-1945) war er aktiv in die Widerstandsbewegung
eingegliedert, nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs beteiligte er sich an der Verhaftung
des K. H. Frank und nahm an dem Nürnberger Prozess teil. Im Jahre 1946 wurde er auf¬
grund seiner Autorität zum Obmann der tschechischen Pfadfinder gewählt. Im Herbst 1948
geht er zum zweiten Mal ins Exil und ließ sich im kanadischen
Tod war er in der Pfadfinderbewegung im Exil tätig und wirkte u. a. als der Pfadfinderob-
496___________________________________
mann im Exil. Nach dem Jahre 1989 wurde er militärisch rehabilitiert und in
zum Obersten befördert, im Jahre 2005 wurde er in
Brno ernannt.
Katholischer Intellektueller
Martin
Die Persönlichkeit und das Werk des Schriftstellers und Predigers
stellt für manche ein Kultobjekt für andere den Grund zum Ärgernis wegen seinen kontro¬
versen Stellungnahmen dar. Sein Werk macht scheinbar unlogische Ideenverwandlungen
durch. In der ersten Schaffensphase ist Demi einerseits von der Ästhetik des Symbolismus
und der Katholischen Moderne der Jahrhundertwende, andererseits von dem radikalen apo¬
kalyptischen Katholizismus Josef Florians beeinflusst. In der zweiten Phase nähert er sich
den literarischen Kreisen in Prag an und schreibt an seinen im Stil dem Expressionismus
nahe stehenden Werken. In der dritten Phase ist er von dem neuen tschechoslowakischen
Staat begeistert und propagierte die offizielle Ideologie: die Gedanken der Sokol-Bewegung.
Damals spielte er auch mit dem Gedanken, das Priesteramt aufzugeben. In der vierten Phase
trennt er sich von der Sokol-Bewegung und tritt als „büßender Katholik auf. In der fünften
Phase geriet er in Konflikt mit der tschechischen Kulturöffentlichkeit, nachdem er immer
schärfere Texte an die Adresse von kulturellen und politischen Größen publiziert, die von
einem irrationalen Antisemitismus gezeichnet sind. In der letzten Phase, von der Hälfte der
vierziger Jahre bis zu seinem Tod stilisiert er sich in die Rolle eines „braven Dorfpfarrers .
Das Werk von Demi stieß immer auf ein starkes, aber auch widersprüchliches Echo: Einige
Kritiker wollten in ihm eine harmonische katholische Persönlichkeit sehen und seine pro¬
blematischen Seiten verharmlosen, andere lehnten ihn wegen diesen Seiten scharf ab und
wieder andere bemühten sich, die geniale Dichtung von der problemvollen Persönlichkeit
zu trennen. Dabei ist aber sein Werk als ein künstlerischer Ausdruck einer Persönlichkeit zu
deuten, die von schweren psychischen Gegensätzen gezeichnet ist, die sich in seinem Werk
als ein dauerhaftes, aber vergebliches Streben nach Harmonie manifestieren.
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adam_txt |
Obsah
OBSAH
Úvodem
I.
Radmila Švaříčková-Slabáková
Šlechtic
Olga Kolibová
Zena na pomezí stavů
Aleš Zářický
Velkopodnikatel
Aleš Vyskočil
Úředník- PříkladPetra Ehrený
Zdeněk Fišer
Učitel
a Jindřicha Spáčila
Pavel Novák
Rolník z Českomoravské vysočiny
a Steinbachû
Michaela Chládková
Dělnice v malé textilní továrně
z továrny bratří Vohryzků
Miroslav Marada
Žid
502 _
II.
Drahomír Jančík
Bankéř a finančník
František
Vysokoškolský učitel a vědec
Jiří Malíř
Advokát-PříkladJUDr.Hynka
Jiří Pernes
Profesor v politice
Jiří Hanuš
Obvodní lékař a regionální politik
Roman Holec
Kúpeľný lekár
Jana Kubíčková
Katolický duchovní
Michaela Škvírová
Učitel -osvětový pracovník
Radek
Knihtiskař- Příklad Františka Obziny
Karel
Hostinský -PříkladJosefa a Ladislava Orátoru
František Hanzlík
Voják- Příklad OskaraPejši
Jaroslava Plosova
Četník
a
Pavel Urbášek
Zločinec
Obsah
Ctibor Nečas
Rom -
Lukáš
Sirotek- Příkladsourozenců Kaldových a chovanců
III.
Monika Pecková
Manažer
Pavel Novák
Zbytkový statkář
Pavel Marek
Kněz-reformista
Miloš Štědroň
Hudební skladatel
Hana Dvořáková
Etnografa
Jiří Pokorný
OdhoxiiL·-Příklad Karly Pfeiferové
Libor Vykoupil
Pravicový
Stanislav Balík
Junák-skaut- Příklad Velena Fanderlika
Martin C. Putna
Katolický intelektuál
Resümee:
Der Mensch im Mähren in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts . 477
Autoři článků.
Resümee: Der Mensch im Mähren in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts 477
RESÜMEE: DER MENSCH IM MÄHREN
IN DER ERSTEN HÄLFTE
DES 20. JAHRHUNDERTS
Ein Adeliger - Großgrundbesitzer -
Radmila Švaříčková-Slabáková
Die neue tschechoslowakische Republik hat sich entschieden, durch ihre legislativen Ma߬
nahmen die Bodenaristokratie zu liquidieren. Zunächst wurde verboten, das Adelsprädikat
und die Titel zu verwenden, es folgten dann die mit der Bodenreform zusammenhängenden
Gesetze. Die Bodenreform wurde als Vergeltung für das gelittene „Unrecht" nach der Schlacht
am Weißen Berg verstanden. Der Adel wurde wegen seiner Loyalität gegenüber den Habs-
burgem zur Zeit des Ersten Weltkrieges für einen Verräter der tschechischen Nation gehalten.
Am Beispiel des (ehemaligen) Grafen
für diese Loyalität erklärt, vor allem im Zusammenhang mit der überparteilichen Mittelpartei,
zu der sich Ende des 19. Jahrhunderts die meisten Angehörigen des mährischen Familiena¬
dels meldeten. Aufgrund- der publizierten Werke des Grafen werden seine Anschauungen im
politischen und sozialen Bereich analysiert. Auch in den veränderten Bedingungen der neuen
Republik sieht
die deutsche Sprache vor der tschechischen, der Katholizismus bedeutete ihm die Grundlage
des gesellschaftlichen Lebens. Es wird hier weiter gezeigt, wie sich der Adel in der neuen Re¬
publik an die neuen Maßnahmen anpassen konnte, wie er gegen seine „Liquidierung" kämpfte
(die Mitgliedschaft
sitzer, sein Vorsitz im Verband der mährischen Großgrundbesitzer). Danach erfahren wir, wie
es dem Adel gelungen war, einen Teil seines ehemaligen Besitzes zu erhalten, was zur Folge
hatte,
zialen Bereich zeichnete sich der mährische Familienadel durch eine soziale Exklusivität aus
(Kontakte nur mit ebenbürtigen Verwandten und Bekannten), sowie durch soziale Bindungen
zu Menschen, die ihre Grundstücke bewohnten (karitative Tätigkeit, Patenschaft). Auch auf
diesem Gebiet konnte der Adel seine Macht bewahren, vor allem in der Region.
dimír,
Bestandteil der tschechischen Nation hielt und der sich im politischen bereich Ende der 30er
Jahre auf politischem Gebiet aktiv wurde. Obwohl er zur Generation der, jAltösterreicher" ge¬
hörte, erwies er seine Loyalität auch gegenüber der neuen demokratischen Republik.
Die Frau zwischen den sozialen Ständen -Josefina Kounicova
Olga Kolibovä
Die Autorin konzentrierte sich in ihrer Arbeit auf die Persönlichkeit von Josefina Kounico¬
va, an deren Beispiel sie zu zeigen versuchte,
irgendeinem bestehenden geschichtlichen
478_
Kounicová
Kounic, aber die Regimeveränderungen haben sie um den neu erworbenen Reichtum ge¬
bracht. Diese außerordentliche Frau stirbt in einem für die damalige Zeit sehr hohen Alter
in ihrer Prager Wohnung. Die Arbeit versucht, das Thema der Frauenproblematik zu erfas¬
sen, dies allerdings nicht aus der Perspektive der Frauenbewegung, sondern aus dem Blick¬
winkel des Alltagslebens einer Frau. Zunächst wird die Aufmerksamkeit auf die Problematik
der Ständeordnung der Gesellschaft gelenkt, die es auch noch im 19. Jahrhundert gegeben
hat, weiter konzentriert sich die Arbeit vor allem auf den niedrigsten, ländlichen Stand, aus
dem Josefina
des Lebens einer jungen Frau aus dem Lande, ihrer ersten Liebe und ihrer Hochzeit am
Anfang des 20. Jahrhunderts. Der weitere, wohl wichtigste Zeitabschnitt des Lebens einer
Frau, die an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert lebte, war ihre Ehe, die jedoch nur
fünf Jahre dauerte. Danach folgte die Zeit, die Josefina bis zu ihrem Tod als Witwe lebte.
Das Leben einer Frau wurde in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts nicht nur von priva¬
ten Ereignissen beeinflusst, sondern auch von Geschehnissen von großer, weltumfassender
historischer Bedeutung. Zum ersten wichtigen Wendepunkt, der jedoch von den Zeitzeu¬
gen nicht als derart großer Umbruch angesehen wurde, wie es uns heute erscheint, war die
Jahrhundertwende. Viel mehr haben sich die Menschen der damaligen Zeit die Bedeutung
und vor allem die Folgen der zwei Weltkriege vergegenwärtigt, die Zeit und die Folgen der
Weltwirtschaftskrise und im Falle der Tschechoslowakei natürlich auch die Entstehung des
Staates und den kommunistischen Putsch im Jahre 1948. Alle diese Ereignisse trafen auch
Josefina, die sich mit ihnen möglichst mutig auseinandergesetzt hatte. Diese Geschehnis¬
se zogen dauerhafte Folgen nach sich, die in den vierziger Jahren in Form von psychischen
Schwierigkeiten zum Ausdruck kamen. Diese Frau
kriegerischen Auseinandersetzungen als auch des Regimes gezählt werden, das bei uns nach
dem Ende des Zweiten Weltkriegs eingeführt wurde.
Ein Großunternehmer —Johann Larisch-Mönnich und andere
AlešZářický
Die Studie gibt eine kurze Auskunft über die Schicksale, Ansichten und den Lebensstil von
Großunternehmern aus unterschiedlichen gesellschaftlichen Milieus, die sich in der Zwi¬
schenkriegszeit ökonomisch auf dem Gebiet Mährens und des tschechischen Teiles Schlesi¬
ens engagierten. In der ersten Gruppe finden wir Mitglieder des alten Familienadels, die durch
den Grubenbesitzer aus
Unternehmer im Bereich der Montanindustrie Johann
Hüttenmagnaten des Fürsten und Altgrafen Salm-ReifFerscheidt-Krautheim Hugo Nikolaus
aus
ner Großbürgertums gebildet, die durch die jüdischen Großhändler und Bankiers Max und
Wolfgang Gutmann, oder umgekehrt, durch die nationalsozialistisch gesinnten Kaufhaus-In¬
haber und Industriellen Scholler vertreten sind. Neben diesen „Super-Eliten" ist die Studie
auch jenen Unternehmern gewidmet, die ihre ökonomischen Aktivitäten von Mähren und
dem tschechischen Teil Schlesiens aus steuerten. Unter den tschechischen Unternehmern,
unter denen die Persönlichkeit
ternehmer aus
Josef
menden Industriellen, der im Bereich der Konfektion tätig war,
Resümee: Der Mensch im Mähren in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts_479
sehen und schlesischen deutschen Unternehmern werden die nordmährischen Textil-Unter-
nehmer Hermann und Otto
Franz Klein von Wiesenberg und der Troppauer Industrielle Wolfgang Robert Dorasil, der
im Bereich der Metallindustrie tätig war. Die Studie bietet natürlich kein erschöpfendes Bild
der Untemehmerstrakturen Mährens und des tschechischen Teiles Schlesiens der Zwischen¬
kriegszeit; sie versucht vielmehr die komplizierte Atmosphäre der Zeit zu skizzieren, in der
alte Bindungen allmählich gelöst und neue nur schwierig gefunden wurden.
Ein Beamter -
Aleš Vyskočil
Die Ende Oktober 1918 ausgerufene Tschechoslowakei musste über einen funktionieren¬
den staatlichen Verwaltungsapparat verfügen, wenn sie die Aussicht haben wollte, ein stabi¬
les und dauerhaftes Staatsgebilde bleiben zu können. Dieser Tatsache waren sich deren Väter
bewusst und haben daher die bisherige Organisation der Staatsverwaltung restlos übernom¬
men und die Kontinuität der Landes- und Reichsgesetze verkündet. Die Kontinuität wurde
auch auf das k. und k. Beamtentum übertragen, das auf diese Weise ohne größere personale
Erschütterungen in die tschechoslowakischen Dienste übergegangen ist. Diese Tatsache war
Gegenstand häufiger Kritik, aber der neue Staat brauchte sehr dringend ein qualifiziertes
Beamtentum. Die bisherigen österreichischen Beamten konnte man nicht pauschal erset¬
zen, weil kein Personal vorhanden war. Mit Ausnahme von Spitzenbeamten und ausgeprägt
deutsch-orientierten Beamten begrüßte die Republik auf diese Weise den größten Teil des
bisherigen k. und k. Personals in ihren Diensten. Dies betraf besonders die Ämter der poli¬
tischen Verwaltung. In Mähren sind jedoch innerhalb von drei Jahren die höheren Beamten
deutscher Natioalität vom dienst verschwunden, obwohl sich einige von ihnen der andau¬
ernden Gunst erfreuen konnten (Bach). Die politische Verwaltung hat sich nationalitäten¬
mäßig homogenisiert, auf höhere, entscheidende Posten kamen die Tschechen (Wierer). Die
Verwandlung der Nationalitätenstraktur, die Verschiebung des Verhältnisses zwischen dem
qualifizierten (Konzeptions-) und Hilfspersonal, die eine Niveausenkung des Amtierens be¬
deutete, die geringe Autorität und das mangelnde Selbstbewusstsein der Verwaltungsorgane,
das alles war charakteristisch für die ersten Jahre des Funktionierens des tschechoslowaki¬
schen Systems der politischen Verwaltung (nicht nur) in Mähren. Viele von diesen Spezifika
der Zeit nach dem Umsturz gingen dann später in die Brüche. Die Unterschiede zwischen
dem k. und k. und dem republikanischen Amt und dessen Beamten waren nicht bemerkbar.
Die Grundprinzipien des Dienstverhältnisses sind erhalten geblieben, die späteren Eingriffe
haben keine wesentlicheren Veränderungen gebracht. Das Jahr 1918 bedeutete aus der Sicht
des Beamtentums keine Revolution.
Ein Lehrer - Mitarbeiter des Museums -
Břetislav Rérych
Zdeněk Fišer
Die Geschichte des tschechischen Museumswesens der 2. Hälfte des 19. und 1. Hälfte des
20. Jahrhunderts ist unteilbar mit den Mitgliedern der örtlichen Intelligenz - den Rechtsan¬
wälten, Geistlichen, Ärzten und Lehrern verbunden, die jahrzehntelang gemeinsam mit den
Gewerbetreibenden den Kern ihrer Funtionärgruppe bildeten. Besonders die Lehrer wurden
480 _
zuTrägern der Tendenz zur Erhöhung des kulturellen Niveaus und der Bildung der Bevöl¬
kerung. Durch ihre gesellschaftliche Stellung wurden die Lehrer zur Tätigkeit in Museen¬
vereinen und
mit Gegenständen dar, die das Leben der Vorfahren und die Tätigkeit der Natur dokumen¬
tierten, sondern vor allem Institutionen mit Zielsetzungen im Bereich der Bildung und Kul¬
tur. Die Lehrer waren Begründer, Verwalter und Kustoden besonders in den so genannten
Heimatmuseen auf lokaler- und Bezirksebene. Meistens handelte es sich um Männer, die in
mehreren Bereichen engagiert waren und denen ihre öffentliche Tätigkeit neben dem eige¬
nen Beruf alles bedeutete. Diese Gelehrten diktierten in verschiedenen Fächern, besonders
in der
fa
wirkten:
kovice
Sie alle haben in der Zeit der ersten Republik bedeutend zur Entwicklung der dortigen Mu¬
seen beigetragen, alle publizierten oft und waren sehr engagiert am gesellschaftlichen Ge¬
schehen des Ortes beteiligt. Der Lehrer-Museumsmitarbeiter hat die Menschen durch seine
Tätigkeit zur Vaterlandsliebe, Humanität, zum Schutz und Sammeln von Denkmälern und
zur moralischen Vervollkommnung motiviert. So wurde er zum Beschützer des nationalen
Gedächtnisses und beteiligte sich an der Herausbildung eines traditionellen Bildes über die
nationale Geschichte, oder genauer gesagt daran, diese Geschichte ins allgemeine Bewusst-
sein zu bringen, wobei er die Mittel verwendete, die aus seinem pädagogischen Beruf resul¬
tierten und die an den Materialien appliziert wurden, die in den Museen aufbewahrt wurden.
Es war kein rein wissenschaftliches Bild, es trug zum Entstehen von historischen Stereoty¬
pen und Klischees bei, dennoch war es sehr wichtig, weil es durch die Aufrechterhaltung des
hiesigen und breiteren Genius
Schichten den Mythus einer Nation belebte, die ihre Vergangenheit, Gegenwart und Zu¬
kunft hat. Die Lehrer waren die Mitgestalter der Gedankenwelt der Nation, sowohl in der
Zeit vor dem Ersten Weltkrieg, als die nationale Gemeinschaft bemüht war, ihre kulturelle
und ökonomische Unreife zu überwinden und sich den anderen Nationen anzugleichen, als
auch in der Zwischenkriegszeit, als sie ihre neu erworbene Staatssouveränität und nationale
Unabhängigkeit festigen wollte.
Ein Bauer aus der Böhmisch-Mährischen Anhöhe - Die Geschlechter
und Steinbach, und die Familien aus
PavelNovák
Von den legislativen Maßnahmen der ersten Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts beeinflusste
zumeist die Bodenreform das Leben auf dem Lande, durch die die Anzahl beider extremen
Größengruppen von landwirtschaftlichen Betrieben gesenkt und die Zahl von Bauernbe¬
trieben mittlerer Größe erweitert wurde. Gegen die Voraussetzung ihrer Schöpfer hat sie
die Entvölkerung der ländlichen Gebiete nur verlangsamt, nicht aber gestoppt. Der Umfang
von staadichen Interventionen in die landwirtschafdiche Sphäre fand in keinem Sektor der
nationalen Wirtschaft sein Ebenbild.
Die Prosperität der Landwirtschaft hing vor allem von kooperativen Aktivitäten der Bau¬
ern ab. In der untersuchten Zeit haben sie ein geschlossenes Netz von landwirtschaftlichen
Vereinen aufgebaut, die die Gründung von landwirtschaftlichen Kreditgenossenschaften
(ggf. unter Aufnahme von Krediten), landwirtschafdichen Schulen initiierten und sich dem
Resümee: Der Mensch im Mähren in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts_481
landwirtschaftlichen Versuchs- und Beratungswesen widmeten. Die landwirtschaftlichen
Produktionsgenossenschaften ermöglichten den Landwirten einen sehr billigen Kredit zu
gewinnen und dadurch den Einkauf von landwirtschaftlichen Bedarfsartikeln und Verkauf
von landwirtschaftlichen Produkten zu sichern. Das Bildungsniveau auf dem Lande wurde
in Mähren durch ein System von landwirtschaftlichen Schulen beträchtlich erhöht, das in
der Zwischenkriegszeit zu einem vollständigen System aufgebaut wurde. Der Vervollkomm¬
nung der Landwirtschaft verhalfen verschiedene Forschungsinstitutionen, in dem unter¬
suchten Gebiet vor allem die Forschungsinstitute für Kartoffelanbau in
deren Tätigkeit sich die Landwirte als die Saatvermehrer beteiligten. Die Verbreitung des
Fortschritts förderten auch zahlreiche landwirtschaftliche Fachzeitschriften. Einen unmit¬
telbaren Einfluss auf die Prosperität der Landwirtschaft übte die landwirtschaftliche Poli¬
tik aus. Die Bauern in Mähren haben erst im Jahre 1904 ihre
der Zeit kandidierten sie meistens auf der Kandidatenliste der Volkspartei. Bis zum Ersten
Weltkrieg vermochte die mährische
ner modernen offenen Massenpartei zu werden. Diese Entwicklungsrichtung half in der
Agrárpártéi
zusetzen, die von F.
ganisationen verfugten aber auch andere politische Parteien, von denen die Volkspartei eine
ernste Konkurrenz in Mähren darstellte. Die veränderten Lebensbedingungen auf dem Lan¬
de in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts widerspiegelten sich in den veränderten
Untemehmerstrategien der Geschlechter. Am Beispiel der Familie des Großgrundbesitzers
Richly,
und
der Landwirtschaft verbinden wollte, und
Zukunft in einem anderen Beruf oder im Weggang vom Lande sah.
Eine Arbeiterin in einer kleinen
aus der Fabrik der Gebrüder Vohryzek
Michaela
Der erste Teil der Studie ist der Beschreibung von grundlegenden gesellschaftlichen Er¬
scheinungen gewidmet, die die Stellung und Situation einer breiten Arbeiterschicht beein-
flusst haben, wie die gesamte wirtschaftliche Entwicklung mit Berücksichtigung der Texti¬
lindustrie, der Beschäftigungsgrad, eventuell die Arbeitslosigkeit in diesem Industriezweig
und die soziale Situation gemessen am Maßstab des gesamten Staates und des Landes, im
Weiteren werden die Bedingungen in Südwestmähren näher behandelt, im politischen Kreis
Dačice
zum Beispiel Marie nennen können. Marie, genauso wie viele mit ihr ähnliche Arbeiterin¬
nen aus kleinen Fabriken außerhalb von Industriezentren, hat ihr Leben mit der örtlichen
Fabrik der Gebrüder Vohryzek zur Produktion von Strickwaren verbunden. Sie hat sowohl
die Aufschwungs- als auch Verfallszeiten der Fabrik miterlebt, die schnelle Entwicklung
nach ihrer Gründung in der Zeit von 1919 bis 1921, die Krise in den Jahren 1922-1923,
einen weiteren großen Aufschwung in der zweiten Hälfte der 20er Jahre und die folgende
große Wirtschaftskrise. Danach arbeitete sie für die Firma als Hausarbeiterin und Ende der
30er und Anfang der 40er Jahre erlebte sie den allmählichen Untergang dieser Fabrik infol¬
ge der Verfolgung ihrer jüdischen Besitzer. Ganz am Ende wird die
aus dem Jahre 1931 zitiert, deren Herausgeber und ein Kenner von Frauenseelen, der Friseur
482_
Karel
schrieben hat: „Wenn ich gut geheiratet hätte, reich wäre, Dienstmädchen hätte, Autos und
Pelzmäntel. .Wenn ich umherschaue, überall ist nur Kälte und Hungersnot. Aber es gibt
auch schöne AugenbEcke im Leben einer Fabrikarbeiterin!"
Ein Jude - Max Grünfeld, Ignaz Briess
Miroslav
Seit dem Fall der Ghettomauer 1849 öffnete sich auch für die mährischen Juden der Weg
zu ihrer vollen Eingliederang in die mehrheitliche GeseEschaft, der von bedeutenden de¬
mographischen, sozialen und kultureEen Veränderungen begleitet war, die erst durch die na¬
tionalsozialistische Okkupation mit Gewalt unterbrochen wurden. Als Repräsentanten des
mährischen Judentums wurden drei Persönlichkeiten unterschiedlicher Berufe und Schick¬
sale ausgewählt, die während ihres langen Lebens Zeugen des Emanzipationsprozesses der
jüdischen Minorität waren, an dem sie gleichzeitig teilnahmen. Es handelte sich um den
Unternehmer Ignaz Briess
feld (1856-1933) und den Rabbiner Jakob Rabbinowicz (1863-1947). Ignaz Briess wurde in
der jüdischen Straße in
sche Schule und danach verbrachte er zwei Jahre an der Jeschiwa in
dem Abschluss des Studiums am Gymnasium in
zweijährigen Handelskurs an der Wiener Technischen Hochschule. Den größeren Teil sei¬
nes Lebens verbrachte er in
helm zu den hervorragenden Unternehmern im Bereich des Brauergewerbes gehörte. Er hat
seine Erinnerungen an die in
in denen er eine Reihe von kostbaren Angaben über das Alltagsleben der mährischen Juden
um die Hälfte des 19. Jahrhunderts gebracht hat. Der aus Kromeriz gebürtige Max Grün¬
feld studierte am Gymnasium in
schichts- und Geographiestudium an der philosophischen Fakultät der Wiener Universität.
Nach einer kurzen Wirkung in
bens als Professor im Fach jüdische ReEgion an den Brünner Mittelschulen. Bereits als Stu¬
dent zeigte er ein Eterarisches Talent und schickte seine Beiträge in die Kulturrubriken ver¬
schiedener Zeitungen und Zeitschriften. Sein pubEzistisches Schaffen ist sehr umfangreich.
Er war Autor von Erzählungen und Geschichten aus dem jüdischen Milieu von
die oft von authentischen Personen und Begebenheiten inspiriert wurden.
Ein Bankier und Finanzier—
Drahomír Jančili, Eduard Kubů
Der Beitrag befasst sich mit der Verwandlung des Berufs eines Bankiers im Verlauf des Pro¬
zesses von Konstituierung eines modernen Bankwesens und der nationalen Geldmärkte. Im
Zentrum des Interesses steht das hohe Ansehen dieses Berufs, das noch an der SchweEe der
Neuzeit ostrakisiert wurde. Das tschechische Bankwesen, ähnlich wie die gesamte tsche¬
chische Unternehmertätigkeit, verzeichneten ein sehr dynamisches Wachstum von relativ
kleinen Verhältnissen und knüpfte dadurch einerseits auf die Tradition der Familien- und
Privatbankhäuser, andererseits auf einen riesigen Aufschwung des genossenschaftlichen Fi¬
nanzwesens an, das
Resümee: Der Mensch im Mähren in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts_483
Entstehung der Republik den neuen Bedingungen des nationalen Marktes anpassen und ein
Modus Vivendi mit den Interessen der soeben erwachsen gewordenen Nation finden. Nicht
von ungefähr entsprach der Habitus der tschechischen Bankiers in dieser Situation viel mehr
der tschechischen Mittelstandstradition und konnte dem Lebensstil und der Mentalität von
Finanzieren der großen Weltzentren nicht gleichkommen. Die Autoren befassen sich in ih¬
rer Studie mit der Lebensgeschichte von
chen Theoretiker und Pädagogen und nicht zuletzt dem Minister mehrerer Regierungen der
Zwischenkriegsrepublik.
Ein Hochschullehrer und Wissenschaftler—Der „Hüter der Tradition" Arne
FrantišekX.
Arne
Essayistik
ragenden Hochschullehrer, der die Form der Brünner Universität zur Zeit der ersten Repu¬
blik beeinflusste.
an der Universität in Prag und in Deutschland wirkte er als Mittelschulprofessor und im Jah¬
re 1910 habilitierte er sich an der Prager Universität für das Fach tschechische Literatur (es
war seine zweite Habilitation, die erste absolvierte er in Germanistik). Im Jahre 1920 wurde
er zum ordentlichen Professor an der Masaryk-Universität in Brunn ernannt, wo er geblie¬
ben ist, die Angebote der Prager Karlsuniversität ablehnend. Im Jahre 1938 wurde er Rektor
der Brünner Universität und in der Zeit des Münchner Abkommens äußerte er durch sein
Auftreten seinen persönlichen Mut, den auch seine zwei Aufrufe zur akademischen Ge¬
meinde belegen.
Mužové a osudy
Nosiči pochodní
Nation),
Kämpfen gegen das Unrecht und
widmete er Jan
den literarischen Essays wird auch die Arbeit
zur Würdigung der barocken Zeit im tschechischen intellektuellen Milieu beigetragen hat.
In seinem Hauptwerk
teratury české)
ze Geschichte der tschechischen Literatur) hat
teratur neu abgegrenzt und vor allem die bis heute in verschiedenen Punkten aktuelle und
brauchbare Deutung der neuen tschechischen Literatur vorgelegt. Der Autor hellt in seiner
Studie vor allem die mit der Entstehung und Existenz der Brünner Universität zusammen¬
hängenden Probleme auf. Mit dieser Universität hat
ein Mährer „durch Wahl"); seine Wirkung und intellektuellen Leistungen werden zutref¬
fend mit dem Termin „Hüter der Tradition" charakterisiert.
Ein Rechtsanwalt-JUDr.
JiříMaliř
Die Studie
len, durch die geschichtlichen Erschütterungen der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts her-
484 _
vorgerufenen Veränderungen auf die Position des Rechtsanwaltstandes hatten. Manches von
den Folgen dieser Veränderungen kann man am Lebensschicksal des Rechtsanwalts JUDr.
Hynek
schen öffentlichen Repräsentanten und Politikern und seit 1903 zu bekannten Rechtsanwäl¬
ten gezählt werden kann. Als ein erfolgreicher Brünner Rechtsanwalt, Mitglied und Funk¬
tionär einer Reihe von juristischen Vereinen und Präsident der Mährischen Rechtsanwalts¬
kammer (1931-1937) und Vorsitzender der Mährischen juristischen Einheit (1939-1947)
hat er sich auf eine grundsätzliche Weise an der Entwicklung des Rechtsanwaltsstandes
in Mähren beteiligt. Der Verlauf seiner Karriere verbildlicht den Aufschwung der freien
Rechtsanwaltschaft in der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg und die nationalen Barrieren zwi¬
schen ihren Mitgliedern. Bulins Rolle bei der Entstehung der Tschechoslowakei im Jahre
1918 und sein gesellschaftliches Engagement in der Zwischenkriegszeit ermöglichen es, die
veränderte Rolle der Rechtsanwälte im politischen und öffentlichen Leben in Mähren, die
innere Diferenzierang des Rechtsanwaltsstandes und dessen anwachsende Probleme zu un¬
tersuchen. Der Rechtsanwaltsstand vor und nach der Präsidentschaft Bulins in der Mähri¬
schen Rechtsanwaltskammer musste sich mit den unterschiedlichen rechtlichen Normen,
mit der immer ansteigenden Zahl an Rechtsanwälten, der erhöhten Konkurrenz und anderen
Problemen auseinandersetzen. Es verstärkte sich der Druck auf die Annahme einer neuen
Rechtsanwaltsordnung und auf die Durchsetzung von Schutzmaßnahmen, der in der Zeit
nach dem Münchner Abkommen auf die Arisierung der Rechtsanwaltschaft zulief. Die fol¬
gende Okkupation brachte nicht nur Verfolgungen und den Holocaust von Rechtsanwälten
jüdischer Abstammung, sondern auch Verfolgung, Teilnahme an der Widerstandsbewegung
und Emigration von vielen Rechtsanwälten. Die Rechtsanwaltschaft in Mähren konnte sich
von der Krise nicht einmal nach dem Jahre 1945 erholen, im Gegenteil, das Jahr 1948 und die
folgenden Gesetze bedeuteten das Ende der Rechtsanwaltschart als eines freien Berufs.
Ein Professor in der Politik
JinPernes
Jaroslav Stránský
1893 die Zeitung
in Mähren geworden ist. Sein einziger Sohn
ren. Nach dem Abschluss seines Studiums arbeitete er für die Volkspartei in Mähren und in
der Redaktion der Volkszeitung. Mit seiner Tätigkeit hat er bedeutend zur Entstehung der
Mährischen fortschrittlichen Volkspartei und weiterer politischer Subjekte beigetragen. Er
engagierte sich zum Beispiel in der Nationalen Arbeitspartei, die im Jahre 1925 entstanden
war. Er war jedoch außerordentlich an theoretischen Fragen der Rechtswissenschaft inter¬
essiert, die Journalistik machte ihm Spaß, er war ein sehr guter Kenner von Literatur und
Theater. Im Jahre 1921 hat er sich an der Masaryk-Universität in Brunn im Fachbereich des
Strafrechts habilitiert und im Jahre 1934 ist er außerordentlicher Professor geworden. Es ist
ihm gelungen, die Volkszeitung zu einem umfangreichen Presse- und Verlagsunternehmen
umzugestalten. Er hat die Revue
gegeben wurde. Nachdem die Nationale Arbeitspartei eingegangen ist, trat
der Tschechoslowakischen nationalsozialistischen Partei bei. Ende der 30er Jahre hat er bei
seinem Bemühen um den Schutz der Demokratie seine Zeitung sowie seine politische Stel¬
lung verwendet. Nach der Okkupation der Resttschechoslowakei und der Bildung des Pro¬
tektorats Böhmen und Mähren ging er nach Großbritannien, wo er in Diensten Edvard
Resümee: Der Mensch im Mähren in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts _485
Benešs
Frühjahr 1945 als Justizminister zurückgekehrt, vom November 1945 bis Juni 1946 war er
stellvertretender Ministerpräsident und danach war er bis Februar 1948 Minister für Schul¬
wesen. Er gehörte zu jenen zwölf demokratischen Ministem, die im Februar 1948 ihre De¬
mission als Protest gegen das Vorgehen der Kommunistischen Partei in Sicherheitsfragen
eingereicht hatten. Am 16. September 1948 wurde eine Strafanzeige gegen ihn gestellt und
ein Steckbrief gegen ihn erlassen. Eine Zuflucht fanden
lie in London, wo er sich an der Arbeit des tschechoslowakischen demokratischen Exils be¬
teiligte. Den Fall des kommunistischen Regimes hat er nicht erleben können: Er starb fast
neunzig Jahre alt am 13. August 1973 in London.
Ein Arzt und Regionalpolitiker -
JiříHanuš
Das Leben des MUDr.
den, das in Drahanska Bergland zwischen den Städten
Wirkung kann in zwei Bereiche geteilt werden — er war Bezirksarzt und zugleich ein aktiver
Regionalpolitiker, der die Emanzipation der Gemeindeverwaltung vom Einfluss der Kirche
(an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert) und die Belebung der Gemeinde (nach dem
Jahre 1918 hat er sich um die Errichtung der Bürgerschule verdient gemacht) anstrebte. Der
Autor versucht, das Wirken
den Lebensbedingungen der Bezirksärzte, den Streitigkeiten zwischen den „Fortschrittlern"
und den „Klerikern" und dem Bild des Landarztes in den 20er und 30er Jahren des 20. Jahr¬
hunderts geprägt ist. Die hervorragende fachliche und öffentliche Wirkung F.
Mitte der zwanziger Jahre durch seinen vorzeitigen Tod beendet - er erkrankte an-Tuber-
kulose, einer damals fast unheilbaren Krankheit, denn als Arzt kam er zur Zeit des Ersten
Weltkriegs in Kontakt mit vielen Kranken. Im örtlichen Gedächtnis und in den Arbeiten
von regionalen Geschichtsschreibern, zu denen vor allem
doch als eine aktive, wenn auch einigermaßen kontroverse Persönlichkeit wahrgenommen,
deren Bedeutung außerhalb des regionalen Horizonts liegt.
Ein Arzt, ein Slowake -
Roman
Luhačovice
— dem Badebeamten
Saisonarzt
Gegenseitigkeit vor dem Ersten Weltkrieg. Diese Tatsache ist der geographischen Lage der
Stadt und der mentalen Nähe der Menschen an der tschechisch-slowakischen Grenze zu
verdanken. Eine besonders aktive Rolle spielte dabei
zwölfjährige Saisonwirkung in
nanziellen Lage verstanden hat, sondern auch als eine der vielen Aktivitäten auf dem Ge¬
biet der tschechisch-slowakischen Gegenseitigkeit. Als ein Vertreter der liberalen Bewegung
des „Hlasismus", die die tschechisch-slowakische Zusammenarbeit zum Hauptprinzip ihres
Programms gemacht hatte, blieb er auch nach dem Zerfall der Bewegung einer der Mitar¬
beiter der Tschechoslowakischen Einheit. Seine Aktivitäten konzentrierten sich nicht nur
486_
auf
Sommerpraxis in
wakischen Klientel besucht und zur Stätte eines regen tschechisch-slowakischen Transfers,
verschiedener Zusammenkünfte und TreiFen. Zum bedeutendsten Beleg der Bedeutung von
Luhačovice
1908 stattfanden. Bei diesen Treffen, hat man alle wesentlichen Fragen der tschechisch-slo¬
wakischen Beziehungen diskutiert, wobei die internen politischen Diskussionen in einem
beträchtlichen Maße als ein Vorzeichen von möglichen staatsrechtlichen Veränderungen
betrachtet werden können.
Badearzt in
des Weltkriegs gewährte die Stadt
zeit verbrachte er aber in einer politischen Passivität und er litt unter verschiedenen Gesund¬
heitsproblemen. Durch die Gründung der
Erfolg gekrönt, aber
Holuby
te tschechisch-slowakische Konflikte als auch Attacken gegen seine Person deprimiert. Von
seinen ehemaligen Verdiensten konnte er nicht leben und
tung aus der Vorkriegszeit nicht mehr zurück gewinnen.
ihm zugefügten Unrechts und geplagt von andauernden finanziellen Problemen.
Ein katholischer Geistlicher - Bauunternehmer -
Jana
Der Beitrag behandelt eine spezifische Gruppe unter den katholischen Geistlichen: die Bau¬
unternehmer. Diese Leute, meistens junge Katecheten, kamen in das Milieu der vorstädti¬
schen Arbeiter, um dort das Missionswerk der neuen Zeit zu verwirklichen - den Bau einer
Kirche und die Gründung einer neuen Pfarrei. Ihre Wirkung war in diesem Milieu außer¬
ordentlich anspruchsvoll und sie mussten über eine genügende Menge an sozialem Fühlen,
an Freundschaftlichkeit und Verständnis, Begeisterung und Mut verfugen, um den Gedan¬
ken des Kirchenbaus durchzusetzen und eine ausreichende Unterstützung dafür zu sichern.
Meistens haben sie mit den örtlichen Bewohnern einen Verein gegründet, dessen Ziel der
Bau der Kirche war, über den sie dann gemeinsam entschieden. Sie mussten die finanzielle
Deckung des Baus und dessen reibungslosen Verlauf sichern und alle unerwarteten Kom¬
plikationen effektiv lösen. Sie mussten auch alle Schulden begleichen, die der Bau einer
Kirche meistens hinterließ. Als ein repräsentatives Beispiel ist die Persönlichkeit
Venhudas skizziert, der in seinen besten Jahren sogar zwei Bauten verwirklicht hat. Den er¬
sten in
auf die Kirche in Husovice und weist daraufhin, was ein Bauunternehmer bewältigen und
lösen musste. Die Aktivitäten von Venhuda konzentrierten sich auf drei Hauptbereiche: das
Gewinnen von Finanzmitteln, die Aufsicht und das Korrigieren der eigentlichen Verwirk¬
lichung des Baus und den geistigen Hintergrund - die Beeinflussung des Patroziniums des
Domes. Ein besonderer Akzent wird auf Venhudas Korrespondenz gelegt, der er sich als
Schriftführer des Vereines emsig gewidmet hat und die über ihn selbst und zugleich über
die mit dem Kirchenbau zusammenhängenden Umstände manches aussagt. Zum Abschluss
werden im Beitrag die idealen Charaktereigenschaften der Geistlichen - Bauunternehmer
zusammengefasst und die Tatsache berücksichtigt, wie die Realität der 20er und 30er Jahre
ihre weitere Wirkung beeinflusst hatte.
Resümee: Der Mensch im Mähren in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts_487
Ein Lehrer — Volksaufklärer -
Michaela
Die Tradition des Lehrers als eines Kultur- und Aufklärungsträgers hat sich in den tschechi¬
schen Ländern im 19. Jahrhundert entwickelt. Vor allem auf dem Lande stellten der Lehrer
gemeinsam mit dem Pfarrer die einzigen Gebildeten dar und beide haben sich an der Er¬
hebung des kulturellen Lebens der Gemeinde beteiligt. Die Lehrer waren die Hauptinitia¬
toren des Musiklebens der Gemeinde und seit der Hälfte des 19. Jahrhunderts waren sie im
Bereich des Vereinslebens aktiv tätig. Es waren gerade die Vereine mit volksaufklärerischer
Tendenz, die zu Trägern der Volkserziehung wurden. Der Volksaufklärung begannen sich
auch die Hochschulprofessoren zu widmen, indem sie verschiedene Hochschulextensionen
veranstalteten. Im Gegensatz zu den spontan organisierten Vereinsvolksaufklärang des 19.
Jahrhunderts hat der junge tschechoslowakische Staat die öffentliche Volkserziehung ge¬
setzlich festgelegt. Es handelte sich um das Gesetz, das die Organisation von Volkserzie¬
hungskursen der Bürgerkunde regelte, weiter das Gesetz über die öffentlichen Gemeinde¬
bibliotheken und das Gesetz über die Gemeindegedenkbücher. Im Jahre 1928 arbeiteten
in den vom Staat errichteten Volksaufklärungsinstitutionen an die hunderttausend Ange¬
stellten, ungefähr 80% von ihnen waren Lehrer aller Schultypen. Die obligatorische Zu¬
sammenarbeit der Lehrer bei der Volkserziehung wurde sogar durch ein Gesetz festgelegt.
Als einen konkreten Vertreter der Lehrer-Volksaufklärer hat die Autorin des Artikels
rel Měřínský
Neben seiner Lehrerarbeit engagierte sich
sten Republik wirkte er als stellvertretender Vorsitzender der Kreiszentrale der Volksaufklä¬
rungsvereine in Brunn, als Schriftführer der Kreiszentrale der Aufklärungsvereins in
der Vizevorsitzende des Kreisbibliotheksrates in
tes in
der Bürgermeister des Turnvereins
in
und im Januar 1942 im Konzentrationslager Auschwitz ermordet.
Ein Buchdrucker -
Radek
Im 19. Jahrhundert hat sich infolge der Erfindung von neuen Technologien, die den Satz
und Druck beschleunigten, auch das Buchdrackgewerbe zur Industrie verändert. Die neue
Welle der tschechischen politischen, kulturellen und sozialen Emanzipierung hat der weite¬
ren Entwicklung des Unternehmens im Bereich der Polygraphie im tschechischen Milieu,
einer Reihe von Städten Böhmens und Mährens geholfen. Der Buchdruck war nach der
damaligen österreichischen Legislative ein Konzessionsgewerbe. Der gelernte Buchdrucker
František
wohner im Jahre 1880) verbunden, wo Ende des 19. Jahrhunderts vier Druckereien belegt
sind. Eine von ihnen hat Obzina im Jahre 1903 gekauft. Der damalige Aufschwung der
Buchdruckerei stellte eine willkommene Gelegenhiet
Familien dar, die eine Ausbildungsperspektive in einem Fach versprach, das sich dynamisch
entwickelte. Ein betriebsamer junger Mann konnte später selbstständig werden, meistens
durch den Ankauf eines stagnierenden oder verfallenden Betriebs oder indem er einen sol¬
venten Gesellschafter gefunden hat. Auch Obzina begann mit dem Druck von Merkantili-
488_
en.
fur
Josef Florian aus
kerei
Neutitschein, A. und
wusstsein der bekannten tschechischen Verleger. Für diese Kunden druckte er die berühm¬
ten Ausgaben von Werken K.
respondenz Obzinas zeugt von freundschaftlichen Beziehungen des Besitzers zu bedeuten¬
den tschechischen Literaten. Im Jahre 1923 entschloss sich Obzina auch zur Verlegertätig¬
keit. Nach seinem Tod im Jahre 1927 hat die Leitung des Betriebs Obzinas Schwiegersohn
Alois Báňá
beendet, während dessen bei den Kämpfen in den Straßen der Stadt das Unternehmen im
April 1945 völlig zerstört wurde.
Ein Gastwirt —Josefund
KarelAltman
Die Studie befasst sich mit einem Beruf, der geradezu als Symbol der Kontinuität vom Neu¬
en und Alten dienen kann. Die Umwandlungen der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhun¬
derts haben den Berufeines Gastwirts und dessen Vertreter im Vergleich zu anderen Beru¬
fen nur verhältnismäßig wenig verändert. Der Betrieb eines Gasthauses bedeutete vielleicht
in jeder Gemeinde einen unmittelbaren Kontakt mit dem dortigen gesellschaftlichen Ver¬
kehr, er erforderte eine allseitige Flexibilität und Orientierung im Geschehen und diesbe¬
züglich kann man nur davon sprechen,
Eigenschaften der Gastwirten einer Prüfung unterworfen hat. Der Autor befasst sich mit
den Fragen des Geschmacks im Gaststättenwesen, der Veränderung der Kulturorientierung
und mit der Strategie, die es den Gastwirten ermöglichte, sich angesichts der wirtschaftli¬
chen und politischen Schwankungen der Zeit zu behaupten. Als ein Modellbeispiel dient
das Schicksal der Familie
Ein Soldat - Oskar
František Hanzlík
Der Beitrag befasst sich mit der Charakteristik des Soldatenberufs in der ersten Hälfte des
20. Jahrhunderts am Beispiel des Lebensschicksals des Obersten des Generalstabs Oskar
Pejša.
heiten des Soldatenberufs an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert beschrieben, ein¬
schließlich ihrer charakteristischen Faktoren. Ihre erste Gruppe bildeten die Ergebnisse von
Entdeckungen auf dem Gebiet der Wissenschaft und Technik, die im militärischen Bereich
benutzt wurden, vor allem durch die Einführung neuer Arten von Waffen und Militärtech¬
nikin den neu entstehenden regelmäßigen Armeen. Weitere Faktoren ergaben sich aus der
Entwicklung sowohl der innenpolitischen als auch der internationalen Lage, die zum Ersten
Weltkrieg und zur Gründung der selbstständigen Tschechoslowakischen Republik führte.
Mit der Entstehung der Republik kommt es zur Konstituierung der Armee, deren Grund¬
lage verschiedene Komponenten bilden, die sich während des Ersten Weltkriegs am natio¬
nalen Befreiungskrieg im Ausland beteiligten. Diese Tatsachen spiegelten sich in den
Resümee: Der Mensch im Mähren in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts 489
änderungen der Charakteristik des Soldatenberufs wider. Der Inhalt des ersten Beitragteiles
dokumentiert die Tatsache,
datenberufs zu analysieren und diese am konkreten Beispiel und am längeren Zeitabschnitt
bei einer Persönlichkeit zu zeigen, die Bindungen zum mährischen Gebiet, eventuell zu den
tschechischen Ländern hat. Zum Hauptgrund wird die Tatsache,
daten mit der innenpolitischen Entwicklung des Staates verbunden waren, der in bestimm¬
ten Zeiträumen eine sehr komplizierte Entwicklung durchgemacht hatte (den Ersten und
Zweiten Weltkrieg). Der Autor hat daher die Persönlichkeit des Obersten des Generalstabs
Oskar
Entwicklung einer Soldatenkarriere in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Zugleich do¬
kumentieren sie,
man bei allen für typisch halten kann (die Zeit der ersten Republik 1918-1938) und dane¬
ben auch Zeiten, in denen ihre Karrieren sehr unterschiedlich verliefen. Es handelte sich um
einen Zeitraum, der den Ersten und Zweiten Weltkrieg und die Zeit danach einschließt.
Ein Gendarm - Franz Ripper,
aus
Jaroslava
Die Tschechoslowakische Republik hat den Gendarmenkorps Österreich-Ungarns auf¬
grund des so genannten Rezeptionsgesetzes übernommen. Von dem ehemaligen österreichi¬
schen Korps konnten jene Gendarmen in Dienst des tschechoslowaksichen Staates treten,
die sich an der Existenz der Tschechoslowakei nicht verschuldeten und die tschechoslowaki¬
sche Staatsbürgerschaft hatten oder sie sich beschafften. Der Gendarmenkorps wurde durch
die Freiwilligen aus den Reihen der Legionäre und anderer Bewerber ergänzt. Die Gendar¬
men waren ein militärisch organisierter Wachkorps und ein Organ der staatlichen politi¬
schen Verwaltung. Seine Aufgabe war die Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung und
Sicherheit nach den gültigen gesetzlichen Vorschriften und Anordnungen der einschlägigen
staatlichen Behörden. Die Form der Gestaltung und Wirkung der Gendarmerie regelte das
Gesetz über die Gendarmerie aus dem 14. April 1920, Nr. 299 Slg. Die Gendarmerie er¬
füllte ihre Aufgaben auf dem Lande, die Staatspolizei in größeren Städten und anderen be¬
deutenden Zentren und die Gemeindepolizei in den Statutarstädten. Die Hauptaufgabe der
Gendarmerie war die Verhinderung einer kriminellen Tätigkeit durch Streifen und persön¬
liche Anwesenheit im Terrain. Von allen öffentlichen Organen kam die Gendarmerie in den
engsten Kontakt mit der Bevölkerung. Ihr Ruf war von Anfang an durch die österreichische
Vergangenheit und die Eingriffe bei den nationalen Auseinandersetzungen und Arbeiterun¬
ruhen geschädigt. Die Gendarmerie genoss jedoch im Allgemeinen Ansehen und Autorität
und die Menschen waren sich der Unentbehrlichkeit und Nützlichkeit dieser auf dem Ge¬
biet der Kriminalistik geschulten Fachleute bewusst. Verschiedene Prinzipien, die mit die¬
sem Beruf verbunden sind, betrafen auch das private- und Familienleben des Gendarmen
(Versetzungen, Trauungsbewilligungen, zeitaufwendiger Dienst u. ä.). Die Gendarmen kri¬
tisierten besonders die materiellen Verhältnisse und Sicherungen. Dennoch handelte es sich
im Falle der Gendarmerie um einen verhältnismäßig stabilen und lukrativen Beruf. Gene¬
rell wurden die Gendarmen zur „besseren Gesellschaft" gezählt. Um ihre Unparteilichkeit zu
bewahren, nahmen sie am öffentlichen Leben nicht teil und durften kein gesellschafdiches
Geschehen kommentieren. Obwohl sie aus dem üblichen gesellschaftlichen Leben ausge¬
schieden waren, mussten sie sich an die örtlichen Verhältnisse und Gewohnheiten anpassen,
490 _
damit sie hier tätig werden können und damit die Bevölkerung mit ihnen zusammenarbei¬
tet. In Mähren gehörten die Mährische Slowakei und die Walachei zu den aus dieser Hin¬
sicht problematischen Gebieten. In der Verhaltensweise einiger dortiger Gendarmen konnte
man Dienstvergehen finden, die die dortige Bevölkerung nicht kritisch beurteilte, die aber
zur Bestrafung durch die Übergeordneten fuhren oder zur Denunzierung der Gendarmen
im Falle eines persönlichen Konflikts missbraucht werden konnten.
Zu den Strafen für diese Vergehen gehörte Versetzung, ein finanzieller Nachteil, in einem
Extremfall die Entlassung. An den vorgestellten Fällen kann man beobachten, wie verschie¬
dene Ereignisse und Beziehungen das Schicksal der Gendarmen beeinflussen konnten und
wie empfindlich die Frage der Stellung der Gendarmen in der Gesellschaft war.
Ein Verbrecher - Martin
Pavel
Die Verbrecherkarriere Martin
schen Verbrechens eine vordere Position ein. In der Zwischenkriegsrepublik war
wiss die damals auffalligste Verbrechergestalt. Martin
Předměstí
boren. Die äußerst trostlosen Familienverhältnisse haben ihn in früher Kindheit auf den Weg
des Verbrechens geführt. Wahrend seiner Verbrecherkarriere ist
dieb mit einer fast unglaublichen Frequenz von Einbruchsrallen, sondern auch als ein rück¬
sichtsloser Verbrecher berühmt geworden, der bei einem Konflikt mit den Sicherheitsorganen
die Schusswaffe verwendet. Anfang September 1927 hat das militärische Divisionsgericht in
Olomouc
der peinlichen Strafe zu lebenslänglichem Zuchthaus empfohlen haben.
doch aus dem stark überwachten Gefängnis in
erschoss er einen Wächter. Die Erörterung des Begnadigungsersuchens wurde durch den Prä¬
sidenten der Republik, T. G.
am 6. Oktober 1927 durch den damaligen Henker Leopold Wohlschläger vollstreckt.
Ein Roma—Die Familie in
QtiborNeîas
Die Studie analysiert die Entwicklung von sozialen Beziehungen in einer in
Ostmähren ansässigen Kommunität der Roma. Untersucht wird die Struktur von Familien¬
beziehungen, die spezifische Rolle der Männer, Frauen und Kinder mit Berücksichtigung der
so genannten famelija, also einer Gemeinschaft, die nicht nur durch die absteigende Linie El¬
tern-Kinder, sondern auch eine horizontale Dimension geprägt ist, d. h. durch die Einbezie¬
hung eines breiteren Verwandtenkreises. Der Blick wird auch auf die Wohnungsverhältnisse
der Roma gelenkt, vor allem bei den vermögenderen Mitgliedern der Familie. Die Roma er¬
nährten sich sowohl durch die Ausübung ihrer traditionellen Berufe wie das Schmiede- und
Eisenhandwerk, manche leisteten auch gelegentliche Taglöhnerarbeit und die Frauen arbei¬
teten bei den Bauern im Ort. Besondere Aufmerksamkeit ist dem Schicksal
gewidmet, dem zweitgeborenen Sohn des Wajdas von
nete sich durch eine erhebliche Annäherung an die Lebensstandards der niedrigeren sozi¬
alen Schichten der Mehrheitsbevölkerung, einschließlich einer ständigen Anstellung, des
Resümee: Der Mensch im Mähren in der ersten Hälfie des 20. Jahrhunderts 491
Baus eines dürtigen Hauses und eines Konkubinat-Zusammenlebens, das erst nachträglich
durch einen Trauschein legalisiert wurde. Der Autor beschreibt am konkreten Schicksal der
Luhačovicer
Schicksals der fast gesamten famelije im Konzentrationslager Auschwitz.
Eine Waise - Die Gebrüder Kaldas und die Zöglinge der Amerikanischen Heimat
Lukáš
Die Studie analysiert den Prozess der fortschreitenden Zentralisierung und Bürokratisierung
der Pflege für die sozial gefährdete Jugend, besonders die mit der Entstehung von Jugend¬
pflegezentralen in Mähren zusammenhängenden Umstände. Ein Mittel zur Erhöhung der
Pflegequalität war die immer stärkere Zentralisierung der Kinderpflege und die zunehmen¬
de staatliche Kontrolle über sie, wobei dieser Sektor immer weniger als eine ausschließlich
private Angelegenheit wahrgenommen und allmählich zu einer öffentlichen Aufgabe wurde.
Die Landes- und Kreiszentralen behielten auch weiterhin ihren Charakter einer Vereinsinsti¬
tution, ihr Übergewicht über den anderen Vereinen und charitativen Institutionen gründete
auf der staatlichen Beauftragung mit der Kontrolle der meisten in das System hinein fließen¬
den Finanzen. Die Realisierung des zentralistischen und etatistischen Planes stieß auf viele
Schwierigkeiten, die die Befürchtungen einiger politischer Kräfte und Institutionen wider¬
spiegelten, die eine Senkung ihres Einflusses im neuen Staat befürchteten, oder die dem Staat
gegenüber feindlich gesinnt waren. Die Landes- und vielleicht noch mehr die Bezirkszentra¬
len der Jugendpflege mussten nach den örtlichen Spezifika auf diese Situation reagieren und
mit den Vertretern der römischkatholischen Kirche, der Agrarkreise und einiger deutscher
demokratischer politischer Kräfte entsprechend zusammenarbeiten. Im Gegensatz dazu
schritt man in der Regel sehr energisch gegen die Radikalen ein und verwendete die Mög¬
lichkeit der Pflegezentralen, den Zufluss von Finanzmitteln in das System zu kontrollieren.
So zeigten sich die Grenzen sehr klar, innerhalb deren sich ein demokratisches Regime auf
diesem Gebiet bewegen wollte und konnte. Im Artikel werden bekannte Informationen über
den Standard und die spezifische Situation des Systems der Jugendpflege in den einzelnen
mährischen Regionen unter Berücksichtigung der nationalen Gliederung des Systems ver¬
glichen. In der Analyse wird der Akzent vor allem auf den Erziehungs- und Bildungsaspekt
der Tätigkeit von Kinderheimen in Bezug auf die staatliche Idee der Tschechoslowakei der
Zwischenkriegszeit gelegt, die besonders im Kontext von politischen Interessen der links ori¬
entierten demokratischen Parteien und des so genannten Burg-Blocks interpretiert wurden.
Der Teil der
schwistern, Waisen aus einem kleinen Dorf in einer der ärmsten Regionen Mährens und ei¬
nem Kinderheim, das von amerikanischen Landsleuten als Ausdruck von Unterstützung der
neuen Republik erbaut wurde. An beiden Beispielen versucht der Autor, auf die Mechanis¬
men der stufenweisen Erhöhung von Effektivität der Pflege in ihrem normalen Verlauf und
die Vision einer hochwertigen Pflege zu zeigen, die in dem Kinderheim realisiert wurde.
Ein Manager-Dominik
Monika
Im Kapitel Manager versucht die Autorin die grundlegenden Veränderungen dieser so-
zioberuflichen Gruppe in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts im Zusammenhang mit
492_
der Veränderung der Funktion des Unternehmers zu erfassen, ihr gegenseitiges Treffen und
Ringen. Im Zentrum ihrer Aufmerksamkeit befindet sich auch die Veränderung innerhalb
des Managements an sich und die damit verbundene Änderung des Inhalts der Managerrol¬
le. Die einzelnen Erfahrungen werden am konkreten Beispiel von Dominik
Manager in
Ein Restgutsbesitzer - Die Familie Milik
PavelNovăk
Die sozial-ökonomische Kategorie Restgutsbesitzer tauchte in der mährischen Landwirt¬
schaft erst im Zusammenhang mit der Bodenreform auf. Die Restgüter wurden nach dem
Gesetz vom Jahre 1920 gebildet als Musterwirtschaften aus den ehemaligen Bauernhöfen
der Großgründe. Nach der ursprünglichen Absicht des Gesetzgebers sollten sie in erster Li¬
nie zum Bodenausgleich in den Gebieten verwendet werden, in denen es keinen Boden
die kleinen
genannten Beschädigten die Restgüter durch die Bodenreform erhalten, d. h. die bisherigen
Mieter oder Angestellten, meistens aus den Reihen des landwirtschaftlichen Beamtentums,
Interessenten mit landwirtschaftlicher Fachausbildung, Legionäre und Kriegsinvaliden und
auch juristische Personen wie Gemeinden, Kreise, Länder und vor allem Genossenschaf¬
ten. Die einzelnen Kategorien der Restgutsbesitzer verfügten nicht über dieselben Mana-
gerfahigkeiten, was sich im Verlauf des Wirtschaftens erwies. Am besten prosperierten die
ehemaligen Mieter, die es gewohnt waren, auf großen Flächen zu wirtschaften. Schlimmer
waren die Großgrundbeamten daran, die bisher nur für einen Bereich der Wirtschaft ver¬
antwortlich waren. Am schlimmsten wirtschafteten die kleineren Landwirte, Legionäre und
Invaliden, die über keine Manager-Erfahrungen verfügten. Wenn ein Restgutsbesitzer das
Restgut noch zur Konjunkturzeit übernahm, hatte er eine große Chance, die Wirtschafts¬
krise zu überleben. Derjenige aber, der das Restgut Ende der 20er Jahre übernommen hatte,
geriet dann in ernsthafte wirtschaftliche Schwierigkeiten. Im Verlauf der Krise änderte eine
Reihe von Restgütem ihre Besitzer und insgesamt an die 20 Restgüter wurden nachträglich
noch an Ideine
Grenzgebieten wurden die tschechischen Bewerber vor den Deutschen und Polen bevor¬
zugt. Nach dem Münchner Abkommen wurde die Bodenreform in den durch Deutschland
annektierten Gebieten annulliert und der Boden an die ursprünglichen Besitzer zurücker¬
stattet. Die Restgüter wurden im Verlauf der Bodenreformrevision nach dem Zweiten Welt¬
krieg liquidiert und die restlichen mit einer Fläche, die unter SO Hektar lag, sind infolge der
neuen Bodenreform nach Februar 1948 eingegangen.
Ein Priester - Reformist
PavelMarek
Die in der inneren Entwicklung der römischkatholischen Kirche in den tschechischen Län¬
dern an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert sichtbaren Krisenmomente eskalierten
nach der Gründung der Tschechoslowakischen Republik und verursachten dort eine tie¬
fe Erschütterung, die in der Entstehung der nationalen tschechoslowakischen Kirche zum
Ausdruck gebracht wurde. Neben den innenkirchlichen Problemen trugen auch äußere Um¬
stände zur Zuspitzung der Situation bei, als Folge des Verfalls, der durch das Ende des Welt-
Resümee: Der Mensch im Mähren in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts 493
krieges, den Untergang der Habsburgermonarchie und die gesamte Veränderung des poli¬
tischen, sozialen und gesellschaftlichen Klimas verursacht wurde. Dieses sozial-kulturelle
Milieu schuf Voraussetzungen für die Entstehung eines Übergangstyps des Priesters — eines
Reformisten, der auf die Unzufriedenheit mit den Verhältnissen innerhalb der römischka¬
tholischen Kirche mit seiner Eingliederung in die kirchliche Reformbewegung reagierte.
Auf deren Misserfolg reagierte er im Jahre 1920 mit dem Beitritt zur tschechoslowakischen
Kirche, die allerdings erst nach ihrer Entstehung eine dogmatische Orientierung suchte und
daher den Wünschen und Vorstellungen mancher Priester über die Existenz einer zu den
Idealen der ursprünglichen Kirche zurückkehrenden kirchlichen Gemeinschaft nicht ent¬
sprechen konnte. Deshalb wendete er sich im Geiste der Ideen der slawischen Gegenseitig¬
keit und der Lehre von Kyrill und
Ausweg im Beitritt zur orthodoxen Kirche. Dieser Suchprozess spiegelt die Lebensschick¬
sale des mährischen Priesters
er in jeder von ihnen eine unübersehbare positive, seinen Arbeitseifer belegende Spur hin¬
terließ. In der katholischen Kirche zeichnete er sich als Publizist und Organisator aus, in
der tschechoslowakischen Kirche wirkte er als Bischof, der das Prinzip der Apostelnachfol¬
ge und der christlichen Prägung durchsetzen woHte und in der orthodoxen Kirche wurde er
zu einer Gründungs- und Zentralfigur, dem Gestalter der tschechischen Orthodoxie. Sei¬
ne bewegten Lebensschicksale nahmen zur Zeit der Heydrichiade ihr Ende. Die orthodoxe
Kirche hat ihn heilig gesprochen und dadurch seine aufrichtige Bemühung gerühmt, den
wahren Weg zu Gott zu finden.
Ein Komponist-
Miloš Štědroň
Die Studie
den Reformen Josephs
die einzelnen Veränderungen in einer Vernetzung von sozialen Beziehungen beschrieben
und belegt. Zur Zentralgestalt der Erwägungen ist
künstler Mährens in der Zeit von den 70er Jahren des 19. Jahrhunderts bis Ende der 20er
Jahre des 20. Jahrhunderts geworden. Zunächst wird die Frage nach der Möglichkeit einer
selbstständigen Existenz in der Position des Tonsetzers — eines Künstlers gelöst, der sich
durch sein eigenes Schaffen ernährt. Im österreichischen Raum ist eine solche prosperieren-
de Existenz durchaus rar (Schubert, Beethoven). Um das Jahr 1800 taucht immer öfter ent¬
weder ein Musikunternehmer auf, der auch komponiert (Anton Diabelli) oder ein Tonsetzer
und Interpret, der es versucht, sein Schaffen mit der Verlegertätigkeit, die er selbst leitet, zu
verbinden. Gewöhnlich sind die Ergebnisse problematisch
Zeit nach den Reformen Josephs
Dominium
die über die Geschichte des Schlosses von
des 18. Jahrhunderts bis in die 70er Jahre des 19. Jahrhunderts stützt sich auf eine Reihe von
Quellenbelegen, die J.
verfolgt die Studie verschiedene Aktivitäten von Tonsetzern und Interpreten bereits außer¬
halb der Hof- oder Schlosskapellen, die längst eingegangen sind. Nach dem Oktoberdiplom
geht stufenweise auch das lange Jahrhunderte bestehende Gebilde der Hofkapelle ein, die
Komponisten konzentrieren sich hauptsächlich auf das Wirken in den Theatern, Orchestern,
Schulen oder eigenen Instituten
494 _
ersetzt das ehemalige Mäzenatentum des Adels, der seine ökonomische Sicherheit verlo¬
ren hat und bereits in der josephinischen Zeit nicht imstande war, die ehemaligen Aktivitä¬
ten fortzusetzen. Die Studie belegt eine Reihe von Veränderungen gerade am Beispiel von
Janáček.
rer Musikkörper und -aktivitäten führten und dank der nonartifiziellen Musik entstand so¬
gar eine professionelle Schutzorganisation der Urheberrechte der Musikwerke
Ende der Studie werden die Veränderungen in der Zeit des Anfangs der sozialistischen Ära
Ende der 40er Jahre des 20. Jahrhunderts skizziert.
Ein Ethnograf und Filmmann -
Hana Dvořáková
Der Name des Kurators und Leiters der ethnografischen Abteilung des Mährischen Lan¬
desmuseums in Brno
nern des Volkstanzes bekannt. Nur dunkel erinnern sich ein paar Fachleute an ihn, die sich
für den ethnografischen Film interessieren. Die Thematik des Schwertertanzes und des Fil¬
mes bedingen sich gegenseitig. Im Jahre 1911 hat F.
diesem Thema herausgegeben, in der er die gegebene Erscheinung nur im Rahmen des euro¬
päischen Raumes verglichen hatte. In den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts wechselte er von
der fotografischen Dokumentation zum Filmdokument. Sein grundlegender Beitrag beruht
in der Tatsache,
senen Zeit (ca. 1921 - 1928) und auf der gesamten Fläche seines Vorkommens (Böhmen,
Mähren, die Slowakei, Polen, die Ukraine, Kaukasus, England, Schottland, Deutschland,
Baskenland, die Inseln
hungszeit kann man diese Aufnahmen unter die Grundlagen des Filmdokuments einreihen.
Nachdem alle europäischen Materialien erschöpft worden waren, widmete er sich dem Stu¬
dium von Kampftänzen der nordamerikanischen Indianer (das Filmmaterial ist nicht er¬
halten geblieben). In Anbetracht der kontroversen Persönlichkeit des Schöpfers war dieses
Werk bis vor kurzem völlig unbekannt.
Eine Gewerkschafterin—
JinPokorný
Der Autor schildert das Lebensschicksal der Textilarbeiterin und Gewerkschaftsfunktionä-
rin
Weltkriegs aktiviert, zu dessen Ende sie sich in den Gewerkschaften zu engagieren begann.
Ihre radikale Gesinnung führte sie in die Reihen der Kommunistischen Partei der Tsche¬
choslowakei und in die roten kommunistischen Gewerkschaften, wo sie sogar Vorsitzende
des Verbandes der Textilarbeiterschaft wurde. Den Zweiten Weltkrieg hat sie im Londo¬
ner Exil verbracht und nach dem Ende des Krieges war sie erneut an der Spitze des Ge¬
werkschaftsverbandes der Textilarbeiterschaft tätig. Abschließend denkt der Autor über ihre
Ideenwelt nach und befasst sich hauptsächlich mit ihrer Beziehung zur Kommunistischen
Partei.
Resümee: Der Mensch im Mähren in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts 495
Ein rechtsorientierter Putschist -
Libor Vykoupil
Ladislav
der hohe Ambitionen hatte, aber seine Fähigkeit, diese zu erfüllen, war gering. Er wollte
Karriere machen, aber in seinem Rang eines bei dem 43. Infanterieregiment in Brunn die¬
nenden Leutnants hatte er keine guten Karriere-Aussichten. Deshalb hat er sich für die Po¬
litik entschieden und seit der zweiten Hälfte der 20er Jahre schloss er sich der faschistischen
Bewegung an, die in Mähren eine Tradition seit 1922 hatte. Er wurde Mitglied der Nationa¬
len faschistischen Gemeinde (NOF) und ihr aktiver Funktionär. Dank seinen unverhohlen
geäußerten faschistischen Ansichten, die er auch in der Uniform verkündete und dabei den
Offizierskorps schmähte, wurde er aus der Armee ausgeschlossen. Eine Zeit verbrachte er in
einer psychiatrischen Anstalt. Die markanteste mit seinem Namen verbundene Tat ist der
Überfall der Kaserne in Zidenice in der Nacht vom 21. auf den 22. Januar 1933. Kobsinek
engagierte einige Dutzend Männer, die allesamt durch die faschistische Ideologie verwirrt
waren und über den wahren Zweck der Aktion erst im letzten Moment informiert wurden.
Selbst der Putschist Kobsinek ist noch davor über die Grenze geflohen, als es sich zeigte,
dass
wurde er zu zwölf Jahren Gefängnis verurteilt und im Jahre 1939 freigelassen. In der Zeit des
Protektorats war er wieder an der Seite der nationalsozialistischen Okkupanten aktiv tätig.
Ein Pfadfinder -
Stanislav Balík
Die Pfadfinderbewegung ist ein weltweites Phänomen, das das Leben von sowohl jungen
als auch erwachsenen Menschen seit Anfang des 20. Jahrhunderts beeinflusst. Die tsche¬
chischen Länder gehörten zahlenmäßig zu den stärksten Plattformen der Pfadfinderbewe¬
gung in Europa. Das Schicksal der tschechischen Version der Pfadfinderbewegung spiegelt
wahrheitsgetreu die bewegte Geschichte des ganzen Landes wider. Die Pfadfinderorganisa¬
tion wurde von den undemokratischen Regimes dreimal verboten (1940-1945,1950-1968,
1968-1989), aber sie war dreimal imstande, ihre Tätigkeit wieder aufzunehmen. Die viel¬
leicht bedeutendste Persönlichkeit der Pfadfinderbewegung der ersten Hälfte des 20. Jahr¬
hunderts, die mit Mähren verbunden war, war
hat alle Erziehungsstufen der Bewegung durchgemacht - vom Neuling über den Ratgeber
der Gruppe, Leiter der Abteilung bis zum
in den Waldschulen, einer Art von Pfadfinder-Universitäten, hinterließ er die bedeutendste
Spur. Der Stil und Inhalt, den er diesen Schulen zusammen mit seinen Mitarbeitern ein¬
geprägt hat, überlebte alle erzwungenen Pausen in der Pfadfinder-Tätigkeit. Seine eigene
Tätigkeit in der Pfadfinderbewegung verstand er nicht eng als ein Kampieren oder „bloß"
eine Jugenderziehung, sondern als einen breit aufgefassten Dienst
der Zeit seiner ersten Emigration (1939-1945) war er aktiv in die Widerstandsbewegung
eingegliedert, nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs beteiligte er sich an der Verhaftung
des K. H. Frank und nahm an dem Nürnberger Prozess teil. Im Jahre 1946 wurde er auf¬
grund seiner Autorität zum Obmann der tschechischen Pfadfinder gewählt. Im Herbst 1948
geht er zum zweiten Mal ins Exil und ließ sich im kanadischen
Tod war er in der Pfadfinderbewegung im Exil tätig und wirkte u. a. als der Pfadfinderob-
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mann im Exil. Nach dem Jahre 1989 wurde er militärisch rehabilitiert und in
zum Obersten befördert, im Jahre 2005 wurde er in
Brno ernannt.
Katholischer Intellektueller
Martin
Die Persönlichkeit und das Werk des Schriftstellers und Predigers
stellt für manche ein Kultobjekt für andere den Grund zum Ärgernis wegen seinen kontro¬
versen Stellungnahmen dar. Sein Werk macht scheinbar unlogische Ideenverwandlungen
durch. In der ersten Schaffensphase ist Demi einerseits von der Ästhetik des Symbolismus
und der Katholischen Moderne der Jahrhundertwende, andererseits von dem radikalen apo¬
kalyptischen Katholizismus Josef Florians beeinflusst. In der zweiten Phase nähert er sich
den literarischen Kreisen in Prag an und schreibt an seinen im Stil dem Expressionismus
nahe stehenden Werken. In der dritten Phase ist er von dem neuen tschechoslowakischen
Staat begeistert und propagierte die offizielle Ideologie: die Gedanken der Sokol-Bewegung.
Damals spielte er auch mit dem Gedanken, das Priesteramt aufzugeben. In der vierten Phase
trennt er sich von der Sokol-Bewegung und tritt als „büßender Katholik" auf. In der fünften
Phase geriet er in Konflikt mit der tschechischen Kulturöffentlichkeit, nachdem er immer
schärfere Texte an die Adresse von kulturellen und politischen Größen publiziert, die von
einem irrationalen Antisemitismus gezeichnet sind. In der letzten Phase, von der Hälfte der
vierziger Jahre bis zu seinem Tod stilisiert er sich in die Rolle eines „braven Dorfpfarrers".
Das Werk von Demi stieß immer auf ein starkes, aber auch widersprüchliches Echo: Einige
Kritiker wollten in ihm eine harmonische katholische Persönlichkeit sehen und seine pro¬
blematischen Seiten verharmlosen, andere lehnten ihn wegen diesen Seiten scharf ab und
wieder andere bemühten sich, die geniale Dichtung von der problemvollen Persönlichkeit
zu trennen. Dabei ist aber sein Werk als ein künstlerischer Ausdruck einer Persönlichkeit zu
deuten, die von schweren psychischen Gegensätzen gezeichnet ist, die sich in seinem Werk
als ein dauerhaftes, aber vergebliches Streben nach Harmonie manifestieren. |
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