Rhetorik des Schweigens: Versuch über d. Schatten literar. Rede
Gespeichert in:
1. Verfasser: | |
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Format: | Buch |
Sprache: | German |
Veröffentlicht: |
Frankfurt a.M.
Suhrkamp
1981
|
Schriftenreihe: | Suhrkamp Taschenbuch.693.
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Schlagworte: | |
Online-Zugang: | Inhaltsverzeichnis |
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ISBN: | 3518371932 |
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Die Schwierigkeit, über Schweigen zu reden
Statt einer Einleitung 11
»I CANNOT HEAVE MY HEART INTO MY MOUTH«
—
Г>ЄГ
Rest,
der
Schweigen ist: Innerlichkeit — Infarkt des Künstlerherzens —
King Lear: Cordelias Schweigen und die Inflation von dessen
Goldwert— »SCHWEIG STILLE, MEIN HERZE« — religiöses Schwei-
gen: Cusanus, Eckhart, Dante, Klopstock - warum Abraham
schwieg: Kierkegaard — Kosmische Leere — Lärmschutz —
stille heile Welt — »schaffe Schweigen « — sprachlose Natur¬
sprache der Kunst: Adorno — Stille der Natur: Eichendorff,
Keller, Stifter,
Leopardi,
Lorca - Maulkorb - Diktatur des
Schweigens, von innen:
Neruda
— »das Maul am Grund«:
Kunze — »des Volkes Schweigen schrie«: Biermann — Feigen¬
blatt — die schmutzige Sache und das saubere Wort - »den
Schweinen ist alles Schwein«: Nietzsche — pornographisches
Verheimlichen: Sterne, Maupassant, Schnitzler — Nacktheit:
Heinse, de
Sade,
Miller —
pantomime
— Gebärde als »Sprache
des Inneren«: Hegel — mimetisches Vermögen: Benjamin,
Bloch — kommunizierte Kommunikation: Ivlarcel
Marceau
-
gestisches Zeigen: Brecht - sprachlose Schrecksekunden:
Peter Handke — Hermeneutik des sprachlosen — Schweigen
als Mitteilungsform — seine Öffentlichkeit - Der Schatten der
Rede - Anti-Poetik - die konstitutive Lücke: Iser, Merlau-
Ponty, Sartre, Derrida -
parole pleine
und
parole vide
- das
»sujet infans«: Lacan
— schweigendes Zuhören — man sagt, was
man sieht; sieht man, was man sagt? — Code, der blinde Fleck
der Rede — REDEVERBOTE UND SCHWEIGEGEBOTE - Suversion
des kulturellen Diskurses:
Foucault
— Schweigen als Artikula¬
tion eines epochalen Defizits — sprachloser Sozialkitt.
I.
Sprachlose Rührung:
von Gemmingen, Iffland, Schiller 51
stumme Selbstverständigung des Publikums — »stummes
Spiel«: Diderot, Sulzer — bürgerliche Genrebilder im Gold¬
rahmen gerührten Schweigens: von Gemmingen, Iffland —
rahmensprengende Rührung: Schiller — Dramaturgie des
Schweigens — Sprachnot als Standesproblem; Kabale und
Liebe — sprachloses Erstarren: Die Räuber, Fiesco,
Demetrius
— Geschichte im Stillstand: Don Carlos, Wallenstein — sprach¬
loser Widerstand, kritische Rührung durch Musik: Teil.
II.
Die Schweigsamkeit der Anschauung: Goethe 71
Beredtes Schweigen der Phänomene - Unaussprechlichkeit
des Symbols - Verhüllen und Enthüllen: St. Nepomuks Vor¬
abend — Sprachlosigkeit des Aug-in-
Aug:
Wink — schweigen¬
des Rätselwesen:
Mignon
— Verschwiegenheit als Erschei¬
nungsform geschichtlicher Erneuerung: Die natürliche Toch¬
ter — »mein Innres überlaßt mir selbst«: Ottilie — Entsymboli-
sierung als Sprachtod.
III.
Hölderlins pfmgstliche Sprachutopie 87
Sprachfremde und Sprachheimat — »die Blume des Mundes«:
Renaturalisierung der Kommunikation — pfingstliche Sprach¬
gemeinschaft — Sprachnot und Utopie —
Hybris
der Rede: Wie
wenn am Feiertage ... - Sprachwinter: Hälfte des Lebens —
Verstummen als poetisches Gelingen: Die Kürze — »Vom
Höchsten will ich schweigen«: Empedokles — »der deutsche
Dichter schweigt«.
IV.
Kleists »Unsägliches Gefühl« 101
Sprachlose Tiefe der Subjektivität — >Wer spricht?^
Amphi¬
tryon
— Ichverlust und Sprachverlust — das dreifache »Ach«
der Alkmene — »innerstes Gefühl«:
Marquise
von O. — sprach¬
lose Katastrophe: Penthesilea — Selbstmord »Wort für Wort«.
V.
Stillgelegte Subjektivität: Stifter 111
Schweigenlernen als Erziehungsprogramm: Der Nachsommer
- verschlucktes Gefühl: Risach und Mathilde - sprachlose
Verliebtheit — schweigsame Annäherung: Heinrich und
Nat¬
halie
— Kommunikation
en profil
— stumme Augen-Welt,
erzählerisch vakuumverpackt: »stille und schweigende Land¬
schaften« — der Ich-Erzähler als wortreicher Schweiger.
VI.
Nichtssagendes Reden und vielsagendes Schweigen:
Fontane 120
Versprachlichte Wirklichkeit — die fragwürdige »Menschlich¬
keit« des Gesprächs — Rede als Versteck — verschwiegene
Beziehungen:
Effì
Briest
— plauderhaftes Verschweigen: der
Brief aus Padua — Sprachlosigkeit als emotionales Defizit und
als Kritik daran - katastrophales Versteckspiel - »Es gibt
keine Verschwiegenheit«: das Gespräch zwischen Innstetten
und WüIIersdorf.
VII.
Trostloses und verstocktes Schweigen: Tschechow und
Hauptmann 134
Die Gemeinsamkeit sprachloser Einsamkeit: Tschechows Fi¬
guren — Unerträglichkeit sprachlicher Bekenntnisse: Die drei
Schwestern, Onkel Wanja — »Ich schweige ja schon«: Der
Kirschgarten — die Undurchdringlichkeit der Pause - Ver¬
schwiegenheit als Versteinerung: Hauptmann — die Sprachnot
der Rose Bernd— sprachlich verschüttete Sprechlust: Michael
Kramer.
VIII.
»Musique du silence«: Mallarmé,
Wagner, Maeter¬
linck,
Debussy
143
»poème tu«
und
»objet tu«
— Selbstaufhebung lyrischer Rede:
Sainte
— Musikalität der Sprache, Sprachlichkeit der Musik:
Wagner - tönendes Schweigen: Tristan - »La
musique est faite
pour l inexprimable«: Debussy
—
»nous sommes obligés de
nous taire«: Maeterlinck
— schwebende Kommunikation: Pel-
léas et Mélisande.
IX.
Der »Anstand des Schweigens«: Hofmannsthal,
Schnitzler 154
Der Chandos-Brief: Krise der Rhetorik als Rhetorik der Krise
— Sprach-Wirbel, Sprachzusammenhang und
individuum
ineffabile
— die stummen Dinge und der Erkenntnistrip des
Körpers — »das Reden basiert auf einer indezenten Selbstüber¬
schätzung«: Der Schwierige — Subkonversation — das ver¬
schwiegene Ja-Wort — Ironie des Schlusses,
»sans mot dire«
—
»Hülsenmenschen«: Schnitzler — »Worte lügen«: Die Stunde
des Erkennens, Das weite Land — der verschwiegene »Ab¬
grund«: Professor Bernhardt.
X.
»Lauter Unsägliches«: Rilke 168
Inszeniertes Sprachfiasko — die leere »Mitte« als unsägliche
Bedeutungssumme — »Verwandlung« —
»cette langue qui reste
muette«
— Kommunikation mit dem Offenen — die »stimmlose
Stimme eines wirklichen Konflikts«: Malte
Laur
ids Brigge
—
zwischenmenschliche Fremde — die Sprache der Fische — »Me¬
lodie der Dinge« und tönendes Sprach-Ding: Gong -
»lan¬
guage
de
ľabsence«
- »Verkörperung« des Unsäglichen.
XI. Die
Melodie
von Robert Walsers GeschAvätzigkeit und
ihre Untertöne 178
»In allem Reden breitet sich eine Steppe der Stummheit aus,
und ich kann schweigen, und es ruft in einem fort daraus auf«
- defensives Schweigen — sein Reichtum — der »heiße Brei« des
Schriftstellers - die Lust des unterdrückten Schreiens: Kuß —
sprachlose Bindung: Jakob von Gunten — das »Bewußtsein des
Unheils findet in der Regel keine Worte«: Der Gehülfe —
Vorbeischreiben und Vorbeigehen: Der Spaziergang — Unter¬
laufen der Selbstzensur— »und damit
basta!««
XII. Schweigen der Macht - Macht des Schweigens: Kafka
und Kraus 190
Der Gesang der Sirenen: Horkheimer/Adorno — Das Schwei¬
gen der Sirenen: Kafka — der Erwartungs-Erwartungzusam-
menhang mythischer Macht — Schweigen im Text und Schwei¬
gen des Textes:
projektive Besetzbarkeit
- die heile Welt der
Sprache und der »Wortmisthaufen der Welt«: Kraus — die
»tödliche Stille« der Zitaten-Collage — »Wer etwas zu sagen
hat — trete vor und schweige!«
XIII. Das stille Reden des Untersagten:
Horváth, Kroetz
199
»Stille« als »Stillstand« —
Horváths
durchlöcherte Volks¬
stücke — »Totenstille beim Heurigen« — Kampf des Bewußten
mit dem Unbewußten — die stumme Sprache des inwendig
Unterdrückten — »Pause« und »Stille« — »Stille« als Kommu¬
nikationspanne und als verpaßte Chance eines Neuanfangs:
Kasimir und Karoline — Sprachverkrüppelung bei Kroetz:
Stallerhof, Michis Blut, Oberösterreich — die
black box
der
Pausen.
XIV. Der verschwiegene Grund der Rede: Sarraute,
Pinter,
Beckett
215
Der Schwindel am Rand der Sprache:
Nathalie
Sarraute —
Schweigen als Provokation zur Selbstdarstellung:
Le
silence —
»Under what is said, another thing is being said«: Pinter
—
Schweigen als
Medium
der Zeiterfahrung:
Silence
— »nur
darum handelt es sich, zu Ende zu kommen«:
Beckett
—
Sprachlich veranstaltete Grenzerfahrung: Molloy, Malone
stirbt, Der Namenlose — auf Dauer gestellt: Rede als Schrei des
Verstummens
.
XV.
»Ins Schweigen der Antwort«: Celan 226
Das unsagbare Gemeinte, Horizont der Rede — »Leerzeilen«
— die »Neigung zum Verstummen« — Sprachzerstückelung:
versteinerte Utopie — sprachliches Absterben - Schweigen, die
Sprache ohnmächtigen Widerstands — »nichts stockt« — das
»Geheimnis der Begegnung« in der Büchner-Rede — ihr Höhe¬
punkt, sprachlich übersprungen.
XVI. Körpersprache — Sprachkörper:
Canetti
240
Die Blendling . Schweigeszene auf der Mutstraße — Kiens
Wehrlosigkeit gegenüber Thereses Sprache — sein Weinen und
sein Lachen — Der Ohrenzeuge — Verkörperlichtes Sprechen —
kommunikative Defekte — Sprachdruck — körpersprachliche
Intimität — vor- und fremdsprachliches Bedeuten: Die Stim¬
men von Marrakesch — »Der Gedanke, der sich verschweigt,
verzichtet auf Berührung« — sprachloser Lebenswille: das
schreiende Bündel in Marrakesch.
XVII. Stumme Zeichensprache: Eich 252
»Sprache beginnt, wo verschwiegen wird« — Naturhierogly¬
phen — »die Nachricht für dich ist weiß« — Aequinoktium: Tag-
und Nachtgleiche zwischen Wahrheit und Lüge — Reden und
Schweigen ineinander umschlagend: Der Text als Drehpunkt
— »In andern Sprachen«: Pfingsten gegen den Strich — Aufblit¬
zen der Wahrheit im Verschwinden — Taubstummensprache:
Man bittet zu läuten — Schweige- und Redemauern - Sprach¬
speichel — die subversive Ohnmacht stummer Zeichensprache.
C o d
а
: Die guten und die schlechten Wörter der Ilse
Aichinger 264
Sprachkritischer Verzicht aufs Verstummen — Sprachkritik
ohne Wirklichkeitskritik? Adaequatio
rei
ad linguam — mit
»schlechten Wörtern« weiter sagen, was die guten verschwei¬
gen.
Anmerkungen 268
Literaturverzeichnis 317
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