Materiały ze stanowiska Piekary IIa na tle środkowopaleolitycznych zespołów z technologią wiórową:
Gespeichert in:
1. Verfasser: | |
---|---|
Format: | Buch |
Sprache: | Polish |
Veröffentlicht: |
Rzeszów
Wydawn. Uniw. Rzeszowskiego
2005
|
Ausgabe: | Wyd. 1. |
Schlagworte: | |
Online-Zugang: | Inhaltsverzeichnis Abstract |
Beschreibung: | Zsfassung in dt. Sprache u.d.T.: Das Fundinventar aus dem Fundplatz Piekary IIa auf dem Boden mittelpaläolitischen Fundkomplexe mit Klingen-Technik |
Beschreibung: | 269 S. Ill., Kt. |
ISBN: | 8373381856 |
Internformat
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Wstęp
ROZDZIAŁ
Ramy geochronologiczne i kontekst przyrodniczy zjawisk
ROZDZIAŁ
Kulturowe tło występowania środkowopaleolitycznych zespołów wiórowych w Europie
ROZDZIAŁ
Stanowisko Piekary Ha
3.1.
3.2.
3.3.
3.3.1.
3.3.2.
3.3.3.
3.4.
3.5.
3.5.1.
3.5.2.
3.5.3.
3.5.4.
3.5.5.
3.5.6.
ROZDZIAŁ
Stanowiska europejskie
4. 1.
4.1.1.
4.1.2.
4.1.3.
4.2.
4.3.
-
Zakończenie
Bibliografia
Spis rycin
Zusamenfassung
__7__
Das Fimdinventar aus dem Fundplatz
Па
Fundkomplexe mit Kligen-Technik
Zusamenfassung
Einleitung
Die Klingen-Technologie gehört bestimmt zu den interessantesten mit der
Herausbildung und Entwicklung der menschlichen Kultur zusammenhängenden
Fragen. Die systematische und serienmässige Gewinnung eines regelmässigen,
länglichen Halbfabrikats setzt eine vorzügliche Beherrschung der Steinbearbei-
tungstechnik voraus; jeder Fehler ist folgenschwer und kann oft zur Beschädi¬
gung des Kernsteins oder zu Störungen im Produktionszyklus führen. Bei dem
Entschluß zur Verwendung der Klingen-Technik müsste sich demnach um eine
zielbewusste und von dem Hersteller entsprechend motivierte Entscheidung han¬
deln, zumal die Herstellung von Klingen nicht unbedingt notwendig war; sämtli¬
che nötigen Geräte und Waffen konnten an Abschlägen durch deren entsprechen¬
de Retuschierung gefertigt werden. Es müssen also zwei grundlegende Fragen
gestellt werden, und zwar: „wie wurden die Klingen erzeugt? und „warum wur¬
den sie erzeugt? (Tixier 1984). Die Antworten auf die Frage „auf welche Art
und Weise? liefern die derzeit entwickelten technologischen Forschungen. Viel
schwierigere und weniger eindeutige Anworten auf die Frage „warum? können
sich nur aus den Ergebnissen einer komplexen, mehrere Aspekte betreffenden
Erforschung der Fundkomplexe und -zusammenhänge ergeben.
Der Einsatz der Klingen-Technik wurde zunächst für das Jungpaläolithikum
erschlossen und beschrieben. Eine lange Zeit wurde die Einführung dieser Technik
mit den Anfängen des Jungpaläolithikums und dem Aufkommen des Homo sa¬
piens sapiens in Verbindung gesetzt. Mit den fortschreitenden Forschungen wurde
es jedoch klar,
für welche die Anwendung der weitgehend herausgebildeten Klingen-Technik
nachzuweisen ist, bei der sowohl dem Levallois-Konzept als auch den Konzepten
des voiumetrischen Klingen-Kernsteins von jungpaläolithischem Typ Rechnung
getragen wird. Die Erzeugung von Klingen nach den letzt erwähnten Konzepten ist
in den unterschiedlichen Gebieten der Alten Welt - in Europa, Südafrika und im
Nahen Osten zu beobachten und über einen ziemlich umfangreichen Zeitraum -
vom ausgehenden Holstein oder dem beginnenden Saalien bis hin zum frühen
Vistulanian zu verfolgen (Revillon 1994, S.17, dort weiter führende Literatur).
— 249 —
Die ersten Entdeckungen der frühen Fundkomplexe mit der Klingen-Technik
reichen noch in das 19. Jh. zurück; genannt sei dabei der Fundplatz Stonham
Pif s
Amiens in Frankreich
Die nachfolgenden zahlreichen Entdeckungen ab den 50er Jahren des 20. Jh.
liefern einen Beweis dafür,
Mittelpaläolithikum keine ephemere Erscheinung darstellt.
Der Fundplatz
Einer der Fundplätze, an denen die Klingen-Herstellung nach den Klingen-
Verfahren von jungpaläolithischem Typ erfasst werden konnte, ist die Station
kary
an mit Unterbrechungen bis heute, zunächst von G. Ossowski, dann von S. Kru-
kowski, L.
bungsmässig erforschten Komplex von Fundplätzen gehört
Sachse-Kozłowska
stammt aus den Grabungen von
Grabungsschnitt
Der Darstellung der stratigraphischen Verhältnisse habe ich die Publikation
von T. Madeyska u.a. von 1994 zugrunde gelegt (Abb. 4).
An der Oberfläche des ca. 20
der Weichsel aufragenden Felsens (Chmielewski 1975, S. 60) stehen Sandkies-
Ablagerungen an (Glied 1, Sediment 2). In ihrer Decke tritt dunkelbrauner Sand
mit Schlammzusatz. In den Deckenpartien der Sandschichten wurden die Spuren
von Bodenbildungsprozessen nachgewiesen. Diese Ablagerungen werden sich
am ehesten in der Mittelpolnischen Eiszeit herausgebildet haben.
Oberhalb davon (Glied 2, Sedimente 3,4) lagert Schlurf mit Beimengung kol¬
loidaler Tone. In diesen Ablagerungen wurden in situ die Spuren von sekundären
Bodenbildungsprozessen beobachtet, die sich möglicherweise dem Bodenkomplex
vom Nietulisko-Typ anschließen. Dieses Glied entspräche somit auch der vorletz¬
ten Vereisung (Wartha). Die Decke dieses Gebildes ist abgeschnitten. In diesem
Gebilde lagerte das dem Klingen-Komplex zugehörige Fundmaterial, das auf die¬
ser Grundlage in die vorletzte Eiszeit datiert wird
1999).
Den Gebilden von Glied 2 lagern
Merkmalen eines Hanggebildes auf (Glied 3, Sediment 5); es lassen sich hier
mehrere Solifluktionsniveaus sowie die Spuren der Bodenniveaus aussondern.
Von dort stammen zwei mittelpaläolithische Fundkomplexe, die mit den Hang¬
prozessen zeitgleich sind. Die Bodenniveaus werden mit dem Komplex vom Typ
Komorniki
Lössgebilde der Hangfazies mit zwei oder drei Bodenniveaus auf. In diesem Löß
— 250 —
ruhen jungpaläolithische Fundkomplexe. Diese Gebilde sind von dilluvialen
Schichten und dem rezentem Boden überdeckt (Boden - Schicht 9) (T. Ma-
deyska et
Die letzte zeitliche Bestimmung der Silex-Funde aus der Schicht 7c. die von
H.
die Zeitansätze von 61-48 Tausend Jahren BP erbracht. Nach Ansicht der
Autoren dieser Bearbeitung dürfte das in der Schicht 7c, in einem Karst-Kegel
sekundär gelagerte Klingen-Fundmaterial mit dem ausgehenden Mit-
telpaläolithikum in Verbindung zu setzen sein. Sie sollen in die Schicht 7c ange¬
blich schon nach ihrer Redeponierung gelangt sein, seien also viel jünger als die
Ablagerung selbst.
Dass
Einen Hinweis darauf liefert allein die beträchtliche Mächtigkeit seiner
Lagerung. Aus dem Erhaltungszustand der Oberfläche dieser Fundstücke dürfte
ziemlich eindeutig auf deren langzeitiges Verweilen an der Bodenfläche zu schli-
essen sein. Da der Schnitt
bung angelegt wurde, sind auch verstärkter um ich greifende Hangprozesse, die
zur Vermischung der Ablagerungen beigetragen hätten, kaum denkbar.
Eine Schlüsselfrage ist es nun, ob das Klingen-Material in der Schicht 7c vor
oder nach ihrer erneuten Ablagerung im Karst-Kegel zu liegen kam. Eine
eindeutige Bentwortung dieser Frage ist meines Erachtens derzeit nicht möglich.
Die TL-Methode ist keine präzise Zeitbestimmungsmethode; falls diese Methode
als das einzige Datierungsverfahren benutzt wird, ist ihren Ergebnissen mit großer
Vorsicht zu begegnen. Für
vorliegen, die sich über einen Zeitraum von über 10.000 Jahren erstrecken, die
Hypothese von der Datierung des Fundmaterials in das Vistulanian erhärten. Al¬
lerdings liefern die oben erwähnten Merkmale und die Lageverhältnisse dieser
Fundstoffe eine Grundlage dafür, ihr Entstehungsdatum zurückzuversetzen. Sollte
dies tatsächlich zutreffend sein, so dürfte das behandelte Material nach Ansicht der
Autorin eher mit der frühen Phase des Vistualian in Verbindung zu setzen sein.
Beim derzeitigen Forschungsstend dürfte der zeitlichen Einordnung des Fundkom¬
plexes von
Das Inventar von der Schicht 7c im Grabungssclmitt XIII/71 besteht aus ins¬
gesamt 173 Artefakten; hierzu gehören 15 Kemsteine, 19 Geräte, 43 Klingen, 10
Klingen mit Proportionen von Abschlägen, 78 Abschläge und 8 Abfälle (d.h.
nicht näher bestimmbare Fragmente mit Bearbeitungsspuren). Es trat in einem
geringen, knapp 8m2 umfassenden Areal auf. Diese Gegenstände wurden aus
lokalem Rohstoff vorwiegend guter Qualität erzeugt. Es handelt sich dabei aus-
schliesslich um den
haltig vorrätig war. Seine Abbaustelle ist bislang noch nicht gefunden worden
(Morawski
einen Glanz auf. Sie weichen in ihrem Erhaltungszustand von den oberhalb da-
— 251 —
von lagernden zwei weiteren mittelpaläolithischen Fundverbänden ab. Die Ein¬
zelexemplare sind verbannt. Die bis zu mehreren Dutzend Zentimetern reichende
Lagerungsmächtigkeit der betreffenden Artefakte deutet darauf hin,
Inventar nicht in situ liegt. Eine Bestätigung hierfür liefern auch die Fundstücke
aus den anderen Grabungsschnitten, die zusammen mit der Fundserie aus dem
Schnitt XIII/71 zu einer Ganzheit zusammengeschlossen werden können. Aus
dem Umstand,
haltungszustand aufweisen, dürfte möglicheweise darauf zu schliessen sein,
uns hier eine homogene Sammlung vorliegt.
Die wichtigste Fundkategorie bilden die Kernsteine. Hierzu gehören 11
Klingen-Kernsteine von jungpaläolithischem Typ, 1 Levallois-Kernstein
préférentiel
Bei dem Levallois-Kernstein (Abb.
Form mit sorgfältiger Präparation durch eine Serie zentripetaler Schläge und
facettierter Schlagfläche. Er ist sehr stark abgebaut; seine Exploitation wird be¬
stimmt eine Abspaltung mehrerer Serien von Abschlägen umfasst haben, der
jeweils eine Vorbereitung der Abbaufläche voranging. Er wurde erst dann ver¬
worfen, wenn die weitere Bearbeitung nicht mehr möglich war.
Die 3 Nicht-Levallois-Abschlag-Kernsteine stellen ziemlich zufällige For¬
men dar, wenig sorgfältig bearbeitet, ohne Präparation. Einer davon wurde an
dem Rest eines großen und dicken Abschlags erzeugt, an dem zuvor ein massiver
Schaber geformt worden war (Abb.
ohne jegliche vorher gehende Abformung abgebaut wurde ungeachtet des noch
erheblichen Rohstoff-Potentials verworfen, nachdem sich erwiesen hatte,
für seine weitere Exploitation eine Durchführung von Ausbesserungen erforder¬
lich ist. Im Gegensatz zu dem Levallois-Kernstein wurden hier keine Vorkehrun¬
gen getroffen, die darauf abzielten, den fraglichen Kernstein der weiteren Bear¬
beitung zuzuführen. Dieses dürfte wohl darauf zurückzuführen sein,
Erzeugnis eine sehr einfache, aus zufälligem Silex-Fragment gefertigte Form
darstellt. Demnach hätte der für seine Ausbesserung verwendete Arbeitsaufwand
den Werkstoff, der in nächster Nachbarschaft in Hülle und Fülle vorlag, an Wert
übertroffen. Der Abbau der Nicht-Levallois-Abschlag-Kernsteine, bei dem die
natürliche Anordnung der Oberfläche genutzt wird, beschränkt sich demnach auf
die Abspaltung von ein paar Abschlägen.
Die wichtigste Gruppe bilden 11
dies größtenteils sehr stark abgebaute Restkerne, seltener bearbeitete Formen
deren Abbau nach Durchführung von Ausbesserungen noch möglich gewesen
wäre. In der behandelten Gruppe wurden Kernsteine herausgestellt, die mit zwei
grundlegenden Konzepten der Abformung und der Exploitation der Knolle zu¬
sammenhängen:
1. Kernsteine ohne Präparation (franz.
2. Kernsteine mit Präparation nach jungpaläolithischer Art.
— 252 —
Mit dem ersteren Typ der Bearbeitung hängt zweifellos nur ein einziger
Kernstein zusammen (Abb. 6b), ein weiterer Kernstein wurde in diese Kategorie
eingegliedert ungeachtet des Umstands,
erkennen läßt; die letzteren sind jedoch für den Verlauf des Herstellungsprozes¬
ses unbedeutend.
Ein klassisches Beispiel für den unpräparierten Kernstein ist ein großer,
in der voll ausgeprägten Exploitations-Phase verworfener Kernstein mit zwei
Schlagflächen, der den größten der Klingen-Kernsteine darstellt (110/67/84
mm). Er weicht in seiner Größe von den anderen Kernsteinen ab. Der Roh¬
knollen wurde so gewählt, damit seine natürliche Form am besten der er¬
wünschten, länglichen Kernsteinform entspricht. Die Vorbereitung bleibt auf
die Abformung von Schlagflächen beschränkt. Die Abbaufläche, an der
schmaleren Knollen-Seite
Das Halbrohmaterial wurde abgespalten bei der Nutzung der natürlichen,
günstigen Anordnung der konvexen Oberflächen. Von der Abbaufläche wurde
bestimmt mehr als eine Serie von Klingen abgespalten Die Exploitation er¬
folgte serienweise, zuerst von der einen Schlagfläche her, dann von der zwei¬
ten, daher weisen die Negative heute im Prinzip in einer Richtung. Die Klin¬
gen wurden sehr korrekt abgetrennt: lang, vorwiegend schmal, mit regelmä¬
ßigem Verlauf von Seitenkanten. Der Kernstein wurde ungeachtet des noch
erheblichen Werks
geriet, auch wenn die Ausbesserung nicht zu kompliziert zu werden schien.
Dadurch unterscheidet sich der betreffende Kernstein von den Exemplaren
mit Präparation. Ähnliche Situation ist im Fall des zweiten Kernsteins dieser
Gruppe zu beobachten.
Am bedeutendsten ist die Sammlung von 9 Klingen-Kernsteinen, größten¬
teils sehr korrekt gebildeten regelmäßigen, mit Präparationsspuren, die mitun¬
ter nur in geringstem Maße erhalten sind. Sie sind alle weitestgehend exploi-
tiert. Bei den meisten Kernsteinen handelt es sich um Formen geringerer Größe
(51-60 mm), ziemlich schlank, prismatisch, bisweilen ziemlich abgeflacht; ein
Exemplar wird als subkonisch angesprochen. Sie weisen eine sowie zwei
Schlagflächen auf, wobei kein deutliches Übergewicht einer der beide Katego¬
rien nachzuweisen ist. Es ist nicht ausgeschlossen,
derzeit über eine Schlagfläche verfügen, ursprünglich zwei Schlagflächen hat¬
ten; zu beweisen ist dies allerdings nicht. Sie wurden alle repariert (Erneuerung
und Korrektur von Schlagflächen, Reparatur von Abbauflächen), einige wurden
deutlich verkürzt (Trennung von Kernfußpräparationsklingen und Handgriff¬
klingen; in zwei Fällen sind es die den Kernstein zerstörenden Trennungen von
Klingen
eine mehr oder weniger regulär gebildete prismatische Form auf.
Die Schlagflächen wurden präpartiert oder geformt; bei Kernsteinen mit
zwei Schlagflächen ist mindestens eine Schlagfläche immer präpariert. Gewöhn-
— 253 —
lieh ist es jene Schlagfläche, bei der zumindest auf der letzten Bearbeitungsetap¬
pe der eigentliche Abbau einsetzte. Die Außenwinkel sind häufigst spitz, seltener
gerade. Beachtenswert ist der Umstand,
flächen bis zum Abschluß der Bearbeitung gehalten wurden. Von den recht häu¬
fig belegten Ausbesserungen dürfte auf die Intensität der Kernstein-Exploitation
zu schliessen sein. Es gibt in dieser Gruppe keinen einzeigen Kernstein, bei dem
nicht mindestens eine Schlagfläche repariert worden wäre.
Die Abbauflächen sind breit, an den breiteren Flächen lokalisiert und ge¬
wöhnlich auf eine oder die beiden Seiten übergehend; es treten dagegen keine
umlaufenden Abbauflächen auf. Sie sind gewöhnlich maximal ausgebeutet. Falls
die weitere Exploitation technisch nicht mehr möglich war und eine weitere
Ausbesserung nicht mehr in Frage kam, wurden die Kernsteine verworfen.
Gelegentlich weisen die Seiten der Kernsteine, falls sie nicht ganz von der
Abbaufläche eingenommen sind, spärliche Spuren einer Abformung durch quer
verlaufende Abschläge auf, die häufiger von der Abbaufläche als vom Rücken
her erfolgt sind. Nur bei einem Kernstein ist eine Seite nicht industriell. Bei den
Formgebungsspuren handelt es sich vorwiegend um kleine Negativreste, die
allerdings einen Nachweis für die Anwendung von Präparation und Reparaturen
mit Hilfe der Abformung der Kernkanten liefern, was auch durch die in dem
behandelten Inventar belegten Kernkantenklingen Bestätigung findet.
Die Rückenteile sind flach (in einem Fall konvex), nicht industriell oder, sel¬
tener teilweise durch einen oder mehrere, kleine, parallel oder schräg zur Kern¬
steinachse angeordnete Abschläge geformt. Kernsteine mit kantigem Rücken
sind nicht vorhanden.
Sämtliche Kernsteine tragen die Negative zahlreicher (5 - 10) Trennungen
von vorwiegend korrekten, regelmässigen Klingen, seltener Abschlägen, die
hauptsächlich mit der letzten Etappe der Abspaltung verbunden sind. Bei Kern¬
steinen mit zwei Schlagflächen wurde in den drei der fünf Fälle keine Dispropor¬
tion zwischen der Anzahl der Trennungen von den einzelnen Schlagflächen
nachgewiesen, obwohl die Größe dieser Schlagfächen verschieden ist. Sie wur¬
den abgewechselt abgebaut. Die Negative verlaufen häufigst parallel zueinander
und zu der Kernsteinachse. Die Schlagflächen wurden beim Reduktionsvorgang
mehrmalig gewechselt. Die Trennungsnegative liefern einen Beleg dafür,
die Exploitation intensiv war, mehrere Serien umfasste und durch Reparaturen
unterbrochen wurde. Einen Aufschluß über den Ausmaß der Reduktion der bear¬
beiteten Körper geben zusätzlich die Negative der letzten von Kernsteinen ab¬
gespaltenen Klingen: sie sind merklich kleiner als die Durchschnittslänge von
Klingen, die in dem untersuchten Inventar erhalten geblieben sind.
Die zweite bedeutendste Gruppe von Artefakten bilden die Klingen als Fer¬
tigprodukt und Ziel einer Kernsteinbearbeitung (Abb. 10c, 11,12). Es wurden
davon 43 herausgestellt (d.h. 32,82% der Debitage), darunter 12 gänzlich erhal¬
tene, 6 schwach beschädigte und 15 bruchstückhaft vorliegende Fragmente mit
— 254 —
Schlagflächenresten. Die Längenmaße wurden für 18 Exemplare (41,86 % der
Klingen) ermittelt. Die größte Klinge hat eine Länge von 135,5 mm (Abb.
die kleinste - 35 mm. Die stärkste Gruppe bilden Artefakte, deren Länge in ei¬
nem Bereich zwischen 51 und 70 mm liegt. Es sind dies größere Längen als bei
der überwiegenden Anzahl der Kernstein-Negative. Zwei längsten Klingen (über
100 mm) sind Kernkantenklingen, also Formen, die mit den frühesten Bearbei¬
tungsphasen zusmmenhängen. Die Breite, die für 32 Artefakte ermittelt worden
ist, kliegt in einem Bereich von 12 - 35 mm; die Dicke (für 37 Ex. bestimmt)
schwankt zwischen 6 und 10 mm. Das Breite/Länge-Verhältnis liegt in der
stärksten Gruppe von Artefakten in einem Bereich von 2,02-2,04 (9 Exemplare).
Die meisten Artefakte sind regelmäßig ausgebildet. Im Profil sind sie gerade
oder konvex, im Querschnitt dreieckig oder trapezförmig. Es sind dies Merkma¬
le, die für das standardisierte Klingen-Halbfabrikat kennzeichnend sind. Deutlich
zu erkennen ist hier eine Tendenz zur Gewinnung der Erzeugnisse mit bestimm¬
ter Form. Fast die Hälfte der hierzugehörigen Stücke weisen keine
von den übrigen Stücken ist bei 5 Exemplaren über 50 % der Fläche nicht indus¬
triell. Gänzlich mit
Cortex
kommt sie ein- oder beidseitig vor - derartige Erzeugnisse entstehen beim Abbau
von Kernsteinen ohne Präparation im Zuge einer Verbreiterung der Abbaufläche.
Die Schlagflächenreste sind nahezu ausschließlich abgeformt oder präpa¬
riert, wobei keiner der beiden Typen vorhersehend ist, die anderen kommen nur
sporadisch auf (nur 3 sind nicht industriell). Eine Analyse der
Treffpunkte lässt die Feststellung zu,
Schlag mit einem harten
zweifellos auch zartere Percuteure aus weicherem Gestein gebraucht wurden. Als
naheliegend erscheint hier auch die Anwendung der Technik des weichen, d.h.
organischen
Die Abschlagwinkel liegen im Prinzip in einem Bereich von 90 - 100°. Grö¬
ßere Winkel sind so gut wie nicht vorhanden (5 Exemplare). Zwischen dem
Winkel und dem Typ der Schlagflächenreste gibt es ebenso keinen Zusammen¬
hang wie zwischen dem Schlagwinkel und den Schlagspuren (Bulbus, Treff¬
punkt).
Die meisten Klingen weisen auf der Oberseite Negative auf, die parallel oder
etwas seltener parallel und schräg von einer oder den beiden Richtungen ausge¬
hend, die den Abbau von Kernsteinen mit einer oder zwei Schlagflächen bestäti¬
gen. Vorherrschend sind hierbei Klingen mit nur einer nachgewiesenen Abbau¬
richtung, was allerdings nicht unbedingt mit der Dominanz des Abbaus von
Kernsteinen mit einer Schlagfläche gleichzusetzen ist; ein Teil dieser Klingen
könnte möglicherweiswe von bipolaren Kernsteinen. Die Klingen tragen zumeist
auf ihrer Oberseite die Negative von 2-6 Schlägen. Neben langen, korrekten
Klingennegativen weisen manche von ihnen kleine, ebenfalls parallel oder
— 255 —
schräg angeordnete Negative am Schlagflächenrest oder im
Sie sind die Spur von der Kernsteinabformung oder den Maßnahmen, die auf die
Erzielung einer korrekten Kernsteinform abzielten. Eine gewisse Anzahl von
Klingen weist die Negative von quer verlaufenden Trennungen auf. Von beson¬
derer Bedeutung ist das Vorhandensein von 9 primären und sekundären Kernkan-·
tenklingen - zwei beidseitigen und 7 einseitigen, einer Klinge
zwei Fragmenten von Handgriffklingen. Ein paar Klingen weisen die Gebrauchs¬
retusche auf.
Neben der Klingen-Gruppe wurde in dem behandelten Inventar auch eine
Gruppe herausgesondert, die als „Klingen mit den Proportionen von Abschlä¬
gen (Abb. 10b, d,
Untergliederung sind eben die Proportionen - die Länge der letzt erwähnten Ar¬
tefakte ist knapp zweimal so größer als die Breite. Hierzu gehören spärliche Ar¬
tefakte (nur 10 Ex.), wodurch ihre Deutung und ein Vergleich mit den ei¬
gentlichen Klingen weitgehend erschwert ist. Es können allerdings manche Ten¬
denzen aufgezeigt werden, die hoffentlich nicht den zufälligem Charakter tragen.
Charakteristisch ist der Beobachtung,
mals den Wert 1,8 übersteigt. Es gibt keine Erzeugnisse, die in ihrer Proportion
den Klingen sehr angenähert wären, was darauf hindeuten mag,
gedrungene Formen
plare gerade oder schwach konvex gegestaltet, nur ein Profil war stark gewölbt.
Im Gegensatz zu den eigentlichen Klingen, sind hier die geformten Schlag¬
flächenreste vorherrschend (5 und 2 Ex.), was allerdings zufällig sein kann. Es
gibt keine nichtindustriellen Schlagflächenreste. Belegt ist ausschliesslich die
Technik des harten
winkel. Die Anordnung der Negative bestätigt jeweils die Bearbeitung der Kern¬
steine sowohl mit einer als auch mit zwei Schlagflächen wie auch die An¬
wendung der Kernpräparation. Angenähert ist die Anzahl von Klingen mit zahl¬
reichen (5 oder mehr) wie auch von spärlichen (2-4) Negativen, die zumeist
parallel angeordnet sind. Es sei hervorgehoben, es sich bei einem Teil von ihnen
um die Negative von korrekten Klingen handelt.
Eine Charakteristik der technologischen Merkmale bei Klingen mit der Pro¬
portion von Abschläge lässt die Feststellung zu,
chen Klingen, die komplizierter war und fortgeschrittenere Fertigkeiten voraus¬
setzte, organisatorisch viel besser vorbereitet war und
viel präziser ablief. Die Art und Weise der Abspaltung (Präzision, sorgfältige
Vorbereitung, Kraft, Auswahl von Percuteuren etc.) wurde nicht allein dem
jeweils herzustellenden Erzeugnis (Klinge oder Abschlag) angepaßt, sondern
auch auf die zu erzielenden Eigenschaften einer Klinge abgestimmt. Zweifellos
wurde mindestens ein Teil von Klingen mit der Proportion von Abschlägen von
typischen Klingen-Kernsteinen abgetrennt.
■256 —
Eine wichtige Frage ist es, ob die behandelte Kategorie von Klingen ein er¬
wünschtes, vorher geplantes Haifabrikat darstellte oder das Ergebnis einer ma¬
ximalen Ausbeutung des Kernsteins oder der im Laufe des Produktionsprozesses
unterlaufenen Fehler war. Eine eindeutige Beantwortung dieser Frage ist nicht
möglich, obwohl es scheint,
einen Teil der Erzeugnisse zutreffen mag. Kamen bei ihrer Produktion neben
einfachen Klingen-Kernsteinen etwa auch andere spezielle Kernsteine zur An¬
wendung? In
französischen Fundplatzes von Etoutteville
dass
Eine dritte Debitage-Gruppe bilden die Abschläge. Auf Grund einer Analyse
ihrer Merkmale dürften sie als von verschiedenen Phasen der Kernstein-Formung
und -Ausbesserung stammend gedeutet werden, wobei sehr deutlich eine Gruppe
von Abschlägen festzuhalten ist, die mit der Vor- und Frühphase der Präpartion
verbunden sind. Hierauf deuten vor allem zahlreich vorhandene Abschläge mit
Rinde, die über 50% der Oberseitenfläche einnimmt (34 Ex., d.h. 44,15%),
davon 17 gänzlich mit Rinde bedeckt, sodann reichhaltig auftretende nichtindus-
trielle Schlagflächenreste beim gleichzeitig sehr niedrigen Anteil von präpari¬
erten Formen wie auch sehr stumpfe Abschlagwinkel. Eine Analyse der
und der Schlagpunkte bezeugt den ausschließlichen Einsatz eines harten
cuteurs.
zusammen. Die hier behandelten Artefakte stammen großenteils von der Abfor¬
mung oder Ausbesserung der Klingen-Kernsteine. Es kommen auch regelmäßige
Erzeugnisse, die wohl als Halbrohmaterial begehrt gewesen sein könnten. Beach¬
tenswert sind dabei ein großer ovalförmiger Levallois-Abschlag (Abb. 7d) und
ein großer massiver Abschlag, der aller Wahrscheinlichkeit nach von einem
diskusförmigen Kernstein abgeschlagen wurde.
Die deutlichen Unterschiede in den Merkmalen von Klingen und Abschlä¬
gen, die in dem behandelten Inventar vorhanden sind, lassen sich durch die un¬
terschiedliche Funktion dieser beiden Kategorien von Artefakten erklären, vor
allem aber durch ihre verschiedene Stellung innerhalb des Produktionszyklus.
Die Aktivität der Hersteller war hauptsächlich auf die Fertigung der standardi¬
sierten Klingen gerichtet, die Abschläge entstanden größtenteils im Laufe der
Abformung und Ausbesserung von Kernsteinen. Die auf die Gewinnung von
(Levallois- und
in dem Inventar nur einen schwachen Niederschlag gefunden.
Eine Analyse von Kernsteinen und der Debitage liefert die Grundlage für ei¬
ne vorläufige, zugegeben nur bruchstückhafte Rekonstruktion des Prozesses der
Beabeitung von Klingen-Kernsteinen. Wir haben es hier zweifellos mit einer
fortgeschrittenen und vorzüglich beherrschten Klingen-Technik zu tun, die sich
den uns von den anderen jungpaläolitthischen Stationen bekannten Technologien
anschließt.
— 257 —
Es lassen
1. - Bearbeitung des volumetrischen Kernsteins ohne Präparation Präparation
(nucleus
jungpaläolithischem Typ. Der erste Zyklus, der auf dem behandelten Fundplatz
schwächer vertreten wird, besteht in der Exploitation von Kernsteinen, deren
Knollen nicht vorher präpariert wurden. Die Vorbereitung des Kernsteins bleibt
im Prinzip auf die Abformung der Schlagfläche beschränkt. Die Rohknollen
wurden absichtlich so gewählt, damit ihre natürliche Form optimal der ge¬
wünschten Gestalt des künftigen Kernsteins angepasst war. Die erste abgespalte¬
ne Klinge bildete zugleich den Grat, der anschliessend mit den weiteren Schlä¬
gen getroffen wurde. Die abgetrennten Klingen stellen ein begehrtes Halbrohma¬
terial dar und bilden gleichzeitig eine seitlich erweiterte Exploitationsfläche.
Jeder Schlag ist demnach von zweifacher Bedeutung: er liefert die gewünschte
Klinge und durch die Abformung der Abbaufläche auf den weiteren Ablauf des
Reduktionsprozesses Einfluß nimmt. Im Inventar von
mit Rinde bedeckte Klingen. Dieser Umstand legt möglicherweise die Vermu¬
tung nahe,
auf einen Zufall zurückzufühen sein, der bei der engen Fläche, auf der die be¬
handelten Artefakte zum Vorschein gekommen sind, durchaus denkbar ist. Von
Bedeutung ist dagegen die Anwesenheit einer Gruppe von seitlich mit Rinde
überdeckten Klingen, die möglicherweise mit den späteren Exploitationsetappen
von Kernsteinen dieser Art in Verbindung zu setzen sind. Die letzteren wurden
nach Ausweis der erhaltenen Exemplare durch die Abspaltung einer Klingenserie
von einer oder zwei Schlagflächen exploitiert, so lange es durch die entspre¬
chende, für die Spaltung günstige Form, vor allem die Wölbung der Schlagfläche
möglich war. Die Artefakte wurden aufgelassen, wenn die weitere Exploitation
durch den übermässigen Ausbeutegrad nicht mehr möglich war. Bis auf die Re-
gularisierang der Schlagfläche wurden sonst keine Ausbesserungen vorgenom¬
men, jedenfalls haben sich an keinem der beiden Kernsteine die Spuren davon
erhalten; ein Argument für diese Annahme wären auch die beträchtlichen Aus¬
masse der verworfenen Kernsteine. Die erhaltenen Negative deuten allerdings
darauf hin,
guten Klingen erzielt wurde. Die Qualität des gewonnenen Halbrohmaterials
hing selbstverständlich von der ursprünglichen Form des bearbeiteten Knollens
ab; den natürlichen Eigenschaften von Knollen kam hier zweifellos eine grössere
Bedeutung zu, als dies bei den präparierten Kernsteinen der Fall war. Bei der
günstigen Flächenanordnung bestand jedoch die Möglichkeit der Gewinnung
eines sehr korrekten, standardisierten Halbrohmaterials, der in seiner Qualität
nicht dem aus den präparierten Kernsteinen gewonnenen nachstand. Falls die
Exploitation auf die Abspaltung einer Serie von Klingen beschränkt blieb, die
nur bis zur vollständigen Ausbeutung der unvorbereiteten und nicht ausgebesser¬
ten Schlagfläche abgetrennt wurden, wurde die Produktivität bei derartigen
— 258 —
Kernsteinen zweifellos geringer. Diese Einschränkung erwuchs nicht so sehr aus
dem Potential des Rohmaterials selbst, sondern war durch die sich aus der Form
ergebenden Möglichkeiten (vor allem die Aufwölbung) der Schlagfläche bedingt.
Der zweite und wichtigste Klingen-Herstellungszyklus ist die Bearbeitung
von Kernsteinen mit einer und zwei Schlagflächen mit Präparation jungpaläo¬
lithischen Typs. Für eine Rekonstruktion der ursprünglichen Formen und Aus¬
masse der zu Bearbeitung anstehenden Knollen sowie der ersten Bearbeitungs¬
phasen liegen uns keine Anhaltspunkte vor, man kann allerdings annehmen,
Konkretionen bevorzugt wurden, deren Gestalt der angestrebten Form angenä¬
hert war, wodurch viel Arbeitsaufwand und Werkstoff gespart werden konnte.
Die uns unbekannte Etappe einer Vorbearbeitung von Kernsteinen mit Präparati¬
on wird sicherlich die Schlagflächen, die Seiten und die Abbauflächen der Kern¬
steine, wohl nicht immer sämtliche Teile umfasst haben, viel seltener und weni¬
ger sorgfältig wurden die Rückenteile abgeformt. Die Schlagflächen wurden
präpariert oder abgeformt; viel Wert wurde auf die Abformung des entsprechen¬
den Außenwinkels gelegt. Dieser scheint als meist stabiles, nämlich gleichblei¬
bendes Aufbauelement an einer Knolle anzusehen zu sein. Die Präparation wird
wohl die Abformung der ein- sowie der zweiseitigen Abbaukanten umfasst ha¬
ben. Es ist nicht näher bekannt, wie die Abbauflächen geformt wurden - hierzu
wurden wohl Seitenschläge benutzt. Über die Abformung der vorderseitigen
Abbaukanten liegen keine Angaben vor.
Die Exploitation wurde wohl mit der Trennung einer Kernkantenklinge be¬
gonnen, dann wurde sie in einer für die Klingen-Technik charakteristischen Wei¬
se fortgesetzt. Es wurden mehrere Serien von sehr korrekten Klingen getrennt.
Die Exploitation wurde durchgeführt, solange es technisch möglich war; man
verwendete dabei unterschiedliche Ausbesserungsmethoden von Schlag- und
Abbauflächen, die Abformung der sekundären Abbaukanten und nutzte geschickt
abwechselnd die beiden Schlagflächen bei bipolaren Kernsteinen. Es sind dies
alles Maßnahmen, die von den jungpaläolithischen Steinindustrien gut bekannt
sind. Eine solche Bearbeitung ist sehr ergiebig, was vom wirtschaftlichen Ge¬
sichtspunkt aus nocht unbedeutend ist. Die Exploitation umfasste die breiten
Abbauflächen, die oft eine oder die beiden Seiten einnahmen
tournant).
des Klingen-Halbfabrikats guter Qualität zu erbeuten. Wichtig für den Hersteller
war offensichtlich nicht nur die Quantität, sondern auch die Qualität der gewon¬
nenen Klingen. Verwendet wurden unmittelbarer Schlag mit hartem
was dem allgemeinen in den mittelpaläolithischen Klingen-Fundkomplexen übli¬
chen Prinzip entspricht, sowie aller Wahrscheinlihkeit nach auch ein Schlag mit
weichem
Jene hochspezialisierten Klingentechniken werden von den im geringeren
Ausmaß verwendeten Abschlagtechniken, wie die Levallois-Technik, Technik
des diskusförmigen Kernsteins (?) sowie einfache Abschlagtechniken, begleitet.
— 259 —
Die Klingen-Kernsteine wurde als Restkerne verworfen. Die maximale, mit¬
unter geradezu „übermäßige Nutzung der meisten Knollen, besonders dann, wenn
die Gewinnung eines Rohstoffes von beträchtlicher Größe und guter Qualität kein
Problem darstellte, ist eines der Merkmale, die bei den Kernsteinen mit Präparati¬
on besonders auffallend sind. Diese Merkmale sind umso wichtiger, als sie in be¬
deutendem Maße von den Abmessungen, vor allem aber von dem Grad der Nut¬
zung der beiden unpräparierten Kernsteine abweichen. Sichtbar wird dabei auch
der Unterschied in der Art und Weise, wie die beiden Kernsteinarten behandelt
wurden: während die Kernsteine mit Präparation mehrmals mit größtem Aufwand
repariert wurden, wurden die Kernsteine ohne Präparation aufgegeben, ohne
man sich der Mühe unterzog, sie wieder exploitationsfähig zu machen. Diese Ab¬
weichung erlaubt die Aufstellung einer Hypothese,
tungsintensität und dem Nutzungsgrad des Rohstoffes einerseits und dem Kern¬
steintyp andererseits ein Zusammenhang besteht: je sorgfältiger, arbeitsaufwendi¬
ger und präziser die Präparation, desto intensiver, sorgfältiger und zahlreiche Aus¬
besserungen in Kauf nehmende Exploitation eines Kernsteins. Es scheint also,
hier der Arbeitsaufwand und die Fertigkeiten bei der bearbeitung des Rohknollens
höher im Wert standen als das Rohmaterial selbst. Sollte diese These zutreffend
sein, so hätte wir es hier nicht nur mit der Erscheinung einer Rohmaterialökono¬
mie, sondern auch mit einer Erscheinung, die von mir vorläufig als Arbeitsökono¬
mie bezeichnet worden ist, zu tun. Der Arbeitsaufwand und die Fertigkeiten sind
bei einem Herstellungsprozess ebenso wertvoll oder vielleicht noch wertvoller als
der Rohstoff selbst. Eine Bestätigung für diese These liefern möglicherweise auch
die Nicht-Klingen-Kernsteine: nachlässig abgebaute Nicht-Levallois-Abschlag-
Kemsteine einerseits sowie der maximal genutzte, mehrmalig geformte Levallois-
kemstein andererseits. Die Richtigkeit dieser Hypothese
eine Analyse der anderen Fundkomplexe überprüft werden.
Das Hauptziel der Produktion war die Gewinnung von regelmäßigen Klin¬
gen. Die meisten von ihnen wurden im unbearbeiteten Zustand verwertet, wovon
neben den zahlreichen Klingen auch die Exemplare mit Gebrauchsretusche zeu¬
gen. Die wenigen, die retuschiert wurden, wurden auch einer Selektion unterzo¬
gen: sehr korrekte Formen fanden nur für die Produktion von der Geräte vom
jungpaläolithischem Typ, insbesondere für die rückengestumpften Formen ge¬
nutzt (3 Rückenmesser, 1 endretuschierte Klinge, 1 Stichel) (Abb. 16, d, f-h, i),
für die Erzeugung anderer Typen von Artefakten (Schaber, gekerbte Geräte, Ge¬
räte mit Kantenretusche) wurden Abschläge oder Klingen von viel minderwerti¬
gerer Qualitätet gebraucht (Abb. 6a; 15g; 16 a-g).
Die geringe Anzahl von Geräten, unter denen die sehr einfachen Formen einen
beträchtlichen Teil bilden, liefert keine Grundlagen für die weit reichenden Deu¬
tungen. Es sei allerdings auf die Tatbestände hingedeutet, in denen, wie es scheint,
manche Regelmässigkeiten bei der Geräte-Herstellung und in der Beziehung
zwischen Gerätetyp und Halbrohmaterial-Auswahl ihre Widerspiegelung finden.
— 260 —
Auffällt,
läolithischen Typs und einer der vier Schaber sind. Es dürfte wohl dabei festzu¬
halten sein,
tigung eines Gerätes abzielte, dessen Form und Eigenschaften früher bestimmt
und im Laufe der Produktion konsequent angestrebt wuren. Zweifellos kann hier
auch von einer zielbewussten Wahl des Holbrohmaterials gesprochen werden.
Charakteristisch ist auch die Tatsache,
des jungpaläolithischen Typs Klingen verwendet wurde, die auf ihre sehr
sorgfältig Auswahl schliessen lassen: die rückengestumpften Formen sind an
sehr regelmässigen, langen und schmalen Klingen mit geraden Seitenkanten und
geradem oder schwach gewölbtem Profil gefertigt. Der Stichel wurde an einer
breiten und kurzen, allerdings auch sehr regelmäsig ausgebildeten, geraden und
flachen Klinge mit Abschlag-Proportionen erzeugt. Eine solche Halbrohmaterial-
Auswahl ist wohl nicht zufällig, zumal die Klingen von so guter Qualität für die
Erzeugung sonst keiner anderen Geräte Anwendung gefunden haben. Für die
Abformung der übrigen Gerätettypen wurden, falls diese überhaupt an Klingen
erzeugt wurden, viel minderwertigere Klingen verwendet.
Alle Schaber dagegen wurden an einem anderem Halbrohmaterial als Klin¬
gen erzeugt (Abschläge, natürliches Fragment). Zwei von ihnen wurden nicht
einer intensiven, für die Form des ganzen Gerätes ausschlaggebenden Bearbei¬
tung ausgesetzt. Dies trifft auch für die übrigen Geräte zu - es sind dies Formen,
die einer nur wenig sorgfältigen und wenig intensiven oder gar spärlichen Bear¬
beitung ausgesetzt wurden, und die eine nur zufällige Auswahl des Halbrohmate¬
rials erkennen lassen. Geräte waren allerdings ganz bestimmt auch Klingen,
unter anderem oder vielleicht vor allem jene am sorgfältigsten gefertigten, die
keiner sekundären Bearbeitung unterzogen wurden. Einen Hinweis darauf liefert
ihr beträchtlicher Anteil an dem gesamten Inventar, die Vorhandensein der Ge¬
brauchsretusche an den Kanten einiger Exemplare wie auch der Umstand,
die am regelrechsten ausgebildeten Klingen nur selten vermittels einer Retusche
zu Geräten verarbeitet wurden.
Bei dem behandelten Inventar ist somit manche Relationen zwischen Halb¬
rohmaterial und Gerät fassbar, die allerdings nur bei einigen Gerätetypen (d.h.
solche jungpaläolithischen Typs) und manchen Halbrohmaterial-Arten (d.h.
„hervorragenden Klingen) zur Geltung kommen; Diese Relationen sind sowohl
„positiv (die „hervorragenden Klingen werden für die Fertigung der Geräte
paläolithischen Typs verwendet) wie auch „negativ (die „hervorragenden Klin¬
gen finden bei der Produktion der sonstigen Gerätetypen keine Anwendung).
Die beiden Arten von Beziehungen sind gleichermaßen bedeutsam.
Für die übrigen Geräte steht es eindeutig fest,
ner intentioneilen Auswahl des Halbrohmaterials die Rede sein kann. Die Geräte
des mittelpaläolithischen Typs wurden an ganz zufälligen, oft minderwertigen,
eindeutig die Eigenschaften von Abfall aufweisenden Abschlägen oder Klingen
— 261 —
erzeugt. Eine große Bedeutung kommt dem Umstand zu,
nur spärlich retuschiert wurden und
gekerbten Geräte bilden, also die Formen, bei denen es auf eine eigenartige
Gestaltung der wohl zu sehr strikt bestimmten Zwecken dienenden Axbeitskante
ankam. Dieses mag darauf hindeuten,
(in funktionaler Hinsicht) eben unretuschierte Halbrohknollen waren, bei denen
von ihren naturgegeben scharfen Kanten Gebrauch gemacht wurde. Am besten
geeignet waren hierzu die Klingen - Erzeugnisse mit langen, geraden und schar¬
fen Kanten (vgl. J. Tixier 1984).
Charakteristische Merkmale des Inventars wie zahlreiche Geräte und fertige
Klingen, das Vorhandensein der Restkerne beim gleichzeitigen Fehlen der noch
nicht vollständig abgebauten Formen deuten darauf hin,
einen Teil des Fundstoffes handelt, der die Züge eines Haushaltsinventars trägt.
Letzteres stammt allerdings aus einem ziemlich beschränkten Bereich und stellt
allem Anschein nach nur ein Fragment eines umfangreicheren Fundverbandes
dar. Es ist sehr naheliegend,
ren und funktionsmäßig differenzierten Fundplatzes zu tun haben, dessen Inven¬
tarzusammensetzung je nach Region und funktionaler Bedeutung differenziert
ist. Eine Bestätigung hierfür liefert möglicherweise das relativ spärliche Fund¬
material von den anderen Grabungsschnitten (Abb. 17-22), die einen offensicht¬
lichen Werkstatt-Charakter tragen. Ein Teil der fertigen Klingen, die in den ande¬
ren „werkstattgebundenen Bereichen des Fundplatzes zum Vorschein kamen,
wird wohl anschliessend in den Bereich übergetragen worden sein, wo sie ge¬
nutzt wurden. Da es keine Möglichkeit gibt, die im Gelände erhaltenen Struktu¬
ren nachzuweisen, wirkt sich auf eine tiefer gehende Auswertung des betreffen¬
den Fund
Die Klingen-Fundkomplexe im europäischen Raum
Der Fundplatz von
teleuropäischen Raumes, für welche die Anwendung der Klingen-Technik von
jungpaläolithischem Typ belegt worden ist (Abb.31;
Fundkomplexe besitzen den gleiche Rang hinsichtlich der erhobenen Belege. Sie
wurden auch in unterschiedlichem Maße erschlossen und beschrieben.
Sieht man von einer Station in England (Crayford, Cook 1986) ab, bleibt das
Auftreten dieser Fundplätze auf den Norddteil des europäischen Festlandes be¬
schränkt (insbesondere Nordost-Frankreich, Belgien, Westdeutschland). 11
Fundplätze gehören in die dem Eem-Interglazial vorhergehende Periode (darun¬
ter
ausschließlich Freilandfundplätze (mit einer Ausnahme -
Scuvée et al
sind. Der leichte Zugang zu den Rohmaterialquellen ist neben der Wassernähe
— 262 —
stellt das derzeit einzige Kriterium zur Lokalisierung der betreffenden Stationen
dar. Bezüglich der Funktion von Fundplätzen mit Klingen gibt es keine Re¬
gelmäßigkeit. Es sind dies sowohl Werkstätten wie auch Lagerplätze. An
größeren Stationen sind bisweilen die Zonen unterschiedlicher Aktivitäten
nachweisbar, darunter Wirtschafts- und Werkstattsbereiche (z.B. Seclin, Saint-
Germain-des-Vaux, Revillon 1994, Rheindahlen, Bosinski 1966, Thieme 1990).
Bei vielen Stationen konnte ihre Funktion bislag nicht bestimmt werden.
Das bearbeitete Rohmaterial ist stets lokaler Herkunft. Importe, die auf
manchen Fundplätzen belegt worden sind (z.B.
1996), sind durch vereinzelte Fertigprodukte vertreten. Benutzt wurden fast
ausschließlich Feuersteine; zu den Ausnahmen gehören die Stationen, an denen
die anderen Gesteinsarten vorherrschend sind (Tönchesberg - Conard 1992,
Wallertheim - Conard et
manchen Stationen kamen die Nicht-Feuerstein-Rohmaterialien nur sporadisch
zur Anwendung (z.B. Vinneuf -
al.
Qualität. Gespalten wurden Rohknollen unterchiedlicher Größe, wobei sie oft
so gewählt wurden, damit ihre Gestalt der späteren angestrebten Kernstein-
Form bestens entsprach. Diese zielbewußte Auswahl von Konkretionen ist an
zahlreichen Stationen zu beobachten (z.B. Tourville-la-Ri
al.
Vaux - Revillion 1994), auch wenn Knollen von rein zufälliger Form bearbei¬
tet wurden. Wenig sorgfältig gearbeitete, unregelmäßige Kernsteine sind al¬
lerdings nur selten anzutreffen (z.B.
Die Auswahl des Rohmaterials sowohl hinsichtlich dessen Qualität als auch der
Ausgestaltung liefert einen Beweis dafür,
d.h. vor dem Beginn der Bearbeitung sich über den geplanten Ertrag als auch
über den Ablauf des Herstellungsprozesses im klaren waren. Zu beobachten ist
hier also die gleiche Erscheinung eines abstrakten Vorstellungsvermögens in
Bezug auf das Fertigprodukt, wie dies bei der Durchsetzung des Levallois-
Konzeptes der Fall ist. Die beiden Produktionsmethoden setzen eine Reihe von
Arbeitsgängen voraus, mit deren schrittweiser Durchfuhrung das vorher ge¬
setzte Ziel erreicht wurde.
Gemeinsames Merkmal aller hier behandelten Fundkomplexe ist eine
Klingenproduktion auf der Basis von Kernsteinen des jungpaläolithischen Typs.
Bei dem Konzept des jungpaläolithischen sind ein paar Varianten nachzuweisen,
die sich untereinander durch die Auswahl von Rohknollen, die vorhandende oder
ausbleibende Anwendung der Präparation, die Art und Weise der Vorbereitung
von Kernsteinen und deren Eigenschaften unterscheiden. Unterschiedliche Arten
von Abformung und Exploitation konnten innerhalb derselben Fundkomplexe
zusammen vorkommen, wobei sie an den jeweiligen Stationen verschiedene
Konfigurationen bildeten.
— 263 —
In den meisten Fundkomplexen der älteren und der jüngeren Phase des Mit-
telpaläolithikums sind die präparierten Kernsteine mit solchen
vergesellschaftet. Die Kernsteine ohne Präparation kommen auf den meisten
Fundplätzen vor; an drei davon, für welche uns glaubwürdige Belege zur Tech¬
nologie vorliegen, werden die Kernsteine mit Präparation nicht durch solche
ohne Präparation begleitet (Rocourt -
lion 1994; Vinneuf -
denen die Exploitation der Kernsteine ohne Präparation die einzige Klingen-
Herstellungstechnik: darstellt
- Lefebvre 1976; Crayford (?) - Cook 1986,
et
dabei der Umstand,
ohne Präparation geborgen worden sind, der älteren mittelpaläolithischen Phase
entstammen, während solche, an denen durchweg Kernsteine mit Präparation
zum Vorschein kamen, der jüngeren Phase zuzuweisen sind.
Die Kernsteine ohne Präparation vertreten die unterschiedliche Bearbei¬
tungsstufe und -qualität. Es kommen einerseits Kernsteine von minderwertigem
Herstellungsniveau vor, wo der Produzent den Produktionsablauf kaum unter
Kontrolle hatte (Crayford, Coquelle), andererseits gibt es sehr
gebildete Formen, die eine hervorragende Beherrschung der Herstellungskunst
von Klingen nahelegen, aus denen mehrere Serien sehr korrekten Halbrohmate¬
rials gewonnen wurden (Saint-
Fundplatz von
baud et
Präparation zu tun, es liegt uns aber ein mehrhasiger Exploitationsprozeß vor, bei
dem das Konzept des Kernsteinkörpers einer Umwandlung erfährt: der Herstel¬
lungsprozeß schließt neben dem Konzept des prismatischen Klingen-Kernsteins
jungpaläolithischen Typs auch das Konzept eines discoidalen sowie gewisse
typologische
Eine zweite Kategorie bilden Kernsteine mit Präparation. Diese konnte auf
verschiedene Art und Weise durchgeführt werden; die grundlegendste und meist
charakteristisch Art die Abformung von Abbaukanten. Die Erkennung ihrer An¬
zahl und Lage ist zumeist nicht möglich. Gewöhnlich ist nur die Aussage
möglich,
grundlegenden Methode wurde auch auf die einfacheren Mittel zurückgegriffen.
Hierzu gehören die Methode vom Rocourt-Typ
der Präparation (Etoutteville, Vinneuf) als auch bei der Ausbesserung von Kern¬
steinen (Rocourt, Saint-Germain-des-Vaux) verwendet wurde, wie auch die von
der Seite her durchgeführte Reparatur der einzelnen Flächen, bei der es nicht auf
die Bildung einer Abbaukante ankam (Seclin, Markkleeberg - Baumann et
1983). Die Präparation umfasste fast immer die Vorbereitung einer Schlagfläche
durch einen oder mehr Schläge sowie die Abformung eines entsprechenden
— 264 —
Außenwinkels. Präpariert wurden oft die Seiten, selten der Rückenteil. All diese
Maßnahmen hatten stets das Ziel, den Kerasteinkörper so zu formen, damit seine
Morphologie die Trennung einer Serie korrekten Klingen-Halbrohmaterials er¬
laubte.
Exploitiert wurden Kernsteine mit einer und zwei Schlagflächen, wobei den
letzteren der Vorzug gegeben wurde. Nur in Ausnahmefällen wurde die veränderte
Schlagrichtung angewendet (Rheindahlen - Bosinski 1966, Vinneuf - Gouedo
1993, 1994,
der Ausbeserungs-Maßnahmen verwendet worden sein. Zu den Ausnahmen ge¬
hören die Fundplätze, an denen die ausschließliche Anwendung von Kernsteinen
mit einer Schlagfläche bezeugt ist (Coquelle - Tuffreau 1983); es gibt auch nur
wenige Fundkomplexe, in denen die Kernsteine mit einer Schlagfläche deutlich in
vorherrschend sind (Querqueville - Clet et
et
ausschließlich Kernsteine mit zwei Schlagflächen angehören (np. Seclin - Revil-
lon 1994). Am häufigsten begegnen Kernsteine, deren Abbauflächen eine oder
beide Seiten einnehmen
dagegen Kernsteine mit umlaufender Abbaufläche
den an nur ein paar Stationen identifiziert (z.B. Seclin, Saint-Germain-des-Vaux -
Revillon 1994). Oft wurden die Reparaturmaßnahmen getroffen: die Trennung von
débordant-Kìmgen, die
serung der Schlag- und Abbaufläche. Statt der Reparatur konnte auch stufenweise
die Art und Weise der Kernstein-Exploitation verändert werden, wie dies in
ville-la-Rivière
Kernsteinen mit Präparation zur Anwendung gekommen zu sein, eine Ausnahme
bildet hierbei die verstärkte Abtrennung von
verwendete Ausbesserung der Schlagflächen. Eine Analyse der kernsteine aus den
europäischen Fundplätzen bestätigt die früher aufgestellte Hypothese bezüglich
des Bestehens einer Arbeitsökonomie.
Bei den mittelpaläolithischen Klingen-Fundkomplexen ist nicht nur eine be¬
trächtliche Differenzierung in der Art und Weise der Abformung und Exploita¬
tion von Kernsteinen, sondern auch ein unterschiedlih hoher Anteil von Klingen
an dem Gesamtinventar zu beobachten. Es gibt Fundplätze, an denen er niedrig
ist (z.B. die Stationen an dem Vanne-Fluß - Locht et
die Klingen eine wichtige Rolle spielten (z.B. Seclin, Riencourt) sowie solche,
an denen ausschließlich oder fast ausschließlich Klingen-Kernsteine bearbeitet
wurden (Rheindahlen, Rocourt). Es gibt keinen Zusammenhang zwischen dem
Klingen-Anteil und der Chronologie. An den meisten Fundplätzen sowohl der
älteren als auch der jüngeren Phase ist die Levallois-Fertigungsweise nachge¬
wiesen. Die Bedeutung des Levallois-Konzeptes ist variiert von Inventar zu In¬
ventar; unterschiedlich ist auch die Art des gewonnenen Halbrohmaterials. Vor¬
wiegend hanelt es sich dabei jedoch um Abschläge. Es wurden die
— 265 —
die récurrente-M&thode verwndet,
Der Anteil von Levallois-Erzeugnissen am Inventar schwankt zwischen einem
spurenhaften (Rheindahlen, Vinneuf) bis zu einem sehr bedeutenden (Rissori -
Locht 1990, Adam 1991,
unterschiedlicher Varianten nicht chronologisch bedingt. Neben dem Levallois-
Konzept kamen auf den meisten Fundplätzen auch Nicht-Levallois-Abschlag-
Techniken zum Einsatz.
Retuschierte Geräte sind mit Ausnahme von Crayford auf allen Fund¬
plätzen belegt worden. Die Erfassung einer allgemein geltenden Regelmässig-
keit bezüglich der Zusammensetzung von Geräten in den Klingen-
Fundkomplexen stößt grundsätzlich auf Schwierigkeiten. Es lassen sich allge¬
mein zwei Hauptgruppen von Geräten aussondern: von jungpaläolithischem
und von mittelpaläolithischem Typ. Ihr proportionaler Anteil ist in den einzel¬
nen Fundkomplexen verschieden. Unter den Geräten des mittelpaläolithischen
Typs kommen vor allem Schaber, hauptsächliche lang ausgezogene Formen,
gezähnte und gekerbte Geräte vor; die anderen Typen sind seltener vertreten.
An den wenigen Stationen traten auch bifaziale Formen — Messer (z.B. Vin¬
neuf) oder Faustkeile (Rheindahlen — Schmitz et
eine geringe Anzahl von Exemplaren vertreten sind. Unter den Geräten des
jungpaläolithischen Typs kommen Kratzer, Stichel, Bohrer sowie Klingen mit
Endretusche sowie Rückenmesser, deren Vorhandensein ein besonders charak¬
teristisches Merkmal der behandelten Fundkomplexe ist. Den jung¬
paläolithischen Formen
von Geräten dar, die an intentioneil gewähltem Halbrohmaterial erzeugt wur¬
den: sämtliche Rückenmesser und fast alle endretuschierten Klingen sind an
Klingen gefertigt. Rücken gestumpfte Formen konnten auf 13 Fundplätzen
(Piekary
bisweilen Einzelexemplare vertreten. Zahlreich vorhandene Geräte sind
Klingen und retuchierte Abschläge; sie bilden gelegentlich die stärkste oder
eine der stärksten Kategorie von Geräten (z.B. Rheindahlen, Seclin, Saint-
Germain-des-Vaux). Die Geräte des jung- und mittelpaläolithischen Typs
kommen in unterschiedlichen Proportionen vor; die einzelnen Fundkomplexe
weisen diesbezüglich beachtliche Unterschiede auf. Von einer intentioneilen
Auswahl des für die Erzeugung von Geräten benutzten Halbrohmaterial kann
auch kaum die Rede sein. Abgesehen von den rückengestumpften Formen, gibt
es da keine allgemein gültigen Regelmäßigkeiten. Dieses und vor allem das
fehlende Interesse an Klingen als Halbrohmaterial sind sehr bedeutend. Es
dürfte nämlich daraus zu schliessen sein,
nicht oder nicht vorrangig die Erzeugung eines für die Abformung retuschierter
Geräte geeigneten Halbrohmaterials beabsichtigt wurde. Das erwünschte Er¬
gebnis der Bearbeitung von Klingen-Kernsteinen war also eine rohe Klinge,
die unretuschiert oder womöglih nur schwach modifiziert benutzt wurde.
— 266 —
Abschluss
Auf Grund einer eingehenden Analyse der Fundinventare war es möglich,
eine Differenzierung von Merkmalen der europäischen Fundkomplexe mit der
Klingentechnik zu beobachten.
Die behandelten Erscheinungen tragen in herstellungstechnischer Hinsicht
einen diachronischen Charakter: Eine zeitlich vor sich gehende Evolution der
Klingen-Technik, d.h. derselben Art und Weise der Kernstein-Bearbeitung, lässt
sich nicht nachweisen. Die fortgeschrittenen Produktionsverfahren auf der
Grundlage der Exploitation regelmäßiger volumetrischer Kernsteine mit Präpara¬
tion jungpaläolithischen Typs, mit einer und zwei Schlagflächen, sind bereits in
den voreemszeitlichen Fundkomplexen anzutreffen; ihnen zeitgleich kommen
auch Industrien vor, bei denen die Klingen von unpräparierten Kernsteinen sowie
bei Anwendung des Levallois-Konzeptes gewonnen wurden. Die gleichen Ver¬
fahren der Herstellung des Klingen-Halbfabrikats sind an den Fundplätzen der
jüngeren Phase des MittelpaläoHthikums zu beobachten, auch wenn das für diese
Fundkomplexe nachweisbare Vorkommen und die Vergesellschaftung der er¬
wähnten Produktionsverfahren in den beiden Gruppen differenziert ist. Sowohl
die älteren (voreemszeitliche) als auch die jüngeren Fundverbände bilden techno¬
logisch und
verbände der einzelnen Phasen habe ich 5 Inventartypen ausgesondert, die zu¬
meist eine geringe Anzahl von Fundplätzen oder gar Einzelstationen umfassen,
wobei ich das Auftreten und die Anteile der verschiedenen Klingen-Techniken
und der sie begleitenden Abschlag-Techniken, vor allem der Levallois-Technik
berücksichtigt habe. Die Anzahl von Typen, wie sie innerhalb einer geringen
Anzahl von Fundplätzen mit Klingen ausgesondert wurden, spiegelt am besten
die Differenzierung der behandelten Erscheinung wider.
Alles in allem scheint aus den Ergebnissen der eingehenden Analyse der
ventare
von einer solchen überhaupt gesprochen werden kann, nicht in der Entwicklung
von Produktionstechniken allein (Vervollkommnung der Bearbeitung von Kern¬
steinen), sondern in den Umwandlungen der Inventarstruktur besteht. Diese
Umwandlungen finden ihren Ausdruck nicht in der allmählichen Ablösung der
einfacheren Techniken (Kernsteine ohne Präparation) durclrdie weiter entwickel¬
ten Techniken, was nicht nur als das Ausklingen der ersteren in der jüngeren
Phase der Fundkomplexe, in der die Kernsteine ohne Präparation als die einzigen
auftreten, beobachtet wird (was in der älteren Phase der Fall war, z.B. Saint-
Valèry-sur-Somme,
der jüngeren Phase der bis dahin nicht bekannten Fundkomplexe, in denen die
Kernsteine ohne Präparation überhaupt vertreten sind (z.B. Rocourt,
1990). Auf den jüngeren Fundplätzen kommen die Kernsteine ohne Präpartion
vorwiegend (oder vielleicht auch immer) weniger zahlreich vor.
— 267 —
Ein weiteres bedeutendes Element der behandelten Umwandlungen ist eine
deutlich geringere Rolle, die in den jüngeren Fundverbänden der Levallois-
Kozeption bei der Klingen-Herstellung zukommt - dort, wo die Klingen von den
volumetrischen Kernsteinen getrennt wurden, dienten die Levallois-Kernsteine
zur Herstellung anderer Arten von Halbrohmaterial. Es kann hier wohl von einer
gewissen Spezialisierung der einzelnen Technik-Varianten gesprochen werden.
Auch von einem für die Klingen-Fundkomplexe typischen Bestand und ei¬
ner für diese Fundkomplexe typischen Frequenz kann nicht gesprochen werden;
eine Ausnahme bilden hierbei die Rückenmesser. Zwischen dem Geräte- und
dem Rohmaterialtyp gibt es keinen Zusammenhang. Die Klingen wurden gern
für die Erzeugung von geraten des jungpaläolithischen Typs benutzt, allerdings
ist dies nicht immer der Fall. Die Klingen wurden zum großen Teil in rohem
Zustand genutzt.
Die mittelpaläolitischen Klingen-Komplexe stellen eine weitestgehend ein¬
heitliche Gruppe dar. Ihre Differenzierung betrifft sowohl verfahrenstechnische
als auch
Charakter tragen und als gemeinsames Merkmal durch die ausschließliche An¬
wendung der Klingentechnik von jungpaläolithischem Typ gekennzeichnet sind.
Das Vorkommen der Fundkompexe ist territorial stark begrenzt. Die Anwendung
dieses Verfahrens scheint durch die Verfügbarkeit des Rohstoffes von guter Qua¬
lität bedingt gewesen sein, sonst wurden keine Wechselbeziehungen festgestellt.
Die Anwendung der Klingen-Technik hängt auch nicht mit der Aufenthaltsdauer
der menschlichen Gruppen an einem Ort noch mit der Funktion des Fundplatzes
zusammen. Auf nahezu allen Fundplätzen stellten die Klingen-Techniken nur
eines der zahlreichen und oft bei weitem nicht das wichtigste Verfahren zur Er¬
zeugung des Halbfabrikats dar. Überall dort treten Geräte des mittelpaläolithi-
schen Typs auf. Handelt es sich bei diesen Fundkomplexen also nicht etwa um
die Spuren der Tätigkeit derselben Menschengruppen, die die zahlreichen Fund¬
verbände mit Abschlägen hinterlassen hatten, die den einzelnen taxonomen Ein¬
heiten zugewiesen werden? Sollte dies der Fall sein, so wäre die Fertigkeit der
Bearbeitung volumetrischer Kernsteine allein nicht mit deren Nutzung glechbe-
deutend gewesen; von dieser Technologie wurde wohl dann Gebrauch gemacht,
wenn dies aus irgendwelchen Gründen als notwendig oder möglich erachtet
wurde. Für die Annahme einer solchen.Hypothese spricht der Umstand,
zahlreiche Klingen-Komplexe in typologischer Hinsicht solchen des
oder seltener des Micoquien nahekommen, auch wenn zu betonen ist,
Original-Inventare
Situation, die bei dem für die unterschiedlichen Kulturen nachweisbaren Leval-
lois-Konzept zu beobachten ist. Mit der Annahme einer solchen Hypothese drän¬
gen sich die Fragen nach den Ursachen und dem Wesen der Differenzierung der
Fundkomplexe auf. Falls die damaligen Hersteller, denen Bearbeitungsverfahren
von Klingen-Kernsteinen geläufig waren, diese nicht in einem größeren Umfang
— 268 —
praktisch verwendeten, so hat dies zu bedeuten,
duktes, wie es eine Klinge war, nicht nur notwendig, sondern, sieht man einmal
von den Sonderfällen ab, auch in höchstem Maße erwünscht war (besonders
günstige Rohstoffsituation? Umweltbedingungen? Tätigkeit eines bestimmten
Typs?), und dieses
Lebens der Bevölkerung verknüpft gewesen sein. Dies bedeutet ferner auch,
die Kenntnis der einzelnen technischen Massnahmen nicht mit ihrer Anwendung
gleichbedeutend war, und ihre Beherrschung hing von anderen Faktoren ab.
Die vorliegend behandelten Steinindustrien kommen auf und klingen aus im
Laufe des Mittelpaläolithikums, ohne daß sie die Entwicklung der über diesen
Zeitraum hindurch vorherrschenden mittelpaläolithischen Technologien in irgend¬
einer Weise beeinflußt hätten. Diese Erscheinung ist für die auf den Abschlagtech¬
niken gegründeten Industrien nur
um die hauptsächliche, vorwiegend auch ausschließliche Methode zur Gewinnung
des Halbrohmaterials handelte, setzt sich erst im Jungpaläolithikum breiter durch.
Die technologische Wende, die sich zu Beginn des Jungpaläolithikums abzeichnet,
scheint irgendwelche tiefer reichenden Umwandlungen widerzuspiegeln, von de¬
nen ebenfalls oder vielleicht vornehmlich auch andere Lebensbereiche als die
Steinbearbeitung betroffen wurden. Die neuen Verhaltensweisen werden es wohl
gewesen sein, die einen dermaßen radikalen Wandel innerhalb der Steininventare
sowohl in technologischer als auch typologischer Hinsicht erzwungen haben. Ein
wichtiger und hervorzuhebender Umstand ist es wiederum,
Elementen, die mit der Technologie und Typologie, doch auch mit der funktionalen
Differenzierung der für das Jungpaläolithikum charakteristischen Fundplätze
(Werkstätten) zusammenhängen, erstmalig bereist im Mittelpaläolithikum in Er¬
scheinung treten, was selbstverständlich nicht bedeutet,
den Zeiträumen etwa eine unmittelbare Kontinuität zu suchen ist. Im Gegenteil,
die Klingen-Fundkomplexe dieser beiden Phasen sind voneinander unabhängig;
das Außergewöhnliche im Mittelpaläolithikum sollte erst im Jungpaläolithikum
selbstverständlich und allgemein üblich.
Übersetzt von
Ich danke herzlich Herrn
setzung dieser Text auf Deutsch.
— 269 —
|
adam_txt |
Spis
Wstęp
ROZDZIAŁ
Ramy geochronologiczne i kontekst przyrodniczy zjawisk
ROZDZIAŁ
Kulturowe tło występowania środkowopaleolitycznych zespołów wiórowych w Europie
ROZDZIAŁ
Stanowisko Piekary Ha
3.1.
3.2.
3.3.
3.3.1.
3.3.2.
3.3.3.
3.4.
3.5.
3.5.1.
3.5.2.
3.5.3.
3.5.4.
3.5.5.
3.5.6.
ROZDZIAŁ
Stanowiska europejskie
4. 1.
4.1.1.
4.1.2.
4.1.3.
4.2.
4.3.
-
Zakończenie
Bibliografia
Spis rycin
Zusamenfassung
_7_
Das Fimdinventar aus dem Fundplatz
Па
Fundkomplexe mit Kligen-Technik
Zusamenfassung
Einleitung
Die Klingen-Technologie gehört bestimmt zu den interessantesten mit der
Herausbildung und Entwicklung der menschlichen Kultur zusammenhängenden
Fragen. Die systematische und serienmässige Gewinnung eines regelmässigen,
länglichen Halbfabrikats setzt eine vorzügliche Beherrschung der Steinbearbei-
tungstechnik voraus; jeder Fehler ist folgenschwer und kann oft zur Beschädi¬
gung des Kernsteins oder zu Störungen im Produktionszyklus führen. Bei dem
Entschluß zur Verwendung der Klingen-Technik müsste sich demnach um eine
zielbewusste und von dem Hersteller entsprechend motivierte Entscheidung han¬
deln, zumal die Herstellung von Klingen nicht unbedingt notwendig war; sämtli¬
che nötigen Geräte und Waffen konnten an Abschlägen durch deren entsprechen¬
de Retuschierung gefertigt werden. Es müssen also zwei grundlegende Fragen
gestellt werden, und zwar: „wie wurden die Klingen erzeugt?" und „warum wur¬
den sie erzeugt?" (Tixier 1984). Die Antworten auf die Frage „auf welche Art
und Weise?" liefern die derzeit entwickelten technologischen Forschungen. Viel
schwierigere und weniger eindeutige Anworten auf die Frage „warum?" können
sich nur aus den Ergebnissen einer komplexen, mehrere Aspekte betreffenden
Erforschung der Fundkomplexe und -zusammenhänge ergeben.
Der Einsatz der Klingen-Technik wurde zunächst für das Jungpaläolithikum
erschlossen und beschrieben. Eine lange Zeit wurde die Einführung dieser Technik
mit den Anfängen des Jungpaläolithikums und dem Aufkommen des Homo sa¬
piens sapiens in Verbindung gesetzt. Mit den fortschreitenden Forschungen wurde
es jedoch klar,
für welche die Anwendung der weitgehend herausgebildeten Klingen-Technik
nachzuweisen ist, bei der sowohl dem Levallois-Konzept als auch den Konzepten
des voiumetrischen Klingen-Kernsteins von jungpaläolithischem Typ Rechnung
getragen wird. Die Erzeugung von Klingen nach den letzt erwähnten Konzepten ist
in den unterschiedlichen Gebieten der Alten Welt - in Europa, Südafrika und im
Nahen Osten zu beobachten und über einen ziemlich umfangreichen Zeitraum -
vom ausgehenden Holstein oder dem beginnenden Saalien bis hin zum frühen
Vistulanian zu verfolgen (Revillon 1994, S.17, dort weiter führende Literatur).
— 249 —
Die ersten Entdeckungen der frühen Fundkomplexe mit der Klingen-Technik
reichen noch in das 19. Jh. zurück; genannt sei dabei der Fundplatz Stonham
Pif s
Amiens in Frankreich
Die nachfolgenden zahlreichen Entdeckungen ab den 50er Jahren des 20. Jh.
liefern einen Beweis dafür,
Mittelpaläolithikum keine ephemere Erscheinung darstellt.
Der Fundplatz
Einer der Fundplätze, an denen die Klingen-Herstellung nach den Klingen-
Verfahren von jungpaläolithischem Typ erfasst werden konnte, ist die Station
kary
an mit Unterbrechungen bis heute, zunächst von G. Ossowski, dann von S. Kru-
kowski, L.
bungsmässig erforschten Komplex von Fundplätzen gehört
Sachse-Kozłowska
stammt aus den Grabungen von
Grabungsschnitt
Der Darstellung der stratigraphischen Verhältnisse habe ich die Publikation
von T. Madeyska u.a. von 1994 zugrunde gelegt (Abb. 4).
An der Oberfläche des ca. 20
der Weichsel aufragenden Felsens (Chmielewski 1975, S. 60) stehen Sandkies-
Ablagerungen an (Glied 1, Sediment 2). In ihrer Decke tritt dunkelbrauner Sand
mit Schlammzusatz. In den Deckenpartien der Sandschichten wurden die Spuren
von Bodenbildungsprozessen nachgewiesen. Diese Ablagerungen werden sich
am ehesten in der Mittelpolnischen Eiszeit herausgebildet haben.
Oberhalb davon (Glied 2, Sedimente 3,4) lagert Schlurf mit Beimengung kol¬
loidaler Tone. In diesen Ablagerungen wurden in situ die Spuren von sekundären
Bodenbildungsprozessen beobachtet, die sich möglicherweise dem Bodenkomplex
vom Nietulisko-Typ anschließen. Dieses Glied entspräche somit auch der vorletz¬
ten Vereisung (Wartha). Die Decke dieses Gebildes ist abgeschnitten. In diesem
Gebilde lagerte das dem Klingen-Komplex zugehörige Fundmaterial, das auf die¬
ser Grundlage in die vorletzte Eiszeit datiert wird
1999).
Den Gebilden von Glied 2 lagern
Merkmalen eines Hanggebildes auf (Glied 3, Sediment 5); es lassen sich hier
mehrere Solifluktionsniveaus sowie die Spuren der Bodenniveaus aussondern.
Von dort stammen zwei mittelpaläolithische Fundkomplexe, die mit den Hang¬
prozessen zeitgleich sind. Die Bodenniveaus werden mit dem Komplex vom Typ
Komorniki
Lössgebilde der Hangfazies mit zwei oder drei Bodenniveaus auf. In diesem Löß
— 250 —
ruhen jungpaläolithische Fundkomplexe. Diese Gebilde sind von dilluvialen
Schichten und dem rezentem Boden überdeckt (Boden - Schicht 9) (T. Ma-
deyska et
Die letzte zeitliche Bestimmung der Silex-Funde aus der Schicht 7c. die von
H.
die Zeitansätze von 61-48 Tausend Jahren BP erbracht. Nach Ansicht der
Autoren dieser Bearbeitung dürfte das in der Schicht 7c, in einem Karst-Kegel
sekundär gelagerte Klingen-Fundmaterial mit dem ausgehenden Mit-
telpaläolithikum in Verbindung zu setzen sein. Sie sollen in die Schicht 7c ange¬
blich schon nach ihrer Redeponierung gelangt sein, seien also viel jünger als die
Ablagerung selbst.
Dass
Einen Hinweis darauf liefert allein die beträchtliche Mächtigkeit seiner
Lagerung. Aus dem Erhaltungszustand der Oberfläche dieser Fundstücke dürfte
ziemlich eindeutig auf deren langzeitiges Verweilen an der Bodenfläche zu schli-
essen sein. Da der Schnitt
bung angelegt wurde, sind auch verstärkter um ich greifende Hangprozesse, die
zur Vermischung der Ablagerungen beigetragen hätten, kaum denkbar.
Eine Schlüsselfrage ist es nun, ob das Klingen-Material in der Schicht 7c vor
oder nach ihrer erneuten Ablagerung im Karst-Kegel zu liegen kam. Eine
eindeutige Bentwortung dieser Frage ist meines Erachtens derzeit nicht möglich.
Die TL-Methode ist keine präzise Zeitbestimmungsmethode; falls diese Methode
als das einzige Datierungsverfahren benutzt wird, ist ihren Ergebnissen mit großer
Vorsicht zu begegnen. Für
vorliegen, die sich über einen Zeitraum von über 10.000 Jahren erstrecken, die
Hypothese von der Datierung des Fundmaterials in das Vistulanian erhärten. Al¬
lerdings liefern die oben erwähnten Merkmale und die Lageverhältnisse dieser
Fundstoffe eine Grundlage dafür, ihr Entstehungsdatum zurückzuversetzen. Sollte
dies tatsächlich zutreffend sein, so dürfte das behandelte Material nach Ansicht der
Autorin eher mit der frühen Phase des Vistualian in Verbindung zu setzen sein.
Beim derzeitigen Forschungsstend dürfte der zeitlichen Einordnung des Fundkom¬
plexes von
Das Inventar von der Schicht 7c im Grabungssclmitt XIII/71 besteht aus ins¬
gesamt 173 Artefakten; hierzu gehören 15 Kemsteine, 19 Geräte, 43 Klingen, 10
Klingen mit Proportionen von Abschlägen, 78 Abschläge und 8 Abfälle (d.h.
nicht näher bestimmbare Fragmente mit Bearbeitungsspuren). Es trat in einem
geringen, knapp 8m2 umfassenden Areal auf. Diese Gegenstände wurden aus
lokalem Rohstoff vorwiegend guter Qualität erzeugt. Es handelt sich dabei aus-
schliesslich um den
haltig vorrätig war. Seine Abbaustelle ist bislang noch nicht gefunden worden
(Morawski
einen Glanz auf. Sie weichen in ihrem Erhaltungszustand von den oberhalb da-
— 251 —
von lagernden zwei weiteren mittelpaläolithischen Fundverbänden ab. Die Ein¬
zelexemplare sind verbannt. Die bis zu mehreren Dutzend Zentimetern reichende
Lagerungsmächtigkeit der betreffenden Artefakte deutet darauf hin,
Inventar nicht in situ liegt. Eine Bestätigung hierfür liefern auch die Fundstücke
aus den anderen Grabungsschnitten, die zusammen mit der Fundserie aus dem
Schnitt XIII/71 zu einer Ganzheit zusammengeschlossen werden können. Aus
dem Umstand,
haltungszustand aufweisen, dürfte möglicheweise darauf zu schliessen sein,
uns hier eine homogene Sammlung vorliegt.
Die wichtigste Fundkategorie bilden die Kernsteine. Hierzu gehören 11
Klingen-Kernsteine von jungpaläolithischem Typ, 1 Levallois-Kernstein
préférentiel
Bei dem Levallois-Kernstein (Abb.
Form mit sorgfältiger Präparation durch eine Serie zentripetaler Schläge und
facettierter Schlagfläche. Er ist sehr stark abgebaut; seine Exploitation wird be¬
stimmt eine Abspaltung mehrerer Serien von Abschlägen umfasst haben, der
jeweils eine Vorbereitung der Abbaufläche voranging. Er wurde erst dann ver¬
worfen, wenn die weitere Bearbeitung nicht mehr möglich war.
Die 3 Nicht-Levallois-Abschlag-Kernsteine stellen ziemlich zufällige For¬
men dar, wenig sorgfältig bearbeitet, ohne Präparation. Einer davon wurde an
dem Rest eines großen und dicken Abschlags erzeugt, an dem zuvor ein massiver
Schaber geformt worden war (Abb.
ohne jegliche vorher gehende Abformung abgebaut wurde ungeachtet des noch
erheblichen Rohstoff-Potentials verworfen, nachdem sich erwiesen hatte,
für seine weitere Exploitation eine Durchführung von Ausbesserungen erforder¬
lich ist. Im Gegensatz zu dem Levallois-Kernstein wurden hier keine Vorkehrun¬
gen getroffen, die darauf abzielten, den fraglichen Kernstein der weiteren Bear¬
beitung zuzuführen. Dieses dürfte wohl darauf zurückzuführen sein,
Erzeugnis eine sehr einfache, aus zufälligem Silex-Fragment gefertigte Form
darstellt. Demnach hätte der für seine Ausbesserung verwendete Arbeitsaufwand
den Werkstoff, der in nächster Nachbarschaft in Hülle und Fülle vorlag, an Wert
übertroffen. Der Abbau der Nicht-Levallois-Abschlag-Kernsteine, bei dem die
natürliche Anordnung der Oberfläche genutzt wird, beschränkt sich demnach auf
die Abspaltung von ein paar Abschlägen.
Die wichtigste Gruppe bilden 11
dies größtenteils sehr stark abgebaute Restkerne, seltener bearbeitete Formen
deren Abbau nach Durchführung von Ausbesserungen noch möglich gewesen
wäre. In der behandelten Gruppe wurden Kernsteine herausgestellt, die mit zwei
grundlegenden Konzepten der Abformung und der Exploitation der Knolle zu¬
sammenhängen:
1. Kernsteine ohne Präparation (franz.
2. Kernsteine mit Präparation nach jungpaläolithischer Art.
— 252 —
Mit dem ersteren Typ der Bearbeitung hängt zweifellos nur ein einziger
Kernstein zusammen (Abb. 6b), ein weiterer Kernstein wurde in diese Kategorie
eingegliedert ungeachtet des Umstands,
erkennen läßt; die letzteren sind jedoch für den Verlauf des Herstellungsprozes¬
ses unbedeutend.
Ein klassisches Beispiel für den unpräparierten Kernstein ist ein großer,
in der voll ausgeprägten Exploitations-Phase verworfener Kernstein mit zwei
Schlagflächen, der den größten der Klingen-Kernsteine darstellt (110/67/84
mm). Er weicht in seiner Größe von den anderen Kernsteinen ab. Der Roh¬
knollen wurde so gewählt, damit seine natürliche Form am besten der er¬
wünschten, länglichen Kernsteinform entspricht. Die Vorbereitung bleibt auf
die Abformung von Schlagflächen beschränkt. Die Abbaufläche, an der
schmaleren Knollen-Seite
Das Halbrohmaterial wurde abgespalten bei der Nutzung der natürlichen,
günstigen Anordnung der konvexen Oberflächen. Von der Abbaufläche wurde
bestimmt mehr als eine Serie von Klingen abgespalten Die Exploitation er¬
folgte serienweise, zuerst von der einen Schlagfläche her, dann von der zwei¬
ten, daher weisen die Negative heute im Prinzip in einer Richtung. Die Klin¬
gen wurden sehr korrekt abgetrennt: lang, vorwiegend schmal, mit regelmä¬
ßigem Verlauf von Seitenkanten. Der Kernstein wurde ungeachtet des noch
erheblichen Werks
geriet, auch wenn die Ausbesserung nicht zu kompliziert zu werden schien.
Dadurch unterscheidet sich der betreffende Kernstein von den Exemplaren
mit Präparation. Ähnliche Situation ist im Fall des zweiten Kernsteins dieser
Gruppe zu beobachten.
Am bedeutendsten ist die Sammlung von 9 Klingen-Kernsteinen, größten¬
teils sehr korrekt gebildeten regelmäßigen, mit Präparationsspuren, die mitun¬
ter nur in geringstem Maße erhalten sind. Sie sind alle weitestgehend exploi-
tiert. Bei den meisten Kernsteinen handelt es sich um Formen geringerer Größe
(51-60 mm), ziemlich schlank, prismatisch, bisweilen ziemlich abgeflacht; ein
Exemplar wird als subkonisch angesprochen. Sie weisen eine sowie zwei
Schlagflächen auf, wobei kein deutliches Übergewicht einer der beide Katego¬
rien nachzuweisen ist. Es ist nicht ausgeschlossen,
derzeit über eine Schlagfläche verfügen, ursprünglich zwei Schlagflächen hat¬
ten; zu beweisen ist dies allerdings nicht. Sie wurden alle repariert (Erneuerung
und Korrektur von Schlagflächen, Reparatur von Abbauflächen), einige wurden
deutlich verkürzt (Trennung von Kernfußpräparationsklingen und Handgriff¬
klingen; in zwei Fällen sind es die den Kernstein zerstörenden Trennungen von
Klingen
eine mehr oder weniger regulär gebildete prismatische Form auf.
Die Schlagflächen wurden präpartiert oder geformt; bei Kernsteinen mit
zwei Schlagflächen ist mindestens eine Schlagfläche immer präpariert. Gewöhn-
— 253 —
lieh ist es jene Schlagfläche, bei der zumindest auf der letzten Bearbeitungsetap¬
pe der eigentliche Abbau einsetzte. Die Außenwinkel sind häufigst spitz, seltener
gerade. Beachtenswert ist der Umstand,
flächen bis zum Abschluß der Bearbeitung gehalten wurden. Von den recht häu¬
fig belegten Ausbesserungen dürfte auf die Intensität der Kernstein-Exploitation
zu schliessen sein. Es gibt in dieser Gruppe keinen einzeigen Kernstein, bei dem
nicht mindestens eine Schlagfläche repariert worden wäre.
Die Abbauflächen sind breit, an den breiteren Flächen lokalisiert und ge¬
wöhnlich auf eine oder die beiden Seiten übergehend; es treten dagegen keine
umlaufenden Abbauflächen auf. Sie sind gewöhnlich maximal ausgebeutet. Falls
die weitere Exploitation technisch nicht mehr möglich war und eine weitere
Ausbesserung nicht mehr in Frage kam, wurden die Kernsteine verworfen.
Gelegentlich weisen die Seiten der Kernsteine, falls sie nicht ganz von der
Abbaufläche eingenommen sind, spärliche Spuren einer Abformung durch quer
verlaufende Abschläge auf, die häufiger von der Abbaufläche als vom Rücken
her erfolgt sind. Nur bei einem Kernstein ist eine Seite nicht industriell. Bei den
Formgebungsspuren handelt es sich vorwiegend um kleine Negativreste, die
allerdings einen Nachweis für die Anwendung von Präparation und Reparaturen
mit Hilfe der Abformung der Kernkanten liefern, was auch durch die in dem
behandelten Inventar belegten Kernkantenklingen Bestätigung findet.
Die Rückenteile sind flach (in einem Fall konvex), nicht industriell oder, sel¬
tener teilweise durch einen oder mehrere, kleine, parallel oder schräg zur Kern¬
steinachse angeordnete Abschläge geformt. Kernsteine mit kantigem Rücken
sind nicht vorhanden.
Sämtliche Kernsteine tragen die Negative zahlreicher (5 - 10) Trennungen
von vorwiegend korrekten, regelmässigen Klingen, seltener Abschlägen, die
hauptsächlich mit der letzten Etappe der Abspaltung verbunden sind. Bei Kern¬
steinen mit zwei Schlagflächen wurde in den drei der fünf Fälle keine Dispropor¬
tion zwischen der Anzahl der Trennungen von den einzelnen Schlagflächen
nachgewiesen, obwohl die Größe dieser Schlagfächen verschieden ist. Sie wur¬
den abgewechselt abgebaut. Die Negative verlaufen häufigst parallel zueinander
und zu der Kernsteinachse. Die Schlagflächen wurden beim Reduktionsvorgang
mehrmalig gewechselt. Die Trennungsnegative liefern einen Beleg dafür,
die Exploitation intensiv war, mehrere Serien umfasste und durch Reparaturen
unterbrochen wurde. Einen Aufschluß über den Ausmaß der Reduktion der bear¬
beiteten Körper geben zusätzlich die Negative der letzten von Kernsteinen ab¬
gespaltenen Klingen: sie sind merklich kleiner als die Durchschnittslänge von
Klingen, die in dem untersuchten Inventar erhalten geblieben sind.
Die zweite bedeutendste Gruppe von Artefakten bilden die Klingen als Fer¬
tigprodukt und Ziel einer Kernsteinbearbeitung (Abb. 10c, 11,12). Es wurden
davon 43 herausgestellt (d.h. 32,82% der Debitage), darunter 12 gänzlich erhal¬
tene, 6 schwach beschädigte und 15 bruchstückhaft vorliegende Fragmente mit
— 254 —
Schlagflächenresten. Die Längenmaße wurden für 18 Exemplare (41,86 % der
Klingen) ermittelt. Die größte Klinge hat eine Länge von 135,5 mm (Abb.
die kleinste - 35 mm. Die stärkste Gruppe bilden Artefakte, deren Länge in ei¬
nem Bereich zwischen 51 und 70 mm liegt. Es sind dies größere Längen als bei
der überwiegenden Anzahl der Kernstein-Negative. Zwei längsten Klingen (über
100 mm) sind Kernkantenklingen, also Formen, die mit den frühesten Bearbei¬
tungsphasen zusmmenhängen. Die Breite, die für 32 Artefakte ermittelt worden
ist, kliegt in einem Bereich von 12 - 35 mm; die Dicke (für 37 Ex. bestimmt)
schwankt zwischen 6 und 10 mm. Das Breite/Länge-Verhältnis liegt in der
stärksten Gruppe von Artefakten in einem Bereich von 2,02-2,04 (9 Exemplare).
Die meisten Artefakte sind regelmäßig ausgebildet. Im Profil sind sie gerade
oder konvex, im Querschnitt dreieckig oder trapezförmig. Es sind dies Merkma¬
le, die für das standardisierte Klingen-Halbfabrikat kennzeichnend sind. Deutlich
zu erkennen ist hier eine Tendenz zur Gewinnung der Erzeugnisse mit bestimm¬
ter Form. Fast die Hälfte der hierzugehörigen Stücke weisen keine
von den übrigen Stücken ist bei 5 Exemplaren über 50 % der Fläche nicht indus¬
triell. Gänzlich mit
Cortex
kommt sie ein- oder beidseitig vor - derartige Erzeugnisse entstehen beim Abbau
von Kernsteinen ohne Präparation im Zuge einer Verbreiterung der Abbaufläche.
Die Schlagflächenreste sind nahezu ausschließlich abgeformt oder präpa¬
riert, wobei keiner der beiden Typen vorhersehend ist, die anderen kommen nur
sporadisch auf (nur 3 sind nicht industriell). Eine Analyse der
Treffpunkte lässt die Feststellung zu,
Schlag mit einem harten
zweifellos auch zartere Percuteure aus weicherem Gestein gebraucht wurden. Als
naheliegend erscheint hier auch die Anwendung der Technik des weichen, d.h.
organischen
Die Abschlagwinkel liegen im Prinzip in einem Bereich von 90 - 100°. Grö¬
ßere Winkel sind so gut wie nicht vorhanden (5 Exemplare). Zwischen dem
Winkel und dem Typ der Schlagflächenreste gibt es ebenso keinen Zusammen¬
hang wie zwischen dem Schlagwinkel und den Schlagspuren (Bulbus, Treff¬
punkt).
Die meisten Klingen weisen auf der Oberseite Negative auf, die parallel oder
etwas seltener parallel und schräg von einer oder den beiden Richtungen ausge¬
hend, die den Abbau von Kernsteinen mit einer oder zwei Schlagflächen bestäti¬
gen. Vorherrschend sind hierbei Klingen mit nur einer nachgewiesenen Abbau¬
richtung, was allerdings nicht unbedingt mit der Dominanz des Abbaus von
Kernsteinen mit einer Schlagfläche gleichzusetzen ist; ein Teil dieser Klingen
könnte möglicherweiswe von bipolaren Kernsteinen. Die Klingen tragen zumeist
auf ihrer Oberseite die Negative von 2-6 Schlägen. Neben langen, korrekten
Klingennegativen weisen manche von ihnen kleine, ebenfalls parallel oder
— 255 —
schräg angeordnete Negative am Schlagflächenrest oder im
Sie sind die Spur von der Kernsteinabformung oder den Maßnahmen, die auf die
Erzielung einer korrekten Kernsteinform abzielten. Eine gewisse Anzahl von
Klingen weist die Negative von quer verlaufenden Trennungen auf. Von beson¬
derer Bedeutung ist das Vorhandensein von 9 primären und sekundären Kernkan-·
tenklingen - zwei beidseitigen und 7 einseitigen, einer Klinge
zwei Fragmenten von Handgriffklingen. Ein paar Klingen weisen die Gebrauchs¬
retusche auf.
Neben der Klingen-Gruppe wurde in dem behandelten Inventar auch eine
Gruppe herausgesondert, die als „Klingen mit den Proportionen von Abschlä¬
gen" (Abb. 10b, d,
Untergliederung sind eben die Proportionen - die Länge der letzt erwähnten Ar¬
tefakte ist knapp zweimal so größer als die Breite. Hierzu gehören spärliche Ar¬
tefakte (nur 10 Ex.), wodurch ihre Deutung und ein Vergleich mit den ei¬
gentlichen Klingen weitgehend erschwert ist. Es können allerdings manche Ten¬
denzen aufgezeigt werden, die hoffentlich nicht den zufälligem Charakter tragen.
Charakteristisch ist der Beobachtung,
mals den Wert 1,8 übersteigt. Es gibt keine Erzeugnisse, die in ihrer Proportion
den Klingen sehr angenähert wären, was darauf hindeuten mag,
gedrungene Formen
plare gerade oder schwach konvex gegestaltet, nur ein Profil war stark gewölbt.
Im Gegensatz zu den eigentlichen Klingen, sind hier die geformten Schlag¬
flächenreste vorherrschend (5 und 2 Ex.), was allerdings zufällig sein kann. Es
gibt keine nichtindustriellen Schlagflächenreste. Belegt ist ausschliesslich die
Technik des harten
winkel. Die Anordnung der Negative bestätigt jeweils die Bearbeitung der Kern¬
steine sowohl mit einer als auch mit zwei Schlagflächen wie auch die An¬
wendung der Kernpräparation. Angenähert ist die Anzahl von Klingen mit zahl¬
reichen (5 oder mehr) wie auch von spärlichen (2-4) Negativen, die zumeist
parallel angeordnet sind. Es sei hervorgehoben, es sich bei einem Teil von ihnen
um die Negative von korrekten Klingen handelt.
Eine Charakteristik der technologischen Merkmale bei Klingen mit der Pro¬
portion von Abschläge lässt die Feststellung zu,
chen Klingen, die komplizierter war und fortgeschrittenere Fertigkeiten voraus¬
setzte, organisatorisch viel besser vorbereitet war und
viel präziser ablief. Die Art und Weise der Abspaltung (Präzision, sorgfältige
Vorbereitung, Kraft, Auswahl von Percuteuren etc.) wurde nicht allein dem
jeweils herzustellenden Erzeugnis (Klinge oder Abschlag) angepaßt, sondern
auch auf die zu erzielenden Eigenschaften einer Klinge abgestimmt. Zweifellos
wurde mindestens ein Teil von Klingen mit der Proportion von Abschlägen von
typischen Klingen-Kernsteinen abgetrennt.
■256 —
Eine wichtige Frage ist es, ob die behandelte Kategorie von Klingen ein er¬
wünschtes, vorher geplantes Haifabrikat darstellte oder das Ergebnis einer ma¬
ximalen Ausbeutung des Kernsteins oder der im Laufe des Produktionsprozesses
unterlaufenen Fehler war. Eine eindeutige Beantwortung dieser Frage ist nicht
möglich, obwohl es scheint,
einen Teil der Erzeugnisse zutreffen mag. Kamen bei ihrer Produktion neben
einfachen Klingen-Kernsteinen etwa auch andere spezielle Kernsteine zur An¬
wendung? In
französischen Fundplatzes von Etoutteville
dass
Eine dritte Debitage-Gruppe bilden die Abschläge. Auf Grund einer Analyse
ihrer Merkmale dürften sie als von verschiedenen Phasen der Kernstein-Formung
und -Ausbesserung stammend gedeutet werden, wobei sehr deutlich eine Gruppe
von Abschlägen festzuhalten ist, die mit der Vor- und Frühphase der Präpartion
verbunden sind. Hierauf deuten vor allem zahlreich vorhandene Abschläge mit
Rinde, die über 50% der Oberseitenfläche einnimmt (34 Ex., d.h. 44,15%),
davon 17 gänzlich mit Rinde bedeckt, sodann reichhaltig auftretende nichtindus-
trielle Schlagflächenreste beim gleichzeitig sehr niedrigen Anteil von präpari¬
erten Formen wie auch sehr stumpfe Abschlagwinkel. Eine Analyse der
und der Schlagpunkte bezeugt den ausschließlichen Einsatz eines harten
cuteurs.
zusammen. Die hier behandelten Artefakte stammen großenteils von der Abfor¬
mung oder Ausbesserung der Klingen-Kernsteine. Es kommen auch regelmäßige
Erzeugnisse, die wohl als Halbrohmaterial begehrt gewesen sein könnten. Beach¬
tenswert sind dabei ein großer ovalförmiger Levallois-Abschlag (Abb. 7d) und
ein großer massiver Abschlag, der aller Wahrscheinlichkeit nach von einem
diskusförmigen Kernstein abgeschlagen wurde.
Die deutlichen Unterschiede in den Merkmalen von Klingen und Abschlä¬
gen, die in dem behandelten Inventar vorhanden sind, lassen sich durch die un¬
terschiedliche Funktion dieser beiden Kategorien von Artefakten erklären, vor
allem aber durch ihre verschiedene Stellung innerhalb des Produktionszyklus.
Die Aktivität der Hersteller war hauptsächlich auf die Fertigung der standardi¬
sierten Klingen gerichtet, die Abschläge entstanden größtenteils im Laufe der
Abformung und Ausbesserung von Kernsteinen. Die auf die Gewinnung von
(Levallois- und
in dem Inventar nur einen schwachen Niederschlag gefunden.
Eine Analyse von Kernsteinen und der Debitage liefert die Grundlage für ei¬
ne vorläufige, zugegeben nur bruchstückhafte Rekonstruktion des Prozesses der
Beabeitung von Klingen-Kernsteinen. Wir haben es hier zweifellos mit einer
fortgeschrittenen und vorzüglich beherrschten Klingen-Technik zu tun, die sich
den uns von den anderen jungpaläolitthischen Stationen bekannten Technologien
anschließt.
— 257 —
Es lassen
1. - Bearbeitung des volumetrischen Kernsteins ohne Präparation Präparation
(nucleus
jungpaläolithischem Typ. Der erste Zyklus, der auf dem behandelten Fundplatz
schwächer vertreten wird, besteht in der Exploitation von Kernsteinen, deren
Knollen nicht vorher präpariert wurden. Die Vorbereitung des Kernsteins bleibt
im Prinzip auf die Abformung der Schlagfläche beschränkt. Die Rohknollen
wurden absichtlich so gewählt, damit ihre natürliche Form optimal der ge¬
wünschten Gestalt des künftigen Kernsteins angepasst war. Die erste abgespalte¬
ne Klinge bildete zugleich den Grat, der anschliessend mit den weiteren Schlä¬
gen getroffen wurde. Die abgetrennten Klingen stellen ein begehrtes Halbrohma¬
terial dar und bilden gleichzeitig eine seitlich erweiterte Exploitationsfläche.
Jeder Schlag ist demnach von zweifacher Bedeutung: er liefert die gewünschte
Klinge und durch die Abformung der Abbaufläche auf den weiteren Ablauf des
Reduktionsprozesses Einfluß nimmt. Im Inventar von
mit Rinde bedeckte Klingen. Dieser Umstand legt möglicherweise die Vermu¬
tung nahe,
auf einen Zufall zurückzufühen sein, der bei der engen Fläche, auf der die be¬
handelten Artefakte zum Vorschein gekommen sind, durchaus denkbar ist. Von
Bedeutung ist dagegen die Anwesenheit einer Gruppe von seitlich mit Rinde
überdeckten Klingen, die möglicherweise mit den späteren Exploitationsetappen
von Kernsteinen dieser Art in Verbindung zu setzen sind. Die letzteren wurden
nach Ausweis der erhaltenen Exemplare durch die Abspaltung einer Klingenserie
von einer oder zwei Schlagflächen exploitiert, so lange es durch die entspre¬
chende, für die Spaltung günstige Form, vor allem die Wölbung der Schlagfläche
möglich war. Die Artefakte wurden aufgelassen, wenn die weitere Exploitation
durch den übermässigen Ausbeutegrad nicht mehr möglich war. Bis auf die Re-
gularisierang der Schlagfläche wurden sonst keine Ausbesserungen vorgenom¬
men, jedenfalls haben sich an keinem der beiden Kernsteine die Spuren davon
erhalten; ein Argument für diese Annahme wären auch die beträchtlichen Aus¬
masse der verworfenen Kernsteine. Die erhaltenen Negative deuten allerdings
darauf hin,
guten Klingen erzielt wurde. Die Qualität des gewonnenen Halbrohmaterials
hing selbstverständlich von der ursprünglichen Form des bearbeiteten Knollens
ab; den natürlichen Eigenschaften von Knollen kam hier zweifellos eine grössere
Bedeutung zu, als dies bei den präparierten Kernsteinen der Fall war. Bei der
günstigen Flächenanordnung bestand jedoch die Möglichkeit der Gewinnung
eines sehr korrekten, standardisierten Halbrohmaterials, der in seiner Qualität
nicht dem aus den präparierten Kernsteinen gewonnenen nachstand. Falls die
Exploitation auf die Abspaltung einer Serie von Klingen beschränkt blieb, die
nur bis zur vollständigen Ausbeutung der unvorbereiteten und nicht ausgebesser¬
ten Schlagfläche abgetrennt wurden, wurde die Produktivität bei derartigen
— 258 —
Kernsteinen zweifellos geringer. Diese Einschränkung erwuchs nicht so sehr aus
dem Potential des Rohmaterials selbst, sondern war durch die sich aus der Form
ergebenden Möglichkeiten (vor allem die Aufwölbung) der Schlagfläche bedingt.
Der zweite und wichtigste Klingen-Herstellungszyklus ist die Bearbeitung
von Kernsteinen mit einer und zwei Schlagflächen mit Präparation jungpaläo¬
lithischen Typs. Für eine Rekonstruktion der ursprünglichen Formen und Aus¬
masse der zu Bearbeitung anstehenden Knollen sowie der ersten Bearbeitungs¬
phasen liegen uns keine Anhaltspunkte vor, man kann allerdings annehmen,
Konkretionen bevorzugt wurden, deren Gestalt der angestrebten Form angenä¬
hert war, wodurch viel Arbeitsaufwand und Werkstoff gespart werden konnte.
Die uns unbekannte Etappe einer Vorbearbeitung von Kernsteinen mit Präparati¬
on wird sicherlich die Schlagflächen, die Seiten und die Abbauflächen der Kern¬
steine, wohl nicht immer sämtliche Teile umfasst haben, viel seltener und weni¬
ger sorgfältig wurden die Rückenteile abgeformt. Die Schlagflächen wurden
präpariert oder abgeformt; viel Wert wurde auf die Abformung des entsprechen¬
den Außenwinkels gelegt. Dieser scheint als meist stabiles, nämlich gleichblei¬
bendes Aufbauelement an einer Knolle anzusehen zu sein. Die Präparation wird
wohl die Abformung der ein- sowie der zweiseitigen Abbaukanten umfasst ha¬
ben. Es ist nicht näher bekannt, wie die Abbauflächen geformt wurden - hierzu
wurden wohl Seitenschläge benutzt. Über die Abformung der vorderseitigen
Abbaukanten liegen keine Angaben vor.
Die Exploitation wurde wohl mit der Trennung einer Kernkantenklinge be¬
gonnen, dann wurde sie in einer für die Klingen-Technik charakteristischen Wei¬
se fortgesetzt. Es wurden mehrere Serien von sehr korrekten Klingen getrennt.
Die Exploitation wurde durchgeführt, solange es technisch möglich war; man
verwendete dabei unterschiedliche Ausbesserungsmethoden von Schlag- und
Abbauflächen, die Abformung der sekundären Abbaukanten und nutzte geschickt
abwechselnd die beiden Schlagflächen bei bipolaren Kernsteinen. Es sind dies
alles Maßnahmen, die von den jungpaläolithischen Steinindustrien gut bekannt
sind. Eine solche Bearbeitung ist sehr ergiebig, was vom wirtschaftlichen Ge¬
sichtspunkt aus nocht unbedeutend ist. Die Exploitation umfasste die breiten
Abbauflächen, die oft eine oder die beiden Seiten einnahmen
tournant).
des Klingen-Halbfabrikats guter Qualität zu erbeuten. Wichtig für den Hersteller
war offensichtlich nicht nur die Quantität, sondern auch die Qualität der gewon¬
nenen Klingen. Verwendet wurden unmittelbarer Schlag mit hartem
was dem allgemeinen in den mittelpaläolithischen Klingen-Fundkomplexen übli¬
chen Prinzip entspricht, sowie aller Wahrscheinlihkeit nach auch ein Schlag mit
weichem
Jene hochspezialisierten Klingentechniken werden von den im geringeren
Ausmaß verwendeten Abschlagtechniken, wie die Levallois-Technik, Technik
des diskusförmigen Kernsteins (?) sowie einfache Abschlagtechniken, begleitet.
— 259 —
Die Klingen-Kernsteine wurde als Restkerne verworfen. Die maximale, mit¬
unter geradezu „übermäßige" Nutzung der meisten Knollen, besonders dann, wenn
die Gewinnung eines Rohstoffes von beträchtlicher Größe und guter Qualität kein
Problem darstellte, ist eines der Merkmale, die bei den Kernsteinen mit Präparati¬
on besonders auffallend sind. Diese Merkmale sind umso wichtiger, als sie in be¬
deutendem Maße von den Abmessungen, vor allem aber von dem Grad der Nut¬
zung der beiden unpräparierten Kernsteine abweichen. Sichtbar wird dabei auch
der Unterschied in der Art und Weise, wie die beiden Kernsteinarten behandelt
wurden: während die Kernsteine mit Präparation mehrmals mit größtem Aufwand
repariert wurden, wurden die Kernsteine ohne Präparation aufgegeben, ohne
man sich der Mühe unterzog, sie wieder exploitationsfähig zu machen. Diese Ab¬
weichung erlaubt die Aufstellung einer Hypothese,
tungsintensität und dem Nutzungsgrad des Rohstoffes einerseits und dem Kern¬
steintyp andererseits ein Zusammenhang besteht: je sorgfältiger, arbeitsaufwendi¬
ger und präziser die Präparation, desto intensiver, sorgfältiger und zahlreiche Aus¬
besserungen in Kauf nehmende Exploitation eines Kernsteins. Es scheint also,
hier der Arbeitsaufwand und die Fertigkeiten bei der bearbeitung des Rohknollens
höher im Wert standen als das Rohmaterial selbst. Sollte diese These zutreffend
sein, so hätte wir es hier nicht nur mit der Erscheinung einer Rohmaterialökono¬
mie, sondern auch mit einer Erscheinung, die von mir vorläufig als Arbeitsökono¬
mie bezeichnet worden ist, zu tun. Der Arbeitsaufwand und die Fertigkeiten sind
bei einem Herstellungsprozess ebenso wertvoll oder vielleicht noch wertvoller als
der Rohstoff selbst. Eine Bestätigung für diese These liefern möglicherweise auch
die Nicht-Klingen-Kernsteine: nachlässig abgebaute Nicht-Levallois-Abschlag-
Kemsteine einerseits sowie der maximal genutzte, mehrmalig geformte Levallois-
kemstein andererseits. Die Richtigkeit dieser Hypothese
eine Analyse der anderen Fundkomplexe überprüft werden.
Das Hauptziel der Produktion war die Gewinnung von regelmäßigen Klin¬
gen. Die meisten von ihnen wurden im unbearbeiteten Zustand verwertet, wovon
neben den zahlreichen Klingen auch die Exemplare mit Gebrauchsretusche zeu¬
gen. Die wenigen, die retuschiert wurden, wurden auch einer Selektion unterzo¬
gen: sehr korrekte Formen fanden nur für die Produktion von der Geräte vom
jungpaläolithischem Typ, insbesondere für die rückengestumpften Formen ge¬
nutzt (3 Rückenmesser, 1 endretuschierte Klinge, 1 Stichel) (Abb. 16, d, f-h, i),
für die Erzeugung anderer Typen von Artefakten (Schaber, gekerbte Geräte, Ge¬
räte mit Kantenretusche) wurden Abschläge oder Klingen von viel minderwerti¬
gerer Qualitätet gebraucht (Abb. 6a; 15g; 16 a-g).
Die geringe Anzahl von Geräten, unter denen die sehr einfachen Formen einen
beträchtlichen Teil bilden, liefert keine Grundlagen für die weit reichenden Deu¬
tungen. Es sei allerdings auf die Tatbestände hingedeutet, in denen, wie es scheint,
manche Regelmässigkeiten bei der Geräte-Herstellung und in der Beziehung
zwischen Gerätetyp und Halbrohmaterial-Auswahl ihre Widerspiegelung finden.
— 260 —
Auffällt,
läolithischen Typs und einer der vier Schaber sind. Es dürfte wohl dabei festzu¬
halten sein,
tigung eines Gerätes abzielte, dessen Form und Eigenschaften früher bestimmt
und im Laufe der Produktion konsequent angestrebt wuren. Zweifellos kann hier
auch von einer zielbewussten Wahl des Holbrohmaterials gesprochen werden.
Charakteristisch ist auch die Tatsache,
des jungpaläolithischen Typs Klingen verwendet wurde, die auf ihre sehr
sorgfältig Auswahl schliessen lassen: die rückengestumpften Formen sind an
sehr regelmässigen, langen und schmalen Klingen mit geraden Seitenkanten und
geradem oder schwach gewölbtem Profil gefertigt. Der Stichel wurde an einer
breiten und kurzen, allerdings auch sehr regelmäsig ausgebildeten, geraden und
flachen Klinge mit Abschlag-Proportionen erzeugt. Eine solche Halbrohmaterial-
Auswahl ist wohl nicht zufällig, zumal die Klingen von so guter Qualität für die
Erzeugung sonst keiner anderen Geräte Anwendung gefunden haben. Für die
Abformung der übrigen Gerätettypen wurden, falls diese überhaupt an Klingen
erzeugt wurden, viel minderwertigere Klingen verwendet.
Alle Schaber dagegen wurden an einem anderem Halbrohmaterial als Klin¬
gen erzeugt (Abschläge, natürliches Fragment). Zwei von ihnen wurden nicht
einer intensiven, für die Form des ganzen Gerätes ausschlaggebenden Bearbei¬
tung ausgesetzt. Dies trifft auch für die übrigen Geräte zu - es sind dies Formen,
die einer nur wenig sorgfältigen und wenig intensiven oder gar spärlichen Bear¬
beitung ausgesetzt wurden, und die eine nur zufällige Auswahl des Halbrohmate¬
rials erkennen lassen. Geräte waren allerdings ganz bestimmt auch Klingen,
unter anderem oder vielleicht vor allem jene am sorgfältigsten gefertigten, die
keiner sekundären Bearbeitung unterzogen wurden. Einen Hinweis darauf liefert
ihr beträchtlicher Anteil an dem gesamten Inventar, die Vorhandensein der Ge¬
brauchsretusche an den Kanten einiger Exemplare wie auch der Umstand,
die am regelrechsten ausgebildeten Klingen nur selten vermittels einer Retusche
zu Geräten verarbeitet wurden.
Bei dem behandelten Inventar ist somit manche Relationen zwischen Halb¬
rohmaterial und Gerät fassbar, die allerdings nur bei einigen Gerätetypen (d.h.
solche jungpaläolithischen Typs) und manchen Halbrohmaterial-Arten (d.h.
„hervorragenden" Klingen) zur Geltung kommen; Diese Relationen sind sowohl
„positiv" (die „hervorragenden" Klingen werden für die Fertigung der Geräte
paläolithischen Typs verwendet) wie auch „negativ" (die „hervorragenden Klin¬
gen" finden bei der Produktion der sonstigen Gerätetypen keine Anwendung).
Die beiden Arten von Beziehungen sind gleichermaßen bedeutsam.
Für die übrigen Geräte steht es eindeutig fest,
ner intentioneilen Auswahl des Halbrohmaterials die Rede sein kann. Die Geräte
des mittelpaläolithischen Typs wurden an ganz zufälligen, oft minderwertigen,
eindeutig die Eigenschaften von Abfall aufweisenden Abschlägen oder Klingen
— 261 —
erzeugt. Eine große Bedeutung kommt dem Umstand zu,
nur spärlich retuschiert wurden und
gekerbten Geräte bilden, also die Formen, bei denen es auf eine eigenartige
Gestaltung der wohl zu sehr strikt bestimmten Zwecken dienenden Axbeitskante
ankam. Dieses mag darauf hindeuten,
(in funktionaler Hinsicht) eben unretuschierte Halbrohknollen waren, bei denen
von ihren naturgegeben scharfen Kanten Gebrauch gemacht wurde. Am besten
geeignet waren hierzu die Klingen - Erzeugnisse mit langen, geraden und schar¬
fen Kanten (vgl. J. Tixier 1984).
Charakteristische Merkmale des Inventars wie zahlreiche Geräte und fertige
Klingen, das Vorhandensein der Restkerne beim gleichzeitigen Fehlen der noch
nicht vollständig abgebauten Formen deuten darauf hin,
einen Teil des Fundstoffes handelt, der die Züge eines Haushaltsinventars trägt.
Letzteres stammt allerdings aus einem ziemlich beschränkten Bereich und stellt
allem Anschein nach nur ein Fragment eines umfangreicheren Fundverbandes
dar. Es ist sehr naheliegend,
ren und funktionsmäßig differenzierten Fundplatzes zu tun haben, dessen Inven¬
tarzusammensetzung je nach Region und funktionaler Bedeutung differenziert
ist. Eine Bestätigung hierfür liefert möglicherweise das relativ spärliche Fund¬
material von den anderen Grabungsschnitten (Abb. 17-22), die einen offensicht¬
lichen Werkstatt-Charakter tragen. Ein Teil der fertigen Klingen, die in den ande¬
ren „werkstattgebundenen" Bereichen des Fundplatzes zum Vorschein kamen,
wird wohl anschliessend in den Bereich übergetragen worden sein, wo sie ge¬
nutzt wurden. Da es keine Möglichkeit gibt, die im Gelände erhaltenen Struktu¬
ren nachzuweisen, wirkt sich auf eine tiefer gehende Auswertung des betreffen¬
den Fund
Die Klingen-Fundkomplexe im europäischen Raum
Der Fundplatz von
teleuropäischen Raumes, für welche die Anwendung der Klingen-Technik von
jungpaläolithischem Typ belegt worden ist (Abb.31;
Fundkomplexe besitzen den gleiche Rang hinsichtlich der erhobenen Belege. Sie
wurden auch in unterschiedlichem Maße erschlossen und beschrieben.
Sieht man von einer Station in England (Crayford, Cook 1986) ab, bleibt das
Auftreten dieser Fundplätze auf den Norddteil des europäischen Festlandes be¬
schränkt (insbesondere Nordost-Frankreich, Belgien, Westdeutschland). 11
Fundplätze gehören in die dem Eem-Interglazial vorhergehende Periode (darun¬
ter
ausschließlich Freilandfundplätze (mit einer Ausnahme -
Scuvée et al
sind. Der leichte Zugang zu den Rohmaterialquellen ist neben der Wassernähe
— 262 —
stellt das derzeit einzige Kriterium zur Lokalisierung der betreffenden Stationen
dar. Bezüglich der Funktion von Fundplätzen mit Klingen gibt es keine Re¬
gelmäßigkeit. Es sind dies sowohl Werkstätten wie auch Lagerplätze. An
größeren Stationen sind bisweilen die Zonen unterschiedlicher Aktivitäten
nachweisbar, darunter Wirtschafts- und Werkstattsbereiche (z.B. Seclin, Saint-
Germain-des-Vaux, Revillon 1994, Rheindahlen, Bosinski 1966, Thieme 1990).
Bei vielen Stationen konnte ihre Funktion bislag nicht bestimmt werden.
Das bearbeitete Rohmaterial ist stets lokaler Herkunft. Importe, die auf
manchen Fundplätzen belegt worden sind (z.B.
1996), sind durch vereinzelte Fertigprodukte vertreten. Benutzt wurden fast
ausschließlich Feuersteine; zu den Ausnahmen gehören die Stationen, an denen
die anderen Gesteinsarten vorherrschend sind (Tönchesberg - Conard 1992,
Wallertheim - Conard et
manchen Stationen kamen die Nicht-Feuerstein-Rohmaterialien nur sporadisch
zur Anwendung (z.B. Vinneuf -
al.
Qualität. Gespalten wurden Rohknollen unterchiedlicher Größe, wobei sie oft
so gewählt wurden, damit ihre Gestalt der späteren angestrebten Kernstein-
Form bestens entsprach. Diese zielbewußte Auswahl von Konkretionen ist an
zahlreichen Stationen zu beobachten (z.B. Tourville-la-Ri
al.
Vaux - Revillion 1994), auch wenn Knollen von rein zufälliger Form bearbei¬
tet wurden. Wenig sorgfältig gearbeitete, unregelmäßige Kernsteine sind al¬
lerdings nur selten anzutreffen (z.B.
Die Auswahl des Rohmaterials sowohl hinsichtlich dessen Qualität als auch der
Ausgestaltung liefert einen Beweis dafür,
d.h. vor dem Beginn der Bearbeitung sich über den geplanten Ertrag als auch
über den Ablauf des Herstellungsprozesses im klaren waren. Zu beobachten ist
hier also die gleiche Erscheinung eines abstrakten Vorstellungsvermögens in
Bezug auf das Fertigprodukt, wie dies bei der Durchsetzung des Levallois-
Konzeptes der Fall ist. Die beiden Produktionsmethoden setzen eine Reihe von
Arbeitsgängen voraus, mit deren schrittweiser Durchfuhrung das vorher ge¬
setzte Ziel erreicht wurde.
Gemeinsames Merkmal aller hier behandelten Fundkomplexe ist eine
Klingenproduktion auf der Basis von Kernsteinen des jungpaläolithischen Typs.
Bei dem Konzept des jungpaläolithischen sind ein paar Varianten nachzuweisen,
die sich untereinander durch die Auswahl von Rohknollen, die vorhandende oder
ausbleibende Anwendung der Präparation, die Art und Weise der Vorbereitung
von Kernsteinen und deren Eigenschaften unterscheiden. Unterschiedliche Arten
von Abformung und Exploitation konnten innerhalb derselben Fundkomplexe
zusammen vorkommen, wobei sie an den jeweiligen Stationen verschiedene
Konfigurationen bildeten.
— 263 —
In den meisten Fundkomplexen der älteren und der jüngeren Phase des Mit-
telpaläolithikums sind die präparierten Kernsteine mit solchen
vergesellschaftet. Die Kernsteine ohne Präparation kommen auf den meisten
Fundplätzen vor; an drei davon, für welche uns glaubwürdige Belege zur Tech¬
nologie vorliegen, werden die Kernsteine mit Präparation nicht durch solche
ohne Präparation begleitet (Rocourt -
lion 1994; Vinneuf -
denen die Exploitation der Kernsteine ohne Präparation die einzige Klingen-
Herstellungstechnik: darstellt
- Lefebvre 1976; Crayford (?) - Cook 1986,
et
dabei der Umstand,
ohne Präparation geborgen worden sind, der älteren mittelpaläolithischen Phase
entstammen, während solche, an denen durchweg Kernsteine mit Präparation
zum Vorschein kamen, der jüngeren Phase zuzuweisen sind.
Die Kernsteine ohne Präparation vertreten die unterschiedliche Bearbei¬
tungsstufe und -qualität. Es kommen einerseits Kernsteine von minderwertigem
Herstellungsniveau vor, wo der Produzent den Produktionsablauf kaum unter
Kontrolle hatte (Crayford, Coquelle), andererseits gibt es sehr
gebildete Formen, die eine hervorragende Beherrschung der Herstellungskunst
von Klingen nahelegen, aus denen mehrere Serien sehr korrekten Halbrohmate¬
rials gewonnen wurden (Saint-
Fundplatz von
baud et
Präparation zu tun, es liegt uns aber ein mehrhasiger Exploitationsprozeß vor, bei
dem das Konzept des Kernsteinkörpers einer Umwandlung erfährt: der Herstel¬
lungsprozeß schließt neben dem Konzept des prismatischen Klingen-Kernsteins
jungpaläolithischen Typs auch das Konzept eines discoidalen sowie gewisse
typologische
Eine zweite Kategorie bilden Kernsteine mit Präparation. Diese konnte auf
verschiedene Art und Weise durchgeführt werden; die grundlegendste und meist
charakteristisch Art die Abformung von Abbaukanten. Die Erkennung ihrer An¬
zahl und Lage ist zumeist nicht möglich. Gewöhnlich ist nur die Aussage
möglich,
grundlegenden Methode wurde auch auf die einfacheren Mittel zurückgegriffen.
Hierzu gehören die Methode vom Rocourt-Typ
der Präparation (Etoutteville, Vinneuf) als auch bei der Ausbesserung von Kern¬
steinen (Rocourt, Saint-Germain-des-Vaux) verwendet wurde, wie auch die von
der Seite her durchgeführte Reparatur der einzelnen Flächen, bei der es nicht auf
die Bildung einer Abbaukante ankam (Seclin, Markkleeberg - Baumann et
1983). Die Präparation umfasste fast immer die Vorbereitung einer Schlagfläche
durch einen oder mehr Schläge sowie die Abformung eines entsprechenden
— 264 —
Außenwinkels. Präpariert wurden oft die Seiten, selten der Rückenteil. All diese
Maßnahmen hatten stets das Ziel, den Kerasteinkörper so zu formen, damit seine
Morphologie die Trennung einer Serie korrekten Klingen-Halbrohmaterials er¬
laubte.
Exploitiert wurden Kernsteine mit einer und zwei Schlagflächen, wobei den
letzteren der Vorzug gegeben wurde. Nur in Ausnahmefällen wurde die veränderte
Schlagrichtung angewendet (Rheindahlen - Bosinski 1966, Vinneuf - Gouedo
1993, 1994,
der Ausbeserungs-Maßnahmen verwendet worden sein. Zu den Ausnahmen ge¬
hören die Fundplätze, an denen die ausschließliche Anwendung von Kernsteinen
mit einer Schlagfläche bezeugt ist (Coquelle - Tuffreau 1983); es gibt auch nur
wenige Fundkomplexe, in denen die Kernsteine mit einer Schlagfläche deutlich in
vorherrschend sind (Querqueville - Clet et
et
ausschließlich Kernsteine mit zwei Schlagflächen angehören (np. Seclin - Revil-
lon 1994). Am häufigsten begegnen Kernsteine, deren Abbauflächen eine oder
beide Seiten einnehmen
dagegen Kernsteine mit umlaufender Abbaufläche
den an nur ein paar Stationen identifiziert (z.B. Seclin, Saint-Germain-des-Vaux -
Revillon 1994). Oft wurden die Reparaturmaßnahmen getroffen: die Trennung von
débordant-Kìmgen, die
serung der Schlag- und Abbaufläche. Statt der Reparatur konnte auch stufenweise
die Art und Weise der Kernstein-Exploitation verändert werden, wie dies in
ville-la-Rivière
Kernsteinen mit Präparation zur Anwendung gekommen zu sein, eine Ausnahme
bildet hierbei die verstärkte Abtrennung von
verwendete Ausbesserung der Schlagflächen. Eine Analyse der kernsteine aus den
europäischen Fundplätzen bestätigt die früher aufgestellte Hypothese bezüglich
des Bestehens einer Arbeitsökonomie.
Bei den mittelpaläolithischen Klingen-Fundkomplexen ist nicht nur eine be¬
trächtliche Differenzierung in der Art und Weise der Abformung und Exploita¬
tion von Kernsteinen, sondern auch ein unterschiedlih hoher Anteil von Klingen
an dem Gesamtinventar zu beobachten. Es gibt Fundplätze, an denen er niedrig
ist (z.B. die Stationen an dem Vanne-Fluß - Locht et
die Klingen eine wichtige Rolle spielten (z.B. Seclin, Riencourt) sowie solche,
an denen ausschließlich oder fast ausschließlich Klingen-Kernsteine bearbeitet
wurden (Rheindahlen, Rocourt). Es gibt keinen Zusammenhang zwischen dem
Klingen-Anteil und der Chronologie. An den meisten Fundplätzen sowohl der
älteren als auch der jüngeren Phase ist die Levallois-Fertigungsweise nachge¬
wiesen. Die Bedeutung des Levallois-Konzeptes ist variiert von Inventar zu In¬
ventar; unterschiedlich ist auch die Art des gewonnenen Halbrohmaterials. Vor¬
wiegend hanelt es sich dabei jedoch um Abschläge. Es wurden die
— 265 —
die récurrente-M&thode verwndet,
Der Anteil von Levallois-Erzeugnissen am Inventar schwankt zwischen einem
spurenhaften (Rheindahlen, Vinneuf) bis zu einem sehr bedeutenden (Rissori -
Locht 1990, Adam 1991,
unterschiedlicher Varianten nicht chronologisch bedingt. Neben dem Levallois-
Konzept kamen auf den meisten Fundplätzen auch Nicht-Levallois-Abschlag-
Techniken zum Einsatz.
Retuschierte Geräte sind mit Ausnahme von Crayford auf allen Fund¬
plätzen belegt worden. Die Erfassung einer allgemein geltenden Regelmässig-
keit bezüglich der Zusammensetzung von Geräten in den Klingen-
Fundkomplexen stößt grundsätzlich auf Schwierigkeiten. Es lassen sich allge¬
mein zwei Hauptgruppen von Geräten aussondern: von jungpaläolithischem
und von mittelpaläolithischem Typ. Ihr proportionaler Anteil ist in den einzel¬
nen Fundkomplexen verschieden. Unter den Geräten des mittelpaläolithischen
Typs kommen vor allem Schaber, hauptsächliche lang ausgezogene Formen,
gezähnte und gekerbte Geräte vor; die anderen Typen sind seltener vertreten.
An den wenigen Stationen traten auch bifaziale Formen — Messer (z.B. Vin¬
neuf) oder Faustkeile (Rheindahlen — Schmitz et
eine geringe Anzahl von Exemplaren vertreten sind. Unter den Geräten des
jungpaläolithischen Typs kommen Kratzer, Stichel, Bohrer sowie Klingen mit
Endretusche sowie Rückenmesser, deren Vorhandensein ein besonders charak¬
teristisches Merkmal der behandelten Fundkomplexe ist. Den jung¬
paläolithischen Formen
von Geräten dar, die an intentioneil gewähltem Halbrohmaterial erzeugt wur¬
den: sämtliche Rückenmesser und fast alle endretuschierten Klingen sind an
Klingen gefertigt. Rücken gestumpfte Formen konnten auf 13 Fundplätzen
(Piekary
bisweilen Einzelexemplare vertreten. Zahlreich vorhandene Geräte sind
Klingen und retuchierte Abschläge; sie bilden gelegentlich die stärkste oder
eine der stärksten Kategorie von Geräten (z.B. Rheindahlen, Seclin, Saint-
Germain-des-Vaux). Die Geräte des jung- und mittelpaläolithischen Typs
kommen in unterschiedlichen Proportionen vor; die einzelnen Fundkomplexe
weisen diesbezüglich beachtliche Unterschiede auf. Von einer intentioneilen
Auswahl des für die Erzeugung von Geräten benutzten Halbrohmaterial kann
auch kaum die Rede sein. Abgesehen von den rückengestumpften Formen, gibt
es da keine allgemein gültigen Regelmäßigkeiten. Dieses und vor allem das
fehlende Interesse an Klingen als Halbrohmaterial sind sehr bedeutend. Es
dürfte nämlich daraus zu schliessen sein,
nicht oder nicht vorrangig die Erzeugung eines für die Abformung retuschierter
Geräte geeigneten Halbrohmaterials beabsichtigt wurde. Das erwünschte Er¬
gebnis der Bearbeitung von Klingen-Kernsteinen war also eine rohe Klinge,
die unretuschiert oder womöglih nur schwach modifiziert benutzt wurde.
— 266 —
Abschluss
Auf Grund einer eingehenden Analyse der Fundinventare war es möglich,
eine Differenzierung von Merkmalen der europäischen Fundkomplexe mit der
Klingentechnik zu beobachten.
Die behandelten Erscheinungen tragen in herstellungstechnischer Hinsicht
einen diachronischen Charakter: Eine zeitlich vor sich gehende Evolution der
Klingen-Technik, d.h. derselben Art und Weise der Kernstein-Bearbeitung, lässt
sich nicht nachweisen. Die fortgeschrittenen Produktionsverfahren auf der
Grundlage der Exploitation regelmäßiger volumetrischer Kernsteine mit Präpara¬
tion jungpaläolithischen Typs, mit einer und zwei Schlagflächen, sind bereits in
den voreemszeitlichen Fundkomplexen anzutreffen; ihnen zeitgleich kommen
auch Industrien vor, bei denen die Klingen von unpräparierten Kernsteinen sowie
bei Anwendung des Levallois-Konzeptes gewonnen wurden. Die gleichen Ver¬
fahren der Herstellung des Klingen-Halbfabrikats sind an den Fundplätzen der
jüngeren Phase des MittelpaläoHthikums zu beobachten, auch wenn das für diese
Fundkomplexe nachweisbare Vorkommen und die Vergesellschaftung der er¬
wähnten Produktionsverfahren in den beiden Gruppen differenziert ist. Sowohl
die älteren (voreemszeitliche) als auch die jüngeren Fundverbände bilden techno¬
logisch und
verbände der einzelnen Phasen habe ich 5 Inventartypen ausgesondert, die zu¬
meist eine geringe Anzahl von Fundplätzen oder gar Einzelstationen umfassen,
wobei ich das Auftreten und die Anteile der verschiedenen Klingen-Techniken
und der sie begleitenden Abschlag-Techniken, vor allem der Levallois-Technik
berücksichtigt habe. Die Anzahl von Typen, wie sie innerhalb einer geringen
Anzahl von Fundplätzen mit Klingen ausgesondert wurden, spiegelt am besten
die Differenzierung der behandelten Erscheinung wider.
Alles in allem scheint aus den Ergebnissen der eingehenden Analyse der
ventare
von einer solchen überhaupt gesprochen werden kann, nicht in der Entwicklung
von Produktionstechniken allein (Vervollkommnung der Bearbeitung von Kern¬
steinen), sondern in den Umwandlungen der Inventarstruktur besteht. Diese
Umwandlungen finden ihren Ausdruck nicht in der allmählichen Ablösung der
einfacheren Techniken (Kernsteine ohne Präparation) durclrdie weiter entwickel¬
ten Techniken, was nicht nur als das Ausklingen der ersteren in der jüngeren
Phase der Fundkomplexe, in der die Kernsteine ohne Präparation als die einzigen
auftreten, beobachtet wird (was in der älteren Phase der Fall war, z.B. Saint-
Valèry-sur-Somme,
der jüngeren Phase der bis dahin nicht bekannten Fundkomplexe, in denen die
Kernsteine ohne Präparation überhaupt vertreten sind (z.B. Rocourt,
1990). Auf den jüngeren Fundplätzen kommen die Kernsteine ohne Präpartion
vorwiegend (oder vielleicht auch immer) weniger zahlreich vor.
— 267 —
Ein weiteres bedeutendes Element der behandelten Umwandlungen ist eine
deutlich geringere Rolle, die in den jüngeren Fundverbänden der Levallois-
Kozeption bei der Klingen-Herstellung zukommt - dort, wo die Klingen von den
volumetrischen Kernsteinen getrennt wurden, dienten die Levallois-Kernsteine
zur Herstellung anderer Arten von Halbrohmaterial. Es kann hier wohl von einer
gewissen Spezialisierung der einzelnen Technik-Varianten gesprochen werden.
Auch von einem für die Klingen-Fundkomplexe typischen Bestand und ei¬
ner für diese Fundkomplexe typischen Frequenz kann nicht gesprochen werden;
eine Ausnahme bilden hierbei die Rückenmesser. Zwischen dem Geräte- und
dem Rohmaterialtyp gibt es keinen Zusammenhang. Die Klingen wurden gern
für die Erzeugung von geraten des jungpaläolithischen Typs benutzt, allerdings
ist dies nicht immer der Fall. Die Klingen wurden zum großen Teil in rohem
Zustand genutzt.
Die mittelpaläolitischen Klingen-Komplexe stellen eine weitestgehend ein¬
heitliche Gruppe dar. Ihre Differenzierung betrifft sowohl verfahrenstechnische
als auch
Charakter tragen und als gemeinsames Merkmal durch die ausschließliche An¬
wendung der Klingentechnik von jungpaläolithischem Typ gekennzeichnet sind.
Das Vorkommen der Fundkompexe ist territorial stark begrenzt. Die Anwendung
dieses Verfahrens scheint durch die Verfügbarkeit des Rohstoffes von guter Qua¬
lität bedingt gewesen sein, sonst wurden keine Wechselbeziehungen festgestellt.
Die Anwendung der Klingen-Technik hängt auch nicht mit der Aufenthaltsdauer
der menschlichen Gruppen an einem Ort noch mit der Funktion des Fundplatzes
zusammen. Auf nahezu allen Fundplätzen stellten die Klingen-Techniken nur
eines der zahlreichen und oft bei weitem nicht das wichtigste Verfahren zur Er¬
zeugung des Halbfabrikats dar. Überall dort treten Geräte des mittelpaläolithi-
schen Typs auf. Handelt es sich bei diesen Fundkomplexen also nicht etwa um
die Spuren der Tätigkeit derselben Menschengruppen, die die zahlreichen Fund¬
verbände mit Abschlägen hinterlassen hatten, die den einzelnen taxonomen Ein¬
heiten zugewiesen werden? Sollte dies der Fall sein, so wäre die Fertigkeit der
Bearbeitung volumetrischer Kernsteine allein nicht mit deren Nutzung glechbe-
deutend gewesen; von dieser Technologie wurde wohl dann Gebrauch gemacht,
wenn dies aus irgendwelchen Gründen als notwendig oder möglich erachtet
wurde. Für die Annahme einer solchen.Hypothese spricht der Umstand,
zahlreiche Klingen-Komplexe in typologischer Hinsicht solchen des
oder seltener des Micoquien nahekommen, auch wenn zu betonen ist,
Original-Inventare
Situation, die bei dem für die unterschiedlichen Kulturen nachweisbaren Leval-
lois-Konzept zu beobachten ist. Mit der Annahme einer solchen Hypothese drän¬
gen sich die Fragen nach den Ursachen und dem Wesen der Differenzierung der
Fundkomplexe auf. Falls die damaligen Hersteller, denen Bearbeitungsverfahren
von Klingen-Kernsteinen geläufig waren, diese nicht in einem größeren Umfang
— 268 —
praktisch verwendeten, so hat dies zu bedeuten,
duktes, wie es eine Klinge war, nicht nur notwendig, sondern, sieht man einmal
von den Sonderfällen ab, auch in höchstem Maße erwünscht war (besonders
günstige Rohstoffsituation? Umweltbedingungen? Tätigkeit eines bestimmten
Typs?), und dieses
Lebens der Bevölkerung verknüpft gewesen sein. Dies bedeutet ferner auch,
die Kenntnis der einzelnen technischen Massnahmen nicht mit ihrer Anwendung
gleichbedeutend war, und ihre Beherrschung hing von anderen Faktoren ab.
Die vorliegend behandelten Steinindustrien kommen auf und klingen aus im
Laufe des Mittelpaläolithikums, ohne daß sie die Entwicklung der über diesen
Zeitraum hindurch vorherrschenden mittelpaläolithischen Technologien in irgend¬
einer Weise beeinflußt hätten. Diese Erscheinung ist für die auf den Abschlagtech¬
niken gegründeten Industrien nur
um die hauptsächliche, vorwiegend auch ausschließliche Methode zur Gewinnung
des Halbrohmaterials handelte, setzt sich erst im Jungpaläolithikum breiter durch.
Die technologische Wende, die sich zu Beginn des Jungpaläolithikums abzeichnet,
scheint irgendwelche tiefer reichenden Umwandlungen widerzuspiegeln, von de¬
nen ebenfalls oder vielleicht vornehmlich auch andere Lebensbereiche als die
Steinbearbeitung betroffen wurden. Die neuen Verhaltensweisen werden es wohl
gewesen sein, die einen dermaßen radikalen Wandel innerhalb der Steininventare
sowohl in technologischer als auch typologischer Hinsicht erzwungen haben. Ein
wichtiger und hervorzuhebender Umstand ist es wiederum,
Elementen, die mit der Technologie und Typologie, doch auch mit der funktionalen
Differenzierung der für das Jungpaläolithikum charakteristischen Fundplätze
(Werkstätten) zusammenhängen, erstmalig bereist im Mittelpaläolithikum in Er¬
scheinung treten, was selbstverständlich nicht bedeutet,
den Zeiträumen etwa eine unmittelbare Kontinuität zu suchen ist. Im Gegenteil,
die Klingen-Fundkomplexe dieser beiden Phasen sind voneinander unabhängig;
das Außergewöhnliche im Mittelpaläolithikum sollte erst im Jungpaläolithikum
selbstverständlich und allgemein üblich.
Übersetzt von
Ich danke herzlich Herrn
setzung dieser Text auf Deutsch.
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