Frédéric Chopin
mini|Frédéric Chopin, Fotoporträt von Louis-Auguste Bisson um 1849. Original seit 1939 in Warschau verschollen, Fotokopie in der Chopingesellschaft Warschau. Gilt als letztes Bild Chopins.Fryderyk Franciszek Chopin (veraltet auch ''Friedrich Chopin'', französisch ''Frédéric François Chopin'', seltener ''Szopen''; * 22. Februar oder 1. März 1810 in Żelazowa Wola, Herzogtum Warschau; † 17. Oktober 1849 in Paris, Zweite Französische Republik) war ein polnischer Komponist, Pianist und Klavierpädagoge. {| class="wikitable mw-collapsible mw-collapsed toptextcells" style="width: 25em; float: right; margin: 1em 1em; clear: right; font-size: 80%;" ! colspan="2" style="background:#CCCCFF; font-size:105%;"| Zeittafel |- |colspan="2" style="text-align:center;"| Zur Entstehungszeit der Werke Chopins siehe unten: Werke. |- |style="width:30%"| 6. April 1807 | Geburt von Ludowika, Chopins älterer Schwester. |- | 22. Februar oder 1. März 1810 |Geburt Fryderyk Chopins in Żelazowa Wola gegen 18 Uhr. |- | 23. April 1810 | Taufe Fryderyks in der Kirche Świętego Rocha i Jana Chrzciciela in Brochów. |- | September/Oktober 1810 | Umzug der Familie Chopin nach Warschau. |- | 9. Juli 1811 | Geburt der Schwester Izabela. |- | 20. November 1812 | Geburt der Schwester Emilia. |- | 1813 | Chopins erste Klavierspielversuche. |- | 1814 | Tod des Großvaters François Chopin. |- | 1816 | Erster Klavierunterricht bei der Schwester Ludowika. |- | 1817 | Erster Klavierunterricht bei Wojciech Żywny. Erstes gedrucktes Werk – ''Polonaise g-moll'' (B. 1, KK IIa/1, Cho 161). |- | 24. Februar 1818 | Erster öffentlicher Auftritt auf einem Wohltätigkeitskonzert im Radziwiłł-Palais. Chopin spielt das Klavierkonzert e-Moll von Adalbert Gyrowetz. |- | 26. Februar 1818 | Chopin schenkt der Mutter des russischen Zaren bei einem Besuch im Warschauer Lyzeum zwei Kompositionen (die Polonaisen g-Moll und B-Dur). |- | 1822 | Erster Kompositionsunterricht; zur Vorbereitung auf das Studium übernimmt Józef Elsner den Unterricht. |- | 1823 | Aufnahme in das Warschauer Lyzeums. |- | 1825 | Auftritt Chopins vor Zar Alexander I., der ihm einen Brillantring schenkt. |- | Juli 1826 | Chopin verlässt das Warschauer Lyzeums ein Jahr früher ohne Reifeprüfung. |- | 28. Juli – 11. September 1826 | Reise nach dem Heilbad Bad Reinertz (heute Duszniki-Zdrój) als Begleiter der Schwester Emilia und der Mutter. Benefizkonzert für Waisenkinder. |- | Ende September 1826 – April 1829
| Musikstudium an der Hochschule für Musik |- | 10. April 1827 | Tod von Emilia, der 14-jährigen, jüngsten Schwester Chopins. |- | 31. Juli – 19. August 1829 | Reise nach Wien, Prag, Dresden. |- | 11. August 1829 | 1. Konzert in Wien. |- | 18. August 1829 | 2. Konzert in Wien. |- | 21. – 24. August 1829 | Besuch Prags nach der Abreise aus Wien. |- | 26. August – 2. September 1829 | Besuch Dresdens nach der Abreise aus Prag. |- |1829/1830 | Begegnung mit den romantischen Dichtern Stefan Witwicki, Bohdan Zaleski, Seweryn Goszczyński u. a. |- | 17. März 1830 | Erstes Konzert im Teatr Wielki in Warschau. |- | 11. Oktober 1830 | Abschiedskonzert im Teatr Wielki in Warschau. |- | 2. November 1830 | Abreise aus Warschau Richtung Kalisz. |- | 5. November 1830 | Abreise aus Kalisz, er verlässt Polen. |- | 6. November 1830 | Ankunft in Breslau und Auftritt am 8. November (Rondo aus dem e-Moll Klavierkonzert). |-
| 23. November 1830 | Nach 8 Tagen Aufenthalt in Dresden und kurzem Aufenthalt in Prag Ankunft in Wien. Beginn des Novemberaufstands in Warschau. |- |23. November 1830 bis 20. Juli 1831 | 2. Aufenthalt in Wien. |- | 11. Juni 1831 | Auftritt Chopins in Wien (Konzert von D. Mattis). |- | 20. Juli 1831 | Chopin verlässt Wien und reist über Salzburg, München (Auftritt am 28. August 1831), Stuttgart und Straßburg nach Paris. |- | 8. September 1831 | Kapitulation Warschaus, während Chopins Aufenthalt in Stuttgart. |- | 5. Oktober 1831 | Ankunft in Paris. |- | 7. Dezember 1831 | Robert Schumann veröffentlicht in der „Allgemeinen Musikzeitung“ einen Artikel über Chopin. |- | 25. Februar 1832 | Erstes Konzert in Paris in den Salons Pleyel, 9 rue Cadet. |- | Januar 1833 | Fryderyk wird Mitglied der Polnischen Literarischen Gesellschaft in Paris. Beginn der Freundschaft Chopins mit Bellini und Berlioz. |- | 16. Mai 1834 | Reise nach Aachen zum Niederrheinischen Musikfest. Besuch in Köln, Koblenz und Düsseldorf –Begegnung mit Felix Mendelssohn Bartholdy. |- | Sommer 1835 | Reise nach Karlsbad, hier trifft er seine Eltern. Reise nach Dresden und Kennenlernen von Maria Wodzińska. |- | 1. August 1835 | Chopin erhält einen französischen Pass. |- | 1836 | Heimliche Verlobung Fryderyks mit Maria Wodzińska. Rückreise über Leipzig.
Treffen mit Robert Schumann. |- |Ende Oktober 1836 |Erste Begegnung mit George Sand in Paris bei einem Empfang im Hôtel de France. |- | 1837 | Fryderyk lehnt den Titel eines Hofpianisten des russischen Zaren ab. Lösen der Verlobung mit Maria Wodzińska. |- | 7. Juli 1837 | Chopin als Begleiter von Camille Pleyel für zwei Wochen in London. Treffen mit dem Klavierbauer Broadwood. |- |12. März 1838 | Konzert in Rouen. Chopin spielt sein Klavierkonzert Nr. 1 in e-Moll op. 11. |- | April 1838 | Beginn der Liebesbeziehung mit George Sand. |- | 18. Oktober 1838 | Abreise George Sands mit ihren Kindern nach Mallorca (Chopin folgt am 27. Oktober). |- | 15. Dezember 1838 | Umzug in die Kartause Valldemossa auf Mallorca. |- | 13. Februar 1839 | Abreise aus Mallorca. |- | 24. Februar – 22. Mai 1839 | Aufenthalt in Marseille. |- | 1. Juni–10. Oktober 1839 | Chopins 1. Aufenthalt in Nohant. |- | 1839, 1841–1846 | Chopin verbringt sieben Sommer in Nohant |- | 26. April 1841 | Öffentliches Konzert Chopins in Paris nach sechsjähriger Pause. Konzertkritik von Franz Liszt in der „Gazette Musicale“. |- | 3. Mai 1844 | Tod des Vaters Mikołaj Chopin. |- | Ende Mai 1846 bis 11. November 1846 | Chopins letzter Aufenthalt in Nohant. |- | 28. Juli 1847 | Letzter Brief George Sands an Chopin. Ende der Beziehung. |- | 16. Februar 1848 | Letztes Konzert in Paris im Konzertsaal der Salons Pleyel, 22 rue Rocheouart. |- | 22. Februar 1848 | Ausbruch der Februarrevolution in Paris. |- | 4. März 1848 | Letzte, zufällige Begegnung von George Sand und Chopin in Paris. |- | 19. April 1848 | Reise mit Jane Stirling nach England und Schottland. |- | 23. November 1848 | Rückkehr nach Paris. |- | 9. September 1849 | Der sterbenskranke Chopin bezieht die Wohnung in Paris, Place Vendôme 12. |- | 17. Oktober 1849 | Tod Fryderyk Chopins gegen zwei Uhr morgens in Paris, Place Vendôme 12. |- | 30. Oktober 1849 | Trauergottesdienst in der Kirche La Madeleine in Paris und Begräbnis auf dem Friedhof Père-Lachaise. |- | 17. Oktober 1850 | Auf dem Friedhof Père-Lachaise enthüllt Jean-Baptiste Auguste Clésinger das von ihm gestaltete Grabmal mit dem Medaillon Fryderyk Chopins. |- | 1. März 1879 | Bestattung von Chopins Herz in der Heilig-Kreuz-Kirche (Kościół Świętego Krzyża) in Warschau. |- | 1927 | Gründung des Internationalen Chopin-Wettbewerbs in Warschau. |- | 1949 | Chopinjahr aus Anlass seines 100. Todestages. |- | 1960 | Chopinjahr aus Anlass seines 150. Geburtstags. |- | 3. Februar 2001 | Inkrafttreten des Gesetzes zum Schutz des Erbes von Chopin. |- | 2010 | Chopinjahr aus Anlass seines 200. Geburtstags. |}
Chopins Vater war Franzose, seine Mutter Polin. Er besaß daher die polnische und französische Staatsbürgerschaft. Er wuchs in liebevoller, anregender häuslicher Atmosphäre auf. Seine lebenslange enge Bindung an Familie und Heimat war bestimmend für seine Persönlichkeit. Der als Wunderkind geltende Chopin erhielt seine musikalische Ausbildung in Warschau, wo er auch seine ersten Stücke komponierte. Die ersten zwanzig Jahre seines Lebens verbrachte er in Polen, das er am 2. November 1830 aus beruflichen und politischen Gründen verließ. Ab Oktober 1831 bis zu seinem Tod (1849) lebte Chopin überwiegend in Frankreich. Sein Leben war geprägt von Krankheit. Zuletzt war er mittellos und auf die Hilfe von Freunden angewiesen. Er starb im Alter von 39 Jahren, höchstwahrscheinlich an einer Perikarditis (Herzbeutelentzündung) als Folge einer Tuberkulose.
Chopin ist wie Robert Schumann, Franz Liszt, Felix Mendelssohn Bartholdy u. a. ein Repräsentant der Romantik, die in seiner Wahlheimat Frankreich ihre Blütezeit zwischen 1815 und 1848 hatte. Als Komponist schuf er fast nur Werke für Klavier. Chopins Kompositionsstil ist beeinflusst von der polnischen Volksmusik, der klassischen Tradition Bachs, Mozarts, Webers, Hummels und Schuberts, besonders aber vom Stil des Belcanto der zeitgenössischen italienischen Oper und ihrem Vertreter Vincenzo Bellini. Von prägendem Einfluss war die Atmosphäre der Pariser Salons, in denen Chopin häufig verkehrte. Hier entfaltete er seine Fähigkeiten in freien Improvisationen am Klavier, die oft zur Grundlage seiner Kompositionen wurden. Seine Neuerungen in allen Elementen der Komposition (Melodik, Rhythmik, Harmonik und Formen) und das Einbeziehen der polnischen Musiktradition mit ihrer Betonung des nationalen Charakters waren für die Entwicklung der europäischen Musik wichtig.
Schon zu Lebzeiten galt Chopin als einer der führenden Musiker seiner Zeit. Sein Klavierspiel und sein Wirken als Lehrer wurden wegen der Erweiterung und Ausnutzung der technischen und klanglichen Möglichkeiten des Instrumentes, der Sensibilität des Anschlages, der Neuerungen im Gebrauch der Pedale und im Fingersatz als außergewöhnlich angesehen. Seine Ideen über das Unterrichten und das Klavierspiel (''facilité'' – „Leichtigkeit“, Ablehnung des perkussiven „klopfenden“ Anschlages, Vorbild des Gesanges, des sogenannten Belcanto in Agogik und Artikulation, Ablehnung des mechanischen Übens ohne musikalisches Engagement, Einsatz und Ausbildung der Finger nach ihren natürlichen physiologischen Gegebenheiten anstatt gleichmacherischem Fingerdrill) gelten bis heute in der Klavierpädagogik als grundlegend, beziehungsweise werden in ihrer Bedeutung erst heute richtig erkannt (zum Beispiel in der Prävention von Spielschäden).
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